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2 . Die Eigenart Jerusalems in ihrem Einfluß auf den Handel

A . Die Lage der Stadt in ihrem Einfluß auf den Handel .

a. Günstige Umstände .

Das Kulturland Syriens reichte damals infolge der Ausdehnung des militärischen Schubes ( S. 44 ) wie infolge der Siedlungs¬

politik des römischen Reiches weiter nach Osten als heutzutage . Eine blühende Kultur war jenseits des Jordans im Aufblühen

begriffen . In der Tat stand die Provinz Syrien , der damals faktisch die Provinz Judäa zugehörte ( S. 2) neben Ägypten , was Handel und Gewerbe betraf , unter den Provinzen des römischen Kaiserreichs an erster Stelle " (Guthe , griechisch¬

römische Städte S. 40 f .). Die kulturellen Vorbedingungen für den Jerusalemer Handel waren also günstig .

Blicken wir auf Jerusalem selbst . Da fällt zunächst die zentrale Lage der Stadt in die Augen , von der schon die zeit¬

genössischenSchriftsteller einen starken Eindruck hatten . Jeru¬

salem liegt in der Mitte von ganz Judäa ( Ar . § 83 ; b . j . III 3 5). Siloa — offenbar pars pro toto für Jerusalem — soll der Mittelpunkt von ganz Israel sein (j. Chag . I 1). Mehr noch : Jerusalem ist das Zentrum der bewohnbaren Welt ( Ez . 5 5, vgl .

J. E . VII 129 ), der Mittelpunkt der ganzen Erde (äthiopisches Henochbuchcap . 26 ). Darum nennt man die Stadt den Nabel der Erde ( Ez . 38 12; b. j. III 3 5), zu dem die Heiden und der Satan heraufsteigen müssen (apc .20 9). Ja ,Jub . 8 19 nennt den Berg Zion sogar den Mittelpunkt des Nabels der Erde .

Zur zentralen Lage kommen günstige Seeverbindungen durch die Häfen Askalon , Jaffa , Gaza , Ptolemais , wobei be¬

sonders ins Gewicht fällt , daß Jerusalem von ihnen allen unge¬

fähr gleich weit entfernt ist , also in ihrer Mitte liegt — so äußert sich Pseudo -Aristeas § 115 .

b. Der wahre Sachverhalt .

Wollte man von diesen Feststellungen aus auf günstige Verbindungen für den Handel schließen, so wäre das ein Fehl¬

schluß . Was half Jerusalem seine zentrale Lage innerhalb einer Provinz mit hervorragendem Handel und günstigen Seever¬

bindungen , wenn es eine abgelegene Gebirgsstadt war ? Und das war Jerusalem in der Tat .

Von jeher und auch heute noch hat das Gebirge Juda mit seinen zahllosen Höhlen und Verstecken selbst bei großer Wach¬

samkeit der Regierung Räubern ein hervorragendes Betätigungs¬

feld geboten . Es gibt heute ganze Dörfer , die als Räuber¬

nester bekannt sind (Abu Rösch zwischen Jaffa und Jerusalem; Abu Dis im Südosten der Stadt ). Tatsächlich hören wir auch für die Zeit vor 70 p. von räuberischen Überfällen , die auf den nach Jerusalem führenden Straßen vorkamen oder befürchtet

wurden . Scheq . II 1 wird der Fall erörtert , daß die Überbringer

der Tempelabgaben auf ihrem Wege nach Jerusalem , R . H . I 9 daß die Neumondzeugenüberfallen werden . Lk . 10 30 ff . redet Jesus , allerdings nur in einem Gleichnis , von dem Fall , daß ein Wanderer auf dem Wege von Jerusalem nach Jericho über¬

fallen , ausgeplündert und halbtot geschlagen wird freilich setjt das Gleichnis voraus , daß 3 Reisende ohne Begleitung eben¬

denselben Weg gehen . Ferner ist daran zu erinnern , daß Josephus berichtet , wie ein kaiserlicher Sklave auf der Straße , die über den Paß von Beth -Horon nach Jerusalemführte , über¬

fallen und ausgeplündertwurde : der harte Racheakt der Römer war die Plünderung der benachbartenDörfer . Der Vorwurf Jesu an die ihn verhaftendeTempelgarde : Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogenmit Schwertern und (Spießen ) Holz *

scheiten " — sefet Notwendigkeit des Vorgehens der Tempel¬

garde gegen Räuber voraus (Mc . 14 '48 ); mit Jesus werden zwei Räuber gekreuzigt (Mc . 15 27 ). Nach Joh . 18 *" war der ursprünglich zum Tode verurteilte Barabbas ein Räuber gewesen ; die synoptische Bezeichnung des Mannes als Revolutionär und Mörder läßt eher auf einen Angehörigen der römerfeindlichen

Sikarier -Partei schließen .

