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CSF IgA (µg/ml)

5.3 Methode und Resultate der ELISA .1 Methode der ELISA

ELISA sind als anerkannt sichere Methode zum Nachweis von ANCA beschrieben [POLLOCK et al., 1999, SAVIGE et al., 1999]. In der vorliegenden Studie wurden die ELISA Varelisa PR3 und der Varelisa MPO der Fa. Pharmacia und Upjohn angewendet und für Messungen von caninen Serum- und Liquorproben adaptiert. Als

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sekundärer Antikörper wurde ein Peroxidase-gebundener Antikörper gegen canines IgG genutzt.

Die ELISA weisen ebenso wie die anderen angewendeten Verfahren der indirekten Immunfluoreszenz und Durchflusszytometrie ausschließlich IgG-ANCA nach.

Neben IgM-ANCA werden auch ANCA, deren Zielantigen nicht PR3 oder MPO ist, von den ELISA nicht erkannt. Somit ist denkbar, dass auch beim Hund zusätzlich ANCA auftreten, die mit Hilfe der ELISA nicht erfasst wurden. Dies wäre auch eine mögliche Erklärung für abweichende Ergebnisse bei der Durchflusszytometrie oder IIF. Das Auftreten dieser ANCA müsste mit der Anwendung weiterer Antigene wie BPI (bactericidal / permeability increasing Protein), Laktoferrin oder Kathepsin-G [SAVIGE et al., 1999] mit Hilfe entsprechend beschichteter Mikrotiterplatten im ELISA nachgewiesen werden.

Die Beurteilung der ELISA-Werte wurde durch die Ergebnisse der IIF und der Durchflusszytometrie bestätigt. Somit konnte anhand der Positivkontrolle und dem Vergleich zu humanen Proben eine gesicherte Unterscheidung zwischen ANCA-positiven und -negativen Proben vorgenommen werden.

Aufgrund der hohen Übereinstimmung der Verteilung positiver ELISA-Ergebnisse innerhalb aller untersuchten Krankheitsgruppen erreichen sowohl Spezifität, Sensitivität, als auch die prädiktiven Werte im Hinblick auf das Vorliegen oder das Ausschließen einer SRMA-Erkrankung keine Werte, die die ELISA als sinnvoll für eine gesicherte Diagnostik der SRMA erscheinen lassen. Intertestal zeigten jedoch beide ELISA eine gute Präzision und Reproduzierbarkeit.

Die in dieser Studie angewendete ELISA-Methode ist eine zuverlässige Methode zum Nachweis von Antikörpern gegen PR3 und MPO beim Hund. Dies zeigt sich nicht nur in der intertestalen Reproduzierbarkeit der ELISA-Ergebnisse sondern auch in der Übereinstimmung mit den Resultaten der Durchflusszytometrie und IIF. Die Resultate der ELISA sind präziser und zeitsparender auszuwerten als die Ergebnisse der IIF und der Durchflusszytometrie und damit zum Nachweis von ANCA beim Hund gut einzusetzen.

108 5.3.2 Resultate der ELISA

Mit Hilfe der ELISA konnten sowohl bei Hunden mit SRMA, als auch bei gesunden Hunden und Patienten mit anderen entzündlichen oder tumorösen Erkrankungen des ZNS Antikörper gegen Proteinase 3 und Myeloperoxidase nachgewiesen werden.

In unserer durchgeführten Studie wiesen die Hunde mit SRMA, viralen Enzephalitiden, tumorösen Erkrankungen des ZNS und verschiedenen immunologischen Erkrankungen die höchste Anzahl positiver Ergebnisse sowohl im Serum als auch im Liquor cerebrospinalis auf.

Ergebnisse der Serumproben

Die höchste Anzahl positiver Ergebnisse des MPO-ANCA-ELISA wiesen Hunde mit SRMA und tumorösen ZNS-Erkrankungen auf. Die Patienten mit GME und idiopathischer Epilepsie zeigten die geringste Anzahl positiver Ergebnisse.

