A . Allgemeines .
Der Weg eines Handelsgegenstandes nach und in Jerusalem .
Die Entwicklungsstufe des Verkehrs , auf der sich Jerusalem vor 70 p. befand, ist im allgemeinen die der Stadtwirtschaft
— sowohl in dem Bücher 'schen Sinne (Bücher , Die Entstehung der Volkswirtschaft . 8. Aufl . Tübingen 1911 ) einer Periode , in welcher die Güter unmittelbar aus der produzierenden Wirt¬
schaft in die konsumierende übergehen, als in dem Schmoller ' -schen Sinne (Schmoller, Grundriß der allgemeinen Volkswirt¬
schaftslehre , 2. Buch ) einer Periode , in der die Stadt Trägerin der Wirtschaftsorganisation ist .
Der Beruf des Händlers war ein durchaus geachteter . Selbst Priester betrieben Handel : Tos . Terum. X 9 und j. Pea
I6 16 c nennt einen Priesterladen (Laden von Priestemach
-kommen ? ). Tos Bega III 8 205 " erwähnt für Jerusalemzwei Ge¬
lehrte , Cadoq und Abba Scha ' ul , die dort Händler waren .
R . (?adoq stand (Strack , Einleitung in Talmud und Midrasch 5 .Aufl .
1921, S. 121) schon während des jüdischen Krieges in Ansehen, lebte also imBerichtszeitraum. — Abba Scha 'ul (ibid . S. 130) ge¬
hörte einer späteren Gelehrtengeneration an (um 130 —160 p .). Seine Erwähnung weist in das Jerusalem der Zeit von 70— ca .134 p, da seit 135 p. das Betreten der Aelia Capitolina(^Jerusalem ) den Juden verboten war . Die Angabe , daßGelehrte in Jerusalem Handel
trieben , werden wir mithin glauben dürfen .
Jeremias ,Jerusalem1. 3
Auch das huhepriesterliche Geschlecht betrieb einen schwung¬
haften Handel ( S. 55 ). Wir versuchenzunächst , den Weg eines Handelsgegenstandes nach und in Jerusalem zu skiz¬
zieren .
Mit Kamelskarawanen , die oft von stattlicher Länge ge¬
wesen sind , ( E. r. I1 Wü . 44 nennt eine an Tyrus vorbei nach Jerusalem ziehende Kamelskarawane von 200 Tieren ) wurden die Handelsartikel aus der Ferne nach Jerusalemgebracht . Für den Nahverkehr kamen auch Esel als Transporttiere in Frage
(Demai IV 7). Nur für geringe Entfernungen werden bei den allgemeinen Wegeverhältnissen Wagen in Frage gekommen
sein , deren z. B. Herodes 1000 für Steinfuhren zum Tempelbau herstellen ließ (ant . XV 11 a). Die Erzeugnisse der nächsten Umgebung brachten die Bauern selbst nach der Stadt .
Eine Lebensfrage für den Handel war die Sicherheit der Straßen . Gegen das herrschendeRäuberunwesenwar Herodes energisch eingeschritten . Er hatte im Inneren des Landes für Ruhe gesorgt und auch die streifenden Wüstenstämme in ihre Grenzenzurückgewiesen . Die römische Regierung der folgen¬
den Jahrzehnte sorgte gleichfalls für Schutj des Handels . Unter Trajan hat sie dann den von Paul Karge schon für die Urzeit nachgewiesenenGrenzschufegegen die Wüste(Refaim , 1918 ) in Gestalt der Errichtung des Limes wieder aufgenommen(Guthe ,
griech .-röm . Städte . * . S. 33 ff .). Doch gewinnt man aus der außerordentlich häufigen Erwähnung der Räuber in der Talmudischen Literatur (Ber . I 3: Schab . II 5; B. Q . VI 1 u. ö. vgl .
Levy , Wörterbuch II 503 f ., S. Krauß , Lehnwörter II 315 f .) den
Eindruck, daß räuberische Überfälle nichts Seltenes waren . Spe¬
ziell für die Gegend von Jerusalem hören zu wir wiederholten Malen von befürchteten und vorgekommenenÜberfällen und der Notwendigkeit der Bekämpfung des Räuberunwesens.
