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2 Literaturübersicht

2.5 PCV 2-assoziierte Krankheitsbilder

2.5.1.4 Pathologie

PMWS erkrankte Tiere zeigten bei der Sektion einen Kümmererhabitus mit Kachexie, Muskelatrophie und seröser Atrophie des Fetts (SEGALES et al., 2004; CLARK, 1996). Die Haut war blass, in einigen wenigen Fällen auch ikterisch und das Haarkleid war lang.

Veränderungen wurden in einer Vielzahl von Organen beobachtet (Tab.1). Auffallend war die Vergrößerung der inguinalen Lymphknoten, in vielen Fällen lag eine generalisierte Lymphknotenhyperplasie vor (ROSELL et al., 1999). Die Lymphknoten waren im Anschnitt weißlich, einige zeigten aber auch makroskopisch erkennbare nekrotische Areale (SEGALES et al., 2000). Die Milz war häufig vergrößert (CLARK und HARDING, 1998). Die Lungen waren in der Regel nicht kollabiert und verfestigt. Sie hatten eine fleckige Oberfläche und zeigten ein lobuläres Muster in verschiedenen Farbabstufungen von grau-bräunlich über rosa bis gelb (CLARK und HARDING, 1998; LECANN et al., 1997) mit zum Teil stark

ausgeprägtem interstitiellem Ödem (SEGALES und DOMINGO, 2002). Ein Großteil der erkrankten Tiere zeigte eine Verfestigung der Spitzenlappen durch bakterielle Sekundärerreger.

Die Größe der Nieren variierte von normal bis hochgradig vergrößert. In Mark und Rinde der Niere war häufig eine interstitielle Nephritis zu beobachten. Das Bindegewebe des Nierenbeckens war oft ödematös (CLARK, 1996).

Leberveränderungen waren nur bei einem Teil der erkrankten Tiere vorhanden. Die Größe der Lebern variierte von normal bis atrophisch, die Farbe war oft blass. Die Oberfläche war marmoriert, und die Leberläppchen waren deutlich zu erkennen (CLARK, 1996).

Tab.1: Pathomorphologische Befunde von 396 Schweinen mit PMWS

Pathomorphologische Befunde

Anzahl

(n=396) Prozente (%)

Kümmern/ Kachexie 318 80,3

nicht kollabierte, fleckig marmorierte Lunge 255 64,4

Bronchopneumonie 235 59,3

Vergrößerung mindestens eines Lymphknotens

(Lymphadenopathie) 209 52,8

Magenulkus der Pars oesophagea 113 28,5

Serositis (mono/poly-) 99 25

Seröse Atrophie 90 22,7

interstitielle Nephritis 73 18,4

dünnflüssige Ingesta 44 11,1

Leberatrophie 13 3,3

fibrinös-nekrotisierende Kolitis 13 3,3

Ikterus 12 3

Lymphknotennekrose 9 2,3

nekrotisierende Pneumonie 8 2

Hepatomegalie 2 0,5

(SEGALES et al., 2004)

Im Magen wurden oft Magenulzera in der Pars oesophagea beobachtet (ROSELL et al., 1999;

CLARK und HARDING, 1998). Als Folge der Magenulzera wurden gelegentlich Blutungen in den Magen gefunden. Der Darminhalt war oft wässrig (CLARK und HARDING, 1998).

Die auffälligsten histologischen Befunde wurden in den lymphatischen Organen erhoben (SEGALES et al., 2004; Tab.2). In allen lymphatischen Organen war eine lymphatische Depletion unterschiedlichen Ausmaßes zu beobachten (CLARK, 1996). Diese betraf Lymphozyten sowohl in den B-Zell- als auch in den T-Zell-Arealen (CLARK, 1996) und Antigen-präsentierende Zellen (APC; CHIANINI et al., 2003). Neben der lymphatischen Depletion waren in Lymphknoten, Milz, Tonsille und Peyerschen Platten histiozytäre Infiltrationen unterschiedlichen Ausmaßes, vor allem in den Mark- und Randsinus zu sehen.

