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3.2 Abiotische Ausstattung

3.2.5 Gewässer und Wasserhaushalt

Die Jagst

1. Jagstverlauf bei 210 mNN 3. Jagstverlauf bei 200 mNN

2. Jagstverlauf bei 205 mNN 4. Jagstverlauf bei 195 mNN (in etwa derzeitiger Verlauf)

Abb. 3 Verlagerung und Tieferlegung des Jagstverlaufs im Bereich der Eschenau seit Beginn des Jungpleistozäns (Quelle: GEOLOGISCHES LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 1988, verändert) Das zentrale Oberflächengewässer des FFH-Gebiets 6622-341 „Jagsttal bei Schöntal und Klosterwald“ ist die Jagst. Sie durchfließt das Untersuchungsgebiet zwischen Westernhausen und Jagsthausen von Nordost nach Südwest auf einer Länge von rund 9 km. Mit ihrem weitgehend naturnahen Lauf gilt die Jagst als

„Naturjuwel“ Baden-Württembergs. Ausgeprägte Schlingen in einem breiten Talverlauf und der Wechsel von Prall- und Gleithängen kennzeichnen diesen Abschnitt des Mittellaufs. Im Laufe der Zeit haben sich die Prallhänge der Mäander an einigen Stellen so weit genähert, dass der Flusslauf durchgebrochen ist.

Die dadurch entstandenen Umlaufberge sind z.B. im Bereich der Eschenau nördlich von Kloster-Schöntal noch vorhanden (vgl. Abb. 3, GEOLOGISCHES LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG 1988). Zwei einseitig angeschlossene Altarme, bei Bieringen und bei Berlichingen liegen ebenfalls im Untersuchungsgebiet.

Die Quelle der Jagst liegt bei Unterschneidheim-Walxheim auf ca. 519 mNN. Insgesamt misst die Jagst von der Quelle bis zur Mündung in den Neckar bei Bad Friedrichshall - Jagstfeld ca. 190 km. Ihr Einzugsgebiet ist 1842 km2 groß. Nach dem Wassergesetz (WG) von Baden-Württemberg ist die Jagst ab Schwabsberg ein Gewässer I. Ordnung und wird demnach vom Land Baden-Württemberg verwaltet (REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART o. Jahr a).

Der Kocher

Der Kocher ist das zweite Fließgewässer I. Ordnung im FFH-Gebiet. Er entspringt aus zwei Karstquellen, dem Schwarzen Kocher südlich von Oberkochen und dem Weißen Kocher bei Unterkochen und fließt nach einer Länge von ca. 168 km bei Bad Friedrichshall-Kochendorf in den Neckar (REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART o. Jahr b). Das Untersuchungsgebiet endet an der Gewässerlinie des Kochers, so dass der eigentliche Flusslauf von der Bearbeitung im Pflege- und Entwicklungsplan ausgeschlossen bleibt. Daher beziehen sich die folgenden Ausführungen zur Hydrologie hauptsächlich auf die Jagst.

Durch die Verkarstung des oberen Muschelkalks, den die Jagst durchfließt und begünstigt durch die Sindringer Verwerfung, tritt im Untergrund bei Jagsthausen - Sindringen Wasser zum tektonisch tiefer gelegenen Kocher über. Die Wasserscheide von Kocher und Jagst liegt in etwa auf Höhe der Hohen Straße, die zu früheren Zeiten eine bedeutende Verkehrslinie darstellte. Zahlreiche Klingen und mehrere kleinere Bäche fließen Jagst und Kocher im Untersuchungsgebiet zu (z.B. Haspelklinge, Honigbach und Pfaffenklinge als Jagstzuflüsse und Ellbach und Stelzerschlingenbach als Zuflüsse des Kochers). Der Erlenbach bei Bieringen als ganzjährig wasserführender Jagstzufluss liegt nicht innerhalb des Projektgebietes.

Gewässertyp der Jagst

Basierend auf der Wasserrahmenrichtlinie entwickelte die LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT WASSER (2003) ein bundesweit einheitliches System zur Typisierung von Fließgewässern und veröffentlichte sie in einer Liste und einer Karte der „Biologisch bedeutsamen Fließgewässertypen der Bundesrepublik Deutschland“. Die gesamte Jagst lässt sich danach folgendermaßen klassifizieren: Im Oberlauf von der Quelle bis Schwabsberg als „Karbonatischer Mittelgebirgsbach“, von Schwabsberg bis Dörzbach als „Karbonatischer Mittelgebirgsfluss“ und von Dörzbach bis zur Mündung, aufgrund des großen Einzugsgebietes (> 1000 km2) als „Großer Fluss des Mittelgebirges“ (vgl. REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART o. Jahr a, LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG 2005b).

