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Das Nachfragepotenzial entspricht gegensätzlich zum Angebotspotenzial der latenten Nachfrage nach

Aus-bildungsplätzen. D. h., hierzu werden alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerechnet, die sich zwischen dem 1. Oktober des Vorjahres und dem 30. September für eine duale Berufsausbildung interessierten. Im Unter-schied zur Ausbildungsplatznachfrage zählen hierzu auch jene Personen, die ihr Ausbildungsinteresse noch vor dem 30. September wieder aufgeben oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

E

scheidend, inwieweit sich das gehemmtere Wachstum auf die Ausbildungs- und Meldebereitschaft der Unter-nehmen, Praxen und Verwaltungen überträgt.

 Tabelle A2.2-1 gibt die zentralen Kennzahlen des Ausbildungsstellenmarktes unter den geschilderten Nebenbedingungen wieder. Aufgrund der zwar positiven, jedoch im Vergleich zu 2018 schwächeren wirtschaft-lichen Entwicklung ist für das Jahr 2019 mit einem leichten Rückgang in der Anzahl der angebotenen Aus-bildungsplätze von 589.100 im Jahr 2018 auf 586.100 im Jahr 2019 zu rechnen.34 Dabei werden vor allem die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von 531.400 im Jahr 2018 auf 522.70035 im Jahr 2019 zurückgehen, während die unbesetzten Ausbildungsplätze von 57.700 auf 63.400 jeweils leicht ansteigen.36 Dies liegt daran, 34 Mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% liegt das Ausbildungsplatzangebot

zwischen 569.400 und 602.800 angebotenen Stellen.

35 Das Vertrauensintervall liegt mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% zwischen 509.400 und 536.000 neuen Ausbildungsverträgen. Größtenteils ist der Rückgang der Neuabschlüsse auf Industrie und Handel zurückzuführen. Hier nimmt die Zahl der Verträge von 309.800 im Jahr 2018 auf 299.600 im Jahr 2019 zu. Die Zahl der Neuabschlüsse im Handwerk steigt hingegen leicht von 145.300 im Jahr 2018 auf 146.700 im Jahr 2019 an.

36 Das Vertrauensintervall liegt mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% zwischen 49.300 und 77.500 unbesetzten Ausbildungsplätzen.

dass das Angebotspotenzial E im Vergleich zu 2018 nur geringfügig um 0,05% zurückgeht, während das Nachfragepotenzial E um rund 2% zurückgeht. Die Ausbildungsplatznachfrage (erweiterte Definition) geht entsprechend ebenfalls leicht von rund 610.000 Perso-nen im Jahr 2018 auf 596.800 PersoPerso-nen im Jahr 2019 zurück. Unter den unvermittelten Bewerbern/Bewerbe-rinnen prognostiziert PROSIMA ebenfalls einen leichten Rückgang von 24.500 auf 24.000 Personen,37 wie bei der Anzahl an unvermittelten Bewerbern und Bewerberinnen in Alternativen, die von 54.100 (2018) um 4.100 auf 50.000 (2019) zurückgehen.

In beiden Angebots-Nachfrage-Relationen ändert sich das Verhältnis der angebotenen zu den nachgefragten Ausbildungsplätzen zugunsten der Ausbildungsnachfra-ger/-innen. So steigt die Relation von 96,6 auf 98,2 Aus-bildungsstellen pro 100 Bewerber/-innen (erweiterte Definition) bzw. von 105,9 auf 107,2 Ausbildungsstellen pro 100 Bewerber/-innen (alte Definition).38

37 Das Vertrauensintervall liegt mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% zwischen 18.700 und 29.300.

38 Die Vertrauensintervalle liegen zwischen 95,1 und 101,3 (erweiterte Definition) und zwischen 104,1 und 110,3 (alte Definition).

Schaubild A2.2-1: Angebots- und Nachfragepotenzial, bei der BA gemeldete Stellen und Bewerber/-innen sowie neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30.09. von 2008 bis 2018

Angebotspotenzial

Personen/Stellen in Tausend

Nachfragepotenzial

Gemeldete Bewerber/-innen bei der BA

Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge

Gemeldete Stellen bei der BA 1.100

1.050 1.000 950 900 850 800 750 700 650 600 550 500 450 400 350

Quelle: Bundesagentur für Arbeit; Lösch/Maier (2019); Darstellung des Bundesinstituts für Berufsbildung BIBB-Datenreport 2019

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Vorausschätzung der Ausbildungsnachfrage und des Ausbildungsplatzangebots für 2019 77

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Die gesamten Schätzungen – insbesondere die der un-versorgten Bewerber/-innen, wie auch die Schätzung der unbesetzten Ausbildungsplätze – sind für 2019 mit Unsicherheiten verbunden, die über die Grenzen der jeweilig ökonometrisch bestimmten Vertrauensinter-valle hinausgehen. PROSIMA kann beispielsweise nicht zwischen Geflüchteten und Nicht-Geflüchteten unter-scheiden (vgl. BIBB-Datenreport 2016, Kapitel A2.3).

