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Polarisierung politischer Lager in der Pandemie

Polarisierte Lager

21CDU–SPD

7.4 Polarisierung politischer Lager in der Pandemie

Die Pandemie hat den politischen und damit auch den parteipolitischen Raum verän- dert. Die Exekutive ist stärker in den Fokus getreten und war gleichzeitig in der Krisen-bewältigung besonders gefordert. Damit haben sich auch die Sympathien für Parteien im Sommer 2020 etwas verschoben. Die Regierungsparteien CDU, CSU und SPD haben an Sympathie gewonnen. Bei den Oppositionsparteien Grüne, FDP und Linke hat sich dagegen kaum etwas verändert. Die Ablehnung der AfD hat noch einmal etwas zuge-nommen. Die polarisierte Lagerbildung mit Sympathie für die eine oder gleichzeitiger Ablehnung der anderen Seite verändert sich nicht grundlegend, wird aber noch einmal etwas stärker.

Abbildung 35: Mögen und Ablehnen von Parteien vor und in der Pandemie

Quelle: Vor der Pandemie: Umfrage 1021 der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2019/20. In der Pandemie: Umfrage 1023 der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2020. Angaben in Prozent.

Fehlende Werte zu 100 Prozent „weiß nicht/keine Angabe“. Identische Frageformulierung in beiden Umfragen.

Frage: „Manche Menschen mögen die eine Partei sehr oder etwas, während sie andere Par- teien etwas oder sehr ablehnen. Manche Parteien sind einem auch gleichgültig. Wie ist das bei Ihnen? Wie denken Sie über die …? Und wie denken Sie über …?“

Im Einzelnen sehen die Ergebnisse folgendermaßen aus. Vor allem die Regierungspar- teien CDU, CSU und SPD erhalten mehr Sympathie in der Pandemie. Bei der CDU steigt der Anteil von Menschen, die sie sehr oder etwas mögen, von 43 Prozent vor der Pande-mie auf 54 Prozent in der PandePande-mie. Bei der CSU gibt es einen Anstieg von 30 Prozent auf 37 Prozent. Für die SPD gaben vor der Pandemie 44 Prozent an, die Partei sehr oder etwas zu mögen, während es in der Pandemie 52 Prozent sind.37

Bei den Grünen, der FDP und der Linken zeigen sich kaum Veränderungen. Die Ablehnung

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CDUCSUSPDFDPLinkeAfDGrüne

mag ich sehr mag ich etwas ist mir gleichgültig lehne ich etwas ab lehne ich sehr ab

vor der Pandemie

für die AfD ging in der Pandemie zurück. Vor der Pandemie gaben 13 Prozent an, die AfD sehr oder etwas zu mögen, in der Pandemie sind es 9 Prozent.

Die Anhängerinnen und Anhänger der AfD unterscheiden sich in der Einschätzung ihrer eigenen Situation in der Pandemie deutlich von den übrigen Wahlberechtigten. Der Aus- sage „Die Corona-Krise ist eine starke berufliche Belastung für mich“ stimmen insgesamt 14 Prozent zu (ohne Abbildung). Unter den Personen, die die AfD sehr oder etwas mögen, sind es mit 25 Prozent deutlich mehr. Ähnlich sieht es bei anderen Belastungen aus.

Einer starken privaten Belastung durch die Corona-Krise stimmen in der Bevölkerung 9 Prozent voll und ganz zu, während es unter denen mit AfD-Sympathie (sehr oder etwas mögen) 27 Prozent sind. Eine starke familiäre Belastung bestätigen unter allen Wahlbe-rechtigten 10 Prozent, bei den Menschen mit Sympathie zur AfD sind es mit 13 Prozent etwas mehr. Finanziell bedeutet die Corona-Krise für 9 Prozent aller Wahlberechtigten eine starke Belastung („stimme voll und ganz zu“), bei jenen mit Sympathie für die AfD sind es 21 Prozent. Die Anhängerinnen und Anhänger der AfD fühlen sich von der Pan-demie in verschiedener Hinsicht mehr belastet als die übrige Bevölkerung.

Ein weiterer deutlicher Unterschied zwischen den Anhängerschaften der AfD und der übrigen Parteien ist die Haltung zu Verschwörungstheorien. Bereits vor der Pandemie hatten die Anhängerinnen und Anhänger der AfD eine deutlich größere Neigung, an Ver- schwörungstheorien zu glauben als andere (Roose 2020a). Diese Neigung ist noch ein-mal stärker geworden im Vergleich zu den Anhängerschaften anderer Parteien (Roose 2020b). Da gleichzeitig die Sympathie für die AfD und die Absicht, sie zu wählen, etwas zurückgegangen sind, dürfte es sich hierbei um einen Sortierungseffekt in dem Sinne handeln, dass die offene Haltung der AfD gegenüber den „Querdenkern“ und einer Leugnung der Pandemie Menschen mit Sympathie für Verschwörungstheorien der AfD treu geblieben sind, während andere, die von einer verschwörungstheoretischen Erklä-rung der Pandemie nichts halten, der AfD den Rücken gekehrt haben.

Abbildung 36: Polarisierte Parteisympathie vor und in der Pandemie

Quelle: Vor der Pandemie: Umfrage 1021 der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2019/20. In der Pandemie: Umfrage 1023 der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2020. Angaben in Prozent.

Fehlende Werte zu 100 Prozent andere Angaben zur Sympathie gegenüber beiden Parteien,

„weiß nicht/keine Angabe“. Identische Frageformulierung in beiden Umfragen.

Frage: „Manche Menschen mögen die eine Partei sehr oder etwas, während sie andere Par- teien etwas oder sehr ablehnen. Manche Parteien sind einem auch gleichgültig. Wie ist das bei Ihnen? Wie denken Sie über die …? Und wie denken Sie über …?“ – Abfrage der Parteien in zufälliger Reihenfolge. Hier: Parteien werden „etwas“ oder „sehr“ gemocht bzw. abgelehnt.

Lesebeispiel für die Zeile „CDU-SPD“: Vor der Pandemie haben 9 Prozent der Wahlberech- tigten angegeben, die erstgenannte CDU sehr oder etwas zu mögen und gleichzeitig die zweitgenannte SPD sehr oder etwas abzulehnen. Vor der Pandemie mögen 13 Prozent die zweitgenannte SPD sehr oder etwas, während sie die erstgenannte CDU sehr oder etwas ablehnen. In der Zeile darunter wird deutlich, dass in der Pandemie der Anteil von Wahl-berechtigten, die die CDU sehr/etwas mögen und gleichzeitig die SPD sehr/etwas ablehnen, bei 10 Prozent liegt. In der Pandemie mögen 9 Prozent die SPD sehr/etwas und lehnen gleichzeitig die CDU sehr/etwas ab.

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