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Modellierung der Verteilungswirkungen

Im Dokument 73/2016 (Seite 176-179)

5 Fallstudien zu ausgewählten Politikinstrumenten

5.4 Anreize zur Förderung energetischer Gebäudesanierungen

5.4.9 Modellierung der Verteilungswirkungen

Um die Verteilungswirkungen zu analysieren, wird das kumulierte Einkommen über den gesamten Simulationszeitraum erstellt. Die Einkommenskomponenten, die Änderungen unterliegen können, sind in Abhängigkeit des Eigentümerstatus (Mieter/innen, Vermieter/innen, Selbstnutzer/innen) KfW-Zuschüsse, Heizkosten, Zuschläge zur Energiesteuer, energetische Klimaabgabe und

Mietzahlun-176 gen. Für jedes Jahr und jeden Haushalt wird das kumulierte Einkommen von 2014 bis 2030 ermit-telt51:

Sämtliche Einkommenseffekte werden zu zwei Zeitpunkten evaluiert. Einerseits von Beginn der Simu-lationsrechnung 2015 bis nach Auslaufen des Energiesteuerzuschlags und somit vor Einführung der energetischen Gebäudeabgabe. In einem zweiten Schritt wird der gesamte Zeitraum von 2015 bis 2030 betrachtet. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf die Unterscheidung zwischen den drei Eigentümertypen (Eigentümer/innen im selbstgenutzten Wohneigentum, Mieter/innen, Vermie-ter/innen) gelegt.

Die in Tabelle 24 dargestellte Modellierung eines einfachen Vergleichs zwischen den drei Eigentümer-gruppen zeigt, dass Vermieter/innen in beiden Szenarien im Vergleich zu den beiden anderen Grup-pen benachteiligt werden. In unseren Berechnungen steigen die Mieten im Gesamtzeitraum allerdings relativ moderat um rund 5 Prozent, während die Heizkosten um rund 30 Prozent sinken.52 Unter Um-ständen würde die Betrachtung eines längeren Zeithorizonts, in dem sich die Investitionen in Sanie-rung amortisieren können, den Einkommenseffekt für Vermieter/innen abschwächen.

Tabelle 24: relative Einkommensänderungen

Szenario 1 Szenario 2 Szenario 2 mit

Härtefallregelung

2020 2030 2020

Selbstnutzer 0,13% 0,34% 0,19%

Mieter 0,06% 0,35% 0,08%

Vermieter -0,01% -6,86% 0,01%

Szenario 1 Szenario 2

2020 2030 2020 2030

Selbstnutzer/innen 0,13% 0,34% 0,19% 0,51%

Mieter/innen 0,06% 0,35% 0,08% 0,56%

Vermieter/innen -0,01% -6,86% 0,01% -9,93%

Quelle: eigene Darstellung

Verteilungswirkungen sind zudem für die verschiedenen Einkommensgruppen innerhalb der Gruppe der Eigentümer/innen zu erwarten: Die Höhe des Zuschlags zur Energiesteuer und der gebäudebezo-genen Klimaschutzabgabe sind an die Gebäudeeigentümer gebunden und nicht einkommensabhängig.

Jedoch geben Haushalte mit niedrigem Einkommen einen höheren Anteil ihres Einkommens für Heiz-kosten aus, so dass durch den Zuschlag zur Energiesteuer auf Heizstoffe eine regressive Wirkung zu erwarten ist (Küchler et al. 2012: 41; Bergs et al. 2007; Diefenbach et al. 2013: 154).

Der Zusammenhang zwischen Sanierungszustand und Einkommen ist nach unseren eigenen Erhebun-gen allerdings nur schwach (5.4.4). Eine Ausnahme bilden die Gebäude von EiErhebun-gentümer/innen mit

51 Auf eine Abzinsung späterer Perioden wird verzichtet, da dies die Interpretation der Ergebnisse erschwert.

52 Dabei wurde sogar unterstellt, dass die Miete im gleichen Jahr steigt, in dem das Gebäude saniert wird. Dem könnte entge-genstehen, dass die Wohnung unter Umständen neu vermietet werden muss bzw. dass der örtliche Mietspiegel den Spielraum für Mieterhöhungen einengt.

177 einem niedrigeren Einkommen, welche sich durchschnittlich in einem schlechteren Sanierungszustand befinden (so auch Diefenbach et al. 2013: 162). Das führt für beide untersuchten Instrumente Zuschlag und der Klimaabgabe zu einer regressiven Wirkung. Deshalb könnte die Einführung einer Härtefallre-gelung erwogen werden.

Tabelle 25 stellt die Ergebnisse der Modellierung für die Einkommensänderungen der verschiedenen Teilpopulationen auf. Wie im Anhang erklärt, erlaubt die Datengrundlage für das Einkommen von Vermieter/innen keine weitere Differenzierung, weshalb hier nur die ersten beiden Eigentümertypen dargestellt werden.

