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5 STUDIENDESIGN

5.4 MARBURGER ROUTINE-EVALUATIONSPROJEKT/EIGENE BETEILIGUNG

Da meine eigene Beteiligung am Marburger Routine- Evaluationsprojekt sich hauptsächlich auf die Erhebung der Daten im Rahmen der 4-6- Wochen- Telefon-Nachuntersuchung und die entsprechende Dateneingabe erstreckte, möchte ich in diesem Abschnitt auf diesen Teilbereich des Projektes und die im Rahmen dieser Datenerhebungen entstandenen Probleme näher eingehen.

5.4.1 Arbeitsorganisation

Die telefonischen Nachuntersuchungen des Routine- Evaluationsprojektes wurden jeweils von einem wechselnden Team von Doktoranden vorgenommen, in dem routierend jeweils ein Mitglied für einige Monate die Hauptverantwortung übernahm. Zu dieser Tätigkeit gehörte das Führen eines Großteils der Interviews in diesem Zeitraum, als Hauptansprechpartner bei den wöchentlichen Team-Sitzungen zur Verfügung zu stehen, den Überblick über die Interviewsitua-tion, die parallel stattfindende Dateneingabe sowie verschickte und bearbeitet zurückerhaltene Fragebögen zu haben. Durch die wöchentlichen Teamsitzungen mit dem Diplom-Humanbiologen U.König, der mit der Hauptorganisation und den Datenbanken dieses aufwen-digen Projektes betraut war und ist, sowie durch Sitzungen mit Herrn Professor F.Mattejat selber wurde ein stetiger Informationsfluß und eine kontinuierliche Absprache bei Unstimmigkei-ten und Problemen gewährleistet. In diesem Rahmen wurden auch die Instruktionen bzw. das Anwendungsmanual (siehe auch im Anhang) zur 4-6-Wochen-Nachuntersuchung beständig weiterentwickelt, um das allgemeine Vorgehen so weit wie möglich zu standardisieren. Dieses war äußerst wichtig, da die Telefoninterviews im Zeitraum September 1999 bis Dezember 2000

ten Hinweise zur Durchführung der Nachuntersuchung entstammen diesen Instruktionen, und alle in diesem Abschnitt aufgeführten Daten entstammen den im Zeitraum 4 durchgeführten 4-6- Wochen- Telefon-Nachuntersuchungen auf der Reduktionsstufe 1, d. h. reduziert auf einen Fall/Patient.

5.4.2 Zeitpunkt der Telefon-Nachuntersuchung

Die Telefon-Nachuntersuchung sollte in einem Zeitraum von 4-6 Wochen nach Entlassung des Patienten erfolgen, die Eltern/Hauptbezugspersonen geben dazu in der Regel schon während des Klinik-Aufenthaltes des Patienten ihr Einverständnis, so daß ein zusätzliches Ankündi-gungsschreiben entfällt. Die Interview-Durchführung geschieht dann nach dem in Abschnitt 5.3.2.4 „4-6-Wochen-Telefoninterview-Nachuntersuchung“ beschriebenem Muster. Bei Nicht-Zustandekommen des Interviews, wenn z.B. niemand erreicht wurde, wurde der Fall nach weiteren 4 Wochen (zwei Monaten nach Entlassung) beendet und die Gründe, aus denen das Interview nicht stattfand, handschriftlich auf dem Interviewbogen vermerkt. Ein nicht zustande gekommenes 4-6- Wochen- Interview bedeutete keinen Ausschluss von der 1-1,5- Jahres-Katamnese. Im Mittel wurden die Nachuntersuchungs- Telefoninterviews 40,61 Tage nach Entlassung geführt.

5.4.3 Befragte Personen

Grundsätzlich sollte die Hauptbezugsperson interviewt werden. War dies aber beispielsweise die Mutter und telefonisch erreichte man als erstes ein anderes, sich für gut über die damalige Behandlung und den poststationären Verlauf informiert haltendes Familienmitglied, ließen wir dieses zunächst berichten, fragten später aber dennoch explizit nach der Mutter. Dies taten wir mit der Begründung, uns ein möglichst umfassendes Bild der momentanen Verfassung des Patienten/der Patientin machen zu wollen. Es wurden generell keine Gesprächsangebote abgelehnt, und auch der ehemalige Patient konnte bei eigenem Wunsch oder auf Vorschlag der Hauptbezugsperson gerne Stellung nehmen. Hier wurden dann v. a. der Behandlungserfolg (3.3), die Therapiezufriedenheit (3.6) und die Spontane Kritik (3.7) erfragt.

Bei volljährigen Patienten sollte grundsätzlich die von Therapeuten angegebene Hauptbezugs-person befragt werden. War dieses nicht möglich, konnte auch der Patient selbst interviewt werden, wobei das Interview entsprechend umformuliert wurde. Gleichartig war das Vorgehen, wenn ein volljähriger Patient auf eigenen Wunsch aufgenommen worden war. Insgesamt wur-den in 57% (n=165) der Fälle die Mutter, in 16,3% (n=47) der Fälle der Vater und in 26,6%

(n=77) der Fälle eine andere Bezugsperson interviewt.

