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MIKROÖKONOMETRISCHE ANALYSE 1. ÜBERSICHT

EINFLUSS DES RAV

3. MIKROÖKONOMETRISCHE ANALYSE 1. ÜBERSICHT

Nachdem in den vorherigen Kapiteln die Ergebnisse der qualitativen Untersuchungen be-schrieben worden sind, befasst sich dieses Kapitel mit den quantitativen empirischen Analy-sen. Untersucht werden hierbei vielfältige Charakteristika der Personalberatenden und der RAV. Hierzu gehören Strategien und Ziele, Organisationsformen, Führungsstil und Personal-politik und der Einsatz von Instrumenten und arbeitsmarktlichen Massnahmen (AMM). Es wird untersucht, wie sich diese Vielzahl von verschiedenen Variablen auf die Beschäfti-gungschancen der Stellensuchenden auswirken.

In diesem Abschnitt wird eine kurze Übersicht über den Aufbau der mikroökonometri-schen Analyse gegeben. Der Leser erhält hier eine Möglichkeit, sich schnell zu orientieren, an welcher Stelle die für ihn relevanten Teile der quantitativen Analyse zu finden sind.

Die der quantitativen Analyse zugrunde liegenden Methoden werden in Kapitel 3.1. er-läutert. In diesem Kapitel werden Datenquellen, Variablen und die angewendeten Schätzver-fahren genauer beschrieben. Ergänzend werden die Untersuchungsgegenstände der mikroö-konometrischen Analyse und die Prüfung der Ergebnisse auf ihre Robustheit erläutert. Es wird insbesondere ein Schwerpunkt darauf gelegt, wie die im Kapitel 3 abgebildeten Schätz-ergebnisse zu interpretieren sind.

In den weiteren Teilabschnitten werden die jeweiligen Ergebnisse zu den einzelnen The-menbereichen dargestellt. Am Anfang eines jeden Teilabschnittes erfolgt eine kurze Zu-sammenfassung der wichtigsten Ergebnisse aus dem jeweiligen Bereich. Dies soll dem Leser ermöglichen, sich schnell über die Befunde einzelner Themenbereiche zu informieren.

In Kapitel 3.3. werden zunächst verschiedene Ziele und Strategien der RAV und Per-sonalberatenden betrachtet. Es wird geschätzt, ob und wie es sich auswirkt, wenn Personal-beratende dazu neigen, stärker mit ihren Stellensuchenden zu kooperieren. Ausserdem wird untersucht, ob das Ziel einer schnellen Vermittlung die Beschäftigungschancen von Stellen-suchenden verbessert.

Danach werden in Kapitel 3.4 die Organisationsformen analysiert. Insbesondere wird der Umgang mit Arbeitgebern, der Kontakt der Personalberatenden zu den Stellensuchenden, der Umgang mit Sanktionen und die interinstitutionelle Zusammenarbeit betrachtet.

In Kapitel 3.5 werden die Auswirkungen des Führungsstils auf die Beschäftigungschan-cen analysiert. Es werden Schätzergebnisse dargestellt, welche zeigen, wie es sich auswirkt, wenn Personalberatende eher striktere Handlungsvorgaben durch ihre Vorgesetzten

erhal-ten. Es wird auch untersucht, wie es sich auswirkt, wenn RAV-Leitende durch strengere Vorgaben ihrer vorgesetzten Institutionen in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt sind.

Ferner wird analysiert, ob die Einheitlichkeit der Auffassungen zwischen den Beratenden untereinander, sowie zwischen Leitenden und Beratenden, Auswirkungen auf die Vermitt-lungserfolge haben.

Anschliessend werden in Kapitel 3.6 verschiedene Aspekte der Personalpolitik, wie bei-spielsweise Alter und Arbeitserfahrung oder Saläre und Dossierbelastung von Personalbera-tenden, untersucht.

In Kapitel 3.7 wird der Einsatz von Instrumenten und arbeitsmarktlichen Massnahmen betrachtet. Es wird an dieser Stelle sowohl auf die Intention beim Einsatz von Massnahmen und auf deren Wichtigkeit eingegangen, als auch die Auswirkungen von Einstelltagen und Zwischenverdienst analysiert.

3.2. METHODIK

3.2.1. ZUSAMMENFASSUNG

Aufbauend auf den Ergebnissen der qualitativen Analyse wurden in der quantitativen (mikroökonometrischen) Analyse die Grössenordnungen der Wirkungszusammenhänge un-tersucht. Hierbei stand die Bedeutung von betrieblichen Prozessen, Strategien und Eigen-schaften von Personalberatenden und RAV im Hinblick auf Wiederbeschäftigungschancen von Stellensuchenden im Vordergrund. Während sich die qualitative Analyse wesentlich mit der Identifikation von Wirkungsketten und möglichen Gründen für kausale Zusammenhänge befasste, war es das Ziel der ökonometrischen Analyse, die Grössenordnung und die Intensi-tät dieser Zusammenhänge abzuschätzen.