Der PR3-ANCA-ELISA wies die höchste Anzahl positiver Ergebnisse bei Hunden mit viralen Enzephalitiden, immunologischen Erkrankungen und SRMA auf. Die Patienten mit idiopathischer Epilepsie zeigten keine positiven Ergebnisse.

Zwischen der Höhe der prozentualen Relationswerte der PR3-Antikörper und MPO-Antikörper bestand eine gute positive Korrelation.

Ergebnisse der Liquorproben

Es traten sowohl niedrigere prozentuale Relationswerte der PR3- und MPO-ANCA, als auch insgesamt eine geringere Anzahl positiver Liquorproben auf.

Die höchste Anzahl MPO-ANCA-positiver Ergebnisse fand sich bei den tumorösen ZNS-Erkrankungen, bei den viralen Enzephalitiden und SRMA.

Bakterielle und virale Enzephalitiden zeigten die höchste Anzahl positiver Ergebnisse bei dem PR3-ANCA-ELISA.

Hunde mit idiopathischer Epilepsie wiesen weder MPO-ANCA noch PR3-ANCA auf.

Eine deutliche positive Korrelation bestand zwischen dem Auftreten von PR3-ANCA und MPO-ANCA.

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Die Ursache für die Anwesenheit von ANCA im Liquor kann sowohl eine intrathekale Produktion als auch die Passage durch eine gestörte Blut-Hirn-Schranke aus dem Serum in das ZNS sein. Da fast alle Hunde im Falle eines positiven ANCA-Befundes im Liquor auch im Serum ANCA-positiv waren, ist eine durchlässige Blut-Hirn-Schranke eine mögliche Ursache für das Vorkommen von ANCA im Liquor.

Ob zusätzlich eine intrathekale Produktion von ANCA auftritt, wurde im Rahmen der vorliegenden Studie nicht geklärt. Eine intrathekale Produktion könnte in weiteren Untersuchungen durch die Messung von verschiedenen Indices in Anlehnung an den IgG-Index [TIPOLD et al., 1995] festgestellt werden. Es wurden einige ZNS-Erkrankungen (GME, SRMA) mit starker intrathekaler Immunglobulinproduktion untersucht [TIBBLING et al., 1977], was auch eine zusätzliche Produktion von ANCA im ZNS wahrscheinlich macht, da PR3 und MPO im ZNS von aktivierten neutrophilen Granulozyten exprimiert werden [CZERNOK et al., 1994].

SRMA

Die steril-eitrige Meningitis-Arteriitis ist gekennzeichnet durch eine hochgradige neutrophile Pleozytose im Liquor cerebrospinalis, eine Invasion von neutrophilen Granulozyten in die Meningen und eine Vaskulitis im Bereich der Meningealarterien.

Im ZNS exprimieren aktivierte neutrophile Granulozyten PR3 und MPO [CSERNOK, 1994]. Eine Degranulation dieser Enzyme wurde ebenfalls beschrieben [HEERINGA et al., 1998; BANK, 2000]. Durch die Konfrontation mit einer großen Menge dieser Enzyme ist eine Immunantwort mit Bildung von ANCA durch das durch Entzündungsmediatoren aktivierte Immunsystem denkbar [KING et al., 1998].

In den meningealen Läsionen und perivaskulären Infiltraten akut an SRMA erkrankter Hunde treten in großer Zahl B-Lymphozyten auf [TIPOLD et al., 1999]. Diese Zellen können nach Kontakt mit PR3 und MPO durch die Stimulation durch T-Lymphozyten in Plasmazellen umgewandelt werden und ANCA im Entzündungsgebiet intrathekal produzieren.

