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Implikationen für die aktuelle Forschung

4 Förderung der Selbstregulation im Lernprozess

4.3 Implikationen für die aktuelle Forschung

Am Ende des theoretischen Teils der Arbeit können folgende Implikationen für die vorliegende Untersuchung festgehalten werden: Erstens scheint ausreichen-des und regelmäßiges Lernen positiv auf den Lern- und Leistungserfolg zu wir-ken (Haag & Mischo, 2002a; 2002b; Trautwein & Köller, 2003b; Wagner, 2005) und zweitens günstiges Lernzeitmanagement durch erfolgreiche Selbstregulation ermöglicht zu werden (Hagborg, 1991; Mischo, 2006; Spiel et al., 2002;

Schmitz & Wiese, 2006). Drittens basiert effektive Selbstregulation im Lernpro-zess wiederum auf motivationalen und volitionalen ProLernpro-zessen (Corno, 2001;

Kehr, 2004; Fröhlich & Kuhl, 2003), welche Zielbildung (Heckhausen & Heck-hausen, 2006; Wigfield & Eccles, 1992; 2000) und Zielstreben ermöglichen (Gollwitzer & Brandstätter, 1997). Des Weiteren sprechen Studien dafür, dass Wahlmöglichkeiten im eigenen Lernprozess (Katz & Assor, 2007; Patall, Coo-per & Robinson, 2008; Zimmerman, 2011) sowie selbstbestimmt gesetzte Ziele (Deci & Ryan, 1985; 1993) die Motivation steigern und so das Zielstreben er-folgreicher unterstützen als fremdbestimmte Ziele (Koestner et al., 2008). Zu-dem sollten Ziele zeitnah erreichbar (Schwinger & Stiensmeier-Pelster, 2012;

Schwinger et al., 2012; Schwinger & Steinmayr, 2014) und spezifisch formuliert werden (Locke & Latham, 1990). Große Ziele sollten daher in kleinere Teilziele unterteilt werden (Latham & Brown, 2006). Bereits dadurch können die Lern-motivation, die Anstrengungsbereitschaft und die Persistenz im Lernprozess ge-steigert (Locke, Shaw, Saari, & Latham, 1981; Zimmerman, 1990), somit Ziele leichter erreicht und das Zeitmanagement positiv beeinflusst werden. Durch zu-sätzlich formulierte Wenn-Dann-Pläne (Duckworth et al., 2005; Gollwitzer &

Sheeran, 2006) könnte das Zielstreben im akademischen Kontext (Wieber et al., 2011; Oettingen, Hönig & Gollwitzer, 2000) noch stärker unterstützt und auf das Lernhandeln im Kontext des selbstregulierten Lernens eingewirkt werden (Sheeran, Webb & Gollwitzer, 2005).

Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, die regelmäßige Initiierung und die Persistenz von Lernhandlungen zu fördern. Auf der Grundlage der vorge-stellten Forschungsergebnisse wird angenommen, dass sich eine Intervention zur selbstbestimmten Bildung von zeitlich nah erreichbaren Zielintentionen mit zu-sätzlich formulierten Lernvorsätzen (Förderung der Handlungsinitiierung) und Suppressionsvorsätzen (Schutz vor Ablenkung) im Wenn-Dann-Format positiv auf das Lernverhalten und damit auf das Zielstreben auswirkt. Innerhalb der

In-tervention sollen individuelle und selbstbestimmte Ziele gebildet und in spezifi-sche Teilziele unterteilt werden. Zusätzlich zur Bildung dieser zeitlich nah er-reichbaren, spezifischen Zielintentionen sollen einerseits Lernvorsätze gebildet werden, um die Initiierung einer bestimmten Lernhandlung in einer vorher be-stimmten, günstigen Situation zu erleichtern. Andererseits sollen Suppressions- bzw. Schutzvorsätze formuliert werden, um festzulegen, wie mögliche Ablen-kungen bereits präventiv gering gehalten werden können oder wie auf Störungen während des Lernens reagiert werden kann. Dabei beinhaltet das in den Schutz-vorsätzen beschriebene Handeln motivationale und volitionale Regulationsstra-tegien wie Umweltkontrolle, Selbstinstruktionen und Self-Consequating (siehe Kapitel 3.3.3), um so problematischen Situationen vorzubeugen oder effektiv mit ihnen umzugehen. Dadurch soll die Lernhandlung bei der Initiierung zusätz-lich unterstützt und vor Abbruch bzw. Unterbrechung bewahrt werden. Beide Vorsatzarten müssen im Wenn-Dann-Format gebildet werden, wodurch ihre Automatizitätswirkung ausgelöst wird und eine Gewohnheitsbildung eventuell stattfinden kann. Da Forschungsarbeiten einen langfristigen Effekt von Durch-führungsvorsätzen auf das Zielstreben zeigen konnten (Oettingen, Hönig &