War man glücklich zum Jerusalemer Markt gelangt , so mußte man dem Zollpächter , der den Jerusalemer Marktzoll gepachtet hatte — ant . XVII 84 „der Zoll , der bei Verkäufen und Käufen erhoben wurde " den Zoll entrichten . Meist waren wohl , wie die Evangelien zeigen , Juden die Pächter . Die Eintreibungerfolgte unerbittlich . Doch trat seit dem Jahre 36 p. eine Erleichterung insofern ein , als der Statthalter Vitellius denjenigenTeil des Marktzolls , der sich auf Früchte erstreckte, erließ (ant . XVIII 4 3 ).
Hatte man den Zoll bezahlt, so begab man sich nach dem Bazar , in dem der eigene Artikel gehandelt wurde . Es gab einen Getreidemarkt , Fruchtmarkt , Viehmarkt , Holzmarkt , einen Markt für gemästetes Vieh , ja sogar einen besonderen Auktions¬
stein , auf dem die Sklaven ausgestellt und verkauft wurden . Die Käufer lockte man durch Anpreisung der Ware und auf¬
munternde Zurufe an . b. Pes . 116 a wird uns dies ausdrück¬
lich für Jerusalem bezeugt . Kamen Käufer , so galt es auf das Gewicht und die Münzen scharf zu achten . Denn Jerusalem hatte eigenes System. In Jerusalem rechnete man zunächst nach Qabs und nicht wie anderwärts nach „Zehnten " (Men .
VII . ' - 2; Tos . Men . VIII 10). Aber auch dieses Qab -Maß war
offenbar ein besonderes ; jedenfalls werden b. Joma 44b jerusa -lemitische Qabs erwähnt . Das größere Hohlmaß , das Sea , war in Jerusalem um */« größer als das der Wüste , während es V« kleiner war als das Sea -Maß von Sepphoris (Men . VII 1; b . cEr .
83 a ~ b; Tos . cEd . I a) Auch eigene Münzen hatte Jerusalem:
Tos . M. Sch . II erwähnt jerusalemitischeMa 'oth ; j. Keth . I25b jerusalemitische Sela ' s; Bekh . V1IT und Tos . Keth . XII Ende sefet eine jerusalemitische Silbermünze mit einer tyrischenSilbermünze
gleich . Bei Wechslern konnte man sein Geld einwechseln .
( 'Ed . I 9" 10; Scheq . I3).
Für den Abschluß des Handels selbst waren in Jeru¬
salem außer den allgemeingültigen Vorschriften über Sabbaths -heiligung und den Vorschriften über Handelsverkehr mit Heiden gewisse Sondervorschriften in Kraft, von denen b. B. Q.
82 b eine den Häuserverkauf betreffende erwähnt . Vor allem die Einfuhr unreinen Viehs , unreinen Fleisches und unreiner Häute wurde streng überwacht . Für die Zeit kurz nach 198a . ist uns ein diesbezügliches Edikt des Seleukidenkönigs Antiochus III . des Großen erhalten (ant . XII 3* s. S. 52 ). Bestanden keinerlei Hindernisse kultischer Art , so galt es , den Preis festzusefcen . Als Großstadt hatte Jerusalem hohe Preise . Ma ' as . II5 gibt uns einen interessanten Einzelfall an die Hand . Danach kaufte man zu Jerusalem 3— 4 Feigen um ein Aß und anderwärts erhielt
man (Ma ' as . II 6) 10 , ja 20 Feigen vom Baum um ein Aß . Das
ergibt ein Mehrfaches des städtischen Preises gegenüber dem
ländlichen . Daß Grundstücke in der Nähe Jerusalems besonders teuer waren , setjt j. Jörn . IV Anf . 41 b voraus (vgl . Levy II 369 b unter keseph ).