In hochgradigen Fällen waren zusätzlich zytoplasmatische runde basophile Einschlusskörperchen unterschiedlicher Größe im Zytoplasma von Makrophagen und mehrkernigen Riesenzellen zu erkennen (CLARK, 1996). In einigen Lymphknoten fanden sich fokal Koagulationsnekrosen mit ausgeprägter Karyorrhexis (Tab.2). Perikapsulär zeigte sich vereinzelt eine lymphozytäre und/oder eosinophile Arteriitis (CLARK, 1996).

Ausgehend von der Pathohistologie, kann der Krankheitsverlauf des PMWS in 3 Stadien eingeteilt werden (CHIANINI et al., 2003; SARLI et al., 2001), ein initiales, ein mittleres und ein Endstadium. Das initiale Stadium der Erkrankung ist histopathologisch vor allem durch eine geringgradige Depletion der B-Zell-Areale, sowie dem Vorkommen einiger mehrkerniger Riesenzellen gekennzeichnet. Betroffen sind vor allem die Keimzentren der Follikel in Lymphknoten, Tonsille, Milz und Peyerschen Platten. Zugleich ist eine geringgradige Infiltration histiozytärer Zellen zu erkennen. Der immunhistochemische Nachweis belegt, dass im initialen Stadium vor allem die Anzahl der B-Zellen (CD79α-positiv) abnimmt, während die der Makrophagen (Lysozym-(CD79α-positiv) geringgradig zunimmt.

Die T-Lymphozyten (CD3-positiv) sind initial kaum vermindert (CHIANINI et al., 2003).

Das mittlere Stadium ist durch eine mittelgradige Depletion der B-Zell-Areale sowie eine geringgradige Depletion der Parakortikalzone gekennzeichnet. Einhergehend mit dem Verschwinden der Lymphozyten ist eine zunehmende Anzahl infiltrierender Histiozyten zu beobachten. B-Zellen sind in diesem Stadium nur noch in den Randbereichen der Follikel und mitunter gar nicht mehr im Lymphknoten nachzuweisen. Die Depletion der T-Zellen in der Parakortikalzone betrifft vorwiegend CD4-positive und nur in geringerem Ausmaß CD8-positive Zellen (SARLI et al., 2001). Zudem nimmt auch die Anzahl der dendritischen und interdigitierenden Retikulumzellen ab. Das dritte Stadium ist charakterisiert durch einen vollständigen Verlust der Lymphozyten im Lymphknoten (CHIANINI et al., 2003; SARLI et al., 2001). Während Sarli et al. (2001) in seiner Untersuchung einen Rückgang der Anzahl der Makrophagen ausmacht und im Lymphknoten vor allem Fibroblasten nachzuweisen sind, bleibt in einer anderen Untersuchung die Anzahl der infiltrierenden histiozytären Zellen

weitgehend gleich (CHIANINI et al., 2003). Die Anzahl der “high endothelial venules“

(“anti-human-F-VIII-related antigen“) nimmt erst im letzten Stadium sehr stark ab, im initialen und mittleren Stadium sind hier keine Veränderungen zu beobachten (SARLI et al., 2001).

In den Lungen lag eine interstitielle Pneumonie unterschiedlicher Ausprägung vor (Tab. 2). In initialen Stadien ist diese lympho-histiozytär, später granulomatös mit großen Makrophagen, vereinzelten Lymphoblasten und einigen mehrkernigen Riesenzellen. Weitere zu beobachtende Lungenläsionen waren der Verlust der Schleimhautepithelien, die lymphohistiozytäre Infiltration und Fibrose der Mukosa und Submukosa der Bronchen und Bronchioli (SEGALES et al., 2000; CLARK, 1997; HARDING und CLARK, 1997).

Bei vielen Tieren lag eine katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie vornehmlich der Spitzenlappen vor, die allerdings häufig durch bakterielle Sekundärerreger verursacht wurde (Tab. 2). In einigen Fällen wurde auch eine nekrotisierende Pneumonie beschrieben (SEGALES et al., 2004; SEGALES und DOMINGO, 2002; Tab.2). Zudem wurde bei einigen Tieren eine lymphatische Depletion und histiozytäre Infiltration im BALT beobachtet.