Bei der SRMA gibt es Hinweise auf einen Einfluss von Superantigenen auf die Aktivierung von T-Zellen [TIPOLD et al., 1996]. Eine Theorie für die Bildung von

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humanen ANCA ist das Auftreten von T-Zellen, die durch Superantigene aktiviert sind und durch PR3- und MPO-Kontakt B-Lymphozyten zur Produktion von Antikörpern gegen PR3 und MPO stimulieren [COHEN TERVAERT et al., 2000].

Dies wäre eine weitere mögliche Erklärung für das Auftreten von ANCA bei SRMA.

Bei der Bildung von ANCA beim Menschen wird eine genetische Disposition vermutet [HAGEN et al., 1993]. Auch bei Hunden könnte ein hereditärer Faktor ein zusätzlicher Grund für die Bildung von Auto-Antikörpern sein. In dieser Studie wiesen die Serumproben von zwei Wurfgeschwistern, die an SRMA erkrankt waren, beide PR3- und MPO-ANCA-positive Ergebnisse auf. Zur Klärung einer genetischen Disposition sollten in weiteren Studien Hunde mit verwandtschaftlichen Beziehungen auf das Auftreten von ANCA untersucht werden.

Bakterielle Enzephalitiden

Diese Erkrankungen gehen - wie die SRMA - mit einer erhöhten Zellzahl im Liquor cerebrospinalis einher [TIPOLD, 1995]. Es kommt zu einer Emigration von Entzündungszellen, vor allem neutrophilen Granulozyten, durch die Blut-Hirn-Schranke und dadurch wahrscheinlich auch zur Exprimierung und Degranulation von PR3 und MPO im ZNS. Eine Bildung von Autoantikörpern als Sekundärreaktion wäre möglich.

Auch in der Humanmedizin sind ANCA bei Erkrankungen zu finden, die zum Teil nicht zu den Autoimmunerkrankungen zählen oder nicht mit Vaskulitiden einhergehen. Zu diesen Erkrankungen gehören zum Beispiel rheumatische Erkrankungen oder Entzündungen des Respirationstraktes [HAGEN et al., 1993].

BALLIEUX et al., [1992] gehen von einer Immunantwort mit Bildung von ANCA bei empfänglichen Individuen aus, wenn im Organismus durch eine hohe Anzahl aktivierter neutrophiler Granulozyten in großen Mengen PR3 und MPO exprimiert und ausgeschüttet wird. Inwieweit ANCA Anteil an der Aufrechterhaltung oder Weiterentwicklung der Erkrankungen haben, ist nicht geklärt. Vor allem ist nicht bekannt, ob der zweite Stimulus (Two-hit-Modell) und damit eine Voraussetzung für den krankmachenden Effekt der ANCA vorhanden ist. Da ANCA jedoch erst im

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Verlauf des lokalen Entzündungsprozesses gebildet werden, sind sie hier nicht ursächlich an der Entstehung der Krankheit beteiligt.

Virale Enzephalitiden

Auch bei dieser Krankheitsgruppe konnten in vorliegender Studie unerwarteter Weise ANCA nachgewiesen werden, obwohl es nicht zu einer Einwanderung neutrophiler Granulozyten gekommen ist. Dieses Phänomen ist jedoch nicht einzigartig für den Hund. Auch beim Menschen sind ANCA bei viralen Infektionserkrankungen nachweisbar [HAGEN et al., 1993]. Die Ursache dafür ist noch nicht gefunden. Die virale Infektion des ZNS führt zu einer Aktivierung des Immunsystems und einer Antikörper-Produktion. Es kommt es zur Emigration von monomorphkernigen Zellen - neben Lymphozyten auch Monozyten und Makrophagen - in den Liquor [TIPOLD, 1997]. Obwohl die beiden Hauptantigene der ANCA, PR3 und MPO, vor allem von neutrophilen Granulozyten produziert und exprimiert werden, tritt sowohl PR3 als auch MPO als Bestandteil monozytären Lysosomen auf und wird bei der Aktivierung der Zellen ausgeschüttet [BROUWER et al., 1994]. Im Zusammenhang mit einer viral bedingten Stimulierung des Immunsystems ist so auch ohne die Anwesenheit einer großen Anzahl neutrophiler Granulozyten eine ANCA-Bildung durch den Einfluss monomorphkerniger Zellen denkbar. Zudem besteht bei allen genannten Erkrankungen des ZNS, die mit einer erhöhten Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke einhergeht, die Möglichkeit der Einwanderung von ANCA aus dem Serum, die ja auch bei gesunden Hunden nachweisbar sind.