3*
Für Ordnung des Handels sorgte die Polizei . Der Talmud kennt Marktmeister (j. B .' B. V u ; Tos . Kel . VI ; j. Demai II Anf .), Marktschäfeer( b. cAb . Z . 58 a; b . B . Q . 98 a) und Marktaufseher ( b. B. B. 89a ). Für Jerusalem ist uns von einem der drei „Kriminalrichter " eine Entscheidung auf handelsrecht¬
lichem Gebiete -~ es handelt sich um die Frage, ob beim Ver¬
kauf eines Esels dessen Geschirr mit verkauft sei — überliefert
( B . B . V 2). Ferner wird uns ein Fall von Höchstpreisfestsegung
auf indirektem Wege durch Schim 'on , Sohn Gamaliels I ., des Lehrers des Paulus act . 22 s, berichtet , der zur Zeit des jüdischen Krieges als Mitglied des Synedriums begegnet . (Er soll die Regierungsbehörde beeinflussen : vita 38 f .; vgl . 44 ;
60 ; b. j. IV 3 9). „Einst kamen 2 Qinnim (Vögel zu Opfer¬
zwecken , vgl . z. B. Lc . 2 24 Jesu Darstellung im Tempel ) um 2 goldene Denare zu stehen . Da sagte Rabban Schim 'on , der Sohn Gamaliels . Bei dieser Wohnung (der Tempelist gemeint )!
Ich will diese Nacht nicht überleben ,ich will es dann dahin bringen , daß man sie um einen Denar soll haben können . Er ging also in das Gerichtshaus und lehrte die Satjung , daß in gewissen Fällen statt 5 Geflügelopfern nur ein Opfer dargebracht zu werden
brauchte . (Er fürchtet , bei der hohen Preislage könnten die Armen keine Opfer mehr bringen ). Da kamen noch denselbigen Tag 2 Qinnim um 2 /4 eines silbernen Denars " (Ker . I 7). Da ein Golddenar= ? 25 Silberdenareist , hat also nach der Mischna die Verordnung des Synedriums ein Sinken um 99° /0 auf 1% des früheren Preises erreicht .
Sehen wir uns noch den Händler selbst an ! Die Erzeugnisse aus den Dörfern der Umgegend werden un¬
mittelbar aus der Hand des Erzeugers in die des Verbrauchers übergegangen sein . Sogar Tauschhandel war damals in Palästina noch weithin üblich(Krauß , T. A. II 351 mit Nach¬
weisen ). Ein Fall von Tauschhandel wird uns E . r. II12
(Wü . 113 ) für Jerusalemerzählt : „Eine Frau sprach zu ihrem
Mann : „Nimm ein Halsband oder einen Nasenring und geh ' nach dem Markt und kaufe dafür auf dem Markte etwas für uns zu essen . "" Allerdings darf daraus nicht sehr viel ge¬
schlossen werden , da es sich um besondere Zustände während der Belagerung durch die Römer (70 p .) handelt .
Immer noch kleineVerhältnisse sind es , wenn es sich um ein einziges Zwischenglied handelt wie etwa die Jerusalems
Krämer(Tos . Bega III 8) oder die Höker . Es kam wohl vor , daß auch Privatleute sich mit dem Handel befaßten , daß etwa ein Jerusalemer Schneider einen größeren Posten Pfeffers von einer Karawane erstand , um ihn an einen Handwerkskollegen weiter zu veräußern , der ihn unter die Leute brachte ( E. r. I1
Wü . 44 ).
Aber es gab auch Großhändler , worunter man Geschäfts¬
leute verstand , die ihrerseits Angestellte im Dienst hatten und Reisen machten , j . Pes . X 3 37 dl ° werden jerusalemitische Gro߬
händler genannt , b. Pes . 116 a nach der üblichen Lesart eben¬
solche , die mit Gewürzenhandeln . Es würde sich dann um Leute handeln , deren Geschäftsstelle ein Gitter hat (Goldschmidt :
„Schalterhändler" in : „Der babylonische Talmud . Berlin 1901 .
z. St .; andere „Händler am Kaufladen " ).
