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Da die Misch-FM für Ziervögel und Kleinsäuger im Gegensatz zu Futtermitteln aus dem Nutztiersektor eine Vielzahl unterschiedlicher Einzel-FM beinhalten, wurde eine entsprechend breit gefächerte Produktpalette zur Beprobung ausgewählt. Im Verlauf der Probennahme zeigte sich aber, dass knapp 90 % des deutschen Marktes durch

einige wenige Lieferanten abgedeckt werden. Zur Verfügung standen also zunächst Einzel-FM aus dem gängigen Rohwarenspektrum eines großen FM-Anbieters. Eine gewisse Vorselektion seitens der Lieferanten konnte somit nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Aus logistischen und finanziellen Gründen war es allerdings auch nicht möglich, beispielsweise direkt beim Import (z.B. bei der Anlieferung der Komponenten am Hafen) Proben zu nehmen. Um die Repräsentativität der Studie nicht zu gefährden, musste das Spektrum der zu untersuchenden Materialien im weiteren Verlauf der Untersuchungen um Material aus anderen Produktionsstufen (inklusive einiger reklamierter Proben) erweitert werden. Zudem wurden Einzel-FM aus dem Groß- und Einzelhandel („aus dem Regal“), dem Internetversand sowie fertige Misch-FM aus den USA in die Untersuchungen einbezogen. Zusätzlich erweiterten Komponenten aus dem LM-Bereich (Bio-Qualität), die v.a. im Bereich der Ziervogelfütterung zum Einsatz kommen, die Produktpalette. Letztendlich standen auch Proben aus der amtlichen FM-Untersuchung zu Verfügung. Diese sollten - genau wie die Untersuchung einiger Reinigungsabfälle - die Repräsentativität der Studie gewährleisten.

Die Fragebögen (s. Anhang) sollten ursprünglich genaue Informationen zu den beprobten Einzel-FM liefern (abgesehen von den nachträglich in die Studie miteinbezogenen Komponenten). Da diese aber mitunter nur unzureichend ausgefüllt wurden, konnte die ursprünglich angestrebte Rückverfolgbarkeit der Komponenten nicht erreicht werden. Es gab - abgesehen von Erntejahr und unvollständigen Angaben über die Herkunftsländer - keine detaillierten Angaben zu den jeweiligen Einzel-FM.

Im Vergleich zu durchgeführten Studien aus dem LM-Sektor (vgl. SCOOP-Reporte) ist die Probenzahl in diesem Versuch eher gering, was sich nachteilig auf die Repräsentativität der Aussagen auswirkt. In dieser Studie wurde jedoch jedes Einzel-FM mindestens über einen Zeitraum von drei Ernten beprobt, um eine gewisse Vergleichbarkeit zu erzielen. Im Bezug auf experimentelle Studien und Feldstudien in der Mykotoxin-Forschung sind diese eher geringen Probenzahlen allerdings nicht

Zeitspanne für das Sammeln repräsentativer Probenmengen (mehrere Ernten) solchen Studien limitieren.

- Probenentnahme

Mykotoxine sind, besonders in Partien mit großer Partikelgröße (z.B. Erdnüsse), häufig sehr unregelmäßig verteilt („Hot Spots“). Das bedeutet, dass sie in einem Futtermittel häufig an wenigen Stellen der Proben konzentriert sein können (BAUER et al., 2000;

TRENHOLM, 1985; CHARMLEY, 1993; KOROSTELEVA et al., 2007). Die Verordnung der Europäischen Kommission (401/2006) schreibt deshalb für die amtliche Kontrolle von Mykotoxingehalten in Lebensmitteln genaue Probenahmeverfahren und Analysenmethoden vor: „Damit bei Lebensmitteln mit großer Partikelgröße die gleiche Repräsentativität erreicht wird, sollte das Gewicht der Sammelprobe größer sein als bei Lebensmittelchargen mit kleinerer Partikelgröße.

Da die Verteilung der Mykotoxine in verarbeiteten Erzeugnissen hingegen weniger heterogen ist als in den unverarbeiteten Futtermitteln, sollten für verarbeitete Erzeugnisse einfachere Vorgehensweisen bei der Probenahme festgelegt werden.“

Auch die sorgfältige Probenaufbereitung und Homogenisierung spielt bei der Kontrolle auf Mykotoxine eine besondere Rolle.

