• Keine Ergebnisse gefunden

Monitoring „Soziale Stadtentwicklung Bremen“

Im Dokument Lebenslagen im Land Bremen - 2021 (Seite 35-40)

SOZIALMONITORING IN BREMEN UND BREMERHAVEN

1.3 Sozialmonitoring in Bremen und Bremerhaven

1.3.1 Monitoring „Soziale Stadtentwicklung Bremen“

Die soziale Ungleichheit bildet sich auf Basis des Wohnungsmarktes und der Wohnstandortpräferenzen der Menschen im Raum ab (freiwillige und unfreiwillige Segregation). Die Stadtgemeinde Bremen gilt dabei vor dem Hintergrund der für Großstädte deutlich überdurchschnittlichen Eigentümerquote als besonders segregationsge-fährdet. Die Analyse von sozialer Ungleichheit im Raum hat in Bremen eine besonders lange Tradition. Hier stehen im Vergleich zu anderen Großstädten besonders viele Daten kleinräumig zu Verfügung.

Das Monitoring „Soziale Stadtentwicklung Bremen“ ist ein einheitliches Verfahren zur Ermittlung von Ortsteilen mit sozialer Benachteiligung. Es wurde am 20. September 2016 vom Senat grundsätzlich beschlossen. Es wurden folgende Ziele formuliert:

• Das Ausmaß einer polarisierenden Entwicklung soll abgebildet werden, d. h. erfasst werden, wie sich die Abstände zwischen den Ortsteilen mit den größten und den Ortsteilen mit den geringsten sozialen Problemen entwickeln.

• Das Ausmaß von Segregation einzelner Bevölkerungsgruppen und sozialer Ungleichheit zwischen verschie-denen Teilräumen soll abgebildet werden.

Bei der Auswahl von Leitindikatoren wurde sich am Ansatz der Lebenslagen aus der Armutsforschung orientiert.

Danach sollen die Indikatoren in verschiedenen Lebensbereichen die soziale Situation ausdrücken. Dazu zählen Einkommen, Arbeit, Gesundheit, Wohnen, Bildung, Sicherheit und politische Teilhabe. Die folgenden sieben lebenslagenbezogenen Indikatoren werden für das Monitoring in der Stadt Bremen herangezogen: Sprachför-derbedarf, Nichtabiturquote, Sicherheit, Transferleistungsdichte SGB II bei Kindern unter 15 Jahren, Transferleis-tungsdichte bei Leistungsbeziehenden SGB II über 15 Jahren, Arbeitslosenziffer und Partizipation (Nichtwähler).

Das Monitoring „Soziale Stadtentwicklung Bremen“ bietet für die jeweiligen Untersuchungsjahre einerseits (statistische) Hinweise auf die soziale Situation in den einzelnen Ortsteilen und ermöglicht so, potenzielle Häufungen sozialer Problemlagen zu erkennen (Status). Andererseits lassen sich Entwicklungsverläufe der einzelnen Ortsteile als Überblick in den Zeitverlauf einordnen (Dynamik).

In Anlehnung an das Bremer Verfahren wird auch in Bremerhaven ein Monitoring durchgeführt.

In der Stadt Bremen liegt das aktuellste Monitoring „Soziale Stadtentwicklung“ für das Jahr 2019 vor. Es können Indices nur für die Ortsteile berechnet werden, die über 1.000 Einwohner:innen aufweisen.

1.3.1.1 Gesamtindex: Zusammengefasste soziale Problemlagen

Bei Betrachtung des Gesamtindexes66 (gebildet aus allen sieben oben genannten Indikatoren) weisen vier Ortsteile einen sehr niedrigen Status, neun Ortsteile einen niedrigen Status, 47 Ortsteile einen mittleren Status und 19 Ortsteile einen hohen Status auf.

66 Der Gesamtindex errechnet sich aus dem Mittelwert der sieben z-standardisierten Teilindikatoren. Als Grenzwerte des mittleren Bereichs wurde in Bremen jeweils eine Standardabweichung im Mittel nach oben und unten festgesetzt. Bei mehr als einer Standardabweichung nach oben im Mittel (z > 1,0) wird ein hoher Status angenommen. Nach unten wird eine doppelte Differenzierung vorgenommen: einerseits Ortsteile mit einer Abweichung im Durchschnitt zwischen 1,0 und 1,5 Standardabweichungen nach unten (- 1,5 < z < - 1,0 = niedriger Status) und andererseits Ortsteile mit einem gemittelten z-Wert von unter - 1,5 (sehr niedriger Status). Damit ergibt sich insgesamt eine Vierertypologie.

