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Optionale Nutzung von Fernwärme

Im Dokument Optionale Nutzung von Fernwärme (Seite 73-77)

3 Standort und Umgebung

4.6 Optionale Nutzung von Fernwärme

4.6.1 Grundsätzliche Überlegungen zur Fernwärmenutzung 4.6.1.1 Grundlagen

Energiegesetz vom 14. Mai 1981 des Kantons Bern (EnG) (BSG 741.1) Kanton Bern (2006): Energiestrategie 2006

Kanton Fribourg (2007): Sachplan Energie. Amt für Verkehr und Energie, 2007

Stadt Bern, 2007: Bauliche Stadtentwicklung Wohnen. Künftige Planungsstrategie zum Wohnungsbau. Stadtplanungsamt, Dezember 2007

Stadt Bern (2006): Energiestrategie 2006-2015 der Stadt Bern Webseite www.ewb.ch

4.6.1.2 Anlass, Ausgangslage

Klimaveränderung, Umweltprobleme, die grosse Abhängigkeit vom Ausland bei fossilen

Brennstoffen sowie deren hohe Preise verlangen Alternativen, welche den CO2-Ausstoss senken, die Effizienz des Energiesystems erhöhen, die Luftqualität verbessern und die

Auslandsabhängigkeit namentlich bei Heizöl und Erdgas verringern. Fernwärme aus einheimischen Energiequellen, wie die Abwärme aus einem Kernkraftwerk, erfüllt diese Anforderungen.

Gemäss Energiestrategie des Kantons Bern ist die aus Energiebereitstellungsanlagen anfallende Abwärme "möglichst vollständig zu nutzen".

Gemäss Artikel 21 Energiegesetz des Kantons Bern (BSG 741.1) sind Anlagen, in denen nutzbare Abwärme erzeugt wird, mit Einrichtungen zu deren Nutzung, insbesondere zur

Wärmerückgewinnung, auszustatten.

Die Energiestrategie 2006-2015 der Stadt Bern strebt eine Stromversorgung ohne Kernenergie an. Die Fernwärme wird in der städtischen Energiestrategie im Bereich der Energieversorgung (Ziel 4, Nah- und Fernwärme, S17) thematisiert: "Wo wirtschaftlich vertretbar, ist die Versorgung von Gebäuden mit Nah- und Fernwärme der individuellen Versorgung vorzuziehen. Wo möglich und vorhanden soll erneuerbare Energie genutzt werden."

Im Sachplan Energie des Kantons Fribourg ist die Nutzung der Abwärme aus der Kernkraft kein Thema.

4.6.1.3 Technik, Funktion, Auskoppeln von Fernwärme

Fernwärme aus einem Kernkraftwerk kann bereitgestellt werden, indem Wasserdampf aus einer Anzapfung der Dampfturbine ausgekoppelt und in einem Wärmetauscher kondensiert wird. Die dabei übertragene Wärme wird in Form von heissem Wasser zu den Kunden gepumpt, dort abgekühlt und im geschlossenen Fernwärmekreislauf wieder zum Kraftwerk zurückgeleitet. Die Energiebilanz zeigt, dass von sechs aus dem EKKM gewonnenen Energieeinheiten Fernwärme, fünf aus der entsprechend verringerten Abwärme stammen, während jede sechste Energieeinheit am Generator verloren geht und somit die Stromproduktion verringert wird. Der Eigenbedarf an elektrischer Energie für die Fernwärmepumpen ist eingerechnet.

Fernwärme-Systeme haben sich in nordischen Ländern oder in Holland technisch bewährt.

Grundsätzlich gilt dies auch in der Schweiz, wo seit 25 Jahren das System REFUNA ab dem Kernkraftwerk Beznau betrieben wird. Transportdistanzen bis über 30 km und mehr sind möglich.

Die Transport- und Verteilleitungen bestehen aus erdverlegten, gut wärmeisolierten Stahlrohren.

