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6 Methode

6.4 Messinstrumente

Anschließend werden die in der Studie verwendeten Messinstrumente dargestellt und deren Erstellung und Einsatz erläutert.

Lernzeit

Die Lernzeit der Berufsschüler wurde mehrfach erhoben: zum einen, als Kont-rollvariable, die bisher aufgewendete Lernzeit für die Berufsschule, und zum anderen, als Prozessvariable, die aufgewendete Lernzeit während des Zielerrei-chungsprozesses.

Die bisherige durchschnittliche Lernzeit in einer Schulwoche wurde retro-spektiv in Minuten im Pretest-Fragebogen mit folgender Frage erhoben: „Denk an eine ganz gewöhnliche Woche, in der du an einem Tag in die Schule gehst.

Wie viel Zeit in Minuten verwendest du insgesamt (Mo+Di+Mi+Do+Fr+Sa+So) in dieser Woche für das Lernen zu Hause?“.

Die investierte Lernzeit während des Zielerreichungsprozesses wurde mit einem Lernbericht erhoben. Um die natürliche Varianz der Lernzeitdaten nicht zu reduzieren, wurde in dieser Arbeit ein offenes Antwortformat eingesetzt und mit folgender Frage kombiniert: „Wie viel Zeit (in Minuten) hast du diese Wo-che für die Erreichung deines Ziels verwendet?“. Um eine hinreiWo-chend hohe Re-liabilität und Validität der Lernzeitdaten im Lernprozess zu gewährleisten, wur-de wur-der Lernbericht nur über einen Zeitraum von sechs Wochen eingesetzt. Au-ßerdem sollte dadurch einer zu erwartenden hohen Ausfallrate aufgrund des längsschnittlichen Designs (McKnight, McKnight, Sidani, & Figueredo, 2007) entgegengewirkt werden. Falls bei den Lernzeitabfragen zwei Zeitangaben (z.B.

20-30 Minuten) gemacht wurden, wurde der Mittelwert in die Analysen aufge-nommen.

Da die Lernzeitangaben der Schüler eine linksschiefe Verteilung aufwei-sen (siehe Anhang B) und Extremwerte enthielten, wurden die Daten mit Hilfe des natürlichen Logarithmus log-transformiert. Um das Problem der Zahl Null, welche nicht logarithmiert werden kann, zu beheben, wurde zu jeder Lernzeit eine Minute addiert. Entsprechend lautet die Formel:

Lernzeit log-transformiert = ln(Lernzeit original + 1). Durch die log-Transformation wird die linksschiefe Verteilung der (originalen) Lernzeitdaten einer Normalverteilung angenähert und Extremwerte (Minimum: 0 Minuten;

Maximum: 600 Minuten) werden reduziert.

Zielerreichung

Der Grad, inwieweit das selbstgesetzte Ziel am Ende der sechs Erhebungs- bzw.

Untersuchungswochen erreicht wurde, wurde im Posttest-Fragebogen mit fol-gendem Item erhoben: „Wie gut konntest du dein Ziel, das du bis Weihnach-ten/Ostern erreichen wolltest, umsetzen?“. Die Schüler sollten auf einer fünfstu-figen Likert-Skala (1= gar nicht, 2= kaum, 3= teilweise, 4= fast vollständig, 5= vollständig) angeben, inwieweit sie ihr Ziel erreicht haben. Das Ziel sollte bei der ersten Datenerhebung bis Weihnachten und bei der zweiten Datenerhe-bung bis Ostern erreicht werden.

Neben dem Erreichungsgrad des übergeordneten Ziels wurde bei Schülern der Vorsatzgruppe auch der Erreichungsgrad des Teil- bzw. Wochenziels im Lernbericht mit dem folgenden Item erhoben: „Wie gut konntest du dein Ziel für diese Woche umsetzen?“ Die Schüler sollten auf einer fünfstufigen Likert-Skala (1= gar nicht, 2= kaum, 3= teilweise, 4= fast vollständig, 5= vollständig) ange-ben, inwieweit sie ihr Wochenziel erreicht haben.

Berufsschulspezifische Lernmotivation

Zur Erhebung der Motivation, warum die Berufsschulausbildung abgeschlossen werden möchte, wurden vier Skalen des von Lewalter, Schreyer, Wild und Krapp (1999) entwickelten und bereits validierten Fragebogens „Motivationale Orientierungen“ eingesetzt. Das Instrument erfasst die subjektiv wahrgenomme-nen Gründe für das Lerwahrgenomme-nen in der Berufsschule und berücksichtigt intrinsische bzw. extrinsische Motive. Zur Beantwortung der Items sollte auf einer fünfstufi-gen Likert-Skala (1= trifft nicht zu, 2= trifft kaum zu, 3= trifft manchmal zu, 4= triff eher zu, 5= trifft genau zu) angegeben werden, inwieweit die jeweils prä-sentierte Aussage auf die persönliche Lage zutrifft. Es wurde eine exploratori-sche Faktorenanalyse durchgeführt, um die Konstruktvalidität und die theore-tisch postulierte Skalenstruktur zu überprüfen. Die Ergebnisse der Analyse be-stätigen die theoretischen Annahmen und werden im Anhang (Anhang A) darge-stellt. Es wurden folgende Skalen im Pretest-Fragebogen eingesetzt:

Materielle Orientierung. Mit dieser Skala wird gemessen, in welchem Ausmaß gewisse extrinsische Folgen einer erfolgreichen Ausbildung, wie z.B. ein gutes Gehalt oder ein abgesichertes Leben, das Lernen für die Berufsschule motivier-ten. Die Skala umfasst drei Items (Beispiel-Item: „In der Berufsschule lerne ich, weil ich dadurch später einen Beruf mit gutem Gehalt erreichen kann.“, α = .66, M = 4.3, SD = .66).

