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Nachfolgend werden die Forschungsfragen und zu untersuchenden Annahmen präsentiert und erläutert. Sie ergeben sich aus der Diskussion der beschriebenen Theorien und des dargestellten Forschungsstandes. Des Weiteren werden ent-sprechende, aus dem Forschungsstand abgeleitete Hypothesen vorgestellt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird auf die Darstellung der Nullhypothese (H0) verzichtet und nur die Alternativhypothese (HA) ausformuliert.

Das abschließende Modell fasst die postulierten Effekte noch einmal grafisch zusammen.

Forschungsfragen

F 1. Inwieweit wirkt sich induzierte Ziel- und Vorsatzbildung auf den Umfang der Lernzeit aus?

F 2. Inwieweit wirkt sich die Lernmotivation auf den Umfang der Lernzeit aus und moderiert den Einfluss der Wirksamkeit von Ziel- und Vorsatzbildung auf den Umfang der Lernzeit?

F 3. Inwieweit wirken sich Selbstregulationsfähigkeiten auf der Umfang der Lernzeit aus und moderieren den Einfluss der Wirksamkeit von Ziel- und Vorsatzbildung auf den Umfang der Lernzeit?

F 4. Inwieweit wirkt sich induzierte Ziel- und Vorsatzbildung auf den Verlauf der Lernzeit aus?

F 5. Inwieweit wirkt sich induzierte Ziel- und Vorsatzbildung auf die Errei-chung des gesetzten Ziels aus?

F 6. Inwieweit wirkt sich die Lernmotivation auf die Erreichung des gesetzten Ziels aus und moderiert den Einfluss der Wirksamkeit von Ziel- und Vor-satzbildung auf die Erreichung des gesetzten Ziels?

F 7. Inwieweit wirken sich Selbstregulationsfähigkeiten auf die Erreichung des gesetzten Ziels aus und moderieren den Einfluss der Wirksamkeit von Ziel- und Vorsatzbildung auf die Erreichung des gesetzten Ziels?

Die Forschungsfrage 1 bezieht sich auf den postulierten Einfluss induzierter Ziel- und Vorsatzbildung auf den Umfang der Lernzeit. In den vorausgehenden Theoriekapiteln wurde verdeutlicht, dass ein regelmäßiges Lernen sowie die Persistenz von den Selbstregulationsfähigkeiten eines Lernenden abhängen. Die diesen Fähigkeiten zugrundeliegenden motivationalen und volitionalen Prozesse können durch die Bildung von Zielintentionen und Wenn-Dann-Plänen beein-flusst werden. Den theoretischen Annahmen zufolge kann davon ausgegangen werden, dass selbstbestimmt gebildete Zielintentionen die Lernmotivation posi-tiv beeinflussen und der Zielintention entsprechend formulierte Lernvorsätze die Initiierung von Lernhandlungen erleichtern und automatisch auslösen. Außer-dem schützen zusätzlich formulierte Suppressionsvorsätze präventiv und aktiv während des Lernens vor Ablenkungen und Lernabbruch. Dadurch wird regel-mäßiges Lernen ermöglicht und kontinuierlich Zeit in den Lernprozess inves-tiert. Daher wird angenommen, dass der Umfang aufgewendeter Lernzeit durch das Treatment positiv beeinflusst wird. Die entsprechenden Hypothesen zu For-schungsfrage 1 lautet:

H1.1: Die Induzierung von Ziel- und Vorsatzbildung erhöht die Häufig-keit initiierter Lernhandlungen stärker als bloße Zielbildung.

H1.2: Die Induzierung von Ziel- und Vorsatzbildung erhöht den Umfang der Lernzeit stärker als bloße Zielbildung.

Die Forschungsfrage 2 untersucht, ob die Lernmotivation einen Einfluss auf den Umfang der Lernzeit ausübt und inwieweit dieser Einfluss in Interaktionseffek-ten zwischen der induzierInteraktionseffek-ten Ziel- und Vorsatzbildung und den motivationalen Variablen wirkt. In Kapitel 3 wird der Zusammenhang zwischen Lernmotivation und Persistenz im Lernprozess dargestellt. Es ist in der Lernforschung bekannt, dass intrinsische Lernmotivation ein ausdauerndes Lernen impliziert. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass eine hohe Lernzeit ein Indikator für hohe Mo-tivation darstellen kann. Des Weiteren konnte in der Vorsatzforschung festge-stellt werden, dass sich eine intrinsische Motivationslage positiv auf die Wir-kungsweise von Handlungsplänen auswirkt (siehe Kapitel 4.2.5). Auf der Grundlage dieser Forschungserkenntnisse soll untersucht werden, ob die Art und das Niveau der Lernmotivation, auf der die individuell gesetzten Zielen

mögli-cherweise basieren, einen moderierenden Effekt auf die Wirksamkeit der Inter-vention ausüben. Es wird davon ausgegangen, dass Lernende, die hoch intrin-sisch motiviert sind, weniger stark von dem Treatment zur Ziel- und Vorsatzbil-dung profitieren als gering intrinsisch Lernmotivierte. Dahingegen sollten ex-trinsisch Lernmotivierte allgemein von der Intervention profitieren. Es werden nachstehende Hypothesen zu Forschungsfrage 2 überprüft:

H2.1: Die Höhe der extrinsischen Motivation beeinflusst den Umfang der Lernzeit positiv.