Tumoröse Erkrankungen des ZNS

Bei Tumoren des ZNS konnten ANCA sowohl systemisch als auch im Liquor cerebrospinalis nachgewiesen werden, wobei der höchste Wert bei einem Hund mit Meningiom und sekundärer Neutrophileninvasion gemessen wurde. Meningiome oder Tumore des hämatopoetischen Systems und neutrophiler Pleozytose im Liquor sind labordiagnostisch mit SRMA zu verwechseln, da sie auch erhöhte IgA-Werte

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Die Bildung von Autoantikörpern bei tumorösen Erkrankungen lässt sich durch eine Aktivierung des Immunsystems erklären. Bei Tumorerkrankungen kann es zur Entstehung tumorspezifischer Antigene oder zur Ausbildung einer unspezifischen Abwehr durch z. B. Makrophagen, natürliche Killerzellen oder die Aktivierung des Komplementsystems kommen [KITT, 1990]. Diese Prozesse könnten auch die Entstehung von Autoantikörpern fördern.

Neben der direkten Gewebezerstörung spielt bei Tumoren im ZNS der raumfordernde Prozess mit Druckatrophien des umliegenden Gewebes eine wichtige Rolle [DÄMMRICH et al., 1991]. Dadurch kommt es bei einigen Fällen zu entzündlichen Reaktionen im umliegenden Gewebe. Dieses Phänomen war bei mehreren der in dieser Studie untersuchten Hunde mit Tumorerkrankungen zu beobachten, da bei diesen Patienten eine neutrophile Pleozytose im Liquor nachgewiesen wurde. Die sekundären entzündlichen Prozesse können eventuell - wie bei den infektiös bedingten Enzephalitiden beschrieben - die Bildung von ANCA verursachen.

GME

Hier wiesen zwei der acht untersuchten Hunde PR3-ANCA- und MPO-ANCA-positive Ergebnisse im Serum und Liquor auf, die auffallend hohe Werte zeigten. GME ist eine disseminierte Entzündung des ZNS, die durch das Auftreten perivaskulärer Granulome gekennzeichnet ist und vermutlich infektiös bedingt ist.

Bei dieser Erkrankung kommt es allgemein zu einer stark gesteigerten Produktion von Immunglobulinen (erhöhter IgG-Index) und einer Pleozytose im Liquor [TIPOLD, 1997]. Diese exzessive intrathekale Immunglobulinproduktion könnte die Bildung von ANCA begünstigen. Wie bei den übrigen beschriebenen Krankheiten mit ausgeprägter entzündlicher Genese ist ein Einfluss der entzündlichen Prozesse auf die Entstehung von Autoantikörpern denkbar.

113 Verschiedene immunologische Erkrankungen

Zu dieser Gruppe zählen Hunde mit verschiedenen Erkrankungen, die auf einer Dysregulation des Immunsystems beruhen. Dazu zählen u. a. Myositiden ungeklärter Genese oder autoimmunhämolytische Anämie.

Eine Störung der Kontroll- und Regelmechanismen des Immunsystems der Patienten führt zu einer Aufhebung der Toleranz gegenüber körpereigenen Substanzen [FAUCI, 1980]. Die Ursache ist in den meisten Fällen nicht geklärt. Eine Bildung von Autoantikörpern gegen PR3 und MPO im Rahmen dieser immunregulatorischen Störung ist durchaus möglich.

