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Durchführung und Datenerhebung

6 Methode

6.3 Durchführung und Datenerhebung

Die Durchführung der Gesamtstudie umfasste einen Zeitraum von insgesamt 8 Wochen und lässt sich in die drei Phasen Interventionen, Zielerreichungsprozess und Abschlusssitzung gliedern. Die Datenerhebung fand in zweimaliger Durch-führung (Oktober – Dezember 2011; Februar – April 2012) mit insgesamt sechs Versuchsleitern statt.

Phase I: Interventionen zur Zielbildung bzw. Ziel- und Vorsatzbildung

Für jede Klasse der beiden Untersuchungsgruppen wurde eine Intervention zur Zielbildung durchgeführt. Jeder Schüler wurde angeleitet sich selbstbestimmt ein persönlich relevantes Ziel zu setzen, welches schulbezogen und in den fol-genden sechs Wochen erreichbar ist. Die Schüler konnten jedoch frei entschei-den, ob sie sich ein fachspezifisches oder fächerübergreifendes, ein leistungs- oder lerninhaltbezogenes Ziel setzen. Ferner konnte das Ziel ein konkretes Er-gebnis oder ein erwünschtes Lernverhalten beinhalten. Beispiele wären: „Besse-re Note in der nächsten Schulaufgabe in Fertigungstechnik“ oder „Regelmäßige Vorbereitung auf den Berufsschulunterricht“.

Im Gegensatz zur Kontrollgruppe erhielten die Klassen der Experimental-gruppe eine zusätzliche Intervention zur Bildung von Etappenzielen und zur Formulierung von Vorsätzen. Die Schüler der Experimentalgruppe wurden in-struiert ihr selbstbestimmt gewähltes, persönlich relevantes, schulbezogenes Ziel in sechs Wochenziele (sechs Etappenziele) zu unterteilen. In der Summe sollten die erreichten Wochenziele das Hauptziel ergeben. Beispielsweise wurden fol-gende Wochenziele gesetzt: „Wiederholen des letzten Stoffes in Fertigungstech-nik“ oder „30 Minuten Vorbereiten auf den nächsten Berufsschultag“. Des Wei-teren wurden auf das Wochenziel bezogene, individuelle Lernvorsätze in Wenn-Dann-Form formuliert, welche in ihrer Anzahl variieren konnten. Entscheidend war die Festlegung des Wann (Situationen, Tag/e und/oder Uhrzeit bzw. be-stimmter Zeitpunkt) im Wenn-Teil und Wo (Lernort), Was (Lerninhalt, Lernma-terial, Schulfach) und Wie (Wiederholen, Lernen, Lesen) im Dann-Teil der Vor-sätze, z.B.: „Wenn ich am Montag nach der Arbeit nach Hause komme, dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch in meinem Zimmer und lerne das letzte Arbeitsblatt in Fertigungstechnik“ oder „Wenn es Mittwochabend 20 Uhr ist, dann setzte ich mich an unseren Küchentisch und wiederhole 30 Minuten alle Hefteinträge für den nächsten Berufsschultag“. Zusätzlich zu den Wenn-Dann

Plänen, welche die Ausführung konkreter Lernhandlungen beinhalten, wurden die Schüler der Experimentalgruppe instruiert, Schutzvorsätze gegen potenzielle Ablenkungen zu formulieren. Im Wenn-Teil sollte die möglicherweise kritische Situation bzw. Ablenkung festgehalten und im Dann-Teil die, im Hinblick auf das Initiieren und Durchhalten der Lernhandlung, „richtige“ Reaktion auf diese Situation bzw. Ablenkung beschrieben werden. Bevor die Schüler für sich Schutzvorsätze formulierten, wurde ein gemeinsames Brainstorming in Bezug auf mögliche Reaktionen auf motivationale Lernprobleme durchgeführt. In der darauffolgenden Besprechung und Diskussion wurden die Strategien zur motivationalen und volitionalen Regulation (siehe Kapitel 3.3.3) ergänzt, die nicht bereits von den Schülern selbst genannt wurden. Im Anschluss formulier-ten die Schüler eigene Schutzvorsätze, welche in ihrem Lernprozess hilfreich sein könnten. Solche Vorsätze konnten beispielsweise folgendermaßen formu-liert werden: „Wenn ich mit dem Lernen beginne, dann schalte ich mein Handy aus“ oder „Wenn ich meinen Lernvorsatz erfolgreich umgesetzt habe, dann be-lohne ich mich mit einer Runde Computer spielen“ oder „Wenn meine Motiva-tion während des Lernens nachlässt, dann denke ich daran, wie wichtig es für mich ist, eine Eins in Fertigungstechnik zu bekommen“.