H2.2: Es gibt keinen Interaktionseffekt zwischen induzierter Ziel- und Vorsatzbildung und der extrinsischen Motivation im Hinblick auf den Einfluss induzierter Ziel- und Vorsatzbildung auf den Umfang der Lernzeit: Der Effekt der Ziel- und Vorsatzbildung besteht unab-hängig von der Höhe der extrinsischen Motivation.

H2.3: Es gibt einen Interaktionseffekt zwischen induzierter Ziel- und Vor-satzbildung und der intrinsischen Motivation im Hinblick auf den Einfluss induzierter Ziel- und Vorsatzbildung auf den Umfang der Lernzeit: Bei Personen mit geringer intrinsischer Motivation hat die Ziel- und Vorsatzbildung einen stärkeren Effekt auf den Umfang der Lernzeit als bei hoch intrinsisch motivierten Personen.

In der Fragestellung 3 werden potenzielle Interaktionseffekte der Ziel- und Vor-satzbildung mit bereits vorhandenen Selbstregulationsfähigkeiten untersucht.

Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass sich Anstrengungsbereitschaft und Zeitmanagementfähigkeiten positiv auf das Lernverhalten auswirken. Eine star-ke Ausprägung an Selbstregulationsfähigstar-keiten erleichtert ebenfalls bereits ein ausdauerndes Lernen (siehe Kapitel 3.3.2). In der Vorsatzforschung konnte au-ßerdem festgestellt werden, dass Personen mit hoher Selbstdisziplin und Selbst-kontrolle (Gewissenhaftigkeit) nicht von der Wirkung von Wenn-Dann-Plänen profitieren (Kapitel 4.2.5). Aufgrund dieser Erkenntnisse wird davon ausgegan-gen, dass bereits vorhandene Fähigkeiten zur Selbstregulation die Effektivität von Durchführungsvorsätzen auf den Umfang der Lernzeit moderieren. Proban-den mit niedrig ausgeprägten Zeitmanagement-, Anstrengungs- oder

Selbstmoti-vationsfähigkeiten oder niedrig ausgeprägten Fähigkeiten, gesetzte Absichten umzusetzen und die Handlungsinitiative zu ergreifen, profitieren besonders von dem Treatment. Daher ergibt sich folgende Hypothese zu Forschungsfrage 3:

H3: Es gibt einen Interaktionseffekt zwischen induzierter Ziel- und Vor-satzbildung und Selbstregulationsfähigkeiten im Hinblick auf den Einfluss induzierter Ziel- und Vorsatzbildung auf den Umfang der Lernzeit: Bei Personen mit geringer Ausprägung in den Selbstregu-lationsfähigkeiten hat die Ziel- und Vorsatzbildung einen stärkeren Effekt auf den Umfang der Lernzeit als bei Personen mit einer ho-hen Ausprägung in den Selbstregulationsfähigkeiten.

Neben einer höheren Investition von Lernzeit muss auch deren Verlauf berück-sichtigt werden. Ausgelöst durch die Formulierung von Vorsätzen kann eine kontinuierliche Initiierung von Lernhandlungen nicht nur einen höheren Um-fang, sondern auch eine regelmäßige Investition an Lernzeit bewirken. Formu-lierte Suppressionsvorsätze, welche den Umgang mit inneren und äußeren Wi-derständen unterstützen, fördern außerdem zusätzlich zu den Handlungsvorsät-zen die Aufrechterhaltung der Lernhandlung. In Kapitel 4.2.1 wird dieser Ein-fluss von Vorsätzen auf das Verhalten dargestellt. Somit soll in Forschungsfra-ge 4 untersucht werden, inwieweit das Treatment den Verlauf der Lernzeit be-einflusst. In der entsprechenden Hypothese wird ein durch Ziel- und Vorsatzbil-dung bewirkter, konstanter Verlauf der Lernzeit postuliert. Damit ergibt sich folgende Hypothese:

H4 Die Induzierung von Ziel- und Vorsatzbildung ermöglicht einen gleichmäßigeren Verlauf der investierten Lernzeit als bloße Zielbil-dung.

Die Forschungsfrage 5 beschäftigt sich mit dem Einfluss der Zielbildung mit zusätzlich formulierten Vorsätzen auf den Grad der Zielerreichung. Ziele aus dem Kontext selbstgesteuerten Lernens können dann erreicht werden, wenn Lernhandlungen über einen ausreichend langen Zeitraum aufrecht erhalten und erfolgreich durchgeführt werden. Wie bereits erwähnt, fördert die Bildung von

Teilzielen mit zusätzlich formulierten Vorsätzen die Initiierung und Aufrechter-haltung einer Lernhandlung. Daher wird angenommen, dass der Grad der Zieler-reichung durch das Treatment positiv beeinflusst wird und Probanden mit zu-sätzlich formulierten Vorsätzen einen höheren Grad der Zielerreichung berichten als Probanden mit bloßer Zielbildung. Daraus ergibt sich folgende Hypothese:

H5: Die Induzierung von Ziel- und Vorsatzbildung erhöht den Grad der Zielerreichung stärker als bloße Zielbildung.