Idiopathische Epilepsie

Von den fünf untersuchten Patienten war im Serum nur ein Hund MPO-ANCA-positiv, die Liquorproben waren ANCA-negativ.

Die idiopathische Epilepsie zeichnet sich - im Gegensatz zur zerebralen oder extrazerebralen sekundären Epilepsie - durch das Fehlen von morphologischen oder Liquor- bzw. Blutveränderungen aus [NIEMAND u. SUTER, 2000]. Diese Tatsache lässt das Auftreten von ANCA-negativen Ergebnissen wie bei gesunden Hunden erwarten. Diese Gruppe sollte als eine der negativen Kontrollgruppen gelten, jedoch konnte sogar hier bei einem Hund MPO-ANCA im Serum nachgewiesen werden, ähnlich wie bei gesunden Hunden. Eine intrathekale Produktion konnte jedoch ausgeschlossen werden.

Kontrollgruppe

Auch in dieser Gruppe kommen ANCA bei Einzeltieren vor. Zur Kontrollgruppe zählten neben gesunden Hunden auch Patienten der Klinik, die zwar frei von systemischen Erkrankungen waren, aber wegen vielfältiger lokaler Erkrankungen in der Klinik behandelt wurden. Daher sollen hier mögliche Ursachen für das Auftreten von ANCA bei diesen Hunden genannt werden. Bei den beschriebenen Patienten mit ANCA-positiven Ergebnisse lassen sich lokale Entzündungsprozesse nachweisen,

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die wie bei den oben beschriebenen Enzephalitiden die Bildung von Autoantikörpern verursachen können.

Zwei der Kontrolltiere, die ANCA-positiv waren, wurden in der Klinik wegen Gliedmaßenfrakturen behandelt. Es ist bekannt, dass auch bei geschlossenen, nicht infizierten Frakturen ein Entzündungsprozess durch die Verletzung des umliegenden Weichteilgewebes ausgelöst wird und durch den Abbau von Gewebetrümmern und devitalisiertem Knochengewebe das Immunsystem während der Zeit der Heilung aktiviert ist [DÄMMRICH et al., 1991]. Die Traumatisierung des Gewebes führt zu einer hyperämischen Reaktion und die Permeabilität der Gefäße ist erhöht. Durch die Aktivierung des Komplementsystems kommt es zu einer Emigration von neutrophilen Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten in das Gewebe [KITT, 1990].

Ein Patient mit einem Diskusprolaps wies im ELISA PR3-Ak und MPO-Ak positive Ergebnisse auf. Der Vorfall der Bandscheibe geht häufig mit lokalen Entzündungsprozessen im Bereich des betroffenen Wirbelsäulensegmentes durch die Kompression des Rückenmarks einher [NIEMAND u. SUTER, 2000].

Ein weiterer Patient war in der Klinik wegen einer Perinealhernie in Behandlung.

Trotz unauffälliger Laborbefunde bei der Blutuntersuchung können sich bei Hernien des Perineums entzündliche Reaktionen der inkarzerierten Darmschlingen und des Omentum majus bilden.

Im Rahmen der Wundheilungsprozesse entsteht eine Sensibilisierung gegenüber körpereigener Substanz mit einer Autoimmunkörperbildung [KITT, 1990]. Diese Sensibilisierung könnte die Bildung von ANCA fördern. Durch die Beteiligung von neutrophilen Granulozyten bei inflammatorischen Prozessen wird PR3 und MPO sowohl auf der Zellmembran als auch als frei zirkulierendes Enzym dem Immunsystem in großen Mengen präsentiert und kann daher bei den oben beschriebenen Krankheitsbildern die Entwicklung von Autoantikörpern begünstigen.

Zudem ist bekannt, dass frei zirkulierendes MPO autologe Proteine zu Autoantigenen verändern kann [WIIK, 2000]. Eine erhöhte Degranulation von MPO durch neutrophile Granulozyten könnte somit beim Hund eine Rolle bei der Entstehung von Antikörpern spielen.

