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Marktentwicklung, Produktion und Beschäftigung

3.1 Ausgangslage

3.1.4 Marktentwicklung, Produktion und Beschäftigung

Das Wachstum der inländischen Nachfrage nach IT-Gütern wurde in Deutschland nach 2005 fast ausschließlich von den Investitionen in Software und Datenbanken getragen, die mit der Revision der VGR 2014 Teil der Bruttoanlageinvestitionen sind (Abbildung 21). Der Befund ist allerdings verblüffend: Während das durchschnittli-che Wachstum der nominellen Bruttoanlageinvestitionen seit 2005 bei 2,6 % pro Jahr lag, gingen die Investitionen in Datenverarbeitungsgeräte im Trend um durch-schnittlich 1,5 % pro Jahr zurück, und die Ausgaben der privaten Haushalte für Infor-mation und Kommunikation stiegen um lediglich 0,6 % pro Jahr.21 Diese Entwick-lung ist maßgeblich durch die PreisentwickEntwick-lung für IT-Produkte bedingt. Sie gibt darüber hinaus erste Hinweise, dass Software und Datenbanken für die IT-Märkte

Einfuhrpreise insgesamt Geräte u. Einricht. d. Telekommunikationstechnik

Datenverarbeitungsgeräte und periphere Geräte Elektronische Bauelemente und Leiterplatten

0 50 100 150 200 250

2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995

Abb. 20 Einfuhrpreise digitaler Güter Deutsche Importe, 2005 = 100 Quelle: Statistisches Bundesamt (AS03)

21 Dabei handelt es sich um nominelle Werte, die die Preisrückgänge bei elektronischen Produkten beinhalten.

eine immer größere Rolle spielen. Die Investitionen in diesem Segment hatten 2014 einen Wert von 23,4 Milliarden Euro und waren damit fast gleich hoch wie die Inves-titionen in Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Geräte (26,6 Milli-arden Euro).

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

Bruttoanlageinvestitionen in Software und Datenbanken

Bruttoanlageinvestitionen in Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Geräte Konsumausgaben der privaten Haushalte für Information und Kommunikation

2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995

Abb. 21 Inländische Nachfrage nach IT-Geräten und Software Werte in jeweiligen Preisen, 2005 = 100

Quelle: Statistisches Bundesamt, VGR (AS12)

Außenhandel mit IT-Produkten

Der deutsche Außenhandel mit IT-Produkten22 ist seit Langem defizitär (Abbil-dung 22). Deutschland importiert mehr IT-Güter, als es exportiert. Dazu trägt insbe-sondere der Außenhandel mit Hardware bei (−19 Milliarden im Jahr 2014), während der Handel mit IT-Dienstleistungen einen Überschuss aufweist (+5 Milliarden Euro).

Die Telekommunikationsdienste sind allerdings ebenfalls im Minus (−1 Milliarde Euro).

Der Außenhandel mit IT-Diensten hat sich nach 2000 kontinuierlich aus dem Defi-zit befreit und weist seit 2006 einen wachsenden Überschuss auf. Für IT-Hardware und elektronische Konsumgüter gilt hingegen das Gegenteil. Hier hat sich das Han-delsdefizit nach dem kurzzeitigen Abbau bis 2004 wieder zunehmend vergrößert.

22 In der Abgrenzung von BITKOM zählen dazu Informations- und Kommunikationshardware, einschl. Consumer Elect-ronics, Informations- und Kommunikationsdienstleistungen, Informationsdienste sowie Telekommunikationsdienste.

Auf den internationalen Märkten sind die deutschen IT-Unternehmen also eher als Dienstleister denn als Hersteller erfolgreich.

Beschäftigung

Die schwache Wettbewerbsposition der deutschen IT-Hardware-Hersteller und der Telekommunikationsdienste zeigt sich auch in Produktion und Beschäftigung. Nach der Krise 2009 hat die nominelle Bruttowertschöpfung der IT-Gerätehersteller lange gebraucht, um sich wieder dem Vorkrisenniveau anzunähern. Noch schlimmer war es bei den Telekommunikationsdiensten, deren Wertschöpfung im Tempo von 3 % pro Jahr schrumpfte. Wachstumsimpulse kamen allein aus den IT-Dienstleistungen, die – unberührt von der Krise – jährliche Zuwachsraten von 6 % erreichen konnten.

Dies hat zu entsprechenden Beschäftigungsveränderungen geführt (Abbildung 23).

In der Telekommunikation wurden 2013 36 % weniger Erwerbstätige gezählt als 2008. Bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und opti-schen Geräten stagnierte die Beschäftigung in etwa auf dem Vorkrisenniveau. Nur die IT-Dienstleister haben die Beschäftigung stetig ausgeweitet, sodass die Zahl ihrer Erwerbstätigen 2013 um 13 % höher lag als 2008.

