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3.10 Beeinträchtigungen und Gefährdungen

3.10.1 Offenland - Lebensraumtypen

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion [3260]

Die im NATURA 2000-Gebiet vorhandenen Bäche des Lebensraumtyps beinhalten im Wesentlichen die Oberläufe kleiner Fließgewässer. Die Einzugsgebiete dieser Bäche liegen weitgehend in geschlossenen Wäldern. Entsprechend gering sind die Beeinträchtigungen durch Einleitungen bzw. Nährstoffeinträge aus angrenzenden Nutzungen.

Beeinträchtigungen bestehen vor allem durch Uferverbau, verringerte Durchgängigkeit und angrenzende, nicht angepasste Nutzungen. Der Ursenbach und der Bach nordöstlich Rippenweier sind in ihrem Lauf gestreckt. Sie sind zum Teil durch stark versteilte Ufer gekennzeichnet, die eine geringe Wasser-Land-Verzahnung aufweisen. Die Durchgängigkeit dieser Fließgewässer ist durch Verdolungen unter Feld- und Waldwegen bzw. öffentlichen Straßen eingeschränkt. Der Ursenbach weist zudem unterhalb der Querung der L 596 ein ca. 1 m hohes Wehr auf.

Die Nutzungen entlang des Ursenbachs, der Bäche bei Rippenweier und im Ritschklingental werden in

Erosion der Ufer und zu erheblichen Trittbelastungen, die auch die angrenzenden Feuchten Hochstauden-fluren tangieren (vgl. die Ausführungen zum Lebensraumtyp [6431]).

Darüber hinaus bestehen bei nahezu allen Bächen geringe Beeinträchtigungen durch Müll- und Schuttab-lagerungen, vor allem in wegnahen Abschnitten.

Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden [6410]

Die ausgewiesenen Streuwiesen weisen insgesamt nur einen sehr geringen Beeinträchtigungsgrad auf.

Grundsätzlich gilt, dass die flächigen Veränderungen der Kulturlandschaft auch Auswirkungen auf den Landschaftswasserhaushalt haben. Ob und in welchem Umfang die Quellschüttungen davon betroffen sind, kann hier nicht abschließend bewertet werden. Alle Flächen sind randlich entwässert. Die Gräben werden aktuell in geringem Umfang gepflegt. Wird die Grabenpflege zukünftig nicht intensiviert, stellt sie keine Beeinträchtigung dar.

Die Bereiche im Ursenbachtal werden aktuell im Sommer gemäht. Dies erhält in der Regel den Grund-stock der Streuwiesenarten. Im Sinne der Richtlinie sollte jedoch eine Verschiebung des Mahdtermins in den Herbst hinein angestrebt werden.

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe [6431]

Uferverbauungen, Querbauwerke und unangepasste Nutzungen beeinträchtigen auch die Ufervegetation entlang der ausgewiesenen Bachläufe. Die eingeschränkte Breitendynamik des Ursenbachs und der Bäche bei Rippenweier führt zu einer verstärkten Tiefenerosion, wodurch die Uferböschungen in vielen Ab-schnitten sehr steil ausgebildet und die Hochstaudenfluren nur eingeschränkt in die natürliche Fließge-wässerdynamik eingebunden sind.

Der hohe Anteil von Brennnessel (Urtica dioica) in einigen Vorkommen weist auf einen gestörten Was-serhaushalt hin und führt zum Rückgang der lebensraumtypischen Artenvielfalt. Die Dominanz weniger nitrophiler Arten geht neben den ungünstigen Standortsbedingungen - fehlende Wasser-Land-Verzahnung führt zu zunehmender Trockenheit - in Teilen auch auf den Nährstoffeintrag aus angrenzenden intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen zurück. Stellenweise werden die Hochstaudenfluren auch durch Wei-denutzung beeinträchtigt (Mittelabschnitt des Ursenbaches).

Zusammenfassend ist jedoch von einem geringen Beeinträchtigungsgrad des Lebensraumtyps im NATURA 2000-Gebiet auszugehen.

Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

Einige der Mageren Flachland-Mähwiesen werden durch eine intensive landwirtschaftliche Nutzung mit häufigen und auch zu frühen Schnitten beeinträchtigt. Durch eine starke Düngung nehmen wenige dominante, hochwüchsige Gräser und hinsichtlich der Nährstoffversorgung anspruchsvolle Stauden zu.

Der typische mehrschichtige Aufbau einer Mageren Flachland-Mähwiese, mit wenigen Obergräsern und vielen Magerkeitszeigern, verschwindet dann, wie beispielsweise in Ritschklingental deutlich erkennbar wird. In diesen intensiv bewirtschafteten Wiesen werden in der Regel Obergräser nachgesät. Diese gängige landwirtschaftliche Praxis führt vor allem bei der Verwendung nicht autochthonen Materials wie Ausdauernder Lolch (Lolium perenne) zu Beeinträchtigungen.

Etwa ein Viertel der Mageren Flachland-Mähwiesen sind „Obstbaumwiesen“. Stehen die Bäume in ausreichendem Abstand zueinander und wird das Obst geerntet, werden die Wiesen durch diese Nutzung nicht beeinträchtigt und die Obstbäume können als wichtige Strukturelemente für viele Vogelarten, Kleinsäuger und Insekten fungieren. In einigen Fällen allerdings führt das häufig nicht geerntete Fallobst zu einer Eutrophierung. Um die Bäume haben sich so an einigen Stellen bereits Brennesselfluren oder andere nährstoffliebende Arten ausgebreitet.