Als Veränderungen fanden sich in der Leber vor allem periportale lymphohistiozytäre Infiltrationen, Einzelzellnekrosen von Hepatozyten sowie Schwellung und Vakuolisierung des Zytoplasmas einzelner Hepatozyten (CLARK, 1996). In besonders schweren Fällen trat eine generalisierte perilobuläre Fibrose auf, die mit einer Dissoziation der Leberzellbalken und Verlust zahlreicher Hepatozyten einhergeht. Diese Läsionen waren häufig mit einem Ikterus assoziiert. Je nach Ausprägung der Läsionen werden die Leberschäden in 4 Kategorien eingeteilt (ROSELL et al., 2000a; Tab.2).

In einigen Nieren betroffener Schweine war eine multifokale lymphohistiozytäre interstitielle Nephritis zu sehen (WELLENBERG et al., 2000; HARDING und CLARK, 1997; Tab.2). Im Kortex war oft eine Atrophie der Tubuli, eine regenerative Hyperplasie sowie ein Ödem des intertubulären Bindegewebes zu beobachten. In den renalen und perirenalen Gefäßen war häufig eine nicht-eitrige Vaskulitis vorhanden. Neben den Veränderungen der Peyerschen Platten kam es im Verdauungsapparat zu einer unterschiedlich stark ausgeprägten lymphohistiozytären Infiltration in die Mukosa und Submukosa der einzelnen Darmabschnitte (WELLENBERG et al., 2000; HARDING und CLARK, 1997; Tab.2). Vereinzelt wurde auch eine fibrinös-nekrotisierende Kolitis beobachtet (SEGALES et al., 2004; SEGALES und DOMINGO, 2002; Tab.2). Die Submukosa war oft stark ödematisiert (CLARK, 1997). In den Drüsen und Krypten des Darms kam es zum Verlust von und/oder zur Regeneration des Epithels (CLARK, 1997).

Tab.2: Pathohistologische Befunde von 396 Schweinen mit PMWS

Pathohistologische Befunde Anzahl (n=396) Prozente (%) lymphatische Gewebe:

Depletion der Lymphozyten 353 89,1

Infiltration histiozytärer Zellen 305 77

zytoplasmatische basophile Einschlusskörperchen 137 34,6

mehrkernige Riesenzellen 113 28,5

Koagulationsnekrose 39 9,9

Lunge:

interstitielle Pneumonie 304 76,8

katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie 218 55,1

nekrotisierende Pneumonie 26 4

Leber*:

Grad1 131 33,1

Grad2 34 8,6

Grad3 8 2

Grad4 5 1,3

Niere:

multifokale interstitielle Nephritis 149 37,6

Kolon:

lymphoplasmazelluläre Kolitis 68 15

fibrinös-nekrotisierende Kolitis 17 3,8

*Basiert auf der Einteilung von Rosell et al. 2000 (SEGALES et al., 2004) Im Pankreas war eine Epithelzellatrophie sowie eine histiozytäre interstitielle Infiltration zu

beobachten. Die Pankreasgänge zeigten oft einen Verlust ihres Epithels, mitunter waren aber auch regenerative Prozesse nachzuweisen (CLARK, 1997).

Bei einigen Ferkeln lag eine perivaskuläre lymphohistiozytäre Infiltration in der Leptomeninx vor (ROSELL et al., 1999; CLARK, 1997).

Clark (1997) und Rosell et al. (1999) beschreiben, dass in fast allen Organen PMWS kranker Tiere lymphohistiozytäre Infiltrationen vorkommen können (WELLENBERG et al., 2000;

ROSELL et al., 1999; CLARK, 1997). So berichtet Rosell (1999) von einer lymphoplasmazytären Myokarditis und einer lymphoplasmazytären Adrenalitis (ROSELL et al., 1999).