Die Lesart ist verdorben vgl . LevyI, 494 , der als Lesart nennt: taggere charakh : Speisenhändler . Eine Variante liest : taggere hadakh: Händler zerstoßener Gewürze . Sehr wahrscheinlich ist aber die von Krauß , T. A. H Ö. 638, A. 314 erwähnte Korrektur: taggere charan : Großhändler aus Charran . Dann handelte es sich um vorübergehend in Jerusalem anwesende Händlei aus Charran in Mesopotamien(bei den Römern Carrhae genannt); aus dem Zwei¬
stromland wurden wohl Gewürze eingeführt( s. S. 39 ).
Von diesen Großhändlern wurde in erster Linie die Jeru¬
salemer Rechnungshalle (Pesiqtha R. cap . 41 . S. 173 a ), wo offenbar auch Geldgeschäfte in größerem Stil verhandelt wurden , in Anspruch genommen; es wird gesagt, daß nach größeren Abschlüssen sich bei der Abrechnung dort ergeben könne , daß man sein Vermögen verloren habe (Exod . r. s. 52 , gegen Ende 144 b ).
Nach dieser Stelle war das Gebäude außerhalbJerusalems , da¬
mit man sich nicht in Jerusalem , falls man bedeutende Verluste
hätte , gräme . Denn in Jerusalem sollman fröhlichsein . — Ähnlich
E. r. II 15 Wü . 144 f. unter Hinweis auf Ps. 48 :i „eine Lust für die ganze Erde ". Wir können dieser Spekulation keinen historischen Wert beimessen.
Bei den Rechnungsabschlüssen hatten die Jerusalemer eigene
Sitten : Sie unterzeichneten nicht eher , als bis sie wußten , wer die Mitunterzeichner waren ( E. r. IV ä, Wü . 136 ).
B . Fernhandel .
Nach dieser Skizze wenden wir uns dem einzelnen Handels¬
artikel zu . Wir behandeln zuerst den Fernhandel , wobei wir im Nordwesten beginnend (Griechenland ) in einem östlichen
Bogen die Länder um Palästina verfolgen , um im Südwesten
(Ägypten ) 211 enden . Dabei rechnen wir Palästina zum Nah¬
handel ( C ).
a. Griechenland .
Der außerordentlich starke Einfluß Griechenlands , wie der hellenistischen Kultur überhaupt , auf den palästinischen Handel wird bewiesen durch die sehr große Zahl von Fremd¬
worten für alle Gebiete des täglichen Lebens und vor allem des Handels , die sich schon in der Mischna finden; in geringerer Zahl finden sich auch lateinische Fremdworte(Sch . II 71 ff .). Bei der überragenden Bedeutung Jerusalems innerhalb Judäas
— ein Überblick über die Bedeutung der Stadt auf geistigem Gebiete zeigt den starken Einfluß der hellenistischen Kultur , die besonders durch Herodes in die Stadt gebracht worden war — haben wir den fremden Einfluß , soweit es sich um die Zeit vor 70 p. handelt , als vor allem in Jerusalem konzentriert auf¬
zufassen.
An Einzelangaben über Handel mit Griechenland ist zu
nennen : Zur Zeit Hyrcan 's II. (63 — 40a .) waren griechische Kaufleute aus Athen in Jerusalem : Dies ist wohl die Meinung der Aussage , daß die Athener nicht nur offiziell , sondern auch in privaten Angelegenheiten in Jerusalem gewesen seien Es muß sich um dauernde Beziehungen und starken Verkehr ge¬
handelt haben , sonst hätte man Hyrcan II. nicht als Zeichen der Dankbarkeit die goldene Krone Athens verliehen und sein Standbild in Erz in Athen aufgestellt (ant . XIV 8 5). Das wertvollste der Tempeltore war nach dem übereinstimmenden Zeugnis des Josephus und des Talmud aus korinthischem Erz hergestellt ( S. 25 ).
b. Aus Cypern ließ die Königin Helena von Adiabene während einer in Palästina herrschenden Hungersnot Schiffs¬
ladungen getrockneter Feigen kommen(ant . XX 2 5).
c. Babylonien lieferte kostbare Stoffe , die aus Hyazinth¬
stoff , Scharlach , Byssus und Purpur gewebt waren . Diese Stoffe wurden verwendet für den Vorhang vor dem Allerheiligsten
( b. j. V 5 4; diese Angabe ist glaubwürdiger als die talmudischen Berichte über Anfertigung dieser Vorhänge durch 82 Jungfrauen in Jerusalem s. S. 28 ; wohl aber scheint Ausbesserung usw . an
Ort und Stelle denkbar) , und für die Tiara des Hohenpriesters ( b. j.
