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3.9 Beeinträchtigungen und Gefährdungen

3.9.1 Offenland - Lebensraumtypen

Natürliche, eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamion oder Hydrocharition [3150]

Ein Großteil der als Lebensraumtyp „Natürliche, eutrophe Seen“ [3150] erfassten Teiche unterliegen einer fischereiwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Einige Teiche dienen dem Naturschutz als extensive Aufzuchtteiche für seltene Arten.

Durch die fischereiwirtschaftliche Nutzung ist der Erhaltungszustand einzelner Teiche beeinträchtigt, z.B.

am Dachsbauweiher. Aufgrund des hohen Karpfenbestandes kommt es durch das Gründeln und Wühlen der Fische zu einer starken Trübung des Wassers und dadurch zu verschlechterten standörtlichen Bedingungen für die kennzeichnenden und wertgebenden Arten. Zwar werden aktuell nach Aussage des Pächters keine Karpfen mehr eingesetzt, doch vor allem ein Bestand an sich reproduzierenden Altkarpfen ist noch vorhanden. Auch der Obere Salenweiher u.a. Teiche enthalten nach Aussagen der Pächter mitunter große Restbestände. Eine Zufütterung wurde für den Dachsbauweiher und - zumindest gelegentlich – auch für den Oberen Salenweiher bestätigt. Dies kann zu einer Eutrophierung und damit verbunden zu einer verminderten Wasserqualität führen. Der Obere Salenweiher ist zusätzlich durch Nährstoffeinträge aus den angrenzenden Ackerflächen beeinträchtigt.

Durch Laubfall sind einige kleinere Teiche, die überwiegend nicht zur Fischzucht genutzt werden, von der Verlandung bedroht (Weiher im hinteren Geheg, im geringen Umfang auch Neusaßer Weiher).

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion [3260]

Die Jagst ist im Untersuchungsgebiet grundsätzlich durch Uferverbau, Abwassereinleitungen (Kläranlage Schöntal, Regenüberlauf Bieringen) und Einträge aus angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen stellenweise beeinträchtigt. Die Wehre am Kloster Schöntal und in Berlichingen verursachen eine herabgesetzte Fließgeschwindigkeit mit Stillwassercharakter und eine starke Verschlammung der Stauwurzeln. Zudem führt die Ausleitungsstrecke unterhalb Berlichingen vor allem in den Sommermonaten und bei geringen Abflüssen zu wenig Wasser. Diese stark beeinträchtigten Fließgewässerabschnitte wurden nicht als Lebensraumtyp [3260] erfasst und besitzen in der aktuellen Bestandssituation auch kein Potential für Entwicklungsflächen.

Im erhobenen Abschnitt zwischen Westernhausen und Bieringen sind vereinzelt Steinschüttungen zur Ufersicherung und -befestigung und dadurch eine leicht beeinträchtigte Fließgewässermorphologie vorhanden. Weitere Beeinträchtigungen in den als Lebensraumtyp erfassten Bereichen sind diffuse Nährstoffeinträge und Feinerdeabschwemmungen aus angrenzenden intensiv genutzten Acker- oder Grünlandflächen. Sind die Wiesen durch die gegebenen Nutzungseinschränkung der Wasserschutzzonen extensiv genutzt (z.B. linksseitig der Jagst zwischen Bieringen und Westernhausen) bleiben die Beeinträchtigungen für die Wasserqualität gering. Sehr geringe Beeinträchtigungen bestehen weiterhin im Abschnitt zwischen Bieringen und Schöntal durch eine Einleitung aus der Straßenentwässerung sowie durch den Regenüberlauf unter der Brücke. Im Abschnitt zwischen Kloster Schöntal und Berlichingen befindet sich zudem eine Festmistlagerung direkt neben der Jagst.

Darüber hinaus bestehen geringe Beeinträchtigungen durch den auf der Jagst vorhandenen Kanubetrieb.

Zwar ist das Kanufahren im Untersuchungsgebiet über einen Mindestwasserabfluss am Pegel Dörzbach geregelt, doch verursachen die Boote trotz der Befahrungsregelung geringe Schäden an den Wasserpflanzenbeständen. Dies führt allerdings nicht zu einem Abbau des Lebensraumtyps.

Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p und des Bidention p.p. [3270]

Vergleichbar mit dem Lebensraumtyp [3260] stellt auch in den Schlammfluren die durch Uferverbau und Querverbauungen eingeschränkte Fließgewässerdynamik und Gewässermorphologie eine Beeinträchtigung dar. Bedingt durch die eingeschränkte Breitenerosion ist zudem entlang der Jagst eine verstärkte Tiefenerosion vorhanden. Dies ermöglicht die Ausbildung von für den Lebensraumtyp wichtigen Längsstrukturen (Kies- und Schlammbänke) nur in gewissem Umfang.