Gemäß den Vorausschätzungen im BIBB-Datenreport 2017, Kapitel C5 wird von einer etwa gleich hohen An-zahl an ausbildungsinteressierten Geflüchteten wie 2018 ausgegangen. Allerdings werden diese Bewerber/-innen nicht gesondert im Projektionskontext berücksichtigt, da davon ausgegangen wird, dass sie sich bereits in den Statistiken der Schulabgänger/-innen aus allgemeinbil-denden und berufsbilallgemeinbil-denden Schulen befinden.

Zudem wird für die Ergebnisse in → Tabelle A2.2-1 an-genommen, dass die Unternehmen, Praxen und Verwal-tungen von ihrem bisherigen Ausbildungsverhalten nicht abweichen und beispielsweise noch mehr Ausbildungs-stellen bei der BA melden, als sich dies aus der Entwick-lung der Vergangenheit ablesen lässt. Die Ex-Post-Eva-luation des Jahres 2018 hat aber auch gezeigt, dass die Unternehmen, Praxen und Verwaltungen mehr

Ausbil-dungsverträge und mehr Ausbildungsplätze angeboten haben, als dies die wirtschaftliche Entwicklung vermuten ließ. Es ist derzeit unklar, ob diese gestiegene Ausbil-dungsbereitschaft als ein Sondereffekt zu betrachten ist oder andauert. Ein Grund, der für einen mittelfristigen Anstieg der Ausbildungsbemühungen sprechen könnte, sind die derzeitigen und voraussichtlich auch mittel-fristig andauernden Rekrutierungsschwierigkeiten auf Fachkräfteebene (vgl. Kapitel C2). Die eigene Ausbil-dung kann in der angespannten Fachkräftesituation als strategisches Mittel der Betriebe wiederentdeckt werden, um den mittelfristigen Fachkräftebedarf in den Betrieben sicherzustellen.

Auch die konjunkturelle Entwicklung ist wie immer von Unsicherheiten geprägt. Die neusten Vorausschätzungen schwanken zwischen 1% und 1,6% Wachstum. PROSIMA orientiert sich in seiner Vorausschätzung am pessimis-tischen Vorausblick der Bundesregierung (Bundesmi-nisterium für Wirtschaft und Energie 2019). Aus den genannten Gründen wurden erneut Sensitivitätsanalysen mit PROSIMA berechnet, um die Prognosen vor den veränderbaren Randbedingungen einordnen zu können.

Diese zeigen Folgendes:

Tabelle A2.2-1: Einschätzung der Ausbildungsmarktentwicklung zum 30.09.2019 (Angaben in Tsd.)

  Ist-Wert 2018

Prognose für 2019 Untere Grenze

des Vertrauens- intervalls

Punktschätzung durch PROSIMA

Obere Grenze des Vertrauens-

intervalls

Veränderung gegenüber 2018

Standard- abweichung der Punktschätzung1

Ausbildungsplatzangebot 589,1 569,4 586,1 602,8 -3,0 8,5

Unbesetzte Ausbildungsplätze 57,7 49,3 63,4 77,5 +5,7 7,2

Ausbildungsplatznachfrage

(erweiterte Definition) 610,0 582,7 596,8 610,9 -13,2 7,2

Ausbildungsplatznachfrage

(alte Definition) 556,0 532,4 546,7 561,0 -9,3 7,3

Unversorgte Bewerber/-innen 24,5 18,7 24,0 29,3 -0,5 2,7

Noch suchende Bewerber/-innen

mit Alternative zum 30.09. 54,1 44,9 50,0 55,1 -4,1 2,6

Angebots-Nachfrage-Relation

(erweiterte Definition) 96,6 95,1 98,2 101,3 +1,6 1,6

Angebots-Nachfrage-Relation

(alte Definition) 105,9 104,1 107,2 110,3 +1,3 1,6

Neu abgeschlossene

Ausbildungsverträge 531,4 509,4 522,7 536,0 -8,7 6,8

1 Maß für die Unsicherheit der Punktschätzung. Durch Verdoppelung der Standardabweichung lässt sich ungefähr der Wertebereich nach unten und oben abschätzen (Ver-trauensintervall), innerhalb dessen der wahre Wert zu vermuten ist (bei fünfprozentiger Irrtumswahrscheinlichkeit).