Um ein Höchstmaß an Sicherheit zu erlangen, sollte bei der Probenentnahme strikt nach dieser Mykotoxin- spezifischen Verordnung vorgegangen werden. So wurden die Proben stets unter vergleichbaren Bedingungen entnommen. Neben dem identischen Probenstecher wurden stets auch gleiche, geeignete Verpackungsmaterialen gewählt.

Auch die Lagerung der Proben erfolgte unter identischen Bedingungen.

Trotzdem kann eben nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob die sogenannten „Spots“

auch regelmäßig erfasst wurden. Da bei einigen Futtermitteln zudem die Lagerung in Silos erfolgte, konnte die Probennahme nur am Auslass bzw. bei Neubefüllung erfolgen.

Mitunter konnte nicht immer sicher gesagt werden, ob die Silos vor neuer Beschickung mit der zu prüfenden Charge vollständig leer gewesen sind, oder ob nicht doch vielleicht noch kleinere Restmengen enthalten waren, die dann eben beim ersten Auslass mit erfasst wurden.

- Analysen

Das LFGB (2005) regelt in § 64, dass „Ydas Bundesamt für Verbraucherschutz und LebensmittelsicherheitYeine amtliche Sammlung von Analysenmethoden für die Untersuchung von FuttermittelnY“ zu veröffentlichen habe. Der LM-Sektor gibt in seiner Verordnung (401/2006) über Probenentnahme und Analysenmethoden für die amtliche Kontrolle des Mykotoxingehaltes in Lebensmitteln ebenfalls genaue Vorgaben, die ein Verfahren erfüllen muss. In dieser Studie wurde bezüglich der DON- und ZEA-Analytik mit Modifikationen aus dem Methodenbuch der VDLUFA gearbeitet.

Zur Untersuchung von Futtermitteln auf eine mögliche Mykotoxinbelastung stehen chemisch-physikalische Methoden, wie die Dünnschicht-Chromatographie (DC) oder die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) immunologischen Methoden, wie dem Enzymimmunoessay (ELISA) gegenüber (BAUER et al., 2000). Der ELISA ist vor allem im Rahmen von Screening-Untersuchungen bei stark kontaminierten Einzel-FM sinnvoll und liefert ein qualitatives, aber nur eingeschränkt quantitatives Ergebnis (SATOR u. SOMMER, 2003; SIEVERERDING, 2003). Mitunter sind matrixbedingte Effekte nicht auszuschließen, so dass es bei dieser Methode auch zu falsch positiven Ergebnissen kommen kann.

Im Vergleich zum ELISA ist die HPLC allerdings ein sehr kosten- und zeitaufwendiges Verfahren mit hohem apparativem Aufwand, das jedoch eine höhere Sensitivität und Spezifität aufweist (BAUER et al., 2000; PAPADOPOULOU-BOURAOUI et al., 2004).

Mit dieser Methode können DON und ZEA sowie OTA bestimmt werden (KOCH, 2004;

ZHANG et al., 2005; KRSKA et al., 2008). Die HPLC liefert eine relativ exakte Quantifizierung des Mykotoxingehalts einer untersuchten Probe und gilt somit als Referenzverfahren.

Bei einem Vergleich analysierter Gehalte mit Daten der Literatur ist daher stets zu prüfen, ob die jeweiligen Ergebnisse mitteln ELISA oder HPLC ermittelt wurden, um hier Fehlinterpretationen vorzubeugen.

Bei der Analyse von Einzel-FM mit komplexer biologischer Matrix können zudem Interferenzen auftreten. Komponenten wie Vogelbeeren, Hagebutten oder Johannisbrot enthielten z.T. höhere Mengen an pflanzeneigenen Farbstoffen, die eine zuverlässige

Reinigungsschritt vor der Analyse sowie eine konsequente Orientierung an einem Standardgemisch während aller DON-, ZEA- und OTA-Analysen konnte jedoch eine hohe Reproduktivität und somit Zuverlässigkeit erreicht werden.

