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Navigation in der MedioVis Informationslandschaft

4.3 Die Vision

4.3.3 Navigation in der MedioVis Informationslandschaft

Nach dem Start des Systems wird dem Benutzer die Informationslandschaft von ZOIL-MedioVis als Einstiegsbildschirm pr¨asentiert (Abbildung 4.4). Die Informationsland-schaft enth¨alt neben Beschriftungen und kurzen Hinweisen zur Bedienung, wie sie auch von heutigen Webseiten bekannt sind, folgende Bereiche, die durch Heranzoomen mit der Zoom-Maus als Einstiegspunkte in den Informationsraum dienen k¨onnen:

• ”Dokumente“ – hier befindet sich eine visuelle Repr¨asentation aller Titel innerhalb der Mediothek, die einen am Medientyp (Video, DVD, Buch, etc.) orientierten Einstieg in den Bestand der Mediothek erm¨oglicht.

• ”Personen“ – hier befindet sich eine visuelle Repr¨asentation aller im Bestand der Mediothek verzeichneten Personen (Autoren, Regisseure, Schauspieler, etc.), die einen personenorientierten Einstieg in den Bestand erm¨oglicht.

Abbildung 4.4: Der Einstiegsbildschirm in ZOIL-MedioVis. Die Abbildung zeigt den Grundzustand der Informationslandschaft.

• ”Standort“ – eine ¨Ubersichtskarte der Mediothek erlaubt es, Dokumente unter dem Gesichtspunkt ihres Standorts im Regal zu ermitteln. So ist es m¨oglich, alle Titel, die sich in der realen Welt innerhalb eines bestimmten Bereichs oder Regals in der Mediothek befinden, zu ermitteln.

• ”Land, Ort“ – eine Weltkarte erlaubt es, einen geographisch-orientierten Recher-che-Prozess zu starten, mit dem alle Titel oder Personen, die einen Bezug zu einer bestimmten geografischen Region haben, ermittelt werden k¨onnen (z.B. Filme und Schauspieler aus dem US-Bundesstaat

”Minnesota“)

• ”Mein Arbeitsbereich“ – dieser Bereich dient als pers¨onlicher Arbeitsbereich des Benutzers, der als Ablage von Suchergebnissen oder zur Erzeugung eigener Wis-sensobjekte dienen kann und der auf dem Server der Mediothek dauerhaft f¨ur den pers¨onlichen Zugriff gespeichert wird.

• ”Impressum“ und

”Hilfe“ – dies sind von der Mediothek bereitgestellte Informati-onsseiten, die Benutzungshinweise und ¨ahnliche Informationen enthalten.

Abbildung 4.5 zeigt, wie der Benutzer sich mit dem Zoomen als Navigationstechnik vertraut macht, indem er sich von der Gesamt¨ubersicht der Informationsdarstellung in mehreren Schritten in die mit

”Impressum“ und

”Hilfe“ bezeichneten

Informationsbe-reiche hineinzoomt.6

Zentrale Aufgabe der MedioVis Informationslandschaft ist dabei naturgem¨aß die Be-reitstellung von Informationen ¨uber den Bestand an multimedialen Titeln und allen dazu bekannten Zusatzinformationen. In unserem Anwendungsfall nehmen wir an, dass der Benutzer noch kein klar formulierbares Informationsbed¨urfnis hat. Er m¨ochte sich zun¨achst einen ¨Uberblick ¨uber den Gesamtbestand der Mediothek verschaffen und sich durch Herausgreifen einzelner Titel als Stichproben einen Eindruck von der thematischen Bandbreite verschaffen. Wie ein m¨oglicher Zugriff auf einen individuellen Film und auf seine Zusatzinformation per Zooming erfolgen kann, wird in den Abbildungen 4.6, 4.7 und 4.8 dargestellt.