Sobald den Jerusalemer Behörden durch die Aufstände in der Stadt die Hände gebunden sind , blüht im Lande das Räuberunwesen auf ( b. j. IV 7 2). Ein eigenes Gericht in Jeru¬

salem hatte möglicherweise die Aburteilung von Räubereien vor

-zunehmen (Keth . XIII *; b. Keth . 105 a) und zugleich polizeiliche Maßnahmen gegen diese zu verfügen .

Aber viel schwerer noch als die Gefahr räuberischer Über¬

fälle wog doch die mangelhafte Straßenverbindung Jeru¬

salems. Wie die Karte lehrt , ist die Stadt ringsum von höheren Bergen umgeben und liegt auf einem süd -südöstlichen Ausläufer der Wasserscheide , der im Osten , Süden und Westen von tiefen Schluchten eingefaßt wird . Wir müssenschließen,daß die Hochlandsstadt , die dieser Ausläufer trägt , von Natur aus kein Handelsknotenpunkt war , sondern eine Festung . Kein einziger Paß durchschneidet bei Jerusalem in ost -westlicher Richtung die Wasserscheide ; der nächste liegt weiter im Norden . Sowohl die Verbindung Jerusalems nach Westen , wie besonders die nach Osten ist erzwungen und beschwerlich . Dadurch aber ist Jerusalem die Möglichkeit geraubt , ein Durchgangsort für die Kulturerzeugnisse des reichen — im Berichtszeitraum im Auf¬

blühen begriffenen — Ostjordanlandes oder ein Handelszentrum für die nomadisierenden Wüstenstämme zu sein . So kam es , daß die Jordanfurt bei Jericho (ebenso wie die unweit der Jabbok -Mündung befindliche, die durch das Wadi Far 'a die Ver¬

bindung mit Samaria [Sebaste ] herstellt) für den Handel voll¬

kommen zurücktretenmußte. Der Haupthandel vom Ostjordanland

zum Meere kreuzte den Jordan vielmehr unmittelbarsüdlich vom See Genezareth an der Straße Gadara -Tiberias oder ca . 20 km süd¬

lich davon an der Straße Gadara -Scythopolis oder aber über¬

schritt der Handel den Jordan nördlich vom See Genezareth an der 12 km entfernt gelegenen Furt (heute Brücke Dschisr Benät

Ja 'qüb ) der via maris , der alten Karawanenstraße von Damaskus nach der Ebene Jesreel. Diese Feststellung ist umso beweis¬

kräftiger, als vor allem die von Arabien kommenden Waren , die über Bostra -Gadara die zwei erstgenannten Jordankreuzungen

benü ^ten , damit einen ganz erheblichen Umweg machen mußten .

Nur eine einzige natürliche Straße führt in der Nähe Jeru¬

salems vorbei : das ist die der Wasserscheide folgende Nord

-Süd -Straße von Nablus (Sichern , Neapolis) nach Hebron . Frei¬

lich ist diese Straße eine der für den Handel unbedeutendsten Palästinas . Sie beshjt nur Wert für den Binnenverkehr . Jeder Fernhandel mußte dem Meere zustreben und diese Nord -Süd -Straße hätte erst an der Kreuzung mit einem Ost -West -Paß

größeren Wert bekommen . Aber gerade hiermit war Jerusalem von Natur aus nicht versehen . So war der Hauptwert dieser

Nord -Süd -Straße, daß sie Südpalästina mit Jerusalem verband . Jerusalem hat für das Steppengebiet Südpalästinas eine größere Rolle gespielt als für die nördlich gelegene , damals kulturell höher als Südpalästina stehende , reicher als dieses besiedelte , samaritanische Gegend . So war durch die Wasserscheidever -bindung Jerusalem der natürliche Handelsmittelpunkt nur für Südpalästina .