Interessenorientierung. Mit dieser Skala wird erhoben, in welchem Ausmaß die Freude bzw. das Interesse an der Beschäftigung mit dem Unterrichtsstoff und den Lerninhalten für das Lernen in der Berufsschule verantwortlich ist. Die Ska-la umfasst fünf Items (Beispielitem: „In der Berufsschule lerne ich, weil ich mich gern mit den Inhalten meiner Fächer beschäftige.“, α = .89, M = 3.05, SD = .90).

Die Skalen Interessenorientierung und Materielle Orientierung themati-sieren intrinsische bzw. extrinsische Motivationsformen.

Selbstregulationsfähigkeiten

Das Niveau bisheriger Selbstregulationsfähigkeiten wurde einerseits mit Skalen des Fragebogens zu „Lernstrategien im Studium“ (LIST) von Wild und Schiefele (1994) und andererseits mit Skalen aus dem „Selbststeuerungsinven-tar“ (SSI-K3) von Kuhl und Fuhrmann (2003) erhoben.

Der LIST-Fragebogen erfasst individuelle kognitive, metakognitive und ressourcenbezogene Lernstrategien und beinhaltet insgesamt elf Skalen. Es wird eine fünfstufige Likert-Skala (1= trifft nicht zu, 2= trifft kaum zu, 3= trifft manchmal zu, 4= triff eher zu, 5= trifft genau zu) verwendet, um zu messen wie häufig die entsprechenden Tätigkeiten beim Schüler auftreten. In der vorliegenden Studie wurden die beiden Skalen Anstrengung und Zeitmana-gement aus dem Bereich der ressourcenorientierten Lernstrategien eingesetzt.

Da der Fragebogen ursprünglich zur Erfassung des Lernverhaltens von Studie-renden entwickelt wurde, wurden einzelne Formulierungen an den Berufsschul-kontext angepasst (z.B. Schul- oder Ausbildungskollegen anstatt Kommilito-nen).

Der SSI-K3 misst mit insgesamt 13 Skalen und einer vierstufigen Likert-Skala (1= trifft nicht zu, 2= trifft kaum zu, 3= trifft eher zu, 4= trifft genau zu), inwieweit eine Person selbstkongruente Ziele aufrechterhält und diese durch ex-plizite Absichten verfolgt. In der vorliegenden Studie wurden die Skalen

Selbstmotivierung, Initiative und Absichten umsetzen verwendet. Die Skala Ab-sichten umsetzen ist negativ gepolt und musste entsprechend umgepolt werden.

Mit einer exploratorischen Faktorenanalyse wurde die Konstruktvalidität der verwendeten Skalen überprüft. Die Ergebnisse bestätigen die von Wild und Schiefele (1994) bzw. von Kuhl und Fuhrmann (2003) theoretisch postulierte Struktur der Skalen. Die Faktorenladungen der einzelnen Items werden im An-hang (AnAn-hang A) berichtet. Folgende Skalen wurden im Pretest-Fragebogen eingesetzt:

Anstrengung (LIST). Mit dieser Skala wird gemessen, inwieweit ein Schüler bereit ist, sich beim Lernen anzustrengen und diese Anstrengung bewältigt. Die Skala umfasst acht Items (Beispielitem: „Wenn ich mir ein bestimmtes Pensum zum Lernen vorgenommen habe, bemühe ich mich, es auch zu schaffen.“, α = .87, M = 3.14, SD = .81).

Zeitmanagement (LIST). Mit dieser Skala wird das Zeitmanagement der Berufs-schüler während des Lernens erhoben. Die Skala umfasst sechs Items (Beispiel-item: „Ich lege bestimmte Zeiten fest, zu denen ich dann lerne.“, α = .86, M = 1.9, SD = .89).

Selbstmotivierung (SSI). Mit dieser Skala wird gemessen, in welchem Ausmaß die Berufsschüler glauben, sich selbst motivieren zu können, wenn sie bei-spielsweise einer schwierigen Tätigkeit nachgehen. Die Skala umfasst vier Items (Beispielitem: „Wenn mein Durchhaltevermögen nachlässt, weiß ich meist ganz genau, wie ich meine Lust an der Sache verstärken kann.“, α = .78, M = 2.25, SD = .61).

Initiative (SSI). Mit dieser Skala wird gemessen, in welchem Ausmaß die Be-rufsschüler angaben, tatkräftig und ohne zu Zögern eine Aufgabe zu bearbeiten.

Die Skala umfasst vier Items (Beispielitem: „Wenn eine Aufgabe erledigt wer-den muss, packe ich sie am liebsten sofort an.“, α = .86, M = 2.5, SD = .71).

Absichten umsetzen (SSI). Mit dieser Skala wird gemessen, in welchem Ausmaß Berufsschüler sofort umsetzen, was sie sich vorgenommen haben oder Tätigkei-ten aufschieben. Die Skala umfasst vier Items (Beispielitem: „Ich nehme mir öfters Dinge vor und komme dann doch nicht dazu.“, α = .79, M = 2.4, SD = .70).