Bei der AFLA-Analyse kam das Verfahren der Dünnschichtchromatographie (DC) mit anschließendem fluorimetrischen Toxinnachweis zum Einsatz. Diese semiquantitative Analyse ist zwar weniger spezifisch als das HPLC-Verfahren (BENCZE, 1975), erlaubt aber zunächst eine qualitative Aussage bezüglich einer möglichen Mykotoxin-Kontamination und ist zudem noch kostengünstig. Die Aflatoxine B1, B2, G1 und G2

werden üblicherweise nach der dünnschichtchromatographischen Auftrennung unter UV-Licht als in unterschiedlichen Farben fluoreszierende Banden sichtbar. Für Routineuntersuchungen eignen sich besonders Kieselgel Fertigplatten (REISS 1970).

Probleme in der Auswertung ergeben sich mitunter, wenn in der Auftrennung des Substanzgemisches AFLA nur vorgetäuscht werden, weil eine andere Substanz die gleiche Retentionszeit aufweist. Besonders hohe Fettgehalte und Pflanzenfarbstoffe können diese unerwünschten Fluoreszenzen begünstigen und möglicherweise zu Fehlinterpretationen in der Auswertung der Chromatogramme führen (RANFFT, 1972).

Um dieser Problematik Rechnung zu tragen, wurde in dieser Studie bei fraglichen Ergebnissen ein weiterer Aufreinigungsschritt vorgenommen. Hierzu wurde die DC-Platte erneut in eine Kammer mit Laufmittel (Petrolether) verbracht. Durch diese Entfettung kam es zu einer Minderung störender Fluoreszenzen. Zur weiteren eigenen Überprüfung wurden positive Ergebnisse zudem in einem externen Labor (Futtermittelinstitut Stade, Lehrstuhl für Tierhygiene der TU München) mittels HPLC verifiziert.

- Rechtliche Grundlagen

Aus Sicht der Tierernährung kommt es zunächst darauf an, möglichst schadstoffarme Futtermittel bereitzustellen. Dies bedeutet, dass entlang der Nahrungskette Minimierungsstrategien angewandt werden müssen und auf jeder Stufe der jeweilige Produzent für einen minimalen Schadstoffgehalt seiner Produkte verantwortlich ist (FLACHOWSKY u. GABEL 2003).

Die in der Futtermittelverordnung (Anlage 5, Aflatoxin B1) festgesetzten AFLA-Höchstgehalte im Futter (0,02 mg/kg Einzel-FM mit 88% TS; 0,01 mg/kg Allein-FM mit 88% TS), die für Ziervögel und Kleinsäuger Anwendung finden, stellen einen deutlichen Maßstab zur Orientierung dar. Schwieriger gestaltet sich die Interpretation der Ergebnisse zu anderen Mykotoxinen. So gibt es beispielsweise für DON, ZEA und OTA keine nationalen, gesetzlich bindenden Höchstwerte. Auf EU-Ebene existieren gemäß einer Empfehlung (2006/576/EG) allenfalls Richtwerte, die für Getreide-/erzeugnisse sowie für Mischfutter ausgesprochen werden (s. Tabelle 29). Diese Grenzwerte sind allerdings nicht tierartspezifisch und erlauben somit keine explizite Beurteilung der hygienischen Qualität von Futtermitteln für Ziervögel und Kleinsäuger. Zudem stellt sich die Frage nach tierartspezifischen Unterschieden in der Empfindlichkeit gegenüber Mykotoxinen. Bereits bei landwirtschaftlichen Nutztieren sind diesbezüglich z.T deutliche Unterschiede vorhanden. Während beispielsweise Schweine gegenüber DON eine gewisse Empfindlichkeit aufweisen (kritischer Wert 1,0 mg/kg Futter), ist das Nutzgeflügel diesbezüglich weniger anfällig (kritischer Wert 5,0 mg/kg Futter). Hieraus stellt sich dann unweigerlich die Frage, mit welcher Spezies die kleinen Heimtiere dann vergleichbar sind. Mykotoxine, die in einem Futtermittel für Ziervögel gefunden werden, lassen sich möglicherweise in Anlehnung an Daten für das Nutzgeflügel beurteilen.

Letztendlich lässt sich aber aufgrund fehlender Untersuchungen nicht sagen, ob ein derartiger Transfer gerechtfertigt ist.

5.2 Diskussion der Ergebnisse