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3.7 Lebensstätten der Arten

3.7.5 Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) [1323]

Vorbemerkung

Die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) verbringt die Sommerperiode vor allem in naturnahen, frischen und feuchten Laub- und Laub-Nadelholz-Mischwäldern mit kleineren Wasserläufen, Blößen und Lichtungen, sowie einem höhlen- und spaltenreichen Altbaumbestand. Sie ist in den oberen Bereichen der kollinen Stufe zu finden.

Schwerpunkte aktueller Fundorte der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) in Baden-Württemberg liegen demzufolge in den Kocher-Jagst-Ebenen, dem Schwäbisch-Fränkischen Wald sowie dem Vorland der mittleren Schwäbischen Alb - inklusive dem Waldgebiet des Naturparks Schönbuch (BRAUN &

DITTERLEN 2003). Das NATURA 2000-Gebiet liegt im Bereich der Kocher-Jagst-Ebene und ist somit als grundsätzlich geeigneter Lebensraum für Myotis bechsteinii anzusehen.

Tab. 48 Nachweise der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) [1323] seit 1985 im FFH-Gebiet 6622-341 „Jagsttal bei Schöntal und Klosterwald“.

Datum Anzahl Kasten Nr.

27.09.1985 2

22.08.1987 2 7, 27

13.08.1988 4 2, 11, 16, 41

15.07.1989 5 5, 25, 35, 41, 48

29.07.1989 3

19.08.1989 1

16.09.1989 5 5, 15, 25, 35, 37

21.07.1990 4 1, 16, 22, 46

02.08.1991 4 5, 16, 21, 36

21.09.1991 2 5, 20

29.08.1992 26 5, 31 (21 Ind.), 35, 36, 37, 45

14.08.1993 4 5, 6, 20, 21

07.09.1996 1 26

07.08.1999 27 31 (27 Ind.)

12.08.2001 1 5

02.10.2001 5 21, 31, 35

26.07.2002 2 21, 25

15.09.2003 1 21

13.08.2005 5 16, 30,

11.06.2006 13 31 (12 Ind.), 21

Das NATURA 2000-Gebiet befindet sich in einem der Hauptverbreitungsgebiete dieser Fledermausart. Es lagen Daten der ARBEITSGRUPPE FLEDERMAUSSCHUTZ, REGION FRANKEN (AGFF) vor, die dort seit 1984 ein Fledermauskasten-Projekt betreibt. Neben Informationen von Herrn WEIDMANN sind hier insbesondere die Beobachtungen und Dokumentationen von Herrn PAUL SCHUHMACHER aus Schöntal von Bedeutung, der dieses Projekt seit Jahren vor Ort betreut.

Tabelle 48 zeigt die Aufzeichnungen von Herrn SCHUHMACHER über insgesamt 20 Funde der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) im NATURA 2000-Gebiet, die in den Jahren 1985 bis 2006 gemacht wurden. Dabei sind insgesamt 117 Bechsteinfledermäuse registriert worden, die Funde einer Wochenstube sind jeweils hervorgehoben. Diese befanden sich jedes Mal im Kasten Nummer 31.

Ergebnis

Grundlage für den Nachweis dieser Fledermausart im FFH-Gebiet sind die Aufzeichnungsdaten der AGFF. Danach wurden in den vergangenen 21 Jahren in den zahlreich vorhandenen Kästen immer wieder Bechsteinfledermäuse (Myotis bechsteinii) nachgewiesen, drei mal eine Wochenstube, zuletzt im Juni 2006 mit einem Besatz von 12 Weibchen. Zusätzlich wurden im gesamten Klosterwald Kontrollen von 40 weiteren Nistkästen durchgeführt.

Die im Rahmen der Untersuchung erfolgte Kontrolle von insgesamt 72 Nistkästen erbrachte lediglich jeweils einen Nachweis eines Männchens von Myotis bechsteinii und eines Exemplars von Pipistrellus pipistrellus.

Während dreier nächtlicher Fangaktionen im Klosterwald an dafür extra ausgewählten Fangplätzen gingen - neben zahlreichen anderen Fledermausarten, darunter auch acht Exemplare des Großen Mausohrs (Myotis myotis) - lediglich ein männliches Exemplar der Myotis bechsteinii ins Netz. Tabelle 49 zeigt einen Auszug aus der Dokumentation dieser Netzfangaktionen im FFH-Gebiet.

Ausweisung der Lebensstätte „Klosterwald“ (2-1323-1)

Auf Grund der aktuellen, unbefriedigenden Datenlage konnte die Ausweisung einer Lebensstätte für Myotis bechsteinii nur grob und anhand von Bestandsparametern, wie Baumart, Alter und Bestandesstruktur vorgenommen werden. Dabei wurde als Jagdhabitat für die Art ein Aktionsradius um die gefundene Wochenstube von rund 1,5 km angenommen und diese Fläche von insgesamt 226,9 ha als Lebensstätte ausgewiesen. Die Abgrenzung der Lebensstätte erfolgte anhand von Bestandsgrenzen und entlang von Distrikt- bzw. Abteilungslinien und Wegen.

Die Lebensstätte „Klosterwald“ befindet sich im Staatswald und deckt hier das Bannwaldgebiet, sowie große Teile des Schonwaldgebiets ab.