Die Ortsteile mit einem hohen Status liegen überwiegend im Bremer Osten, außerdem betroffen sind St.

Magnus im Bremer Norden sowie Habenhausen und Grolland im Süden. Die höchsten und damit positiv zu beurteilenden Werte weisen der Ortsteil Borgfeld (1,89) und der Ortsteil Bürgerpark (1,88) auf. Die Ortsteile mit den niedrigsten Werten konzentrieren sich im Bremer Westen. Die Ortsteile Ohlenhof (-2,24), Gröpe-lingen (-2,05) und Lindenhof (-1,76) gehören zum Stadtteil GröpeGröpe-lingen. Der Ortsteil Tenever, der ebenfalls einen sehr niedrigen Status aufweist, liegt im Bremer Osten. Die neun Ortsteile mit einem niedrigen Status verteilen sich, ebenso wie die Ortsteile mit mittlerem Status, über das gesamte Stadtgebiet.

Im Vergleich zu 2017 hat die sozialräumliche Ungleichheit in der Stadt Bremen leicht zugenommen. Im Jahr 2017 lag der zusammengefasste Segregationsindex bei 26,5 und im Jahr 2019 bei 27,6. Die größten sozial-räumlichen Unterschiede gibt es bei den Transferleistungsempfangenden im Alter unter 15 Jahren (Segrega-tionsindex 35,4).

Grafik 1.3.1-1

Monitoring Soziale Stadtentwicklung – Ortsteile 2021

Quelle:Statistisches Landesamt, eigene Darstellung (SKUMS)

Beispielhaft werden für die Bereiche Einkommen und Bildung folgende Indikatoren dargestellt: die Transfer-leistungsdichte unter 15 Jahren, die TransferTransfer-leistungsdichte über 15 Jahren und der Sprachförderbedarf.

Blockland

-1,00 bis 1,00 = mi�lerer Status 1,01 bis 1,89 = hoher Status Stad�eile

-2,24 bis -1,51 = sehr niedriger Status -1,50 bis -1,01 = niedriger Status

1.3.1.2 Transferleistungsdichte SGB II – Regelleistungsbeziehende unter 15 Jahren

Vier Ortsteile weisen bei diesem Indikator einen sehr niedrigen Status auf: Grohn (-2,03), Ohlenhof (-1,78), Gröpelingen (-1,70) und die Bahnhofsvorstadt (-1,62). Elf Ortsteile weisen einen niedrigen Status auf und 38 Ortsteile einen mittleren Status. In 26 Ortsteilen ist der Status hoch. Die höchsten Indexwerte weisen Borgfeld (1,99) und Bürgerpark (1,92) auf.

Um diese Indexwerte besser zu veranschaulichen: In Grohn beziehen 60,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren, gemessen an ihrer Altersgruppe, Regelleistungen. In Borgfeld sind es dagegen 1,1 Prozent.

Der städtische Durchschnitt liegt im Jahr 2019 bei 30,4 Prozent. Im Jahr 2017 lag er bei 31,3 Prozent und ist seitdem rückläufig.

Die Ortsteile mit sehr niedrigem beziehungsweise niedrigem Status konzentrieren sich räumlich in den Stadt-teilen Gröpelingen, Blumenthal, Vegesack, Huchting und der Vahr.

Grafik 1.3.1-2

Monitoring Soziale Stadtentwicklung – Ortsteile 2021 – Regelleistungsbeziehende unter 15 Jahre

Quelle:Statistisches Landesamt, eigene Darstellung (SKUMS)

Blockland

-1,00 bis 1,01 = mi�lerer Status 1,01 bis 1,99 = hoher Status Stad�eile

-2,03 bis -1,51 = sehr niedriger Status -1,50 bis -1,01 = niedriger Status

1.3.1.3 Transferleistungsdichte SGB II – Regelleistungsbeziehende 15 Jahre und älter

Sechs Ortsteile weisen bei diesem Indikator einen sehr niedrigen Status auf. Gröpelingen (-2,65), Ohlenhof (-2,60) und Tenever (-2,14) sind dabei die Ortsteile mit den niedrigsten Werten. Acht Ortsteile weisen einen niedrigen Status auf und 43 Ortsteile einen mittleren Status. In 22 Ortsteilen ist der Status hoch. Die höchsten Indexwerte weisen Borgfeld (1,82) und Bürgerpark (1,72) auf.