Da auch die übrigen untersuchten Hunde, die frei von lokalen oder systemischen

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Erkrankungen waren und zum Teil trotzdem ANCA-positive Ergebnisse zeigten, keine spezifisch pathogenfreien Tiere sind und das Immunsystem diversen Antigenen aus der Umwelt, inklusive iatrogen applizierten Impfantigenen, ausgesetzt ist, kann die Bildung von verschiedensten Autoantikörpern im Laufe des Lebens vermutet werden. Die überwiegende Anzahl dieser Antikörper ist nur potentiell pathogen, da im gesunden Organismus durch verschiedene Regulationsfaktoren eine schädigende Wirkung verhindert wird [TIZARD, 2000].

Dies ist auch eine Schlussfolgerung aus den Ergebnissen der in vivo Tiermodelle, die zeigen konnten, dass das Auftreten von ANCA noch keine schädigende Wirkung auf den Organismus hat. Es müssen zusätzliche Faktoren zur Aktivierung von neutrophilen Granulozyten vorhanden sein, die eine Rezeptorbindung der ANCA ermöglichen [HEERINGA, 1998]. Diese Aktivierung findet jedoch nur durch das Auftreten eines entzündlichen Prozesses statt, der bei den gesunden Hunden fehlt.

Bei Katzen ist die Bildung von Autoantikörpern in Form von antinukleären Antikörpern (ANA) bekannt. Diese verursachen jedoch keine klinischen Symptome [TIZARD, 2000]. Es scheinen also Gegenregulationen des Immunsystems aufzutreten, die diese Auto-Antikörper neutralisieren. Ein ähnliches Phänomen ist bei Hunden bekannt. In einer Studie konnten ANA bei Hunden nachgewiesen werden.

Die Zuordnung zu einer bestimmten Erkrankung war nicht möglich [GROßJUNG, 1996].

Ein Medikamenten-induziertes Lupus-ähnliches Syndrom in Verbindung mit dem Auftreten von MPO-ANCA bei Katzen ist bekannt. Wie in der vorliegenden Studie über ANCA beim Hund konnte auch in der Studie über Katzen nicht geklärt werden, ob die Bildung von ANCA ein Epiphänomen ist oder ob diese am Krankheitsgeschehen beteiligt sind [WALDHAUSER et al., 1995].

Es besteht beim untersuchten Patientenmaterial keine statistische signifikante Rasse-, Geschlechts- oder Altersdisposition für das Auftreten von ANCA. Eine Rassenprädisposition für die Entstehung von ANCA kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, da nur von drei Rassen (Berner Sennenhund, Beagle, Boxer) eine ausreichende Gruppengröße für einen statistisch gesicherten Nachweis vorhanden war.

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Zusammenfassend zeigt die vorliegende Studie, dass das Auftreten von ANCA beim Hund als unspezifisch zu bewerten ist und für keine der untersuchten Gruppen - weder Krankheits-, Alters-, Geschlechts- oder Rassegruppen - typisch ist.

5.3.3 Vergleich des IgA-Spiegels und der Anzahl neutrophiler Granulozyten mit den ELISA-Ergebnissen bei 15 Patienten im Rahmen einer Verlaufsuntersuchung

Bei 14 Hunden mit SRMA und einem Hund mit meningealer Histiozytose wurden Serum- und Liquorproben im Verlauf untersucht.

Zwischen dem Verlauf der PR3-ANCA- und MPO-ANCA-Werte zeigt sich eine deutliche positive Korrelation. Dies kann durch das Auftreten sowohl von PR3 als auch von MPO im Entzündungsgebiet erklärt werden. Beim Kontakt des Immunsystems mit diesen Enzymen ist sowohl die Bildung von PR3- als auch von MPO-ANCA denkbar. Auch beim Menschen ist das Auftreten von unterschiedlich antigen-spezifischen ANCA-IgG bei einigen Krankheiten nachgewiesen [HAGEN et al., 1993].