V 5 7). Aus Byssus war das Gewand des diensttuenden Priesters
(ibid .), und Byssus fand Verwendung beim Ritus des Versöh¬
nungsfestes , wo zwischen dem Hohenpriester und dem Volke ein Tuch von Byssus ausgebreitetwurde (Jörn . III *). Außerdem hatte man große Vorräte an Purpur- und Scharlachstoffen für Vorhänge im Tempel liegen ( b. j. VI 8 *). — Als Kleidung reicher Leute erwähnt Lc . 16 19 Purpur und Byssus . ( „Es war ein reicher Mann , der sich mit Purpur und Byssus kleidete " ). Ein purpurnes Obergewand zog der Tyrann Simon in Jerusalem bei seinem Fluchtversuch ( S. 14 ) an , um die römischen Soldaten zu erschrecken ( b. j. VII 2 2). Der Jesus bei der Verspottung durch die römischen Soldaten umgehängte Mantel (der schar¬
lachrote Mantel Mth . 27 28) war natürlich nicht aus Purpur , sondern ein Soldatenmantel von scharlachroter Farbe .
Wenn die von Krauß wiedergegebene Korrektur zu b . Pes .
116 a richtig ist , hat man Gewürze aus Mesopotamien einge¬
führt ( S. 37 ). Dies bestätigt offenbar eine Angabe ( E. r. I1
Wü . 44 ), wonach eine Karawane von 200 Kamelenmit Pfeffer an Tyrus vorbei nach Jerusalem zieht .
d. Auf Beziehungen zu Persien weist das am Osttor des Tempels befindliche Relief hin , das merkwürdigerweise die Stadt Susa (Kel . XVII n) darstellte ; es dürfte sich um ein Weihge¬
schenk handeln .
e. Selbst aus Indien bezog der Tempel Stoffe : „Am Abend des Versöhnungstages war der Hohepriester in indische Gewänder gekleidet " (Jom . III 7).
f. Als AgrippaII. mit Zustimmung des Volkes und der Hohenpriester kurz vor 66 p. beschlossen hatte , das Tempelge¬
bäude mit neuen Unterbauten zu versehen und um 20 Ellen zu erhöhen , ließ er unter gewaltigen Unkostendas Holz , lauter gutgewachsene und lange Stämme , vom Libanon kommen
( b. j. V l 5). Vom Libanon stammte auch das Zedernholz , mit dem die Säulengänge überdacht waren (ibid . ), ebenso das Schlächterhaus (Mid . III 5; Zedernholzals Tempelbaumaterial s. a.
Mid . III 8; IV 5).
g . Die Hauptindustrie Sidons war die Glasindustrie (vgl .
Sch . II 81 Anm . 229 ). Kel . IV 8 erwähnt sidonische Schüsseln oder Schalen . Ein Jerusalemer (Jose ben Jochanan ) erließ mit Jose ben Jo 'ezer aus Cerada die Verordnung , daß Glasgefäße für Unreinheit empfänglich seien ( b .S :hab . I4 a; j. Schab . 1 7 d .
j. Keth . Vffl u ). Diese Männer gehören zu den ältesten im Talmud erwähnten Schriftgelehrten — ca . 2 . vorchristlichesJahr¬
hundert ; die Glaseinfuhr nach Jerusalem hat also schon früh
eingesefet .
h . Fischhändler aus Tyrus , die ihre Waren im Norden der Stadt feilhielten warenuns oben ( S. 22 ; Neh . 13 ic ) entgegen¬
getreten . Vielleicht sind die Lc . 24 +:! in Jerusalem erwähnten Fische aus Tyrus .
