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2. Digital Natives

2.1. Medienkompetenz

Der Begriff Medienkompetenz ist überaus gebräuchlich, jedoch ist dieser sehr unpräzise. Damit soll beschrieben werden, welche Fähigkeiten ein Individuum bezüglich der digitalen Medien oder der Informationsgesellschaft benötigt. Jedoch ist dies mehr als nur eine rein technische Kompetenz:

,,nämlich die Fähigkeit, Medieninhalte zu filtern, zu verstehen und den Medieneinsatz an die jeweilige Situation anzupassen. Medienkompetenz – oder Medienbildung – in höchster Stufe heißt Kommunikationsmanieren, Kommunikationskultur, kommunikatives Wissen. Das müsste zentraler, integrativer Teil der schulischen Ausbildung sein.“ (Glotz 2001, S. 17)

Anders ausgedrückt soll Medienkompetenz Personen dahingehend befähigen, Medien bedarfsgerecht anzuwenden, ihre Inhalte kritisch zu hinterfragen und ausgewogen in den Alltag zu integrieren (vgl. Süss 2010, S. 26).

Der Begriff Medium wird erstmals im Konversationslexikon von Mayer im Jahre 1988 erwähnt und wird darin als etwas Vermittelndes erklärt. Ulrich Saxer beklagt 1987, dass es kein beschreibendes Originär von Medium gibt, welches über Materialität bzw. Technizität hinausgeht. Faulstich bezeichnet Medien als einen

Sammelbegriff für elektronische Massenmedien und auch für diverse Erzeugnisse am Printsektor (vgl. Burkart 2002, S. 39).

Dem Bildungsprozess der Medien sprechen Jörissen und Marotzki eine doppelte Rolle zu:

 Ein lebensweltliches Phänomen, dessen Vielseitigkeit die Bereitschaft zur Erkundung des (noch) Unbekannten mit dem Interesse am Erwerb neuer Interaktionsmöglichkeiten zeigt (vgl. Fromme 2008, S. 57)

 Medien bieten Raum für Bildungsmöglichkeiten und dazugehörige Prozesse. Dem Internet kommt dabei eine besondere Rolle als Medium der Artikulation und Partizipation zu. (vgl. Fromme 2008, S. 102)

Der Begriff Medien lässt sich also in drei theoretischen Perspektiven darstellen:

1. Radio- oder Filmtheorie

2. Medien als Kommunikationsprozesse mit Organisation und System, die diese als physikalisches und/oder technisches Medium der Kommunikation erklären

3. Medientheorien, welche in kulturgeschichtlichen und kunstbezogenen Diskursen auftauchen (vgl. Schiefner- Rohs 2012, S. 62)

In einer Gesellschaft, welche von Information regelrecht überflutet wird, gilt die Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation und rückt daher ins Zentrum des wirtschaftlichen Interesses (vgl. Luca 2007, S. 16). In Hinsicht auf das soziale Überleben spricht Ulrich Saxer von einer unverzichtbaren Voraussetzung und definiert diese wie folgt:

„die Disposition eines Individuums oder eines sozialen Systems zur Selbstorganisation im Hinblick darauf, technische Medien effektiv zur Kommunikation einsetzen sowie ihre Wirkungen reflektieren und steuern zu können, um dadurch die Lebensqualität in der Wissensgesellschaft zu verbessern.“ (Gapski 2006, S. 14)

Dieter Baacke beschreibt die Medienkompetenz in vier Dimensionen, die jeweils Unterdimensionen aufweisen:

Folgende umfassen die Vermittlung:

Medienkritik wird als erstes angeführt, da sie die Grundlage aller weiteren Vorhaben ist. Sie lässt sich in drei Bereiche unterteilen:

a) Analytisch: Es sollte möglich sein, gesellschaftliche problematische Prozesse erfassen zu können

b) Reflexiv: Jeder Mensch sollte fähig sein, analytisches Wissen auf sein Handeln und auch auf sich selbst anzuwenden

c) Ethisch: behandelt die Kombination aus analytischem Denken und reflexivem Rückbezug und versucht, diese sozial verantwortlich abzustimmen und zu definieren

