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5.2 Diskussion der Ergebnisse

5.2.2 Mikrobiologischer Status

Bei den untersuchten Futtermitteln konnte lediglich in einer Probe (Erdnüsse) Schimmelpilze gefunden werden. Diese Probe war im Griff zudem leicht klamm, was die Bedeutung des Parameters „Feuchte“ - neben Faktoren wie Substratbedingungen (Art und Verfügbarkeit der Nährstoffe), Zeit (Generationsintervall der beteiligten Organismen) und Lagerungsbedingungen - für den Verderb unterstreicht (KAMPHUES, 1996; KAMPHUES et al., 2005).

So sind die relative Feuchte (bzw. umgekehrt der Trockensubstanzgehalt) sowie der aw -Wert in einem Futtermittel die wichtigsten Einflussfaktoren, welche die Entwicklung

plastisch von einem „Alarm-Wassergehalt“ gesprochen (WEIDENBÖRNER, 1999), ab dem ein Besatz mit Lagerpilzen wahrscheinlich wird.

Die hier untersuchten Futtermittel wiesen zum Zeitpunkt der Analysen insgesamt übliche TS-Gehalte auf (s. Tabelle 36), die einer Initiierung des Verderbs entgegenstehen. Zudem handelte es sich bei den Komponenten (z.B. Hirse) nicht um hygroskopisch wirkende Futtermittel wie beispielsweise Weizenkleie, welche für einen mikrobiellen Verderb prädisponiert sind.

Hinzu kommen die sachgerechte Lagerung der Futtermittel in den größeren Betrieben, welche beprobt wurden sowie der rasche Warenumschlag – ebenfalls Faktoren, die einem mikrobiologischen Verderb entgegenstehen. Aufgrund dieser Tatsachen scheint es wenig verwunderlich, dass bei einer Beprobung von Futtermitteln auf dieser Produktionsebene keine mikrobiologische Belastung mit Schimmelpilzen gefunden wurde.

Dem stehen durchaus nachgewiesene Mängel im Hygienestatus von Futtermittel für Heimtiere aus der Praxis gegenüber. So konnten bei einer mikrobiologischen Untersuchung von Futtermitteln für Kleinsäuger (n = 123) bei 32 % der Proben Abweichungen in der mikrobiologischen Qualität gefunden werden (WOLF, 2005).

Bei Futtermitteln für Ziervögel wiesen 3,8 % der Proben (n = 262) bzw. 6,8 % (insgesamt 74 untersuchte Saaten/-mischungen) Schimmelpilzgehalte auf, die übliche Orientierungswerte (VDLUFA, 2005) überschritten (WOLF et al., 2007).

Für diese Mängel, die nicht selten Ursache von Indigestionen sind (WOLF u.

KAMPHUES, 2010), können überwiegend eine unsachgemäße Lagerung (z.B. feuchte Lagerungsbedingungen) bzw. eine Überlagerung von Futtermitteln (sowohl im Handel als auch beim Tierbesitzer möglich) verantwortlich gemacht werden. So werden viele Futtermittel für Heimtiere in Verpackungen aus Plastik angeboten, einem Material, welches die Gefahr der Kondenswasserbildung beinhaltet. Zudem werden diese Futtermittel häufig in Gebinden von 0,5 bzw. 1,0 kg angeboten. Kalkuliert man einmal die Futteraufnahme eines Kanarienvogels (rund 20-30 g Körpermasse; 11-15 % TS-Aufnahmekapazität; KAMPHUES et al., 2009), so nimmt dieser am Tag etwa 2,2 bis 4,5 g Futter zu sich. Bei Kauf einer 500 g Packung (allgemein kleineres Gebinde bei

Misch-FM für Kanarien) würde das Futter somit für rund 5,5 Monate ausreichend sein.

Eine derart lange Lagerung, noch dazu möglicherweise unter ungünstigen Bedingungen, beinhaltet unweigerlich das Risiko eines mikrobiologischen Verderbs.

Mitunter werden in mikrobiologischen Untersuchungen von Saaten bzw. Sämereien auch nur geringe Schimmelpilzsporen nachgewiesen, weil diese Futtermittel in toto der mikrobiologischen Untersuchung zugeleitet werden. Bei einer Inkubation in Peptonwasser werden möglicherweise vorhandene Schimmelpilzsporen (unter der Schale) nur partiell erfasst. Von besonderer Bedeutung ist daher die Zerkleinerung der Saaten zu Beginn der Analyse, womit auch dem natürlichen Futteraufnahmeverhalten der Vögel Rechnung getragen wird. Diese entschälen bzw. entspelzen die Samen und Saaten vor der Aufnahme des Kerns. Dabei werden möglicherweise unter den Schalen vorhandene Schimmelpilzsporen explosionsartig freigesetzt und vom Vogel aufgrund der anatomischen Gegebenheiten (Nasenlöcher direkt über dem Schnabel) inhaliert (Risiko der Mykose).