Handelsbeziehungen zu Tyrus segt die häufige Umrechnung des jerusalemitischen Geldes in tyrische Währung voraus ( S . 35 ;
Tos . Keth .XII Ende u. ö . ). Der jerusalemitische Münzfuß entspricht nacli dieser Stelle dem tyrischen . Ob das Vorherrschen des tyrischen Münzfußes lediglich eine Folge der regen Handelsbe¬
ziehungen war oder sich daher erklärt , daß das Silber größten¬
teils aus tyrischen Bergwerken stammte (Movers , Phönizien3, S 57 f .) oder endlich daraus , daß Tyrus die Münzen prägte
(Krauß , T. A . IT 405 ) wird sich schwer entscheiden lassen . Für
die le &tere Vermutung könnte sprechen , daß das A . T. ( 1. Kg .
718 ff; 2. Chr . 2 12) einen tyrischen Edelmetallarbeiter erwähnt , der unter König Salomoin Jerusalem gearbeitet haben soll .
Über Tyrus aus Syrien — oftmals von weiterher als Durch¬
gangsware durch den großen Sklavenmarkt von Tyrus — kamen zumeist die Sklaven und Sklavinnen , soweit sie nicht jüdischer Herkunft waren ; der heidnische Sklave wird als kana 'anitischer Sklave bezeichnet . Die Sklaveneinfuhr hat eine große Rolle gespielt : in Jerusalem gab es einen Auktionsstein, auf dem die Sklaven ausgeboten wurden
(Sifre Lev . 25 42 S. 109 d; Sifre Dt . 26 S. 70 b; Krauß , T. A.
II 362 ). Sehr häufig hören wir bei Josephus von Sklaven und
Sklavinnen ,namentlich im Zusammenhang mit dem Hofe Herodes ' des Großen . Auch die rabbinische Literatur erwähnt Sklaven sehr oft .
i. Die Handelsbeziehungen zum Osten , vor allem zu Arabien , sind immer sehr rege gewesen: Man nennt als Ver¬
gleichsmaß das Maß der Wüste ( S. 35 ). „Eine große Menge von Spezereien (wahrscheinlich Rohstoffe für das S. 7 be¬
handelte Jerusalemer Spezereigewerbe), Edelsteinen und Gold wird durch die Araber in das Land gebracht " (Aristeas
§ 114 ). Das für den Tempel verwendete Räu eher werk stammte zum großen Teil aus der Wüste ( b. j. V 5°). Als
Spezereien für den Tempel werden b. j. VI 8 3 Zimmt und Kassie genannt , die beide in tropischem bzw . subtropischein Klima wachsen . (Doch sei erwähnt , daß b. Schab . 63 a u . E . r. Einleitung der Schriftgelehrten Wü . 9 behaupten , es habe Zimmtbäume in Jerusalemgegeben ). Arabische Kupfer - und Eisen -Einfuhr bezeugt offenbarPseudo - Ar . § 119 wenigstens für frühere Zeiten .
Die für die Tierhetjen des Herodesin Jerusalem benötigten Löwen und anderen wilden Tiere (ant . XV 8 1) werden aus der Wüste beschafft worden sein . Eupolemos ( 2. vorchrist¬
liches Jahrhundert ) erwähnt Sehl acht vi eh lieferungen aus Arabien
(Euseb ., präp . ev . IX 31- 34) — doch ist hierfür das S. 42 über die Ausdehnung des nabatäischen Reiches zur Zeit des Eupo¬
lemos Gesagte zu beachten .
k . Aus Ägypten ließ Herodes der Große während einer Hungersnot Getreide kommen (ant . XV 9 2), ebenso Helena von Adiabene , als zu ihrer Zeit eine Hungersnotausbrach (ant .
XX 2 " ). Weizeneinfuhr aus Ägypten nach Jerusalem wird
Tos . Makhsch. III 4; 67 5 22 berichtet.