Für diese Transport- und Verteilsysteme sind grosse Vorinvestitionen zu tätigen, lange bevor ein respektabler Anschlussgrad erreicht ist und Erlöse aus dem Verkauf von Wärme an die Kunden anfallen.

4.6.1.4 Wirtschaftlichkeit

Die Wirtschaftlichkeit einer Fernwärmeversorgung hängt in erster Linie von der Absatzmenge und den Investitionskosten ab. Voraussetzungen für einen wirtschaftlich tragbaren Betrieb und für konkurrenzfähige Wärmepreise sind eine hohe Wärmebedarfsdichte im Absatzgebiet und ein hoher Anschlussgrad, der in kurzer Zeit erreicht werden müsste.

4.6.1.5 Mögliches Absatzgebiet (Wärmeabsatz)

Im Westen der Stadt Bern mit den Hochhäusern und Wohnsiedlungen in Bethlehem, Bümpliz, Kappelenring, Hinterkappelen und Brünnen finden sich Wärmeabsatzgebiete mit

Komfortwärmebedarf für Heizung und Warmwasser. Die Transportdistanz vom EKKM beträgt 10-13 km. Allerdings ist der Wärmebedarf durch neue Isolation der Gebäude, evtl. auch durch alternative Heiz- und Warmwasserbereitungssysteme wie Wärmepumpen,

Holzschnitzelfeuerungen oder Solarkollektoren sowie Abwärmenutzung in Einkaufszentren deutlich im Sinken begriffen. Mögliche Wärmekunden könnten auch Grossgärtnereien mit vielen Treibhäusern im nahen Seeland sein.

Die Stadt Bern hat im Dezember 2007 die Vorstellungen zur baulichen Stadtentwicklung im Bereich des Wohnungsbaus in die öffentliche Mitwirkung gebracht. Die Strategie der baulichen Stadtentwicklung für das Wohnen beinhaltet einerseits weiterhin die Verfügbarmachung bestehender Flächen für den Wohnungsbau innerhalb des Siedlungsgebiets. Ergänzend zur inneren Verdichtung werden planerische Massnahmen getroffen, um für ein

Bevölkerungswachstum von bis zu 10% (13'000 Einwohnende) grössere und attraktivere Wohngebiete vorzubereiten. Dazu prüft die Stadt Bern Baugebiete in Bern Ost und / oder Bern West. Die Planung für ein mögliches Stadterweiterungsgebiet Bern West nennt als Schätzgrösse rund 4'000 Wohnungen bzw. einen Flächenbedarf von insgesamt ca. 60 ha. Dieses von der Stadt Bern in langfristiger Sicht strategisch bezeichnete Stadtentwicklungsgebiet Bern West stellt ein potenzielles Absatzgebiet für Fernwärme dar.

4.6.1.6 Umsetzung

Für den Transport, die Verteilung und den Betrieb des Fernwärme-Systems sowie dessen Instandhaltung wäre eine Trägerschaft mit Beteiligung von interessiertem Gemeinwesen und weiteren Partnern zu finden. Eine Kraftwerksgesellschaft EKKM könnte ab dem Kraftwerk einem oder mehreren Investoren Fernwärme zur Verfügung stellen.

4.6.1.7 Umweltaspekte

Geht man im erwähnten Absatzgebiet von einer Substitution von 10'000 - 20'000 t Heizöl bzw.

Erdgas aus, so entspricht dies einem CO2-Einsparpotenzial von 20'000-50'000 t/Jahr und einem entsprechenden Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität. Die Abwärme des EKKM würde proportional zum Wärmebedarf der Kunden reduziert. Mit den aktuellen Bestrebungen zur sinnvollen Reduktion des Komfortwärmebedarfs bei Gebäuden (Minergie) wird das Erreichen einer angemessenen Wirtschaftlichkeit von Fernwärmesystemen trotz hoher fossiler

Brennstoffpreise zunehmend schwieriger.