In den vorliegenden Untersuchungen wurden die Futtermittel mittels einer kleinen Mühle vor der mikrobiologischen Untersuchung grob vermahlen, so dass auch möglicherweise innerhalb der Schalen (z.B. Erdnuss, Zirbelnuss) befindliche Schimmelpilz/-sporen hätten erfasst werden müssen.

5.2.3 Mykotoxingehalte

Auch wenn in den untersuchten Proben keine höheren Gehalte an Schimmelpilzen gefunden werden konnten, so ist nicht unweigerlich davon auszugehen, dass auch keine Belastung mit Mykotoxinen vorliegt.

Aus diesem Grunde wurden auch die Mykotoxingehalte in den verschiedenen Komponenten untersucht, um einen Status quo bezüglich üblicher Belastungen von Futtermitteln zu erhalten und in Zukunft möglicherweise Orientierungswerte für den Bereich der kleinen Heimtiere formulieren zu können.

Während das Geflügel und damit vermutlich auch Ziervögel eine im Vergleich zu anderen Haustierarten geringe Empfindlichkeit gegenüber ZEA hat (CHI et el., 1980;

ALLEN et al., 1981), führen bei Kleinsäugern bereits geringe Aufnahmen (10 mg/kg KM;

ABDELHAMID et al., 1992) zu gesundheitlichen Störungen (v.a. Fertilitätsprobleme).

Dabei hat ZEA eine besondere Disposition zu KH-reichen Futtermitteln, während bei fetthaltigen Saaten eher eine geringe Frequenz positiver Proben gegeben ist (HANSCHMANN et el., 2004). Auch in den vorliegenden Untersuchungen waren die ZEA-Gehalte in den KH-reichen Einzel-FM höher als in den fettreichen Komponenten.

So konnte bei einer Hirse ein maximaler Gehalt von 1030 µg/kg uS ermittelt werden, während Erdnüsse maximal 2,15 µg/kg uS aufwiesen. Diese Ergebnisse decken sich mit den Untersuchungen an Futter- und Lebensmitteln. So wiesen von mehr als 5000 untersuchten Getreideproben immerhin 32 % eine Kontamination mit ZEA auf (SCOOP, 2003), während Hasel- und Walnüsse (n = 120) nur zu einem verschwindend geringen Teil (eine Probe) einen nennenswerten ZEA-Gehalt zeigten (ABDEL-HAFEZ u. SABER, 1993).

Als das klassische Futtermittel mit einer besonders hohen Disposition für eine Kontamination mit ZEA gilt Mais (Zea mays → Zearalenon). In der hier vorliegenden Studie wurden allerdings nur zwei Proben untersucht, was auf den allgemein geringen Anteil von Mais in Misch-FM für kleine Heimtiere zurückzuführen ist. Hier werden Maiskomponenten allgemein aus optischen Gründen („Farbgebung“) eingesetzt, während die Akzeptanz dieser Komponente bei Ziervögeln (WENTKER, 1996) und Kleinsäugern (RABEHL et al., 1997) eher gering ist.

Ähnlich verhält es sich mit den DON-Gehalten; auch hier konnten wiederum bei Analyse der KH-reichen Einzel-FM höhere Werte gefunden werden (DINKEL 2610, Mais 2280 µg/kg uS), während bei den fettreichen Saaten keine Kontamination detektiert werden konnte.

Entsprechen waren es Misch-FM für Wellensittiche (höhere Anteile an KH-reichen Saaten, KAMPHUES et al., 2009), bei denen eine DON-Kontamination nachgewiesen werden konnte, während Mischfutter für Großpapageien (überwiegend fettreiche Komponenten; BAYER, 1996; WENTKER, 1996) kaum Kontaminationen aufwiesen.

Ursache für diese Tendenz sind die jeweiligen Substratgegebenheiten. So vermehrt sich beispielsweise Fusarium graminearum – wie der Name bereits andeutet – eben auf Gramineaen. Zudem weisen fettreiche Einzel-FM allgemein höhere TS-Gehalte auf (s.

Tabelle 36), was einer Vermehrung der toxinbildenden Pilzspezies entgegen wirkt (COLE u. COX, 1981).

Anders verhält es sich hingegen mit AFLA, die fettreiche und damit gleichzeitig auch proteinreiche Futtermittel bevorzugen (entscheidender Einflussfaktor: C/N-Verhältnis;

ECKSTEIN, 1984). AFLA werden vor allem unter tropischen und subtropischen Temperaturen gebildet (FLACHOWSKY et al., 2006). Damit sind einige der hier untersuchten Futtermittel durchaus als risikoreicher zu bezeichnen, da es sich hierbei um Import-FM aus Drittländern mit entsprechenden klimatischen Bedingungen handelt (s. Tabelle 35).

Entsprechend konnte in den vorliegenden Untersuchungen bei keiner der analysierten KH-reichen Einzel-FM (Ursprung Europa) eine Kontamination nachgewiesen werden.

