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Meinungsunterschiede in Parteianhängerschaften

Parteianhängerschaften

6.1 Meinungsunterschiede in Parteianhängerschaften

Bei der Links-Rechts-Skala und allen hier diskutierten inhaltlichen Fragen gibt es große Überschneidungen bei den Parteianhängerschaften. Meist tendieren die Parteianhän- gerschaften zu Mittelpositionen. Jenseits dieses Überschneidungsbereichs finden wir ein durchgängiges Muster. Bei den inhaltlichen Fragen positionieren sich die Anhänger-schaften von Linken und Grünen tendenziell auf der einen Seite, die Anhängerschaft der AfD überwiegend auf der anderen Seite. Die Anhängerinnen und Anhänger von CDU/CSU, SPD und FDP sind dagegen zwischen diesen Polen zu finden. Deutlich ist dies auf der Links-Rechts-Skala (nur die Linke und die AfD) und bei der Klimapolitik, am stärksten ist der Kontrast aber bei der Migrationspolitik.

Doch nun der Reihe nach. Auf der Links-Rechts-Skala hat die Selbsteinstufung der Wäh- lerinnen und Wähler fast aller Parteien eine starke Tendenz zur Mitte. Die konsequenten Randpositionen werden bei CDU/CSU, SPD, Grünen und FDP nur von wenigen gewählt, bei Grünen und SPD kommt der linke Rand etwas häufiger vor.

Abbildung 19: Links-Rechts-Selbsteinordnung nach Parteianhängerschaft – Ränder

Quelle: Umfrage 1021 der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2019/20. Angaben in Prozent.

Fehlende Werte zu 100 Prozent „weiß nicht/keine Angabe“.

Frage: „Wenn von Politik die Rede ist, hört man immer wieder die Begriffe ‚links’ und ‚rechts’.

Wir hätten gerne von Ihnen gewusst, ob Sie sich selbst eher links oder eher rechts einstufen.

(...) 0 bedeutet ‚sehr links’, 10 bedeutet ‚sehr rechts’. (...) Wo würden Sie sich einstufen?“

Vgl. Abb. 9.

Anders ist es bei der Linkspartei und der AfD. Unter den Anhängerinnen und Anhängern der Linkspartei ordnet sich mit 49 Prozent fast die Hälfte am linken Rand ein (Werte 0 bis 2). Doch gleichzeitig überschneidet sich die Selbsteinordnung vieler Linkspartei-Anhän- gerinnen und -Anhänger mit der Selbsteinordnung der Anhängerschaften von SPD und Grünen. Ganz ähnlich sieht es auf der anderen Seite bei der AfD-Anhängerschaft aus, die sich am häufigsten für die Werte rechts der Mitte entscheidet. Am rechten Rand (Werte 8 bis 10) sehen sich 21 Prozent der Wählerinnen und Wähler der AfD, doch viele von ihnen ordnen sich auch im mittleren Bereich ein, wo auch die Wählerinnen und Wähler anderer Parteien zu finden sind.

Der Blick auf die Links-Rechts-Selbstverortung nach Parteianhängerschaft kann gleich-wohl das Ausmaß der Polarisierung unterschätzen. Aufgrund der thematischen Breite der Links-Rechts-Unterscheidung können unterschiedliche politische Positionen mit den

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

13

5

19

15

5

49

1 21

1 5 3 11

3 Gesamt 6

CDU/CSU

Grüne SPD

FDP

Linke

AfD

0–2 sehr links 8–10 sehr rechts

Abbildung 20: Einstellung zu sozialstaatlichen Leistungen vs. Steuern nach Parteianhängerschaft – Ränder

Quelle: Umfrage 1021 der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2019/20. Angaben in Prozent.

Fehlende Werte zu 100 Prozent „weiß nicht/keine Angabe“.

Frage: „Manche wollen weniger Steuern und Abgaben, auch wenn das weniger sozialstaat-liche Leistungen bedeutet. Andere wollen mehr sozialstaatsozialstaat-liche Leistungen, auch wenn das mehr Steuern und Abgaben bedeutet. Wie stehen Sie dazu? (...) 0 heißt weniger Steuern und Abgaben, auch wenn das weniger sozialstaatliche Leistungen bedeutet, 10 heißt mehr sozial-staatliche Leistungen, auch wenn das mehr Steuern und Abgaben bedeutet.“ Vgl. Abb. 10.

Bei der Abwägung zwischen sozialstaatlichen Leistungen und Steuerbelastung, formu-liert als eine Änderung der momentanen Situation, entscheidet sich in allen Parteian-hängerschaften die Mehrheit für mittlere Positionen (Werte 3 bis 7). Stark in Richtung der Ränder (Werte 0 bis 2 bzw. 8 bis 10) tendiert bei keiner Partei deutlich mehr als ein Drittel. Die Partei mit dem größten Anteil der Anhängerschaft nahe an einem Rand des Meinungsspektrums ist die Linke. 36 Prozent von allen, die die Linke unterstützen, sind

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Gesamt

CDU/CSU

Grüne SPD

FDP

Linke

AfD

0–2 weniger Steuern 8–10 mehr sozialstaatliche Leistungen 11

13

7

2

21

6

26

19

13

26

29

7

36

12

Am weitesten voneinander entfernt sind in der Sozialpolitik die Anhängerschaften von Linke und Grünen auf der einen und AfD auf der anderen Seite, wobei es trotz dieser Entfernung Überschneidungen in den Positionen der Anhängerschaften gibt.

Abbildung 21: Einstellung zu Klimaschutz vs. Wirtschaftswachstum nach Parteianhängerschaft – Ränder

Quelle: Umfrage 1021 der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2019/20. Angaben in Prozent.