Biologische Gewässergüte und Gewässerstrukturgüte der Jagst

Die gesamte Jagst sowie ein Großteil ihrer Zuflüsse II. Ordnung werden nach der 7-stufigen Klassifikation der Güteklasse II „mäßig belastet“ (β−mesosaprob) zugeordnet. Die Gewässerabschnitte weisen demzufolge eine mäßige Verunreinigung bei guter Sauerstoffversorgung auf. Sie sind mit einer großen Artenvielfalt und Individuendichte von Algen, Schnecken, Kleinkrebsen und Insektenlarven ausgestattet und gelten als artenreiche Fischgewässer. Auch Bestände aus Wasserpflanzen können größere Flächen einnehmen (LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG 2005a).

Die Kartierung der Gewässerstruktur nach dem LAWA-Übersichtsverfahren erfolgte in Baden-Württemberg von 2000-2004 (vgl. LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG 2004). Im Untersuchungsgebiet wird die Strukturgüte der Jagst nach der 7-stufigen Klassifikation überwiegend als

„gering verändert“ bis „mäßig verändert“ eingestuft. Als „deutlich verändert“ wurde der Abschnitt beim

die Bewertung des Rückstaubereichs und der Ausleitungsstrecke der Wasserkraftanlage Berlichingen als

„mäßig verändert“. Nach den Vorgaben hätte die Bewertung schlechter ausfallen müssen, die aktuelle Einstufung resultiert vermutlich aus einem Fehler bei der Generalisierung des Übersichtsverfahrens.

Abb. 4 Gewässerstrukturgüte der Jagst (nach LAWA) im FFH-Gebiet Nr. 6622-341 „Jagsttal bei Schöntal und Klosterwald“.

Stillgewässer

Natürliche größere Stillgewässer und Seen sind im Untersuchungsgebiet nicht vorhanden. Im tonigen Lettenkeuper der Hochflächen zwischen Kocher und Jagst wurden allerdings zahlreiche Fischteiche angelegt, die sich häufig im näheren Umfeld zu Quellen befinden. Oftmals wurden auch mehrere Teiche im Hauptschluss eines Fließgewässers hintereinander geschaltet. Die Größe der Teiche liegt zwischen ca.

0,1 und 1ha. Aufgeschüttete Dämme sind noch fast überall vorhanden und auch bei bereits verfallenen Teichanlagen noch erkennbar. In der ehemaligen Erddeponie im Gewann „Schönbüchle“ befinden sich mehrere kleinere Tümpel, die allerdings größtenteils bereits verlandet sind.

Grundwasser

Im FFH-Gebiet bestehen im Wesentlichen zwei Grundwassersysteme. Das Karstwasser im Muschelkalk und das Porengrundwasser in den Flusskiesen der Talauen von Kocher und Jagst. Durch die lange Verweildauer aufgrund niedriger Fließgeschwindigkeiten und die hohe Filterwirkung der Lockergesteine besitzt das Grundwasser der Auenkiese in der Regel Trinkwasserqualität. In den Auen des Untersuchungsgebietes existieren mehrere Brunnen zur Trinkwassergewinnung. Sind die überlagerten

Auelehme nur geringmächtig, können aber durch Oberflächeneinflüsse Grundwasserverunreinigungen auftreten.

Auf der Hochfläche des Untersuchungsgebietes finden sich mehrere Quellen. Ein Großteil der Quellen liegt im dichtenden Tongestein an der Basis des Unteren Keupers wenige Meter über dem oberen Muschelkalk. Kleine Einzugsgebiete und große Fließgeschwindigkeiten bedingen hohe, niederschlagsabhängige Schüttungsschwankungen. Eine mächtige Lage aus Lößlehm kann sich ausgleichend auf das Quellverhalten auswirken und bietet einen gewissen Schutz gegen oberflächennahe Grundwasserverschmutzungen. Die Quellen des oberen Muschelkalks (über lokal auftretenden eingelagerten Tonhorizonten) sind ebenfalls durch niederschlagsabhängige Schüttungsschwankungen und teilweise durch periodisches Trockenfallen gekennzeichnet. Fehlt eine Löß- oder Keuperdecke, sind die oberen Stockwerke für Verunreinigungen besonders anfällig (SICK 1962, GEOLOGISCHES LANDESAMT BADEN -WÜRTTEMBERG 1988).