Tabelle 25: relative Einkommensänderungen nach Teilpopulationen

Szenario 1 Szenario 2

Selbstnutzende

Eigentümer/innen Mieter/innen Selbstnutzende

Eigentü-mer/innen

Mieter/innen

2020 2030 2020 2030 2020 2030 2020 2030

Siedlungstyp

Stadt 0,12% 0,33% 0,05% 0,18% 0,17% 0,45% 0,07% 0,27%

Land 0,16% 0,35% 0,01% 0,08% 0,22% 0,60% 0,04% 0,26%

Einkommensquintil

1 0,44% 0,57% 0,05% 0,10% 0,62% 1,15% 0,11% 0,31%

2 0,18% 0,42% 0,06% 0,38% 0,25% 0,71% 0,08% 0,65%

3 0,15% 0,40% 0,06% 0,31% 0,20% 0,60% 0,06% 0,49%

4 0,12% 0,34% 0,05% 0,36% 0,17% 0,51% 0,07% 0,49%

5 0,11% 0,30% 0,03% 0,21% 0,15% 0,40% 0,07% 0,34%

Alter

15-25J 0,09% 0,34% -0,09% -0,22% 0,09% 0,43% -0,10% 0,11%

26-35J 0,18% 0,37% 0,02% -0,07% 0,11% 0,43% 0,05% 0,12%

36-45J 0,11% 0,31% 0,05% 0,35% 0,13% 0,44% 0,08% 0,54%

46-55J 0,11% 0,30% 0,03% 0,23% 0,17% 0,50% 0,07% 0,12%

56-65J 0,14% 0,36% 0,05% 0,25% 0,26% 0,53% 0,08% 0,15%

>65J 0,20% 0,41% 0,10% 0,23% 0,28% 0,61% 0,12% 0,44%

Baujahr des

Gebäu-des

vor1948 0,37% 0,35% 0,06% 0,18% 0,47% 0,67% 0,10% 0,23%

1949-1968 0,00% 0,30% 0,02% 0,08% 0,03% 0,45% 0,03% 0,21%

1969-1994 0,12% 0,29% 0,06% 0,32% 0,16% 0,36% 0,10% 0,54%

nach1994 0,03% 0,40% 0,00% 0,07% 0,07% 0,52% 0,00% 0,09%

Gebäudetyp

Einfamilienhaus 0,24% 0,51% 0,08% 0,24% 0,32% 0,74% 0,13% 0,27%

Kleines

Mehrfamili-enhaus 0,00% 0,08% 0,05% 0,23% 0,01% 0,18% 0,08% 0,39%

178

Szenario 1 Szenario 2

Großes

Mehrfamili-enhaus 0,01% 0,17% 0,01% 0,08% 0,03% 0,24% 0,02% 0,20%

Hochhaus 0,02% 0,28% 0,07% 0,29% 0,05% 0,35% 0,10% 0,42%

Haushaltstyp

Singles 0,13% 0,31% 0,03% -0,06% 0,19% 0,55% 0,04% -0,01%

Alleinerziehende -0,04% 0,21% 0,09% 0,45% 0,01% 0,61% 0,13% 0,78%

Paare ohne Kinder 0,15% 0,36% 0,05% 0,23% 0,21% 0,49% 0,07% 0,34%

Paare mit Kindern 0,14% 0,34% 0,03% 0,32% 0,18% 0,48% 0,07% 0,50%

Quelle: eigene Darstellung

Es zeigt sich, dass einkommensschwache Hauseigentümer/innen relativ starke Einkommenszuwächse erzielen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass diese heute relativ häufig in schlecht sanierten Gebäu-den wohnen. So wohnten im Jahr 2014 rund 27 Prozent der Eigentümer/innen im untersten Einkom-mensquintil in einem Gebäude mit Effizienzklasse E und schlechter. Im höchsten Quintil sind dies nur 13 Prozent. Somit profitieren diese Personen stark von den niedrigeren Energiekosten nach der Sanie-rung und dem SanieSanie-rungszuschuss.

Die Eigentümer/innen von Einfamilienhäusern profitieren ebenfalls überdurchschnittlich von der Sa-nierungstätigkeit. Dies liegt am hohen Potential an Energieeinsparungen durch Sanierungen für diesen Haustyp.

Innerhalb der Gruppe der Wohneigentümer/innen im selbst genutzten Wohnraum lassen sich nur geringe Unterschiede zwischen den Altersgruppen feststellen. Bei den Mieter/innen verlieren jüngere Bewohner/innen tendenziell im Vergleich zu älteren.

In Bezug auf die Einkommensgruppen haben die Reformen leicht progressive Wirkungen innerhalb der Gruppe der Eigentümer/innen. Diese Tendenz verstärkt sich noch mit der Härtefallregelung bei der Gebäudeabgabe (Berechnungen dazu s. Anhang 8.2.3). So erhöht sich der Einkommenseffekt im Jahr 2030 für das unterste Quintil von 1,15 Prozent auf 1,7 Prozent. Die Berücksichtigung des Ein-kommens bei der Förderung (Szenario 3) erhöht die Position der untersten drei Quintile im Vergleich zu Szenario 2. Im Gegensatz dazu sind bei den Mieter/innen die Gewinne relativ gleichmäßig über die Einkommensgruppen verteilt, wobei hier das unterste Quintil am schlechtesten abschneidet.

Schließlich fällt auf, dass alleinerziehende Mieter/innen vergleichsweise hohe Gewinne zu erwarten haben. Dieser Unterschied wird jedoch erst mit der Einführung der energetischen Gebäudeabgabe deutlich. Interessanterweise ist dieser Effekt bei den Eigentümer/innen nicht zu sehen; hier gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Haushaltstypen.

Die Einführung einer Härtefallregelung ergibt weiterhin geringfügige Verbesserungen für Singles und Eigentümer/innen von Altbauten (Baujahr vor 1948). Die Unterschiede zwischen Szenario 3 (ein-kommensabhängige Förderung) sind mit den gewählten Parametern nicht nennenswert. Eine Aus-nahme stellt, wie oben geschildet, das untere Einkommensquintil dar.

Im Dokument 73/2016 (Seite 176-179)