Fehlende Werte zu 100 Prozent „weiß nicht/keine Angabe“.

Frage: „Manche meinen, dass die Bekämpfung des Klimawandels auf jeden Fall Vorrang haben sollte, auch wenn das dem Wirtschaftswachstum schadet. Andere meinen, dass das Wirtschaftswachstum auf jeden Fall Vorrang haben sollte, auch wenn das die Bekämpfung des Klimawandels erschwert. Wie stehen Sie dazu? (...) 0 bedeutet, dass die Bekämpfung des Klimawandels Vorrang hat, auch wenn es dem Wirtschaftswachstum schadet. 10 heißt, dass Wirtschaftswachstum Vorrang hat, auch wenn es die Bekämpfung des Klimawandels erschwert.“ Vgl. Abb. 11.

Bei der Abwägung zwischen Klimaschutz und Wirtschaftswachstum sind die Unterschiede schon deutlicher. Wiederum entscheiden sich in dieser Frage viele für die Mittelkategorie, insbesondere in der Anhängerschaft der CDU/CSU, FDP und AfD. Dazu sind aber insbe- sondere bei der Linken, den Grünen und der AfD konsequentere Randpositionen stark besetzt. So plädieren 58 Prozent in der Anhängerschaft der Grünen und 51 Prozent in

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

0–2 Vorrang für Klimaschutz 8–10 Vorrang für Wirtschaftswachstum 9

und Anhänger konsequent Wirtschaftswachstum, auch auf Kosten des Klimaschutzes (Werte 8 bis 10). In der Anhängerschaft der FDP vertreten diese Position mit 18 Prozent gerade einmal etwa halb so viele. Damit liegen auch in der Klimapolitik die Anhänger-schaften der Linken und Grünen einerseits und der AfD andererseits am weitesten aus-einander.

Abbildung 22: Einstellung zu Zuzugsmöglichkeiten für Ausländer nach Parteianhängerschaft – Ränder

Quelle: Umfrage 1021 der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2019/20. Angaben in Prozent.

Fehlende Werte zu 100 Prozent „weiß nicht/keine Angabe“.

Frage: „Manche wollen die Zuzugsmöglichkeiten für Ausländer erleichtern, andere wollen die Zuzugsmöglichkeiten für Ausländer einschränken. Wie stehen Sie dazu? (...) 0 heißt, dass die Zuzugsmöglichkeiten für Ausländer erleichtert werden sollen. 10 heißt, dass die Zuzugs-möglichkeiten für Ausländer eingeschränkt werden sollen.“ Vgl. Abb. 12.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Gesamt

CDU/CSU

Grüne SPD

FDP

Linke

AfD

0–2 Zuzugsmöglichkeiten

erleichtern 8–10 Zuzugsmöglichkeiten

einschränken 15

12

18

24

11

26

3

24

21

21

7

16

16

78

einmal deutlich weniger. Auf der anderen Seite wollen 26 Prozent der Linke-Anhänge- rinnen und -Anhänger konsequent die Zuzugsmöglichkeiten für Ausländer erleichtern, bei den Grünen sind es 24 Prozent und bei der SPD 18 Prozent. In der AfD-Anhänger-schaft haben nur 3 Prozent diese Ansicht.

Die Migrationspolitik weist die größten Unterschiede bei den Einstellungen der Partei-anhängerschaften auf. Dabei stehen wiederum große Teile der Anhängerschaften von Linken und Grünen großen Teilen der Anhängerschaft der AfD gegenüber.

Abbildung 23: Einstellung zur Rolle von Frauen nach Parteianhängerschaft – Ränder

Quelle: Umfrage 1021 der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. 2019/20. Angaben in Prozent.

Fehlende Werte zu 100 Prozent „teils-teils“, „weiß nicht/keine Angabe“.

Frage: „Stimmen Sie der folgenden Aussage voll und ganz zu, eher zu, teils-teils zu, eher nicht zu oder überhaupt nicht zu? Einen Beruf zu haben, ist ja ganz schön, aber das, was die meis- ten Frauen wirklich wollen, sind ein Heim und Kinder.“ Vgl. Abb. 13.

In allen Parteianhängerschaften lehnt mindestens die Hälfte die Aussage ab, Frauen würden vor allem ein Heim und Kinder anstreben. Zustimmung kommt dagegen selten vor. Allerdings unterscheidet sich sowohl der Grad der Ablehnung als auch die Größe der zustimmenden Minderheit. In der Linke-Anhängerschaft ist die

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

eher zu stimme eher

nicht zu stimme überhaupt nicht zu

Seite in der Anhängerschaft der AfD am stärksten. 17 Prozent der AfD-Anhängerinnen und Anhänger stimmen der Aussage zu. Gleichzeitig ist die Ablehnung unter ihnen mit 50 Prozent zwar sehr groß, aber im Vergleich der Parteianhängerschaften ist dies die geringste Ablehnung.

Es würde wohl zu weit gehen, angesichts der großen Überschneidungen von einer deutlichen Polarisierung der Parteianhängerschaften zu sprechen. Der Ausgangspunkt einer Polarisierung zwischen der AfD auf der einen Seite sowie der Linken und den Grünen auf der anderen Seite wird allerdings sichtbar. Wird zudem eine Tendenz der Befragten unterstellt, die jeweils eigene Position als mittig anzusehen, während die Ansichten der anderen eher den Rändern oder Extremen zugerechnet werden, dann wäre die hier sichtbare Polarisierung zwischen Teilen der Anhängerschaften von AfD einerseits und Linke sowie Grünen andererseits eher eine Unterschätzung der Unterschiede.

6.2 Veränderungen der Meinungsunterschiede zwischen