Aus dem östlichen Nildelta kam die pelusische Leinwand , die der Hohepriester am Morgen des Versöhnungstages trug
(Joma III 7)- In der grausigen Familiengeschichte des Herodes spielt das Gift eine große Rolle ; b . j . I 30 8 wird Gift erwähnt , das man sich aus Ägypten kommenließ . Nach j . Sota 1" wurde die des Ehebruchs verdächtige Frau auf dem Tempelplatj mit einem ägyptischen Strick gebunden .
Es ergibt sich : Es ist keine sehr große Rolle , die nach den Quellen der Fernhandel für Jerusalem gespielt hat . Besonders stark ist dabei der Anteil , den der Tempel hat ; im übrigen handelt es sich um Nahrungsmittel , Edel ' metalle , Luxuswaren und Kleiderstoffe .
C. Der Nahhandel .
Wie noch heute , so war auch früher die Hauptaufgabe des Nahhandels die Versorgung der großen Stadt mit Nahrungs¬
mitteln . Welches waren die wichtigsten Lebensmittel , die man
einführte ? Wir besitzen zwei zusammenfassende Nachrichten .
Kurz nach 158 / 7 a. (Sch . III 475 ) schrieb Eupolemos sein
Werk „Über die Profetie des Elias ", in dem ein fingierter Brief des Königs Salomo an . den König von Tyrus steht , der die
Ernährung der von dem legreren nach Judäa geschickten Arbeiter
betrifft : „Ich habe Galiläaund Samarienund Moab und Ammon und Gilead angewiesen , ihnen , was sie brauchen , aus dem Lande zu liefern : monatlich 10000 Kor Weizen . . ; öl und das übrige wird ihnen aus Judäa geliefert werden , Schlachtvieh aber aus Arabien ." (Exzerpt des Alexander Polyhistor ca . 80 — 40 a ., überliefert von Euseb ., praep . ev . IX 31 - 34 ). Nach dieser An¬
gabe waren die hauptsächlichsten Nahrungsmittel , die nach Jerusalemeingeführt wurden , Weizen , Oliven und Vieh . Das Öl bezw . die Oliven lieferte Judäa , das Getreide wurde vom übrigen Palästina geliefert .
Was die Viehlieferungen aus Arabien anlangt , so ist zu beachten , daß Eupolemos zu einer Zeit schreibt , in der die nabatälschen Stämmesich nicht mehr auf die Gegend von Petra beschränkten, sondern ihre Macht bereits über einen Teil des Ostjordanlandes aus¬
gedehnt hatten; bald darauf zitterten Ägypten und Syrien vor ihren Einfällen ( 1 . Makk . 5 ä5; 9 3r'; Justin XXXIX 55- 6 ). Es wirdsich also bei dem Schlachtvieh , das aus Arabien kommt, zum großen Teilum Vieh aus solchenGegenden östlich des Jordans handeln, die in der Berichlszeit jüdisch besiedeltwaren , aber den Arabernunterstanden .
Es ist nicht zu bezweifeln , daß Eupolemos die Verhältnisse seiner Zeit (Smith , Jerusalem 1315 ) wiedergibt; das schließt nicht aus , daß die Tatsachen stimmen werden für die Zeit Salomos , ebenso wie sie für die nächsten zwei Jahrhunderte nach Eupo¬
lemos stimmen .
Eine andere Angabe über die Hauptbedürfnisse Jerusalems an Lebensmitteln gibt die rabbinische Literatur . Nach b. Gittin
56 a erklärten drei (Genes , rabba XLII 1 nennt nur zwei ,
E. r. 15 Wü . 66 nennt offenbar auf Grund eines Mißverständ¬
nissesvier ) Ratsherren (wohl Sanhedristen , vergl . Genes , rabba
XLII 1: „Große der Stadt " ; Kohel . rabba VII 11; j. Ta 'an .
IV 8 69 a 38; E . r . I 5: „Bouleutes ") bei Ausbruch des Aufstandes
gegen die Römer , sie wollten die Stadt auf 21 Jahre mit Lebens¬
gegen die Römer , sie wollten die Stadt auf 21 Jahre mit Lebens¬