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Lebensraumverhältnisse im Wasser und am Ufer, Fauna und Flora

Im Dokument Optionale Nutzung von Fernwärme (Seite 148-153)

6 Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt

6.4 Gewässerschutz

6.4.2 Oberflächengewässer, Wasser- und Uferlebensraum .1 Räumliche Abgrenzung

6.4.2.4 Ausgangs- und Referenzzustand .1 Vorbemerkung

6.4.2.4.4 Lebensraumverhältnisse im Wasser und am Ufer, Fauna und Flora

Im Untersuchungsperimeter befinden sich mehrere national und kantonal geschützte Gebiete, namentlich das BLN-Objekt 1316 (Stausee Niederried), das Auenobjekt von nationaler Bedeutung 53 Niederried-Oltigenmatt, das Flachmoor von nationaler Bedeutung Oltigenmatt, das national bedeutende Wasser- und Zugvogelreservat 110 Stausee Niederried, das Amphibiengebiet von nationaler Bedeutung BE612 Oltigenmatt und das kantonale Naturschutzgebiet Niederried-Stausee [11]. Weiter ist der Aareabschnitt zwischen Wehr Mühleberg und Wehr Niederried als Äschenstrecke von nationaler Bedeutung ausgeschieden [25].

Der aktuelle morphologische Zustand wurde im Rahmen der ökomorphologischen Kartierung der Aare 2006 erhoben [8]. Im Nahbereich des Projektes ist die Aare als wenig beeinträchtigt

ausgewiesen (Abbildung 6.4-6). Die Defizite im stark beeinträchtigten Abschnitt zwischen bestehendem KKM und Saanemündung betreffen vor allem die Uferverbauungen und den Raumbedarf des Gewässers, der mit dem Uferweg nicht eingehalten wird. Im Bereich der Saanemündung ist eine1'100 m lange Strecke als natürlich klassiert.

Abbildung 6.4-6: Ökomorphologie der Aare im Abschnitt P1 mit Natürlichkeitsklassen gemäss Kartierung 2006 [8].

Im ganzen Untersuchungsperimeter kommen bis zu 28 Fischarten und zwei Krebsarten vor, darunter auch mehrere Arten der Roten Liste [1] [3] [11] [12] [13] [14] [15] [23], wobei die Artenzahl von 25 flussabwärts auf 28 zunimmt. Mit Ausnahme von Aal, Regenbogenforelle und Wels pflanzen sich alle Arten in den betroffenen Abschnitten natürlich fort, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg. Insbesondere die fischereiwirtschaftlich wichtige und

gesamtschweizerisch gefährdete Äsche scheint in den letzten Jahren eher abnehmende Bestände aufzuweisen. Dabei sind Einflüsse wie Hochwasser (1999, 2005, 2007) oder Prädatoren (Kormoran, Gänsesäger) wahrscheinlich mitverantwortlich für diese Entwicklung. Das Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Nase ist in den letzten Jahren weiterhin stark rückläufig. Die stark gefährdeten Bachneunauge, Bitterling und Seeforelle weisen recht stabile, der gefährdete Schneider eher zunehmende Bestände auf. Der ebenfalls gefährdete Strömer ist ein Einzelfund in der Fischtreppe Niederried. Dessen Vorkommen konnte in den anderen Aareabschnitten bisher nicht bestätigt werden. Im Unterlauf der Saane ist die Artenvielfalt mit 12 Arten deutlich geringer, wobei der Zugang aus der Aare uneingeschränkt möglich ist. Der Schwall-Sunk-Betrieb des KW Schiffenen sowie die starke Geschiebefracht bei den verschiedenen Hochwassern limitieren hier das Vorkommen vieler Arten.

Tabelle 6.4-1: Fischfauna in den Abschnitten P1 und P2 im Untersuchungsperimeter. RL = Rote Liste mit Gefährdungsgrad 1: vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, 4:

potenziell gefährdet [22].

Strecke P2 Strecke P1 Art deutsch wissenschaftlicher

Strecke P2 Strecke P1

Seeforelle Salmo trutta lacustris 2 X

Stichling Gasterosteus aculeatus 4 X X X X

Die Daten bezüglich Fischvorkommen und der Fortpflanzungserfolg ausgewählter Arten im Abschnitt P1 werden im Rahmen des laufenden Untersuchungsprogramms überprüft und aktualisiert.

Die aquatische Wirbellosenfauna – als Indikator für die Wasserqualität und Nahrungsgrundlage für die Fischfauna – wurde im Nahbereich des bestehenden Kernkraftwerkes 1970/71/72, 1992 und 1999/2000 quantitativ untersucht, um allfällige Auswirkungen der Kühlwassereinleitung und der erfolgten Leistungserhöhung zu dokumentieren [12] [13] [19] [20]. Zudem wurde im Februar 2008 die Wirbellosenfauna der Aare zwischen Thuner- und Bielersee in einer Grossaktion des GBL untersucht. Die für den UVB 1. Stufe des vorliegenden Projektes vorgesehenen Untersuchungen der Wirbellosenfauna werden erst im Herbst 2008 und Frühling 2009 durchgeführt. Die

vorliegende Beurteilung stützt sich deshalb auf die letzten erhobenen Daten aus den Jahren 1999/2000 [13].

Im Untersuchungsperimeter P1 wurden an 6 Probestellen je am linken und rechten Ufer gesamthaft 13-33 Taxa (systematische Einheit erkannter Gruppen von Lebewesen) festgestellt.

Die Bestimmung wurde allerdings in den meisten Fällen nur bis auf Familienniveau durchgeführt.