Nach dem derzeitigen Stand der Datenerhebung wird der Klosterwald eher sporadisch von dieser Fledermausart besiedelt. Die wenigen, nachgewiesenen Exemplare legen den Schluß nahe, daß sich Quartiere und Schwärmgebiete außerhalb des FFH-Gebiets befinden müssen. Darauf deuten auch die Fundorte des einzigen, gefangenen Exemplars von Myotis bechsteinii und der Wochenstube hin, die sich beide im östlichen Randgebiet des FFH-Gebiets nahe der „Tiroler Seen“ befinden.

Die Ergänzung und Absicherung der vorhandenen Daten würde konkretere Aussagen ermöglichen, und es könnte eine präzisere Abgrenzung der Lebensstätte vorgenommen werden. Hierzu sollte ein Monitoring mit Telemetrierung dieser Fledermausart im FFH-Gebiet durchgeführt werden.

Tab. 49 Protokollauszug der Fledermaus-Netzfangaktionen 2006 im FFH-Gebiet 6622-341 „Jagsttal bei Schöntal und Klosterwald“.

Datum Art Bemerkungen

13./14.07.2006 E. serotinus ♀ letztjährig oder älter, hatte Junges gesäugt Pl. auritus ♂ letztjährig oder älter

M. myotis ♀ letztjährig oder älter, hatte Junges gesäugt

P. pipistrellus diesjährig

M. myotis ♂ diesjährig

Pl. austriacus ♀ letztjährig oder älter, hatte Junges gesäugt Pl. austriacus ♂ letztjährig oder älter

M. daubentonii ♀ diesjährig

Pl. austriacus ♀ letztjährig oder älter Pl. auritus ♂ letztjährig oder älter M. nattereri ♂ letztjährig oder älter

26.07.2006 M. myotis ♀ letztjährig oder älter, hatte Junges gesäugt

M. nattereri ♀ diesjährig

M. myotis diesjährig

02./03.08.2006 Pl. austriacus ♀ letztjährig oder älter

E. serotinus ♀ diesjährig

M. nattereri ♂ letztjährig oder älter M. nattereri ♂ letztjährig oder älter M. myotis ♂ letztjährig oder älter

E. serotinus ♀ diesjährig

E. serotinus ♀ diesjährig

E. serotinus ♀ diesjährig

M. myotis ♂ letztjährig oder älter M. myotis ♂ letztjährig oder älter

M. myotis ♀ letztjährig oder älter, hatte Junges gesäugt M. bechsteinii ♂ letztjährig oder älter

Bewertungsergebnisse Habitatqualität

Es wurde nur eine Wochenstubenkolonie in einem der Kästen gefunden. Das Angebot geeigneter, höhlen-und spaltenreicher Baumbestände mit entsprechender Anzahl an Alteichen als natürliche Sommer-Quartiermöglichkeit scheint jedoch derzeit für diese Fledermausart nicht in ausreichendem Umfang gegeben zu sein. Im ca. 42 ha großen Bannwaldgebiet sind zwar auch jüngere Eichen vorhanden,

allerdings werden noch Jahrzehnte vergehen, bis diese Habitatbaumeignung besitzen und damit zu einer Verbesserung der Habitatqualität beitragen könnten.

Dagegen sind Jagdhabitate mit günstiger, stufig aufgebauter Bestandesstruktur großflächig vorhanden.

Tab. 50 Gebietsbewertung für die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) [1323] im FFH-Gebiet 6622-341 „Jagsttal bei Schöntal und Klosterwald“ (226,9 ha).

Bewertungsparameter Beschreibung Wertstufe

Habitatqualität mittel C

Quartiere mittel bis schlecht C

Jagdhabitate großflächig vorhanden A

Zustand der Population gut B

Geschätzter Bestand ein Nachweis mit 13 Weibchen in den letzten 5 Jahren

B

Bestandesentwicklung stabil B

Aggregierte Zwischenbewertung mittel C

Beeinträchtigungen gering A

Erhaltungszustand durchschnittlich C

Zustand der Population

In den letzten 5 Jahren gelang nur ein Nachweis von 13 Weibchen in einem der Kästen. Im Zuge der Netzfangaktionen ging lediglich ein männliches Tier von Myotis bechsteinii ins Netz, welches offensichtlich von seinem Schwärmquartier außerhalb des FFH-Gebietes kam und sich auf einer Transferroute befand.

Unter Berücksichtigung der 3 Nachweise einer Wochenstube immer etwa gleicher Größenordnung in den letzten 21 Jahren kann der Bestand als stabil angesehen werden. Allerdings wird sich die Population im FFH-Gebiet ohne eine Erhöhung des Baumhöhlen-Quartierangebotes nicht entwickeln können.

Beeinträchtigungen

Aktuell sind die Beeinträchtigungen als „gering“ einzustufen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es durch den natürlichen Abgang vorhandener Alteichen langfristig zu einer weiteren Einschränkung des Angebots an natürlichen Quartieren und somit einer Verschlechterung des Reproduktionshabitates für diese Fledermausart kommen wird (vgl. Kapitel3.9.3).

Bewertung des Erhaltungszustands

Die sporadisch auftretende, relativ kleine Fledermauspopulation kann über die letzten 21 Jahre hinweg als stabil angesehen werden. Die Habitatqualität ist auf Grund unzureichend vorhandenen Angebots an

natürlichen Sommerquartieren als „mittel“ einzustufen, so dass der Erhaltungszustand insgesamt eher der Wertstufe C („durchschnittlich“) zuzuordnen ist.