Um auch hier die Indexwerte besser zu veranschaulichen: In Gröpelingen beziehen, gemessen an ihrer Alters-gruppe, 34 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung Regelleistungen. In Borgfeld sind es 1,3 Prozent. Der städtische Durchschnitt liegt im Jahr 2019 bei 14,6 Prozent. Im Jahr 2013 lag er bei 14,4 Prozent, stieg bis 2017 auf 15,3 Prozent an und ist seitdem rückläufig.

Die Ortsteile mit sehr niedrigem und niedrigem Status konzentrieren sich räumlich in den Stadtteilen Gröpe-lingen sowie in Teilen von Blumenthal, Huchting und der Vahr. Hinzu kommen die Ortsteile Grohn im Norden und Tenever im Osten.

Grafik 1.3.1-3

Monitoring Soziale Stadtentwicklung – Ortsteile 2021 – Regelleistungsbeziehende über 15 Jahre

Quelle:Statistisches Landesamt, eigene Darstellung (SKUMS)

Blockland

-1,00 bis 1,00 = mi�lerer Status 1,01 bis - 1,82 = hoher Status Stad�eile

-2,65 bis -1,51 = sehr niedriger Status -1,50 bis -1,01 = niedriger Status

1.3.1.4 Sprachförderbedarf

Sechs Ortsteile weisen bei diesem Indikator einen sehr niedrigen Status auf. Ohlenhof (-1,93), Grohn (-1,90) und Lindenhof (-1,81) haben die niedrigsten Indexwerte beim Sprachförderbedarf. Zehn Ortsteile weisen einen niedrigen Status auf, 39 Ortsteile einen mittleren Status. In 24 Ortsteilen ist der Status hoch. Die höchsten Indexwerte weisen Bürgerpark (2,01) und Borgfeld (1,92) auf.

Besonders auffällig ist, dass in den Ortsteilen mit sehr niedrigem Status in den letzten Jahren der Anteil von Kindern mit Sprachförderbedarf angestiegen ist. Einzig in der Überseestadt ist der Anteil etwas gesunken.

Die Ortsteile mit sehr niedrigem Status konzentrieren sich räumlich im Bremer Westen.

In Anteilen bedeutet das: In Ohlenhof (73,9 %) und Grohn (73,4 %) weisen fast drei Viertel der Kinder bei vorschulischem Test (Cito) einen Sprachförderbedarf auf. In den Ortsteilen Bürgerpark und Borgfeld liegen die Anteile bei 8,6 Prozent bzw. 10,1 Prozent. Der städtische Durchschnitt liegt bei 41,9 Prozent. Seit 2012 ist der Anteil der Kinder mit Sprachförderbedarf stetig gestiegen (+ 9,4 %).

Grafik 1.3.1-4

Monitoring Soziale Stadtentwicklung – Ortsteile 2021 – Sprachförderbedarf

Quelle:Statistisches Landesamt, eigene Darstellung (SKUMS)

Blockland

-1,00 bis 1,00 = mi�lerer Status 1,01 bis 2,01 = hoher Status Stad�eile

-1,93 bis -1,51 = sehr niedriger Status -1,50 bis -1,01 = niedriger Status

1.3.1.5 Entwicklung der Ortsteile

Im Vergleich zu 2017 haben sich von den vier Ortsteilen mit sehr niedrigem Status zwei verbessert (Ohlenhof und Gröpelingen) und zwei verschlechtert (Lindenhof und Tenever). Die meisten Ortsteile sind in ihrem jewei-ligen Status verblieben. Insgesamt ergaben sich Statusänderungen in vier Ortsteilen. Verschlechtert haben sich Tenever (von niedrig auf sehr niedrig) und Kirchhuchting (mittel auf niedrig). Verbessert haben sich die Überseestadt (niedrig auf mittel) und Steintor (mittel auf hoch).

Im Dokument Lebenslagen im Land Bremen - 2021 (Seite 35-40)