In Abbildung 4.6 zoomt sich der Benutzer vom Einstiegsbildschirm in den Bereich

” Do-kumente“, der ihm eine ¨Ubersichtsdarstellung des Gesamtbestandes nach Medientyp liefert. Der Bereich

”Dokumente“ ist dazu auf der obersten Ebene nach dem Prinzip einer Treemap-Visualisierung gestaltet [Shneiderman 1992]: Die Gesamtfl¨ache der Vi-sualisierung wird dabei in mehrere rechteckige Bereiche aufgeteilt, wobei f¨ur jeden vor-handenen Medientyp ein eigener Bereich vorhanden ist. Die Gr¨oße der Rechtecke ist eine fl¨achentreue Abbildung des prozentualen Anteils, den der jeweilige Medientyp am Gesamtbestand der Mediothek hat. So ist z.B. auf einen Blick erkennbar, dass der Be-stand an Videos und B¨uchern mit Abstand den gr¨oßten Anteil innerhalb der Mediothek einnimmt. Durch weiteres Vergr¨oßern des Zoomlevels werden der jeweilige Anteil und die jeweilige Anzahl auch als Zahlenwerte innerhalb der Rechtecke lesbar.

Die Rechtecke dienen aber nicht nur als visuelle Repr¨asentation von quantitativen Antei-len, sondern auch als virtueller

”Beh¨alter“ f¨ur alle Titel des entsprechenden Medientyps.

Innerhalb des Rechtecks

”DVD“ sind daher visuelle Instanzen aller Titel vom Medientyp DVD der Mediothek enthalten, die zun¨achst aber aufgrund des limitierten Platzes noch nicht als individuelle Objekte, sondern in abstrakten visuellen Formen aggregiert sind.

Mit zunehmenden Zoomlevel findet ¨uber Transparenzeffekte ein fließender ¨Ubergang in eine weitere Visualisierungsstufe statt, die die oberste Aggregationsform

”Rechteck“

durch ein zweifarbiges Streifendiagramm ersetzt. Hier werden alle Titel mit gleichem An-fangsbuchstaben in zusammenh¨angenden Streifen gleicher Farbe dargestellt, wobei diese Streifen von links oben nach rechts unten alphabetisch sortiert und beschriftet erschei-nen. In der f¨unften Abbildung ist dann ein Zoomlevel erreicht, bei dem die Beschriftung

6Um die Zoomnavigation f¨ur den Leser besser zu veranschaulichen, steht unter http://hci.uni-konstanz.de/jetter/Masterarbeit/video1.avi ein Video in einer Gr¨oße von 10 Megabyte bereit, das den Zoomvorgang animiert darstellt. An dieser Stelle sei auch nochmals auf den in Kapitel 3.3 erw¨ahnten Videoprototypen von Werner K¨onig hingewiesen.

Abbildung 4.5: Navigation durch zooming und panning in der MedioVis Informations-landschaft.Die orangefarbenen Nummern und die Abbildung unten rechts dienen lediglich der Orientierung und sind aus Gr¨unden der Nachvoll-ziehbarkeit eingef¨ugt.

der Streifen mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben deutlich in den Vordergrund getreten ist.

In Abbildung 4.7 setzt der Benutzer den Vorgang des Zoomens fort und n¨ahert sich dadurch ¨uber die Streifenvisualisierung einer icon-¨ahnlichen Darstellung der individu-ellen DVDs. Dabei fungieren – falls vorhanden – angereicherte Filmposter oder Video-bzw. DVD-Cover als Repr¨asentation der einzelnen Titel, die mit steigendem Zoomle-vel ¨uber Transparenzeffekte kontinuierlich deutlicher werden, bis das Streifendiagramm vollst¨andig in den Hintergrund tritt. Auf diesem Zoomlevel liegt der Fokus der Dar-stellung auf dem individuellen Film. In unserem Anwendungsfall entscheidet sich der Benutzer dazu, den Film

”Fargo“ n¨aher zu betrachten.

In Abbildung 4.8 erfolgt der Zoom von der Ebene der icon-¨ahnlichen Darstellung in eine detaillierte Darstellung aller Metadaten und Zusatzinformationen zum Film

”Fargo“.

Dazu werden erneut Transparenzeffekt genutzt, um einen sanften ¨Ubergang zwischen der grafischen Darstellung des DVD-Covers und der textuellen Darstellung der Katalog- und Metadaten zu erreichen. Dabei w¨achst aus dem Zentrum der grafischen Repr¨asentation des Films mit steigendem Zoomlevel eine nach den Gesichtspunkten

”Film“,

”Personen“

und”Handlung“ thematisch gruppierte Darstellung, die man als ein ¨Aquivalent zu einer

”Karteikarte“ innerhalb einer digitalen Bibliothek verstehen kann. Der Platz f¨ur die Informationsdarstellung auf der Karte kann durch zoomen weiter erh¨oht werden, so daß bei maximaler Vergr¨oßerung ein Gesamt¨uberblick ¨uber alle vorhandenen Informationen m¨oglich ist.