Mit der Zeit wurden von Jerusalem aus Verbindungen nach Osten und Westen geschaffen und diese Straßen fanden auch infolge der Bedeutung Jerusalems und infolge der Bedürf¬

nisse der großen Stadt Beachtung . Aber es blieb doch bei der binnenländischen Bedeutung der Stadt für den Handel . Nur für Südpalästina war Jerusalem gegebener Handelsmittelspunkt . Sehr klar spricht das Josephus c. Ap . I12 aus : Wir be¬

wohnen weder ein an der Küste gelegenes Land , noch erfreuen wir uns des Großhandels noch des dadurch vermittelten Verkehrs , . . . vielmehr haben wir ein gutes Land erhalten und bearbeiten dieses ." Judäa spielte für den Welthandel keine Rolle .

Trog dieser handelsgeographisch ungünstigen Lage hat Jerusalem einen beträchtlichen Handel gehabt . Woran lag das ?

B . Die kulturelle Bedeutung der Stadt in ihrem Einfluß auf den Handel .

a. Die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt .

Da ein Teil des Landes im sogenannten Samaria und in der Nachbarschaft des Landes der Idumäer eben , der andere aber bergig ist , nämlich der in der Mitte gelegene ," muß der Ackerbau eifrig betrieben werden , damit auch diese (die auf den Bergen Wohnenden ) reichen Ertrag haben " (Ar . § 107

112 ). Wenn wir auch die Begründung, die der offenbar jüdische Verfasser dafür gibt — dies sei aus pädagogischen Gründen geschehen , um die Bevölkerung zur Arbeitsamkeit zu erziehen ,belächeln , der Tatbestand ist richtig erfaßt . Die Stadt ist auf Lebensmittelzufuhr angewiesen . In welchem Maße dies der Fall war , zeigt die Not an Lebensmitteln , die Antiochus während der makkabäischen Kämpfe in Jerusalem erlitt ( b. j.

I l 5) , zeigt die Not in der Stadt bei Belagerungen ( b. j. I 18 *;

ant . XIV 16 2 :37 a .) , zeigen die Zuständewährend der Hungers¬

nöte unter Herodesund Claudius. Die Stadt hatte nicht nur ihre Bevölkerung zu ernähren , sondern auch die 3 Mal im Jahre die Stadt überschwemmenden Massen von Festpilgern . Gegen¬

über einem derartigen Bedarf fielen die Erstlinge — bei denen fraglich ist , nach einigen Aussagen der rabbinischen Literatur, bis zu welchem Maße sie tatsächlich geliefert worden sind , und die außerdem Eigentum der Priester waren (Bikk . II 1) — für die Versorgung der Stadt nicht in die Wagschale ; die anderen Abgaben an Naturalien konnten dem Priester des Ortes über¬

geben werden .

Als erschwerender Umstand kam hinzu die für Getreide notorische Unfruchtbarkeit der Umgebung ( S . 43 ) und ihr Mangel an Rinderzucht ( S. 52 ). Im allgemeinen konnte die Stadt ihre Bedürfnissean Lebensmitteln in Palästina decken . Nur in Zeiten der Hungersnot oder nach Kriegen war sie auf Fernhandel angewiesen.

Neben wichtigsten Lebensmitteln versagte ihre Lage der Stadt noch eine andere Lebensnotwendigkeit : die wich¬

tigsten Rohmaterialien , vor allem Metalle . Auch Rohmate¬

rialien mußten der Stadt — teils aus Palästina ( S .56 f .), teils aus der Ferne ( S. 41 ) — zugeführt werden .

Diese wirtschaftlichen Bedürfnisse einer Großstadt zwangen indes nicht nur zum Import . Eine Erörterung der Kaufkraft der Stadt ergab ( S. 30 f .), daß sie auf Export angewiesen war . Für den Nahverkehr kamen als Austauschmittel vor allem städtische Produkte in Frage . Welche Exportmittel standen für den Fernhandel zur Verfügung ? Von den natürlichen Erzeug¬

nissen Syriens , Getreide , Öl und Wein , ist mit Rücksicht auf die zahlreiche Bevölkerung wahrscheinlich nur der Wein in größeren Mengen ausgeführt worden " (Guthe , griech .-röm . Städte

S. 40 ). Nun kam Getreide überhaupt nicht in Frage als Export¬

mittel ; ein nur in Jerusalem hergestelltes, für die Stadt charak¬

teristisches Gewerbeprodukt war uns auch nicht begegnet

( s . S. 30 ). Öl hingegen nanntenEupolemos ( S. 42 ) und Pseudo

-Aristeas ( S. 43 ) an erster Stelle unter den Produkten Judäas

bezw . der Umgebung Jerusalems(vgl . S. 6f .: Oliven in der Umgebung Jerusalems und ihre Verarbeitung ). Nehmen wir

hinzu , daß die Nachfrage nach Öl in Nordsyrien zu Zeiten sehr groß war ( b. j. II 21 2; vita 13 ), so groß , daß , während in