5.4.4 Vorgehen bei der Wiederaufnahme eines Patienten

Erfolgte bereits innerhalb des Zeitfensters der Telefon-Nachuntersuchung eine erneute statio-näre Aufnahme des Patienten, ohne daß das Interview geführt wurde, so entfiel das Interview zunächst, um dann entsprechend vier Wochen nach erneuter Entlassung stattzufinden.

wieder stationär aufgenommen wurde, hielten wir jeweils bei erneuter Entlassung mit dem zuständigen Therapeuten Rücksprache, ob eine weitere Telefon-Nachuntersuchung bei diesem Patienten sinnvoll und zumutbar sei.

5.4.5 Verhalten während des Telefoninterviews

Generell bemühten sich alle Interviewer um ein freundliches, offenes und diplomatisches Ver-halten. Letzteres war besonders im Falle von Verweigerungen des Interviews notwendig (s. u.).

Hier versuchten wir zunächst einen anderen Telefontermin zu erhalten oder zumindest die Gründe der Verweigerung in Erfahrung zu bringen, wobei stark betont wurde, daß uns gerade auch die Kritik und Meinung unzufriedener Patienten wichtig sei, alle Daten zur weiteren Bear-beitung anonymisiert würden und entsprechende Kritik an die jeweiligen Therapeuten weiterge-leitet werden würde.

Erhielten wir während des Interviews den Eindruck, daß es dem entsprechenden Patienten schlecht ging, wurde immer das Angebot gemacht, sich an den zuständigen Therapeuten wenden zu können. Unsere eigenen Position betreffend, war hier wichtig, Hilfe über die Vermitt-lung der Therapeuten anbieten zu können, aber deutlich zu machen, daß wir selbst keine Therapeuten waren, sondern wissenschaftliche Mitarbeiter des Evaluations-Projektes.

5.4.6 Versendung von Fragebögen

Am Schluß des Interviews stand jeweils die Frage, ob weitere Fragebögen zugeschickt werden dürften, die jeweils von den Eltern bzw. dem Patienten alleine beantwortet werden sollten. War ein Teil der Bögen bereits bei Entlassung ausgefüllt worden, entfiel deren erneute Bearbeitung;

in den anderen Fällen schickten wir sie gegebenenfalls noch einmal zu.

Bei den Fragebögen handelte es sich um CBCL, YSR und ILK (die letzten beiden nur für Kinder ab 12 Jahren) sowie die FBB-Versionen für die Eltern und den Patienten, die z. T. auch schon bei Entlassung bearbeitet wurden. Die FBB-Fragebögen verschickten wir dabei nur an El-tern/Ersatzeltern und nicht an Einrichtungen/Heime und auch nur, wenn der Klinikaufenthalt des Patienten mindestens 14 Tage gedauert hatte. Ein mindestens 14-tägiger Klinikaufenthalt war weiter auch generelle Voraussetzung für die Teilnahme am Evaluations-Projekt.

5.4.7 Mahnanrufe

Wurden die versendeten Fragebögen nicht zurückgeschickt, erfolgte nach ca. 4 Wochen ein

„Mahnanruf“, nach weiteren 4 Wochen schlossen wir den jeweiligen Fall ab. Solch ein Mahnan-ruf bestand dabei in einer freundlichen Nachfrage, ob denn die Fragebögen überhaupt ange-kommen seien. Wurde dieses bejaht, erkundigten wir uns nach Schwierigkeiten beim Ausfüllen und boten unsere Hilfe an. Im Falle einer Verneinung, fragten wir nach, ob wir sie noch einmal zuschicken dürften und baten um eine möglichst zügige Bearbeitung innerhalb der nächsten 14 Tage. Das Datum der Mahnanrufe wurde dabei jeweils auf dem Interviewbogen vermerkt.

Die in den Interviews erhobenen Daten übertrugen wir zunächst vom Fragebogen in eine Microsoft Access-Maske, die gleichzeitig einen Überblick über die aktuelle Interviewsituation bot. D. h. sie zeigte an, welche Fragebögen schon vorlagen und welche Daten bereits erfaßt bzw. eingegeben worden waren. Später übernahmen wir die Daten in das Statistikprogramm SPSS (Version 10), in dem der beschriebene Gesamtdatensatz erstellt wurde. Hierbei mußten einige Umkodierungen vorgenommen werden, um die teils verschiedenen Instrumente aus den vier bereits beschriebenen Zeiträumen aufeinander abbilden und die entsprechenden Daten vergleichen zu können.

Dieses traf v. a. für die Alte und Neue Basisdokumentation sowie die Alte und Neue Marburger Symptomliste zu. Hier wurde jeweils eine Verschlüsselung gewählt, die sowohl für das alte als auch für das neue Erhebungsinstrument kompatibel war. Einen teilweisen Informationsverlust nahmen wir dabei zugunsten besserer Vergleichbarkeit und letztlich grösserer Fallzahlen für die Einzelitems inkauf.

Weiterhin wurden zur besseren Übersichtlichkeit einige Variablen dichotomisiert, wobei Positiv-nennungen in der Regel den Wert „1“, NegativPositiv-nennungen den Wert „0“ erhielten. Fehlende Werte wurden als „missings“ meist mit den Werten „9“ oder „99“ belegt.

Auf Probleme bei der Erstellung des Gesamtdatensatzes sowie auf die für diese Studie wichti-gen Umkodierunwichti-gen gehe ich später noch ein (Kapitel 5.6).