In Einzelfällen können auch leichte Beeinträchtigungen aus dem Kanusport resultieren. Vor allem in den sehr seichten Abschnitten nutzen Kanufahrer gelegentlich die Kiesinseln, um das Kanu umzutragen, beispielsweise unterhalb des Wehres bei Berlichingen.

Auf einer Schlammflur wurden zudem einige Exemplare des Neophyten Reynoutria japonica (Japanischer Staudenknöterich) nachgewiesen.

Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und –rasen [5130]

Die einzige im NATURA 2000-Gebiet vorhandene Wacholderheide ist bezüglich der Beweidung unterbestoßen. Vor allem in den Randbereichen breiten sich zunehmend Gehölze (v. a. Schlehe und Hartriegel) aus, so dass in Zukunft mit weiteren Flächenverlusten zu rechnen ist, wenn die Beweidung nicht intensiviert wird. Darüber hinaus führen die sich randlich ausbreitenden bzw. bereits vorhandenen Gehölze zu einer Beschattung des Lebensraumtyps. Die Beschattung kann langfrisitg lichtbedürftige Arten verdrängen.

Die bisherige, sehr geringe Beweidungsintensität fördert vor allem Saumarten. Zudem können sich in Zukunft herdenbildende und konkurrenzkräftige Gräser (Brachypodium pinnatum) verstärkt ausbreiten, die auf Dauer das lebensraumtypische Artenspektrum verdrängen.

Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometea) [6212]

Ein Teil der Magerrasen im NSG „Halbtrockenrasen“, am Hang der Klinge Leuterstal und an den Kochertalhängen ist infolge fehlender oder unzureichender Mahd oder Beweidung beeinträchtigt. Steilheit und kleinparzellierte Gliederung erschweren eine rentable Bewirtschaftung. Die Landwirtschaft zieht sich daher zunehmend aus den Hangbereichen zurück. Kleinflächige und isoliert liegende Fläche sind auch für den Wanderschäfer nur schwer in ein rentables Beweidungssystem zu integrieren. Die Verbrachung der Flächen führt zu einem Rückgang des lebensraumtypischen Arteninventars infolge der Ausbreitung von konkurrenzkräftigen Saumarten, herdenbildende Grasarten und Gehölzen. Lichtbedürftige und konkurrenzschwache Arten werden durch eine Strohtunika und zunehmende Verfilzung verdrängt. Vor allem der Bestand an Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) im NSG „Halbtrockenrasen“ dürfte durch die fortschreitende Schlehensukzession zukünftig gefährdet sein. Einige stark verbuschte Bereiche, beispielsweise am Kochertalhang oder um den Storchenturm, mit einer Gehölzdeckung über 70 %, wurden nicht mehr als Lebensraumtyp erfasst. Sie stellen aber zukünftige Entwicklungsflächen dar.

In einzelnen Beständen, z.B. im NSG „Halbtrockenrasen“ wurde das Mähgut der dort gepflegten Fläche in einem Gehölzbestand innerhalb des Magerrasens entsorgt. Dies kann zu kleinflächigen Eutrophierungen und Ausbildung von Brennesselfluren im Umkreis der Lagerfläche führen.

Durch die regelmäßige Beweidung und Gehölzpflege der Magerrasen des NSG „Hohenberg-Setz“ sind Gehölzsukzessionen dort nur sehr kleinräumig vorhanden.

Die Magerrasen rund um den Storchenturm sowie in der Standweide zwischen Bieringen und Schöntal an der L1025 sind leicht überbestoßen und - zumindest der zuletzt genannte - auch durch kleinflächige randliche Schlehensukzession beeinträchtigt. Sind die Schlehengebüsche bereits zu stark konsolidiert, meiden Schafe im Gegensatz zu Ziegen die Gehölzstrukturen bzw. befressen sie nur randlich. Ohne maschinelle Pflege kann die Verbuschung weiter fortschreiten.

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren bis montanen Stufe [6431]

Uferverbauungen, Querbauwerke und Nährstoffeinträge beeinträchtigen auch die Ufervegetation entlang der Jagst. Die eingeschränkte Breitendynamik führt zu einer verstärkten Tiefenerosion, wodurch die Uferböschungen in vielen Abschnitten sehr steil ausgebildet und die Hochstaudenfluren nur eingeschränkt in die natürliche Fließgewässerdynamik eingebunden sind. Darüber hinaus beeinträchtigt das Wehr in Berlichingen durch den Staubetrieb und den vor allem in den Sommermonaten geringen Restwasserabfluss den Wasserhaushalt und die Standortverhältnisse der stromabwärts gelegenen Bestände.

Der hohe Anteil von Brennessel (Urtica dioica) in einigen Vorkommen weist auf einen gestörten Wasserhaushalt hin und führt zum Rückgang der lebensraumtypischen Artenvielfalt. Die Dominanz weniger nitrophiler Arten geht neben den ungünstigen Standortsbedingungen - fehlende Wasser-Landverzahnung führt zu zunehmender Trockenheit - auch auf den Nährstoffeintrag aus angrenzenden intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen zurück. In einigen Hochstaudenfluren entlang der Jagst sind Neophyten, z.B. Helianthus tuberosus, in größeren Mengen vorhanden.