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bundesagentur für Arbeit, Lösch/Maier (2019) BIBB-Datenreport 2019

▶ Um den Effekt der Ausbildungs- und Meldebereit-schaft seitens der Unternehmen, Praxen und Verwal-tungen zu simulieren, wird die Anzahl der gemeldeten Stellen auf das Vorjahresniveau (+17.000) gesetzt.

Es zeigt sich, dass unter diesen Umständen auch das institutionell erfasste Ausbildungsangebot mit 589.200 Stellen auf dem Wert des Jahres 2018 ver-weilen würde. Aufgrund der weiterhin zurückgehen-den Nachfrage nach Ausbildungsplätzen würde sich dies jedoch nicht nur in einer leicht steigenden Anzahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen (um 2.500 auf 525.200), sondern auch in einem Anstieg der unbesetzten Stellen (um 700 auf 64.100) zeigen.

▶ Um die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungs-verträge zu erhöhen, müsste auch gleichzeitig die Anzahl der bei der BA gemeldeten Bewerber/-innen sowie das Nachfragepotenzial steigen. Könnten diese auf dem Wert des Jahres 2018 (+17.000 gemelde-te Bewerber/-innen) gehalgemelde-ten werden, würden die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nur auf 529.200 absinken. Da die gemeldeten Stellen der-zeit jedoch bereits über der Anzahl der gemeldeten Bewerber/-innen liegen, hätte eine Steigerung der bei der BA gemeldeten Bewerber/-innen auch unabhän-gig von einer Erhöhung der gemeldeten Stellen einen positiven Effekt auf die Anzahl an neu abgeschlosse-nen Ausbildungsverträgen.

▶ Pro 0,1 Prozentpunkte Wachstum erhöht sich das Ausbildungsplatzangebot um ca. 800 Plätze. Davon könnten bei sonst gleichbleibenden Rahmenbedingun-gen 600 neue Ausbildungsverträge entstehen, 200 der neu angebotenen Ausbildungsstellen blieben jedoch unbesetzt. Diese relativ geringe Sensitivität ist der begrenzten Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ge-schuldet. Selbst wenn die Unternehmen, Praxen und Verwaltungen mehr Ausbildungsverträge schließen möchten, könnten sie das Potenzial aufgrund einer begrenzten Nachfrage nach Ausbildungsstellen nicht ausschöpfen.

Die Sensitivitätsanalysen zeigen, dass 2019 trotz pessi-mistischerer Wirtschaftsaussichten eine Erhöhung des Ausbildungsplatzangebotes möglich ist. Um die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zu steigern, ist es aber auch notwendig, das Nachfragepotenzial nach einer dualen Berufsausbildung zu erhöhen. Für die in

 Tabelle A2.2-1 ausgewiesenen Ergebnisse werden Per-sonen, die sich im Fluchtkontext als Bewerber/-innen bei der BA registrieren lassen, nicht gesondert berücksich-tigt. Die Größenordnung des Vorjahres von rund 38.300 würde aber auch nicht ausreichen, um den Rückgang an bei der BA registrierten Bewerber/-innen aufzufangen.

Je mehr Bewerber/-innen allerdings bei der derzeitigen günstigen konjunkturellen Lage bei der BA registriert und somit auch als vermittlungsfähig eingestuft werden, desto höher ist die Anzahl der durch PROSIMA prognosti-zierten neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge.

Um die Zahl der vermittlungsfähigen Bewerber/-innen zu erhöhen, kann von staatlicher Seite beispielsweise auf die Möglichkeiten der Einstiegsqualifizierung hingewie-sen werden. Zudem gilt es, über Sprachförderung und/

oder schulische Nachqualifizierungsmaßnahmen junge Geflüchtete für die Aufnahme einer Berufsausbildung zu befähigen, um ihre Vermittlungschance in eine Berufs-ausbildung zu erhöhen. Die Unternehmen, Praxen und Verwaltungen können zudem durch Leistungen der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), der Assistierten Ausbil-dung (AsA) sowie ausbilAusbil-dungsbegleitende Hilfen (abH) in ihren Ausbildungsbemühungen unterstützt werden.

Gleichzeitig müsste aber auch die Attraktivität einer dua-len Berufsausbildung für Personen mit einer Hochschul-zugangsberechtigung gesteigert bzw. der entsprechenden Zielgruppe verdeutlicht werden.

(Tobias Maier)

79 Anerkannte Ausbildungsberufe nach Berufsbildungsgesetz (BBiG)/Handwerksordnung (HwO)

A 3 Anerkannte Ausbildungsberufe A3