Dieser Abschnitt dient dazu, eine Übersicht über die in der mikroökonometrischen Ana-lyse angewandte Methodik zu geben. Detailreichere Angaben sind im technischen Beilagen-band zu finden. Als erstes werden die verschiedenen Datenquellen und Variablen beschrie-ben, auf welchen die Schätzungen basieren. Als Datenquellen dienen die vom seco bereitge-stellten administrativen Datensätze und eine schriftliche Befragung, welche für dieses Pro-jekt durchgeführt worden ist. Diese konnten miteinander verbunden werden, so dass sowohl direkt messbare und quantifizierbare Faktoren wie z.B. das relative Gehalt der Mitarbeiter als auch Faktoren, welche eher gewisse Tendenzen und Präferenzen der Personalberatenden und RAV-Leitenden ausdrücken, für die Analyse verwendet werden können. Die Variablen umfassen einerseits eine Vielzahl von Charakteristika der Stellensuchenden, so dass für Selektionsverzerrungen kontrolliert werden kann. Andererseits umfassen sie aber auch eine

grosse Zahl von Personalberatercharakteristika, so dass eine Vielzahl von Eigenschaften im Hinblick auf die Beschäftigungschancen der Stellensuchenden analysiert werden können. In die Untersuchungen gingen Daten und Informationen auf drei Ebenen ein: Auf der Ebene der RAV, auf der Ebene der Personalberater und auf der Ebene der individuellen Stellensu-chenden, deren Beschäftigungschancen analysiert werden. Diese drei Untersuchungsebenen bilden das Organisationsschema anhand dessen weitere Aspekte der Daten erläutert werden.

Dazu gehören die den Schätzungen zugrunde liegende Population, die Definition von 103 eigenständigen RAV-Einheiten und einer eigenständigen Strategie innerhalb der RAV. Da-nach wird das den verschiedenen Schätzverfahren zugrunde liegende Konzept potentieller Ergebnisse erläutert. Anhand derer können durchschnittliche Beschäftigungseffekte be-stimmter RAV- und Personalberatereigenschaften bestimmt werden. Ausserdem wird das Problem von Selektionsverzerrungen erörtert und erklärt, wie die ausgewählten Schätzver-fahren dieses Problem vermeiden können.

3.2.2. DATENQUELLEN UND VARIABLEN

Der quantitativen Analyse lag ein sehr informativer Datensatz zugrunde. Um diesen zu erstellen, wurden Informationen aus administrativen Datenbanken mit Informationen aus der schriftlichen Befragung von Personalberatenden und RAV-Leitenden verbunden. Es lie-gen damit sowohl Informationen über härtere Faktoren, wie beispielsweise ob und wie lange Stellensuchende in einem Zwischenverdienst arbeiten, als auch über weichere Faktoren, wie beispielsweise die von einer Personalberaterin verfolgten Ziele, vor.

Die administrativen Daten wurden dem SIAW vom seco zur Verfügung gestellt. Aus ih-nen konnten Informatioih-nen über Stellensuchende und Personalberatende entnommen wer-den, welche später in Tabelle 4 zusammengefasst werden. Sie konnten aus folgenden Quel-len gewonnen werden:

› AVAM-Daten (1/1998 bis 12/2005): Das Informationssystem für die Arbeitsmarktvermitt-lung und Arbeitsmarktstatistik (AVAM) wird in den RAV für alle Stellensuchenden (unab-hängig von ihrer Erwerbssituation) erstellt, solange sie Dienstleistungen der Arbeitslosen-versicherung in Anspruch nehmen. Sie enthält Informationen über sozioökonomische Cha-rakteristika von Stellensuchenden. Es liegen auch Informationen über die Interaktionen zwischen Stellensuchenden und Personalberatenden wie beispielsweise die Einschätzung des Personalberaters über die Vermittelbarkeit seines Klienten vor. Weiterhin kann auf-grund von An- und Abmeldungen und den Abmeldegründen der Beschäftigungsstatus ei-ner Person bestimmt werden, welcher als Ergebnisvariable dient. Für den Zeitraum von

An-fang 1998 bis Ende 2003 liegen aus dem AVAM sehr detaillierte Informationen über die Stellensuchenden vor. Für den Zeitraum Anfang 2004 bis Ende 2005 liegen nur Informati-onen über An- und Abmeldungen und Gründe der Abmeldungen vor, aus welchen die Er-gebnisvariable "Beschäftigung" für jeden dieser Monate bestimmt worden ist.