Bei den fettreichen Einzel-FM waren es Sbl.-K., bei denen überhaupt AFLA-Gehalte gefunden werden konnten. Diese stammten aus Ägypten, während Sbl.-K. aus Ungarn und Frankreich (s. Tabelle 35), aufgrund der dort vorliegenden klimatischen Bedingungen, keine Kontamination aufwiesen. Von den Erdnüssen, die aufgrund der Herkunft (Indien, Brasilien, Südafrika) für eine Kontamination disponiert gewesen wären (ACCENSI et al., 2004; MAGNOLI et al., 2006), wies keine der untersuchten Proben nachweisbare AFLA-Gehalte auf. Im Gegensatz zu den anderen hier untersuchten Mykotoxinen sind für AFLA auf nationaler Ebene Höchstgehalte festgelegt (Anlage 5, FMVO), die somit eine Kontrolle und Beurteilung vorliegender Gehalte möglich machen.

Da Erdnüsse in erster Linie für den Humanbereich importiert werden, unterliegen sie entsprechenden Einfuhrkontrollen, so dass bei diesem Einzel-FM quasi eine Vorauswahl getroffen wird. Da es sich bei Erdnüssen im FM-Bereich im eigentlichen Sinne um Ware handelt, die für den Humanbereich produziert wurde, aus verschiedenen Gründen nun aber in der Ernährung kleiner Heimtiere eingesetzt wird (Größe der Erdnüsse, Grad der Röstung), haben diese Einzel-FM ebenfalls das enge

Da die Vermehrung von A. ochraceus in erster Linie vom Feuchtegehalt des Substrates abhängt, kommt dem TS-Gehalt des Futters entscheidende Bedeutung für eine mögliche Produktion von OTA zu (VAN DER MERVE, 1965). In den hier untersuchten FM konnten allgemein übliche TS-Gehalte analysiert werden, was vermutlich auf die professionellen Lagerungsbedingungen in den größeren Mischfutterwerken zurückzuführen ist.

Entsprechend konnte in keinem der analysierten Futtermittel eine nennenswerte Kontamination nachgewiesen werden.

Die insgesamt geringen Mykotoxingehalte lassen sich aber nicht nur durch die produkttypischen TS-Gehalte (d.h. für eine Vermehrung von toxinbildenden Schimmelpilzen zu geringe Feuchte) sowie die optimierten Lagerungsbedingungen (kühl, trocken) erklären, sondern auch durch die Bearbeitung der Futtermittel. In keinem anderen Bereich der Tierernährung legt der Tierbesitzer soviel Wert auf die optischen Eigenschaften eines Futters wie im Heimtierbereich. Jeder Tierhalter möchte eben – häufig unabhängig von finanziellen Aspekten – das Beste für seinen „Liebling“, eben sogenannte Premium-Qualitäten (IVH, 2009). Die Mischfutterindustrie reagiert entsprechen mit speziellen Aufarbeitungen der Komponenten. So werden diese nicht nur abgeblasen (u.a. Entfernung von Leichtkorn und Stäuben), sondern auch durch entsprechende Bürstmaschinen geschickt, bevor sie quasi die Endpolitur durch das Aufsprühen von Ölen (z.T. mit Aromatropfen wie z.B. Blütennektar) erhalten.

Dabei führt bereits das Abscheiden sogenannten Leichtkorns und die Abtrennung der Futterstäube (die dann mykotoxinreich sind) zu einer signifikanten Reduktion der Mykotoxingehalte (s. Abbildung 6).

Abbildung 6: ZEA-Gehalte von Weizen auf den verschiedenen Verarbeitungsstufen (mod. nach MÜNZINGER, 2006)

In diesem Zusammenhang ergibt sich hieraus natürlich die Frage, warum in den vorliegenden Untersuchungen dann nicht höhere Mykotoxingehalte in den Reinigungsabfällen nachgewiesen werden konnten. Die Erklärung ist vermutlich in den einzelnen Prozessabläufen der Heimtierbranche zu suchen. So gelangen die Futtermittel in diesem Bereich nicht direkt vom Produzenten zum verarbeitenden Betrieb, sondern es sind vielfach verschiedene Zwischenstationen (Importeur, Händler) zwischengeschaltet. Anhand der Fragebogenaktion zeigte sich beispielsweise sehr schnell, dass eines der größeren Mischfutterwerke, von dem eine Vielfalt an Produkten beprobt wurden, überwiegend von einem Einzelhändler beliefert wurde, welcher die verschiedenen Einzel-FM in kleineren Chargen ankaufte, „aufarbeitete“ und dann in entsprechend größeren Gebinden anlieferte. Somit wurden viele der beprobten Einzel-FM quasi zuvor bereits aufgereinigt (beim Zwischenhändler), so dass bei der Abtrennung evtl. noch verbliebener Stäube und Fremdbeimengungen im Werk nur noch

100 95 90 85 80 75 70 65 Anfall (%)

Anlieferung Reinigungsstufe I Reinigungsstufe II Reinigungsstufe III 1859 µg/kg

Anlieferung Reinigungsstufe I Reinigungsstufe II Reinigungsstufe III 1859 µg/kg

5.3 Weitere potentielle Quellen für eine Aufnahme von Mykotoxinen durch