Während der Interventionen wurde eine Powerpoint-Präsentation als Leit-faden benutzt. Sie beinhaltete vor allem Beispiele von möglichen schulbezoge-nen Zielen, die in sechs Wochen erreichbar sind bzw. von denkbaren Wochen-zielen mit entsprechenden Lernvorsätzen und Schutzvorsätzen. Es wurde jedoch darauf geachtet, dass die Berufsschüler die Beispiele nicht kopierten, sondern eigene und für sie persönlich als bedeutsam empfundene Ziele sowie auf sie in-dividuell abgestimmte Wochenziele, Lernvorsätze und Schutzvorsätze bildeten.

Insbesondere sollte durch die Präsentation den Teilnehmern der Experimental-gruppe die Hierarchie von Zielbildung, Etappenzielbildung und Vorsatzformu-lierung verdeutlicht werden.

Nach jeder Intervention (Zielbildung oder Ziel- und Vorsatzbildung) wur-den die Schüler gebeten, ihr persönliches Ziel (beide Untersuchungsgruppen) sowie etwaige Wochenziele und Vorsätze (Experimentalgruppe) in ein vorgefer-tigtes Dokument mit dem Titel „Lernvereinbarungen“ einzutragen. Die schriftli-che Festlegung sollte einerseits die Ziel- bzw. Vorsatzbindung der Studienteil-nehmer erhöhen und diente anderseits als Vorlage für einen persönlichen Lern-bericht. Anschließend wurde der weitere zeitliche Ablauf der Maßnahme

erläu-tert und die Bearbeitung von Lernberichten während des folgenden sechswöchi-gen Zielerreichungsprozesses erklärt.

Zu Beginn der Interventionen wurde ein einheitlicher, schriftlicher Pretest-Fragebogen eingesetzt. Die Schüler wurden gebeten, die Fragen ehrlich und spontan zu beantworten und sich bei Unklarheiten an die Versuchsleiter zu wenden. Zusammen mit Datenerhebung, Pausen und Intervention umfasste die Phase I zur Zielbildung zwei Schulstunden (90 Minuten) und die Phase I zur Ziel- und Vorsatzbildung vier Schulstunden (180 Minuten).

Phase II: Zielerreichungsprozess bzw. Lernprozess

Im Zeitraum des sechswöchigen Zielerreichungsprozesses erhielten alle Ver-suchsteilnehmer beider Untersuchungsgruppen wöchentlich einen vorstruktu-rierten, individuellen Lernbericht, der das persönliche Ziel sowie die Wochen-ziele und Vorsätze der Schüler der Experimentalgruppe enthielt. Der Lernbericht wurde in Form eines Text-Dokuments jeder Versuchsperson vormittags am je-weiligen Berufsschulwochentag per E-Mail (von einer eigens für das Projekt erstellten E-Mail-Adresse) an die private E-Mail-Adresse des Versuchsteilneh-mers geschickt. Die Berufsschüler bekamen während des Unterrichts die Mög-lichkeit, den schulinternen Computerraum aufzusuchen, um den Lernbericht auszufüllen und wieder per E-Mail an die Versuchsleitung zu senden. Dieser Vorgang gestaltete sich für alle Untersuchungsgruppen gleich. Die Lernberichte konnten nur von den Projektleitern und der jeweiligen Versuchsperson eingese-hen werden.

Da die Studie im Feld durchgeführt und neben dem Forschungsziel auch ein pädagogisches Ziel verfolgt wurde, wurden die Teilnehmer der Vorsatzgrup-pe Vorsatzgrup-per E-Mail kontaktiert, wenn Vorsätze mehrmals nicht umgesetzt oder öfter dieselben Probleme berichtet wurden. Diesen Schülern wurde dann angeboten, vorhandene Vorsätze entsprechend anzupassen und/oder zusätzlich neue Vorsät-ze zu formulieren.

Während des Zielerreichungsprozesses wurde der wöchentliche Lernbe-richt zur Datenerhebung eingesetzt. Der LernbeLernbe-richt lag in bereits vorstrukturier-ter Form vor, um die Angaben jeder Person vergleichbarer und kontrollierbarer zu machen. Er erfasste vor allem die abhängige Variable Lernzeit, aber auch Lerninhalte und Lernprobleme sowie die Erreichung der individuellen Wochen-ziele und Umsetzung der eigenen Vorsätze bei Schülern der

Experimentalgrup-pe. Der Lernbericht wurde wöchentlich während des Zielerreichungsprozesses eingesetzt.

Phase III: Abschlusssitzung und Evaluation

In der Abschlusssitzung wurde den Berufsschülern rückgemeldet, welche Lern-probleme häufig berichtet wurden und Vorschläge zum effektiven Umgang mit ihnen besprochen. Außerdem wurden die im Projekt vorgestellten Unterstüt-zungsmaßnahmen – Zielbildung in der Kontrollgruppe und Ziel-, Etappenziel- und Vorsatzbildung in der Experimentalgruppe – hinsichtlich ihrer Nützlichkeit und auslösendes Empfinden bei den Schülern evaluiert. Zusätzlich wurden ano-nym mit offenem Antwortformat positive Aspekte des Projekts sowie Verbesse-rungsvorschläge erfragt. Die Abschlusssitzungen umfassten jeweils zwei Schul-stunden (90 Minuten).