Der Zoom-Prozess kann dar¨uberhinaus noch fortgesetzt werden: Die beiden letzten Ab-bildungen zeigen, wie mittels Zoom auf einen Videostream des Kino-Trailers oder auf die Biografie eines beteiligten Schauspielers zugegriffen werden kann.

Beim Zoom in einer ZOIL-Oberfl¨ache findet also nicht nur eine rein geometrische Ver-gr¨oßerung, sondern auch eine Verwandlung hoch-aggregierter Darstellungen, die viele tausend Titel in einem visuellen Objekt zusammenfassen, in die Darstellung individu-eller Titel oder die Darstellung individuindividu-eller Katalog- und Metadaten einzelner Titel statt. Diese Fokusverschiebung vom hoch-verdichteten ¨Uberblick bis in die Details ein-zelner Wissensobjekte wird als

”semantischer Zoom“ bezeichnet, dessen Hintergr¨unde und Modellierung in Kapitel 5 detailliert behandelt werden.

Alternative Einstiegspunkte: Wie bereits erw¨ahnt, werden auch alternative Ein-stiegspunkte in den Informationsraum angeboten, die eine Navigation unter anderen Gesichtspunkten erlauben, z.B. nach Personen oder dem Standort in der Mediothek.

Abbildung 4.6: Einstieg in die MedioVis Informationslandschaft ¨uber den Medientyp.

Die orangefarbenen Nummern und die Abbildung unten rechts dienen lediglich der Orientierung und sind aus Gr¨unden der Nachvollziehbarkeit eingef¨ugt.

Abbildung 4.7: Zoom vom Streifendiagramm in eine individuelle Darstellung der DVDs.

Die orangefarbenen Nummern und die Abbildung unten rechts dienen lediglich der Orientierung und sind aus Gr¨unden der Nachvollziehbarkeit eingef¨ugt.

Abbildung 4.8: Zoom von der Darstellung der DVD in die Metadaten und Zusatzinfor-mationen.Die orangefarbenen Nummern und die Abbildung unten rechts dienen lediglich der Orientierung und sind aus Gr¨unden der Nachvoll-ziehbarkeit eingef¨ugt.

Als Beispiel soll hier der geografisch-orientierte Zugang zur Mediothek durch die Kar-tendarstellung mit dem Bereich

”Land, Ort“ dargestellt werden. Abbildung 4.9 zeigt, wie sich der Benutzer ¨uber einen Zoomprozess von einer globalen Darstellung einer Weltkarte den lokalen Informationsobjekten innerhalb einer geografischen Region (dem US-Bundesstaat

”Minnesota“) n¨ahert.

Innerhalb der Kartendarstellung werden die geografischen Positionen der Informations-objekte (in diesem Fall Drehorte von Filmen, aber auch die Geburtsorte von Schauspie-lern) durch rote Punkte innerhalb der Weltkarte markiert. Dabei findet je nach Zoom-level und verf¨ugbaren Darstellungsraum eine Verwandlung der Punkte in die bekannten icon-¨ahnlichen Repr¨asentationen statt. Im Sinne des semantischen Zooms k¨onnen diese auch wieder bis auf die Ebene der

”Karteikarte“ bei Filmen bzw. bis auf die Biografie bei Personen vergr¨oßert werden, wie es aus dem vorhergehenden Beispiel bekannt ist.

Die Darstellung der individuellen Informationsobjekte ab einem gewissen Zoomlevel ist in ZOIL-MedioVis somit unabh¨angig von der vorangegangenen Visualisierungsart gleich, was die Gesamtkonsistenz der Benutzerinteraktion mit dem System erh¨oht. In Kapitel 3.2.4 wurde der Vorteil solcher Konsistenz f¨ur den Aufbau des conceptual model durch den Benutzer bereits thematisiert und wird in Kapitel 5 noch weiter vertieft werden.

Die Abbildung illustriert auch, wie unterschiedliche Klassen von Informationsobjek-ten (nicht nur Filme, sondern auch Schauspieler) gemeinsam unter einem einheitlichen Visualisierungs- und Interaktionsschema zug¨anglich gemacht werden k¨onnen.