Linker und rechter Uferbereich weisen deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung der Organismengemeinschaft auf, die einerseits durch unterschiedliche Bedingungen wie Beschattung und Substrat, andererseits aber auch durch den Wärmeeintrag des KKM erklärt werden. Die nicht erwärmte rechte Uferseite weist dabei in der Regel höhere Wirbellosendichten auf als die Flächen in der Wärmefahne, insbesondere in der Nähe der Kühlwassereinleitung. Andererseits wurde festgestellt, dass in der Wärmefahne eine vielfältigere Wirbellosenfauna lebt als in den nicht durch den Abwärmeeintrag beeinflussten Bereichen. Weiter kommen einige Organismen in der

Wärmefahne häufiger vor als ausserhalb, und ausgewählte Gruppen weisen in der Wärmefahne ein höheres Gewicht der Individuen auf als ausserhalb. Gesamthaft wird die Wirbellosenfauna durch den Abwärmeeintrag jedoch nicht grundsätzlich verändert.

Die Analyse der Wirbellosenfauna bezüglich Wasserqualität zeigt, dass der betroffene Aareabschnitt als -mesosaprob (mässig belastet) bezeichnet werden kann. Seit den 1970er Jahren ist dabei eine deutliche Verbesserung festzustellen. Bezüglich Wasserqualität führt die Abwärmeeinleitung zu einem geringfügig schlechteren Wert im Bereich der Wärmefahne.

Wasser-, Ufer- und Auenvegetation sowie die zugehörige Fauna wurden teilweise im Rahmen der Ausweisung der kantonalen und nationalen Schutzgebiete untersucht. Für die detaillierten Resultate dieses Fachbereiches wird auf das entsprechende Kapitel verwiesen.

Die aquatische Vegetation (Algen, Moose, Wasserpflanzen) im Aareabschnitt P1 wurde im

Rahmen der Arbeiten zur Leistungssteigerung des bestehenden KKM erhoben [12] [13]. Im Januar und März 1999, vor dem Hochwasser vom Mai 1999, war die Flusssohle zu 5% bis > 80% mit Algen und Moosen bewachsen. Nach diesem Hochwasser, im Januar und März 2000, bedeckte der Sohlenbewuchs nur noch 0% bis < 20% der Flusssohle. Der Geschiebetrieb durch das Hochwasser hatte demnach deutliche Auswirkungen auf die aquatische Flora (und wahrscheinlich auch auf die Fauna).

Der Sohlenbewuchs wird dominiert von Blau- und Gelbgrünalgen. Daneben kommen auch Grün- und Kieselalgen in etwas geringerer Dichte vor. Moostierchen und Süsswasserschwämme bilden ebenfalls einen wichtigen Bestandteil der Organismengemeinschaft der Flusssohle. Innerhalb der Wärmefahne des KKM war der Sohlenbewuchs deutlich stärker ausgeprägt, wies jedoch dieselbe Zusammensetzung auf. Die Erhebungen zum Sohlenbewuchs werden im Winter 2008/09

aktualisiert.

6.4.2.5 Bauzustand mit projektintegrierten Massnahmen

Die Auswirkungen auf die aquatischen Lebensräume während der Bauphase können beim aktuellen Planungsstand nicht abschliessend analysiert werden. Für alle Teilbereiche werden im UVB 2. Stufe die Beurteilungen zu den Bauauswirkungen aktualisiert und ergänzt.

6.4.2.5.1 Hydrologische Verhältnisse

Auf die Abflussverhältnisse im Projektperimeter wird die Bauphase voraussichtlich wenig oder keine Auswirkungen haben. Details zur Deckung des Wasserbedarfs während dem Bau sind noch nicht bekannt, erste Schätzungen belaufen sich auf 1000-2500 m3/Tag. Sollte für die Bauphase Aarewasser gefasst und verwendet werden, sind die entsprechenden Auswirkungen im UVB 2. Stufe zu präzisieren.

Durch Feinmaterialeintrag aus der Baustelle kann die Schwebstoffführung der Aare negativ beeinflusst und die Flusssohle durch Kolmation (Sohlenverdichtung) beeinträchtigt werden.

Entsprechende Vorkehrungen zur Verhinderung dieser möglichen Beeinträchtigung sind im UVB 2. Stufe detailliert aufzuzeigen.

6.4.2.5.2 Hydrobiologische Verhältnisse und Fischereibedingungen

Die notwendige Infrastruktur für die Baustelle und die voraussichtlich bis 2'600 auf der Baustelle arbeitenden Personen wird so geplant, dass die Oberflächengewässer, Wasser- und

Uferlebensräume nicht durch Einleitungen, Wassertrübungen, Erschütterungen und Bauarbeiten im Uferbereich geschädigt werden. Insbesondere muss durch geeignete Massnahmen verhindert werden, dass die Fortpflanzung kieslaichender Fischarten – teilweise Arten der Roten Liste (Nase, Äsche) beeinträchtigt wird. Die entsprechenden Massnahmen werden im UVB 2. Stufe präzisiert.

Ob und inwieweit ein möglicher Felsabbau mittels Sprengungen vorgenommen werden muss, ist

allfälligen Nitriteintrages in die Gewässer sind in der UVB. 2. Stufe festzulegen und zu beschreiben.

Die fischereiliche Nutzung der Aare im Nahbereich der Baustelle wird unter Umständen – je nach Ausgestaltung der Baustelle und der zugehörigen Flächen – temporär nur in eingeschränktem Rahmen möglich sein. Genauere Angaben werden im Rahmen des UVB 2. Stufe erläutert.

Im Dokument Optionale Nutzung von Fernwärme (Seite 148-153)