–25 –20 –15 –10 –5 0 5 10

Telekommunikationsdienste IT-Services

ITK-Dienstleistungen ITK-Hardware und Consumer Electronics

2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000

Abb. 22 Außenhandel mit IT-Produkten

Saldo von Exporten minus Importen; Deutschland; Milliarden Euro Quelle: Bitkom, eigene Schätzungen (AS13)

0 20 40 60 80 100 120 140 160

IT-Branche insgesamt Telekommunikation

IT- und Informationsdienstleister

Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Geräten

2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995

Abb. 23 Erwerbstätigkeit im IT-Sektor Deutschland, 2005 = 100 Quelle: Statistisches Bundesamt, VGR (AS12)

Das Wachstum des deutschen IT-Sektors hat sich nach 2005 im Vergleich zur Peri-ode 1995–2005 annähernd halbiert. Ebenso gingen die Beschäftigungszuwächse von durchschnittlich 1,4 % auf 0,9 % pro Jahr zurück. Wie die Daten zeigen, wuchs die Branche fast ausschließlich aufgrund der positiven Entwicklung der IT-Dienstleis-tungen, während die Herstellung von Hardware und die Telekommunikation eine schwache Wettbewerbsposition gegenüber den asiatischen Konkurrenten aufwies. In diesen Segmenten bestimmten steigende Importe das Bild.

Gegenwärtig ist keine Entwicklung erkennbar, die diese Trends umkehren könnte.

Angesicht der großen Wettbewerbsvorteile der ausländischen – insbesondere chine-sischen – Anbieter gibt es in Deutschland kaum eine Aussicht auf eine Wiederbele-bung der Hardware-Industrie, zumal die chinesischen Konkurrenten immer größere Teile des Weltmarktes für sich gewinnen. Gleiches gilt für die Entwicklung von Spit-zentechnologie und Software, die weitgehend in den Händen amerikanischer Unter-nehmen liegt. Ohne erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie eine grundlegende Änderung der Marktstrategie wird die deutsche IT-Branche daher auch in Zukunft eine Nischenstrategie verfolgen, die sich auf die Entwicklung hoch spezialisierter Geräte und Software konzentriert und im Übrigen für die Anwen-dung von IT-Konzepten und den Betrieb von IT-Systemen sorgt. Nennenswerte

Wachstums- und Beschäftigungsimpulse sind im Wesentlichen nur aus der Umset-zung der Industrie-4.0-Konzepte zu erwarten.

Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit

Eine der großen Schwierigkeiten bei der Analyse und Prognose der Digitalisierungs-effekte liegt im fehlenden Nachweis der Auswirkungen der digitalen Technik auf die Produktivität.23 Dieses Manko scheint allerdings eher der Unzulänglichkeit der Messgrößen als der Wirkungslosigkeit der digitalen Technik geschuldet zu sein. Wie in Anhang 2 näher ausgeführt, hat dies drei Gründe:

• Der „physische“ Einsatz digitaler Technik bleibt verborgen, da die üblicherweise verwendeten preisbereinigten Zeitreihen kein Abbild der „Mengenwelt“ darstel-len.

• In den Produktivitätsschätzungen wird der Kapitaleinsatz für digitale Technik überschätzt und die Produktivitätsentwicklung in Bezug auf den Faktor Arbeit in der Folge unterschätzt. Dies liegt daran, dass die Preise vieler IT-Güter sin-ken und die preisbereinigten Zeitreihen damit eine „reale“ Ausweitung signali-sieren, die – zum Zeitpunkt des Kaufes – gar nicht stattgefunden hat.24

• Die Qualität der Produkte bleibt unsichtbar. Soweit die Unternehmen digitale Technik vorwiegend einsetzen, um die Qualität ihrer Produkte zu verbessern, ist der Wachstumseffekt – bei gleicher Absatzmenge und gleichem Preis – gleich Null, und die „wahre“ Produktivität wird unterschätzt.

Es ist daher nicht erstaunlich, dass in den vielen Studien zu den Produktivitätseffek-ten der digitalen Technik keine eindeutigen Belege für ihre positiven Auswirkungen gefunden wurden (Bertschek et al. 2016: 64). Meist lassen sich die Effekte nur in den IT-Industrien erkennen. Dies sollte aber nicht dazu verleiten, von der Wirkungslo-sigkeit der digitalen Technik auszugehen. Vielmehr gilt die umgekehrte Sichtweise:

Auch, wenn produktivitätssteigernde Effekte der Digitalisierung nicht nachweisbar sind, spricht die Realität eine klare Sprache. Digitale Technik findet sich überall, in den Produkten, in der Produktion, in der Arbeitswelt, im Konsum – und dies nicht ohne Grund. Würden Wettbewerber auf die Digitalisierung verzichten, hätten sie mit klaren Wettbewerbsnachteilen zu rechnen. Dies würde sich negativ auf Innova-tion, Wachstum und Beschäftigung auswirken. Die weitgehende Diffusion der digi-talen Technik ist daher für sich genommen schon ein Indiz für ihre Wirksamkeit, denn mit einer „L’art pour l’art-Präferenz“ hat dies nichts zu tun – das Problem ist nur der statistische Wirkungsnachweis.

23 Robert Solow hat dies so ausgedrückt: „We see the computer age everywhere, except in the productivity statistics.”

(1987).

24 Für einen kleinen Teil der elektronischen Güter verwendet das Statistische Bundesamt die sog. hedonische Preisberei-nigung, bei der Qualitätsänderungen aus den Preisveränderungen herausgerechnet werden.