Stellenweise werden die Hochstaudenfluren auch durch Freizeitaktivitäten, vor allem Angeln und Baden, in geringem Umfang beeinträchtigt.

Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

Einige der mageren Flachland-Mähwiesen werden durch eine intensive landwirtschaftliche Nutzung mit häufigen und auch zu frühen Schnitten beeinträchtigt. Durch eine starke Düngung nehmen wenige dominante hochwüchsige Gräser und hinsichtlich der Nährstoffversorgung anspruchsvolle Stauden zu.

Der typische mehrschichtige Aufbau einer Mageren Flachland-Mähwiese, mit wenigen Obergräsern und vielen Magerkeitszeigern, verschwindet dann, wie beispielsweise in der Talaue südlich von Bieringen deutlich erkennbar wird.

Etwa ein Drittel der Mageren Flachland-Mähwiesen stellen Obstbaumwiesen dar. Stehen die Bäume in ausreichendem Abstand zueinander und wird das Obst geerntet, werden die Wiesen durch diese Nutzung

nicht beeinträchtigt und die Obstbäume können als wichtige Strukturelemente für viele Vogelarten, Kleinsäuger und Insekten fungieren. In einigen Fällen allerdings führt das häufig nicht geerntete Fallobst zu einer Eutrophierung. Um die Bäume haben sich so an einigen Stellen bereits Brennesselfluren oder nährstoffliebende Arten ausgebreitet. Die starke Beschattung vereinzelt dicht bepflanzter Streuobstwiesen führt zur Abnahme lichtbedüftiger Kennarten. Die vor einigen Jahren erfolgte Baumpflanzung auf einer Mageren Flachland-Mähwiese im Kochertal könnte bei einer unregelmäßigen Pflege in eine Verschlechterung des derzeit noch „hervorragenden“ Erhaltungszustands münden.

Eine kleineres Vorkommen im Kochertal südlich des Fahrradweges konnte aufgrund einer im Sommer 2006 verlegten Leitungstrasse nicht mehr als Lebensraumtyp angesprochen werden. Eine entsprechende Prüfung der FFH-Verträglichkeit des Vorhabens liegt nicht vor.

An den Talhängen von Kocher und Jagst wurden vereinzelte Bestände aus der Bewirtschaftung genommen oder werden nur noch unregelmäßig gemäht. Wie in den Kalk-Magerrasen nehmen dadurch im Laufe der Zeit Gehölze und Saumarten zu und verdrängen das lebensraumtypische Arteninventar. In wenigen Flächen wird auch eine Mulchmahd betrieben. In mageren Beständen führt dies vor allem in Kombination mit Streuobstbäumen zu einer Nährstoffanreicherung.

Auf mehreren Mageren Flachland-Mähwiesen wird entweder eine Beweidung in Koppelhaltung (z.B.

Umtriebsweiden mit Pferden am Kochertalhang) oder rund um das Kloster Schöntal stellenweise auch eine Hüteweide durchgeführt. Grundsätzlich ist eine Umtriebsweide mit kombiniertem Schnitt geeignet, den Lebensraumtyp und das charakteristische Wiesenartenspektrum zu erhalten (vgl. WAGNER & LUICK 2005). Allerdings sollte das Weidemanagement eine gezielte Weidepflege beinhalten, um Gehölzsukzessionen und Eutrophierungen an Geilstellen oder auch Trittschäden zu verhindern. In einer extensiv genutzten Pferdeweide am Kocherhang nehmen beispielsweise Eutrophierungszeiger (Brennessel) und randlich Schlehengebüsche zu. Der Standort am Kreuzberg des Klosters Schöntal ist bereits sehr mager, trespendominiert und weist Übergänge zu den Magerrasen auf. Durch eine dauerhafte Beweidung kann die Magere Flachland-Mähwiese in Zukunft zumindest in Teilen in einen Magerrasen überführt werden.

Kalktuffquellen (Cratoneurion) [7220*]

Im oberhalb der Kalktuffquellen des Steinbruchs gelegenen Wasserlauf wurde eine Lagerung von leeren Ölfässern als geringe Beeinträchtigung festgestellt. Unter Umständen kann aus extremen Wetterereignissen, beispielsweise bei Starkregen, ein Nährstoffeintrag aus Ackerschlägen der Hochfläche resultieren und die Wasserqualität verschlechtern.

Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation [8210]

Der Kalkfelsen im aufgelassenen Berlichinger Steinbruch ist durch eine Gehölzzunahme leicht beeinträchtigt. Die Gehölzsukzession an der Felswand wird durch den, beim Abbau entstandenen, leicht brüchigen Zustand des Gesteins begünstigt.

Nicht touristisch erschlossene Höhlen [8310]

In der Bieringer Klufthöhle wurden keine Beeinträchtigungen festgestellt.