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3.10 Beeinträchtigungen und Gefährdungen

3.10.3 Arten des Anhangs II der FFH-RL

Heller Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Glaucopsyche teleius) [1059] und Dunkler Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Glaucopsyche nausithous) [1061].

Beide Arten weisen vergleichbare Lebensraumansprüche auf und besiedeln die gleichen Standorte.

Beeinträchtigungen wirken daher meist auf beide Arten. Zu nennen sind in der Teilpopulation Ursenbach die lokal vorhandene und in Ausbreitung begriffene Pferdebeweidung mit einer hohen Beweidungsinten-sität und ungeeigneten Beweidungszeiträumen. Auf einigen Parzellen war im Untersuchungsjahr auch der Zeitpunkt der Wiesenmahd pessimal, da die Parzellen erst Anfang Juli gemäht wurden und zur Hauptflug-zeit der beiden Arten kaum blütenreife Vorkommen vom Großen Wiesenknopf aufwiesen. An den weite-ren Teilpopulationen resultieweite-ren Beeinträchtigungen ebenfalls aus den Gefahweite-ren einer Intensivierung von Beweidung und Mahd oder aber der vollständigen Nutzungsaufgabe. Diese sind jedoch von geringerer Bedeutung, wenngleich entsprechende Veränderungen auf die sehr kleinen Bestände der Teilpopulation Altenbach West besonders gravierend wirken können.

Spanische Flagge (Callimorpha quadripunctaria*) [*1078]

In der aggregierten Betrachtung sind aktuelle Beeinträchtigungen lediglich im Bereich des Wendenkopfes durch die umfangreichen Maßnahmen des Wegeunterhalts erkennbar, die hier zu einem Teilverlust von Vorkommen des Wasserdostes (Eupatorium cannabinum) führten. Potenziell trifft dies auch auf die Vorkommen in anderen Teilflächen zu, in denen Wegeunterhaltmaßnahme vorgesehen sind. Wasserdost -Vorkommen finden sich in den untersuchten Teilflächen überwiegend entlang von Wegrändern, daher ist eine fortschreitende Sukzession auf den wenigen Schlagfluren derzeit nicht als Gefährdungsursache anzusehen.

Hirschkäfer (Lucanus cervus) [1083] (Fachbeitrag Wald)

Die praktisch völlig fehlende Naturverjüngung der Eichen wird zu einer deutlichen Gefährdung für die Population des Hirschkäfers führen, wenn sich dadurch die Fläche an Eichenwäldern deutlich verringert oder entscheidende Altersphasen dieser Bestände in Zukunft weitgehend ausfallen. Aktuell gibt es fast nur ältere Baumholz- und Altholz-Eichenbestände mit einem Alter von mehr als 80 Jahren; hinzu kommt eine Reihe von DB- und arB-Eichenbeständen in den Bereichen Ölberg und Sommerseite, deren Alter nicht

darstellen. Selten und kleinflächig sind dagegen junge Eichenbestände, in denen die Eiche gezielt verjüngt wird. Dazu zählt ein ca. 30 jähriger Eichenbestand im Bereich Griet/Lange Schar auf etwa 6 ha Fläche, sowie im Gemeindewald Dossenheim ein sehr junger Eichenbestand auf 1 ha Fläche (Bereich Weihe-neich) und ein ca. 6,5 ha großer Bestand mit Eichenverjüngung am Südhang des Ölbergs. Die Altersstruk-tur der Eichenbestände verdeutlicht, dass eine Nachhaltigkeit der Eichenbestände im Gebiet derzeit kaum gegeben ist. Die fehlende Naturverjüngung der Eiche ist wahrscheinlich u. a. auf Wildverbiss, aber z.B.

auch auf die unter den aktuellen Umweltbedingungen höhere Konkurrenzkraft anderer Baumarten zu-rückführen. Bereits jetzt ist in einigen Beständen festzustellen, dass die Buche sich unter den Eichen natürlich verjüngt, während die Verjüngung von Eichen weitgehend ausbleibt.

Der im Bereich der Lebensstätten festzustellende Mangel an Alt- und Totholz unter den Eichen stellt aktuell eine geringfügige Beeinträchtigung des Hirschkäfers im FFH-Gebiet dar, weil dieser Mangel nur stellenweise auftritt. Die in den betreffenden Bereichen relativ wenigen geeigneten Eichenstubben werden von Wildschweinen seitlich aufgewühlt und die darin lebenden Larven und Puppen dadurch dezimiert.

Die zur Zeit der Begehungen beobachtete geringe Entnahme von Eichen stellt derzeit keine gravierende Beeinträchtigung dar. Holzentnahme könnte aber dann zu Nahrungsengpässen für die Hirschkäferlarven führen, wenn sich hierdurch mittelfristig die Anzahl der Eichenstubben und die Menge an Totholz deut-lich verringert.

Langfristig stellt die praktisch völlig fehlende Naturverjüngung der Eichen eine deutliche Gefährdung für die Population des Hirschkäfers dar.

Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) [1093*]

Beeinträchtigungen des Steinkrebsvorkommens im FFH-Gebiet resultieren am Ursenbach aus den be-schriebenen Aufstiegshindernissen und dem insgesamt geringen besiedelbaren Bereich. Am Altenbach (außerhalb FFH Gebiet) wurden Ablagerungen festgestellt, die darauf hindeuten, dass nach Starkregener-eignissen Abwasserrückstände in den Bach gelangen, die zu einer temporären Beeinträchtigung der Wasserqualität führen können. Die Verdolung in der Ortslage Altenbach verhindert eine Besiedlung des Bachabschnitts im FFH-Gebiet oberhalb der Ortschaft. Aus dem Altenbach und dem Ursenbach liegen bislang keine Hinweise über Vorkommen allochthoner Flußkrebsarten vor, die das Vorkommen beein-trächtigen könnten.

Gelbbauchunke (Bombina variegata) [1193]

In der Gesamtbetrachtung aller potenziell zur Verfügung stehenden Kleinstgewässer resultieren Beein-trächtigungen überwiegend aus einer fortschreitenden Sukzession der vorhandenen Strukturen wie in der Teilfläche Hohe Wald/Weittal und im Steinbruch Schriesheim. In beiden Bereichen ist davon auszugehen, dass die ehemals vorhandenen Populationen mittlerweile erloschen sind. Im Gegensatz zu den schnell austrocknenden Kleingewässern am Ölberg würde die Wasserführung im Bereich Hohe Wald/Weittal im Jahresverlauf an den meisten Gewässern ausreichen, um eine erfolgreiche Reproduktion zu gewährleisten.

Die vorhandenen Gewässer werden jedoch stark beschattet und weisen am Gewässerboden eine ausge-prägte Laubschicht auf, die Prädatoren wie Kleinmolchen oder Libellen geeignete Verstecke bieten.

Im Steinbruch Dossenheim können Nutzungsänderungen potenziell zu Beeinträchtigungen führen, aber auch der aktuelle Betrieb (Verkehr) kann pessimal auf den vorhandenen Bestand wirken. Auf der obersten Berme reicht die Wasserführung im Jahresverlauf für eine erfolgreiche Reproduktion nicht aus, zudem unterliegen Teile des Steinbruchs der Sukzession, welche auch die Gefahr der Verlandung von Gewässern beinhaltet. Belastend wirken hier auch die individuenreichen Wildschweinbestände.

3.10.4 Vogelarten der Vogelschutzrichtlinie

Im Offenland des Vogelschutzgebietes resultieren Beeinträchtigungen aus einer zu intensiven Rebnutzung mit einem massiven und flächigen Pestizideinsatz. Weiterhin wurde auch zur Brutzeit der Einsatz von Schreckschusseinrichtungen zur Vergrämung von Vögeln festgestellt. Vor allem am Unterhang fehlen vernetzende Strukturen wie Hecken oder Brachflächen. Nicht von Rebstöcken bestandene Flächen unterliegen hier überwiegend einer intensiven kleingärtnerischen Freizeitnutzung. Die wenigen natur-schutzfachlich ausgerichteten Nutzungen sind zu klein um für das lokale Überleben vieler Arten einen nennenswerten Beitrag zu leisten. Am Oberhang ist die Nutzung dagegen vielfach aufgegeben worden.

Vor allem die Taleinschnitte sind weitgehend bewaldet und für Offenlandarten nicht mehr nutzbar. Als Folge davon kann der Neuntöter (Lanius collurio) den Offenlandbereich des Vogelschutzgebietes entlang der Bergstraße nur noch in Teilflächen besiedeln. Die Vorkommen anspruchsvollerer Arten wie der Zaunammer (Emberiza cirlus) und der Zippammer (Emberiza cia) sind hier bereits nicht mehr dauerhaft möglich. Für diese Arten, deren landesweite Verbreitung vor allem durch die klimatischen Rahmenbedin-gungen geprägt wird, ist die Sukzession in den potenziell geeigneten und ehemals besiedelten Bereichen des Oberhangs bereits zu weit fortgeschritten. Da die Zippammer im Vogelschutzgebiet derzeit nur noch mit einem Paar im Steinbruch Dossenheim siedelt, wirken Beeinträchtigungen hier besonders nachhaltig auf das lokale Überleben der Art ein. Neben der fortschreitenden Sukzession resultieren sie vor allem aus potenziellen Nutzungsänderungen. Der Steinbruch Schriesheim stellt ein potenzielles Bruthabitat für die Art dar. Besucherdruck und Sukzession schränken hier die Habitateignung für die Zippammer ein. Die mangelhafte Einhaltung des Betretungsverbotes im Südteil der oberen Berme beeinträchtigt auch den Wanderfalken (Falco peregrinus).

Trotz der individuenarmen Präsenz von Baumfalke (Falco subbuteo), Wendehals (Jynx torquilla) und Grauspecht (Picus canus) sind artspezifische Beeinträchtigungen, die über die beschriebenen hinausge-hen, derzeit nicht erkennbar. Vergleichbares gilt für die individuenreichen Vorkommen von Wespenbus-sard (Pernis apivorus) und Mittelspecht (Dendrocopos medius) sowie für den Uhu (Bubo bubo). Auch beim Schwarzspecht (Dryocopus martius) sind keine erheblichen Beeinträchtigungen der Population im Gebiet festzustellen.

4 Erhaltungs- und Entwicklungsziele