› ASAL-Daten (1/1998 bis 12/2003): Das Auszahlungssystem der Arbeitslosenversicherung (ASAL) ist die Datenbank der Arbeitslosenversicherung. Neben sozioökonomischen Infor-mationen enthält es InforInfor-mationen über Zahlungen, Taggelder, eingestellte Taggelder und Programmteilnahmen. Es sind nur Einträge für Personen enthalten, welche tatsächlich Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung in Anspruch nehmen. Sobald eine Person ausgesteuert ist, erfolgt kein Eintrag mehr im ASAL, aber sie kann gegebenenfalls weiter-hin einen Eintrag in AVAM haben.

› AHV-Daten (1988-2001): Aus der Datenbank der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) können Informationen über Zeiträume gewonnen werden, in denen Individuen künfte erzielen, die einen Beitrag zur Rentenversicherung erfordern. Diese können Ein-kommen aus einer selbständigen oder abhängigen Erwerbstätigkeit sein oder aber auch Einkünfte aus der Arbeitslosenversicherung. Einkünfte aus der Sozialversicherung gehen hingegen nicht aus der AHV Datenbank hervor.

› AVAM-Nutzerdatei (2000-2003): Die AVAM Nutzerdatei enthält Informationen über die Personalberatenden, die im AVAM System gespeichert sind. Diese Datei ist das Gegenstück zu den AVAM Daten zu den Stellensuchenden und erlaubt es, jeder stellensuchenden Per-son ihren PerPer-sonalberater zuzuordnen. Die AVAM-Nutzerdatei enthält die User-ID (T7-Nummer), den Namen und die Funktion aller Personen, welche Zugriff auf das AVAM-System haben. Diese Nutzerdatei wurde auf drei-Monatsbasis für die Jahre 2000 bis 2003 geliefert.

› Buchhaltungsdaten (2000-2003): Die Buchhaltungsdaten enthalten Namen, RAV, Lohn, Beschäftigungsgrad und AHV-Nummer von Personalberatenden. Personen mit Leitungs-funktion sind nur darin enthalten, wenn sie auch BeratungsLeitungs-funktion hatten.

Neben den administrativen Daten liegen auch Informationen aus der schriftlichen Befragung vor. Diese kann benutzt werden, um bestimmte Charakteristika von Personalberatenden und RAV-Leitenden zu bestimmen. Die Antworten aus dem Fragebogen dienen ausserdem dazu, Organisationsformen und betriebliche Prozesse innerhalb der RAV zu identifizieren. Der Fragebogen wurde in intensiven gemeinschaftlichen Diskussionen von INFRAS und dem

SIAW entwickelt. Die Erkenntnisse aus der qualitativen Analyse flossen stark in die schrift-liche Befragung mit ein. Die schriftschrift-liche Befragung kann wie folgt beschrieben werden:

› Population der schriftliche Befragung: Der Befragung liegt diejenige Population von RAV-Beratenden zugrunde, die in den Jahren 2001 bis 2003 Stellensuchende betreuten, d.h.

für die wir in unseren Daten in mindestens einem dieser drei Jahre unter ihrem Code be-treute Stellensuchende vorfanden und die gleichzeitig im Oktober 2004 immer noch als AVAM-Nutzer/in aktiv eingeschrieben waren. Zudem wurden alle Personen mit ehemaliger oder aktueller leitender Funktion (RAV-Leitung, Gruppenleiter/in, Regionenleiter/in) in einem RAV angeschrieben. Diese Population enthielt 2'050 Personen, davon 443 mit lei-tender Funktion. Es gab einige Ausfälle aufgrund von falschen Adressen oder falschen In-formationen über Funktionen, so dass die Netto-Ausgangsstichprobe 1857 Personen um-fasste.

› Ablauf der Befragung: Die Befragung erfolgte schriftlich durch das LINK-Institut in Luzern unter der Leitung von Isabelle Kaspar und Stefan Schmid. Es wurde ein Pretest durchge-führt, um die Verständlichkeit des Fragebogens zu überprüfen. Der Fragebogen wurde am 9.12.2004 versandt. Um die Rücklaufquote zu erhöhen, erfolgten eine schriftliche und da-nach eine telefonische Erinnerung. Es konnte eine Rücklaufquote von 84 Prozent erzielt werden. Dies entspricht einem totalen Rücklauf von 1560 Fragebögen.

› Gegenstand der Befragung: In einem ersten Teil wurde die gesamte Population nach Anga-ben zu ihrer Person wie beispielsweise Alter und Ausbildung befragt. In einem zweiten Teil wurden Fragen zur beratenden Tätigkeit gestellt, sofern eine derartige Tätigkeit in den Jahren 2001 bis 2003 vorlag. In einem dritten Teil wurden an Personen mit leitender Tä-tigkeit Fragen zu dieser TäTä-tigkeit gestellt. Die aus der Befragung gewonnenen Variablen werden in Tabelle 4 zusammengefasst. Im Beilageband sind deskriptive Statistiken der Be-fragung zu finden.

DATENGRUNDLAGEN DER MIKROÖKONOMETRISCHEN ANALYSE