Es wurde bereits erläutert, dass – aufgrund der entscheidenden Rolle der Lern-motivation im Prozess des selbstgesteuerten Lernens – die Wirkung des Treat-ments zur Ziel- und Vorsatzbildung auf das Lernverhalten durch motivationale Variablen beeinflusst werden kann (Kapitel 3). In Forschungsfrage 6 wird diese Möglichkeit untersucht. Da frühere Forschungsarbeiten bereits gezeigt haben, dass eine hohe intrinsische Motivation meistens zu einer erfolgreichen Zielerrei-chung führt (siehe Kapitel 3.2), muss davon ausgegangen werden, dass der Ein-fluss der Ziel- und Vorsatzbildung auf den Grad der Zielerreichung von der Lernmotivation moderiert werden kann. Es wird angenommen, dass die Wir-kung des Treatments bei hoch intrinsisch motivierten Lernenden weniger stark ist als bei gering intrinsisch Lernmotivierten. Ob Probanden eher gering oder hoch extrinsisch motiviert sind, sollte keinen Einfluss auf die Wirkungsweise der Ziel- und Vorsatzbildung auf den Grad der Zielerreichung haben. Dennoch sollten hoch extrinsisch motivierte Lernende ihr Ziel eher erreichen als niedrig motivierte. Es werden folgende Hypothesen für Forschungsfrage 6 formuliert:

H6.1: Die Höhe der extrinsischen Motivation beeinflusst die Zielerrei-chung positiv.

H6.2: Es gibt keinen Interaktionseffekt zwischen induzierter Ziel- und Vorsatzbildung und der extrinsischen Motivation im Hinblick auf die Zielerreichung: Der Effekt der Ziel- und Vorsatzbildung besteht unabhängig von der Höhe der extrinsischen Motivation.

H6.3: Es gibt einen Interaktionseffekt zwischen induzierter Ziel- und Vor-satzbildung und der intrinsischen Motivation im Hinblick auf die Zielerreichung: Bei Personen mit geringer intrinsischer Motivation hat die Ziel- und Vorsatzbildung einen stärkeren Effekt auf die Zielerreichung als bei hoch intrinsisch motivierten Personen.

Zusätzlich zu motivationalen Variablen können auch bisherige Fähigkeiten zur Selbstregulation des eigenen Lernprozesses die Wirkung der Ziel- und Vorsatz-bildung auf den Grad der Zielerreichung moderieren. In Forschungsfrage 7 wird eine mögliche moderierende Wirkung untersucht. In der Vorsatzforschung wur-de gezeigt, dass die Wirksamkeit von Wenn-Dann-Plänen durch gewisse Fakto-ren beeinflusst wird. Insbesondere bei einem hohen Ausmaß an Gewissenhaftig-keit, was auf hohe Selbstdisziplin und effektive Selbstkontrolle schließen lässt, entsteht ein Deckeneffekt und Wenn-Dann-Pläne zeigen in Bezug auf das Ziel-streben und die Handlungsinitiierung keine Wirkung (siehe Kapitel 4.2.5). Es erscheint zudem plausibel, dass Lernende mit der hoch ausgeprägten Fähigkeit, eigene Absichten umzusetzen und/oder die Initiative zu ergreifen, bereits erfolg-reiches Lernverhalten zeigen und somit selbstgesetzte Ziele häufiger erreichen.

Daher kann angenommen werden, dass Probanden mit einer niedrigen Ausprä-gung in diesen Fähigkeiten besonders von dem Treatment profitieren, da formu-lierte Vorsätze die Initiierung ihrer Lernhandlung unterstützen. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass Lernende mit hoher Selbstmotivationsfähigkeit (siehe Kapitel 3.3), Anstrengungsbereitschaft und guten Zeitmanagementfähig-keiten (siehe Kapitel 3.1) im Bereich des selbstgesteuerten Lernens meist erfolg-reich sind. Daher wird davon ausgegangen, dass eine niedrige Ausprägung in diesen Fähigkeiten vom Treatment kompensiert werden kann. Es ergibt sich fol-gende Hypothese:

H7: Es gibt einen Interaktionseffekt zwischen induzierter Ziel- und Vor-satzbildung und den Selbstregulationsfähigkeiten im Hinblick auf die Zielerreichung: Bei Personen mit geringer Ausprägung in den Selbstregulationsfähigkeiten hat die Ziel- und Vorsatzbildung einen stärkeren Effekt auf die Zielerreichung als bei Personen mit einer hohen Ausprägung in den Selbstregulationsfähigkeiten.

In Abbildung 3 werden die eben genannten Hypothesen und das zugrundeliegende Forschungsmodell noch einmal graphisch dargestellt.

Abbildung 3 Forschungsmodell zur Wirkung von Etappenzielsetzung mit zusätzlicher Vorsatzformulierung im Kontext selbstgesteuer-ten Lernens