Gischala im Norden von Galiläa 80 Sextare Öls nicht mehr als 4 Drachmen kosteten , der Preis in dem ca . 30 km entfernten , am Fuße des Hermon gelegenen Caesarea Philippi für 2 Sextare : 1 Drachme betrug , d. h. das zehnfache (vita 13 ; b. j. II 21 2 das achtfache). Dann erscheint es sehr wahrscheinlich , daß Öl das Hauptexportmittel Jerusalems war (Smith , Jerusalem I 335 ; 15 ).

Die einzige mir bekannte Angabe über Ausfuhr aus Jeru¬

salem findet sich E. r. I 1, . 51 , wo von einem Kamel die Rede ist , das sich auf dem Wege von Jerusalem fort befindet und zwei Schläuche trägt , einen mit Wein und einen mit Essig

gefüllt . Da Judäa reich an Weinbau war ( S. 50 ), dürfen wir

schließen , daß auch Wein und Essig ausgeführt wurde . In der Tat seist eine Baraitha ( b. Bega 29 a ). voraus , daß Öl und Wein in Jerusalem in sehr großen Mengen verkauft wurde .

Wir sahen : Der Zwang , den die wirtschaftlichen Ver¬

hältnisse ausübten , nötigte die durch die Ungunst der Lage für den Handel gegebenen Hindernisse zu über¬

winden .

b. Die politische Bedeutung hat direkt und indirekt den Handel beeinflußt .

Direkt: Die Könige hatten erhöhte Kulturbedürfnisse . Als Herodes seinen Palast erbaute , ließ er das kostbarste Bau¬

material aus aller Welt beschaffen( b. j. V 4 * ). Selbst den Tempel übertraf der Palast an Glanz , urteilt Josephus . Zu den Materialien für die Prunkbauten , die der Fernhandel zu beschaffen hatte , traten ausländische Kulturerzeugnisse . Herodes hat sich gerühmt , den Griechen näher zu stehen , als den Juden " (ant . XIX 7 3). Das äußerte sich vor allem in seiner

Hofhaltung .

Indirekt : Von jeher hatte der politische Mittelpunkt einen Anziehungspunkt für den nationalen Reichtum gebildet . In Jerusalem saßen die Zollpächter , nicht nur die Pächter des Jerusalemer Marktzolls( S. 34 ), sondern auch die Pächter größerer

Zollgebiete . Ein Beispiel dafür aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert bildet der Steuerpächter Joseph (ant . XII 4 1 ff .). Dieser Mann stammte aus dem Dorfe Phikola , hat sich in Jerusalem niedergelassen und leitet von da aus die Eintreibungder Steuer von Syrien , Phönizien , Judäa , Samaria (ant . XII 4 *). Diese

Stellung hat er 22 Jahre inne . In Alexandrien hat er ein Depot , von dem sein Verwalter auf jeweilige Anweisung Zahlungen an das königliche Finanzamt macht . — Vielfach ließen sich solche Leute auch als Bankiers in der Residenz

nieder . Das sind die Leute , denen seit alter Zeit — Jes . 5 8, Micha 2 1 ff. — bis auf den heutigen Tag der in Not geratene Bauer Ernte und Land (ja sogar Frau und Kind ,vgl .Mth . 18 21- 35) verpfänden muß ( s. S. 45 ). Das Geld deponierte man im Tempel , wo nach 4. Makk . 4 3 viele Myriaden privater Gelder aufgesammelt lagen (vgl . b. j. VI 5 '2). Diese Leute begegneten uns als Großhändler ( S. 37 ). Manche von ihnen selten sich in Jerusalem zur Ruhe — teils um dort ihr Kapital zu ver¬

zehren, teils um an heiliger Stätte zu sterben .

Dieses nationale Kapital beeinflußte den Handel in doppelter Richtung . Es zog ihn nach Jerusalem , indem es Handelsge¬

schäfte trieb und es gab dem Handel Absafemöglichkeiten , in¬

dem es sich manchen Luxus an Kleidung , Schmuckusw . leisten konnte , den vor allem der Fernhandel zu befriedigen hatte .

Durch die politische Bedeutung der Stadt erhielt der Handel die Großzügigkeit .

c. Die religiöse Bedeutung .