Im Ritschklingental und nördlich von Ritschweier weisen vereinzelte Bestände eine unregelmäßige Nutzung auf. Dadurch nehmen im Laufe der Zeit Gehölze und Saumarten zu und verdrängen das lebens-raumtypische Arteninventar.

Auf mehreren Mageren Flachland-Mähwiesen wird entweder eine Beweidung mit Rindern oder häufiger mit Pferden durchgeführt. Grundsätzlich ist eine Umtriebsweide mit kombiniertem Schnitt geeignet, den Lebensraumtyp und das charakteristische Wiesenartenspektrum zu erhalten (vgl. WAGNER & LUICK 2005).

Allerdings sollte das Weidemanagement eine gezielte Weidepflege beinhalten, um Gehölzsukzessionen und Eutrophierungen an Geilstellen oder auch Trittschäden zu verhindern. In einigen Fällen stellt die Beweidungsintensität eine nicht unerhebliche Beeinträchtigung des Lebensraumtyps dar. Dies gilt zum Beispiel für die Pferdebeweidung im Ursenbachtal.

Einige Flächen werden zudem in geringem Umfang durch Ablagerungen (v. a. Holzlager), Freizeitnutzung (Grillstellen) oder Befahrung gestört.

Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas [8150]

Schutthalden sind im NATURA 2000 Gebiet als natürliche periglaziale Bildungen auf dem Wendenkopf und Ölberg sowie in den Steinbrüchen bei Schriesheim und Dossenheim vorhanden.

Allen Standorten gemein ist eine gewisse Beeinträchtigung durch Gehölzbeschattung. Die Sukzession wird dabei in den natürlichen Schutthalden am Wendenkopf und Ölberg von Nadelbäumen (Douglasie, Fichte und Kiefern) bestimmt, die durch ihren dichten Kronenschluss die lebensraumtypischen Arten rasch verdrängen können. In den Steinbrüchen dominieren hingegen Hängebirke (Betula pendula) und Robinie (Robinia pseudoacacia) die Sukzession.

Im Naturschutzgebiet Ölberg ergibt sich zudem eine Beeinträchtigung der Schutthalden durch die dortige

sich allerdings auch die ausgedehntesten Blockschutthalden. Der Tritt verursacht dabei im Wesentlichen Schäden an den Moos- und Flechtenpolstern.

Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation [8220]

Ähnlich wie bei den Schutthalden bestehen auch bei den Felsstandorten grundsätzliche Unterschiede zwischen den Standorten in den Steinbrüchen und den natürlichen Felswänden. Wie bei den Schutthal-den ist bei nahezu allen FelswänSchutthal-den die Sukzession mit Gehölzen als Beeinträchtigung anzumerken.

Allerdings wiesen alle Vorkommen nur geringe bis mittlere (Standort Ludwigstal) Beeinträchtigungen auf.

Die intensiv begangenen Kletterwände im Naturschutzgebiet Ölberg sind wie die Schutthalden durch Tritt und Griffe beeinträchtigt. Dadurch wird die Entwicklung lebensraumtypischer Arten im Zentrum des Naturschutzgebietes weitgehend verhindert. In den inzwischen beruhigten Bereichen der Steinbruchperi-pherie ist diese Beeinträchtigung weitgehend minimiert.

Silikatfelsen mit Pioniervegetation des Sedo-Scleranthion oder des Sedo albi-Veronicion dillenii [8230]

Auch für die Pionierrasen gilt grundsätzlich ähnliches wie für die Felswände und Schutthalden. Es muss zwischen den Standorten entlang von Wegrändern und dem Steinbruch Dossenheim sowie den intensiv begangenen Pionierrasen der Felsköpfe im Steinbruch Schriesheim unterschieden werden.

Im Naturschutzgebiet Ölberg unterliegen gerade die Pionierrasen der Felsköpfe einer intensiven Trittbelas-tung. Diese Beeinträchtigung ist im Zentrum des Bruches am höchsten und sinkt zur Peripherie hin ab. In geringem Umfang konnten an den Felsköpfen zudem sonstige Freizeitnutzungen (Lagerplätze, Grillstellen) festgestellt werden.

Allen Pionierrasen gemein ist jedoch die Beeinträchtigung durch die Sukzession. Pionierrasen entlang von Wegrändern und in Steinbrüchen entstehen in der Regel durch eine anthropogene Störung (Wegebau, Pflege der Wegränder, Gesteinsabbau). Unterbleibt diese dauerhaft, kommt es langfristig zur Ansiedelung von ausdauernden krautigen Arten und Gehölzen und damit zur Verdrängung der Pionierarten. Dies ist in allen Standorten zu beobachten. So beschatten entlang des Bärsbacher Weges nördlich Altenbachs inzwischen Besenginster und weitere Straucharten die Standorte über Granitgrus. Im Steinbruch Dossen-heim und am Ölberg bauen vor allem Besenheide (Calluna vulgaris), Salweide (Salix caprea) und Hänge-birke die Bestände ab. Dies ist am Ölberg gerade in den Flächen, die nicht intensiv beklettert werden, der Fall.