Medienkunde umfasst die Kenntnis über Medien und die Systeme und kann wie folgt differenziert werden (vgl. Baake 1999, S. 31f.):

a) Informativ: Beschäftigt sich mit dem konventionellen Wissensbestand wie Aufschluss über die Funktionsweise eines dualen Rundfunksystems (vgl. Groeben 2002, S. 153)

b) Instrumentell-qualifikatorisch: Beschreibt die Kenntnis über die Handhabung, wie z.B. sich am Computer anmelden zu können

Folgende Dimensionen umfassen das Handeln der Menschen und deren Zielorientierung:

Mediennutzung muss ebenso in zweifacher Hinsicht erlernt werden:

a) Rezeptiv, anwendend: z.B. Programm-Nutzungskompetenz b) Interaktiv, anbietend: z.B. Tele-Shopping

Mediengestaltung ist wiederum unterteilt:

a) Innovativ: Beschreibt die Weiterentwicklung von Medien

b) Kreativ: Varianten, die über die Grenzen der Kommunikationspraxis hinausgehen (vgl. Baacke 1999, S. 31)

Ida Pöttinger beschreibt den Begriff Medienkompetenz mit der produktiven Nutzung von Medien, um am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen zu können.

Selbstbewusst, aber auch sozial verantwortlich sollte sich eine medienkompetente Person im medialen Umfeld bewegen und auch die Fähigkeit haben, sich geistig und emotional mit medialen Botschaften auseinandersetzen zu können. Zudem beschreibt sie die Handlungskompetenz, in der ein Individuum zielgerichtet Medien nutzt, um eigene Ziele zu verwirklichen. Zusammengefasst lässt sich dies in drei Bereiche gliedern:

Wahrnehmungskompetent ist die Fertigkeit, Medien hinsichtlich ihrer Strukturen und deren Wirkung zu entschlüsseln und sich darüber im Klaren zu sein

Nutzungskompetent ist die Fertigkeit, Medien und ihre Angebote wie die Kommunikationsfähigkeit angemessen zu nutzen

Handlungskompetent ist die Fertigkeit, Medien als Ausdruck der eigenen Person und auch zur Interessensbefriedigung aktiv gestalten zu können (vgl. Pöttinger 2008, S. 153)

Bernd Schorb wiederum gliedert 1997 den Begriff Medienkompetenz in vier Inhaltsbereiche auf, indem er Medienkompetenz und kommunikative Kompetenz differenziert:

 Orientierungs-Strukturwissen

 Kritische Reflexivität

 Das Geschick, zu handeln

 Soziale Interaktion

Bernd Schorb erklärt Medienkompetenz wie folgt:

„Medienkompetenz ist die Fähigkeit, auf der Basis strukturierten zusammenschauenden Wissens und einer ethisch fundierten Bewertung der medialen Erscheinungsformen wie Inhalte, sich Medien anzueignen, mit ihnen kritisch, genussvoll und reflexiv umzugehen und sie zu gestalten nach eigenen inhaltlichen und ästhetischen Vorstellungen, in sozialer Verantwortung sowie in kreativem und kollektivem Handeln und somit an

der gesellschaftlichen Kommunikation zu partizipieren.“ (Schorb 2007, S.

27)

Gerhard Tulodziecki beschreibt Medienkompetenz wie folgt:

 Erfassung von Medieneinflüssen

 Auffassung, Differenzierung und Bewertung von Medieninhalten

 Selektion und Nutzung von Medienangeboten

 Darstellung und Verarbeitung von Medien mit dem Fokus auf die eigene Mediengestaltung

 Analyse und Kritik der Medien hinsichtlich deren Einfluss auf die Gesellschaft (vgl. Lauffer 1995, S. 95 f.)

Seiner Auffassung nach sollte Medienkompetenz integrativer Teil der schulischen Ausbildung sein.

Konzepte und Modelle im Vergleich (vgl. Isler 2007, S. 36) :

So ziemlich alle bisher beschriebenen Ansätze umfassen Kenntnisse des Mediensystems. Ausschließlich mit technischem Hintergrundwissen ist es möglich, Inhalte zu entschlüsseln sowie diese auch zu verstehen. Da Medienkompetenz auf den Umgang mit Medien bezogen und als ein weiterer Schwerpunkt Mobile Commerce zu analysieren ist, wird im nächsten Kapitel näher darauf eingegangen.