Was hatte der Tempel in den ca . 82 Jahren seines Neu¬

baues für Material verschlungen ! Die Ehre des heiligen Hauses erforderte den höchsten Prunk — man denke nur an die Menge des verwendeten Goldes und die beste Qualität des ver¬

wendeten Materials . Stibium,Alabaster und Marmor( b . Sukka 51 a) sowie das Zedernholz seien genannt . So ist es begreiflich ,daß bei der Beschreibung des Fernhandels der starke Anteil des Tempels auffiel ( S. 41 ).

Auch für den Kultus des Tempels war beste Qualität des Holzes , Weines , Öls , Getreides , Weihrauchs Erfordernis . Bis aus Indien hat man die Stoffe für die Hohepriester -Tracht am Versöhnungstage kommen lassen , die zwölf kostbaren Steine am Festschulterkleid des Hohenpriesters ( b . j. V 5 7) waren von den wertvollsten Edelsteinen aus aller Welt . Vor allem aber : Welche Menge von Opfertieren — Stieren , Kälbern , Schafen, Ziegen, Tauben — beanspruchte der Kultus ! Ganz bestimmte Opfer wurden täglich als öffentliche Gemeindeopfer

(ant .III 10 1) dargebracht , während des Passahfestes täglich 2 Stiere ,

1Widder , 7Lämmerals Brandopferund 1Bock als Sühnopfer (III 10 5). Auch private tägliche Opfer sind bezeugt . Für zahllose genau festgelegte Übertretungen mußten zur Sühnung , bei Verun¬

reinigungen zur Wiedererlangung der Reinheit, Opfer dargebracht

werden . Bei besonderen Gelegenheiten opferte man Hekatomben: So ließ Merodes bei Fertigstellung des Tempelgebäudes 300 Ochsen opfern (ant . XV 11° ). Als Marcus Agrippa , der Schwiegersohn des Augustus , Jerusalem besuchte , opferte er eine Hekatombe" (ant . XVI 2 1). Zumal an den Festen stieg die Zahl der Opfer : Es werden täglich vorschriftsgemäß Opfer voll¬

zogen und vor allem bei Versammlungen und an Festen für den einzelnen privatim und für das Volksganzeoffiziell " (Philo , vita Mosis[ II] III 19 ). Von vielen Tausenden an Festtagen dargebrachten Opfertieren berichtetPseudo-Ar . § 89 . So groß war die Einfuhr von Opfertieren , daß alles Vieh , das im Umkreis von Jerusalem in einer Entfernung wie diejenige zum Turm Eder gefundenwurde , ohne weiteres als zum Opfertier bestimmt an¬

gesehen wurde . (Scheq . VII 4 .)

Aber das Wichtigste ist noch nicht gesagt : Der Tempel brachte drei Mal jährlich Riesenmengen von Wallfahrern in die Stadt . Zumal zum Passahfest kamen die Juden aus allen Teilen der Welt . Diese Massen wollten ernährt sein . Gewiß , zum Teil verproviantierten sie sich mit den Früchten des zweiten Zehntes ( S. 53 ), d. h. demjenigen Zehntel alles Bodenertrages und vielleicht auch des Viehs , das in Jerusalem verzehrt werden

mußte . Aber der Transport in natura war nur für die nächste Umgebung möglich. Wer weiter entfernt wohnte , war ge¬

zwungen , die Früchte auszulösen " und das Geld , der Vor¬

schrift gemäß , in Jerusalem zu verzehren .

Zu der Ernährung der Pilger kam bei der Passahwallfahrt die Nachfrage nach Passahtieren . Nur in Jerusalem durfte man das Passahlamm schlachten seit der Kultusreform des Josia 623 a. Josephus übertreibt , wenn er von 255 600 (andere Lesart 256 500 )

Passah -Opfertieren redet . Aber , daß es sich um viele Tausende gehandelt hat , ist sicher .

Der Tempel gab dem Jerusalemer Handel erst seine Bedeutung . Auf dem Umwege über den Tempelschaö , zu dem jeder Jude jährlich seinen Beitrag zahlen mußte , trug die gesamte Judenschaft der Welt zu dem Jerusa¬

lemer Handel bei .

Jeremias, Jerusalem 1. 5

Wir fassen zusammen :

Diese handelsgeographisch ungünstig gelegene Stadt treibt , infolge ihrer kulturellen Bedeutung , einen ausge¬

dehnten Handel .