4.6.2 Fernwärmenutzung in der Region Bern

Die Region Bern hat Erfahrungen in der Fernwärme. Energie Wasser Bern (ewb) betreibt in der Stadt Bern die Energie- und Wasserversorgung sowie die Kehrichtverwertung für 70'000 private Haushalte, 8'000 KMU sowie 100 Grosskunden. Ausgehend von der Kehrichtverbrennungsanlage betreibt das ewb ein Fernwärmenetz mit einem Leitungsnetz von 34 km Länge und über 450 Abnehmern. Die Fernwärme des ewb wird zu über 80% aus Kehricht erzeugt. Vor allem im Winter wird mit Erdgas (ca. 15%) oder mit Leichtöl (5%) nachgeheizt.

Die BKW hat im Rahmen einer Machbarkeitsstudie Mitte der 1980er Jahre die Möglichkeiten der Fernwärmeversorgung von Bern West und Umgebung ab KKM und Kehrichtdeponie Teuftal untersucht. Das Anschlusspotenzial wurde auf rund 1'000 Haushalte mit insgesamt 100 MW Anschlussleistung und 178 GW/h Nutzenergiebedarf geschätzt. Dies entsprach rund 75% des Nutzenergiebedarfs der damals noch nicht gasbeheizten Häuser von Bern West, des

Kappelenrings und der Gemeinde Wohlen. Auch weitere Absatzgebiete wie Mühleberg, Köniz, Frauenkappelen wurden für eine Fernwärmeversorgung ins Auge gefasst. Es wurden

Wärmegestehungskosten von ca. 72-74 Fr./MWh ermittelt. Die Wärmeversorgung Bern West ab KKM und Deponie Teuftal wurde nicht realisiert.

4.6.3 Beurteilung

Gemäss Energiegesetz des Kantons Bern (BSG 741.1) sowie der kantonalen Energiestrategie ist die aus Energiebereitstellungsanlagen anfallende Abwärme möglichst vollständig zu nutzen. Die Anlagen, in denen nutzbare Abwärme erzeugt wird, sind mit Einrichtungen zu deren Nutzung, insbesondere zur Wärmerückgewinnung auszustatten. Gemäss Energiestrategie 2006-2015 der Stadt Bern soll Fernwärme genutzt werden. Im Fokus stehen allerdings erneuerbare Energien.

Die für das EKKM durchgeführten Machbarkeitsstudien basieren auf einer Anlage mit einer elektrischen Leistung von 1'450 MW mit einer Toleranz von rund plus / minus 20%. Die

entsprechend abzuführende Abwärme beträgt 2'200-3'000 MW. Die vorstehenden Überlegungen zeigen vor allem die Potenziale auf. Eine Nutzung der Abwärme des EKKM vermag die Effizienz des Energiesystems zu erhöhen, den Einsatz von Heizöl und Erdgas zu Heizzwecken zu verringern und dadurch den CO2-Ausstoss und die Luftqualität zu verbessern. Bezüglich der Absichten der Stadt Bern, das Gebiet Bern West langfristig als zusätzlichen Stadtteil mit geschätzten 4'000 Wohnungen (potenzielles Absatzgebiet) zu entwickeln, könnten mit der Realisierung des EKKM Synergien auftreten.

Mit den aktuellen Bestrebungen zur sinnvollen Reduktion des Komfortwärmebedarfs bei Gebäuden (Minergie) wird das Erreichen einer angemessenen Wirtschaftlichkeit von Fernwärmesystemen trotz hoher fossiler Brennstoffpreise zunehmend schwieriger.

Für den Transport, die Verteilung und den Betrieb des Fernwärmesystems sowie dessen Instandhaltung wäre eine Trägerschaft mit Beteiligung von interessierten Gemeinwesen und weiteren Partnern zu finden. Eine Kraftwerksgesellschaft EKKM könnte ab dem Kraftwerk einem oder mehreren Investor(en) Fernwärme zur Verfügung stellen.

4.6.4 Massnahmen

Im Rahmen der nächsten Bearbeitungsstufe sind zur Nutzung von Fernwärme aus dem EKKM folgende Aspekte zu untersuchen:

Konzeption Organisation und Trägerschaft, Investorensuche

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