Gollwitzer, 2000; Papies, Aarts & Vries, 2009; Stadler et al., 2006), wird davon ausgegangen, dass auch eine einmalige Intervention zur Ziel- und Vorsatzbil-dung über einen längeren Zeitraum wirksam ist. Das bedeutet, dass aufgrund einer solchen Intervention über einen längeren Zeitraum kontinuierlich und aus-reichend Zeit in das Lernen investiert wird und dadurch ein gewünschtes Ziel aus dem Lernkontext erreicht werden kann.

Auf der Grundlage von Forschungsergebnissen im Bereich der Lernmoti-vation muss jedoch der Einfluss der Art und Stärke der MotiLernmoti-vation berücksich-tigt werden (siehe Kapitel 3.3). Intrinsisch Motivierte lernen aus Interesse am Lerninhalt oder aus Spaß an der Handlung selbst. Dadurch zeigen sie eine hohe Ausdauer während des Lernens (Schiefele 2009). Extrinsisch Motivierte initiie-ren das Lernen oftmals gar nicht erst, brechen es ab (Hofer, 2004) oder schieben es auf (Senécal, Koestner & Vallerand, 1995; Senécal et al. 2003). Daher muss untersucht werden, ob die Art und das Niveau der Lernmotivation den Effekt von Ziel- und Vorsatzbildung auf das Zielstreben und die Persistenz beeinflus-sen.

Ferner wird davon ausgegangen, dass bereits vorhandene Zeitmanage-ment- (Lernzeit planen) und Selbstregulationsfähigkeiten die Wirkung eines Treatments zur Ziel- und Vorsatzbildung moderieren. Da empirische Befunde

bereits darauf hinwiesen, dass Anstrengungsbereitschaft das Lernverhalten posi-tiv beeinflusst (Spörer, Brunstein & Glaser, 2006) und die Strategie Teilzielset-zung in einem positiven Zusammenhang mit Zeitmanagementfähigkeiten steht (Schwinger, Laden & Spinath, 2007; Schwinger et al., 2012), muss eine mode-rierende Wirkung der Konstrukte auf den Effekt der Intervention berücksichtigt werden. Es scheint plausibel, dass die von Fröhlich und Kuhl (2003, siehe Kapi-tel 3.3.2) beschriebenen Fähigkeiten, sich selbst zu motivieren, vorgenommene Absichten umzusetzen und selbstständig die Handlungsinitiative zu ergreifen, welche volitionale Prozesse unterstützen, ebenfalls die Initiierung und Aufrecht-erhaltung von (Lern-)Handlungen fördern. Je nachdem, wie stark diese Selbstre-gulationsfähigkeiten bereits bei den Probanden ausgeprägt sind, kann dadurch die Wirkung der Ziel- und Vorsatzbildung auf das Lernen und die Zielerrei-chung beeinflusst werden. Deshalb muss ein möglicher moderierender Effekt auch dieser Fähigkeiten untersucht werden.

Die Operationalisierung des hier untersuchten Lernverhaltens wird über die Erfassung der Lernzeit und des Grades, inwieweit ein gebildetes Ziel erreicht wird, vorgenommen. Regelmäßige Investition an Lernzeit und somit ein stetiger Verlauf der Lernzeitdaten wird als Indikator für kontinuierliches Lernen gesehen und ein hoher Umfang der Lernzeit für eine ausdauernde Persistenz im Lernpro-zess gewertet. Ein hoher Grad der Zielerreichung steht für ein erfolgreiches Lernverhalten. Auf der Grundlage der vorgestellten Implikationen für die vor-liegende Forschungsarbeit wird ein Forschungsdesign entwickelt. In den folgen-den Kapiteln werfolgen-den die theoretischen Annahmen zum Einfluss von Ziel- und Vorsatzbildung auf das Lernverhalten methodisch aufbereitet und empirisch überprüft.