Zwischen dem Verlauf der PR3-ANCA-Werte und dem IgA-Titer besteht keine Korrelation im Serum und Liquor cerebrospinalis. Die Verlaufskurve der MPO-ANCA-Werte und des IgA-Spiegels im Serum und Liquor zeigt jedoch eine deutliche Korrelation. Dieses weist darauf hin, dass eventuell die gleichen Faktoren auf die Bildung von Autoantikörpern und den erhöhten IgA-Wert Einfluss nehmen.

Die Ursache für den systemisch und intrathekal erhöhten IgA-Wert bei der SRMA ist nicht bekannt. Es wird eine Dysregulation des Immunsystems durch noch unbekannte Faktoren vermutet, die dieses Phänomen verursachen [TIPOLD et al., 1994a]. Eine Störung der immunregulatorischen Prozesse könnte auch die Bildung von Autoantikörpern begünstigen.

Bei einigen Patienten ist ein Anstieg der ANCA-Werte zum Zeitpunkt eines Rezidivs und ein Abfall in Phasen ohne klinische Symptome zu erkennen. Bei 8 der 14 Patienten mit SRMA verläuft der ANCA-Wert unabhängig vom Krankheitsgeschehen.

Über die Korrelation zwischen dem Krankheitsprozess und dem ANCA-Titer gibt es in der Humanmedizin Studien, die eine positive Korrelation zwischen dem Auftreten

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eines Rezidivs und dem ANCA-Titer beschreiben. Dort wird auch ein Absinken des Titers während der Rekonvaleszenz der Patienten beobachtet [NOLLE, 1989].

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen jedoch eine Übereinstimmung mit verschiedenen Forschungsergebnissen, die nur bei einem bestimmten Prozentsatz der Patienten einen Zusammenhang zwischen dem ANCA-Titer und dem Krankheitsprozess belegen. In einer der Untersuchungen zeigten nur 24 % der Patienten mit Wegeners Granulomatose einen Anstieg des Titers in zeitlichem Zusammenhang zu dem Auftreten eines Rezidivs. Die übrigen Patienten wiesen vom Krankheitsverlauf deutlich unabhängig verlaufende ANCA-Titer, zum Teil mit einem Anstieg des Titers in Phasen ohne klinische Symptome oder einem Abfall des ANCA-Titers während eines Rezidivs auf [KERR et al., 1993].

Die Intensität und Dauer der Bildung von Autoantikörpern gegen neutrophile Granulozyten scheinen somit auch beim Hund immunologischen Faktoren zu unterliegen, die in einem noch unbekannten Zusammenhang zum Krankheitsprozess SRMA stehen.

Der Verlauf des PR3- und MPO-ANCA-Wertes ist also für die frühzeitige Rezidivdiagnostik in der klinischen Routine nicht zu nutzen.

5.3.4 Wirkung der Glukokortikosteroidtherapie

Bei 14 Hunden mit SRMA und einem Hund mit meningealer Histiozytose, von denen im Krankheitsverlauf mehrere Serum- und Liquorproben entnommen werden konnten, wurde die Wirkung der Therapie mit Glukokortikosteroiden anhand des IgA-Wertes im Serum und Liquor und der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Liquor im Vergleich zu den prozentualen Relationswerte der PR3-ANCA und MPO-ANCA beurteilt.

Die intrathekale Zellzahl lässt sich durch die Applikation von Glukokortikosteroiden deutlich senken und ist damit ein sensitiver Indikator für einen Behandlungserfolg bei der SRMA [CIZINAUSKAS et al., 2000].

Jedoch wird weder der IgA-Spiegel im Serum und Liquor

Jedoch wird weder der IgA-Spiegel im Serum und Liquor