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Maßnahmen der Landesregierung Geschlechtersensible Jugendarbeit | MS

5 Vielfalt und Chancengerechtigkeit mitgestalten

5.3 Gleichberechtigung aller Geschlechtsidentitäten

5.3.4 Maßnahmen der Landesregierung Geschlechtersensible Jugendarbeit | MS

Die Landesregierung hat Strukturen geschaffen und unterstützt sie auch weiterhin, um den Fachkräften der Jugendarbeit Kompetenzen zu vermitteln und zu erhalten, die eine

geschlechtersensible Jugendarbeit ermöglichen. Das Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe Sachsen-Anhalt e. V. (KgKJH) ist eine überregionale Institution. Als fachpolitische Servicestelle für Mädchen- und Jungenarbeit hat sie gemäß § 9 Nr. 3 SGB VIII den Auftrag, die Entwicklung von geschlechtersensiblen Angeboten zu unterstützen, auf den Abbau von Benachteiligungen sowie die Berücksichtigung der unterschiedlichen Problem- und

Interessenlagen der verschiedenen Geschlechter hinzuwirken. Sie soll zur Entwicklung der

Genderkompetenz als Qualitätsanspruch in allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe beitragen.

Die landesweite Vernetzung von Projekten und Trägern sowie die Förderung der

Chancengleichheit von Jungen und Mädchen durch die Etablierung von geschlechtergerechten Handlungsansätzen ist eine landes- und jugendpolitische Zielstellung. Zum Leistungsspektrum des KgKJH gehören neben der Fach- und Trägerberatung, den Durchführungen von

geschlechtssensiblen Fort- und Weiterbildungen, der Interessenvertretung/Gremienarbeit und den Informations- und Serviceangeboten auch die Durchführung von Projekten in eigener

Verantwortung oder in Kooperation mit anderen Trägern der Jugendarbeit.

Erweiterung des bisher zweigeschlechtlichen Interpretationsrahmens des SGB VIII um transidente, nicht-binäre und intergeschlechtliche Kinder und Jugendliche

Auf Initiative der Landesregierung hat sich die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugend- und Familienbehörden aller Bundesländer dafür ausgesprochen, die Angebote der Jugendhilfe nicht allein an binären Geschlechtskategorien zu orientieren.

Um eine entsprechende Ausrichtung von Angeboten der Jugendhilfe zu ermöglichen, wird die Bundesregierung gebeten zu prüfen, wie künftig eine die Geschlechterdiversität berücksichtigende Datengrundlage ermöglicht werden kann, um – dem gesetzlichen Auftrag der Bedarfsplanung nach

§ 80 Abs. 1 SGB VIII entsprechend – in der Kinder- und Jugendhilfe Angebote für diese

Zielgruppen der transidenten, nicht binären und intergeschlechtlichen Kinder und Jugendlichen entwickeln zu können.

223 Hinweis: Die Abkürzung LSBTTI steht für die Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, Transsexuellen und intergeschlechtlichen Menschen. Vgl. https://mj.sachsen-anhalt.de/themen/geschlechtlich-sexuelle-vielfalt/was-bedeutet-lsbtti/

[22.09.2020]

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Zusätzlich soll im Rahmen der Novellierung des SGB VIII auf Bundesebene geprüft werden, wie die Bedarfe der transidenten, nicht binären und intergeschlechtlichen jungen Menschen bei der Beschreibung der Grundrichtung der Erziehung und Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen (§ 9 SGB VIII) berücksichtigt werden können. Neben der Entwicklung einer ausreichenden

Datenbasis für die Konzipierung und Schaffung bedarfsgerechter Angebote für die Gruppe der transidenten, nicht binären und intergeschlechtlichen jungen Menschen sind aus Sicht der Landesregierung und der OLJB auch die gesetzlichen Grundlagen der Kinder- und Jugendhilfe dahingehend zu überprüfen, ob sie die Gruppe dieser jungen Menschen angemessen

berücksichtigen. So sind nach § 9 Ziff. 3 SGB VIII die unterschiedlichen Lebenslagen von

Mädchen und Jungen zu berücksichtigen und die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen zu fördern. Dies bedarf einer textlichen Ergänzung, allerdings ohne dass dies zu einem Verzicht auf die Geschlechternennung in der gesetzlichen Regelung führt. Denn strukturellen

Benachteiligungen aufgrund des Geschlechtes ist weiterhin zu begegnen.

Förderung außerschulischer Jugendbildung | MS

Die in der Jugendarbeit tätigen Fachkräfte einschließlich der ausgebildeten Jugendleiterinnen und -leiter sind wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Querschnittsthema

„Gleichberechtigung aller Geschlechtsidentitäten“ (Näheres zum Thema Juleica findet sich auch im Kapitel „Beteiligung und Demokratie“). Hier unterstützt das Land insbesondere mit einer Förderung der außerschulischen Jugendbildung. Um die Arbeit der Fachkräfte in der Thematik zu

unterstützen und zu befördern, bietet auch das Landesverwaltungsamt des Landes Sachsen-Anhalt laufend Fortbildungen zur Weiterqualifizierung und Kompetenzerweiterung an.

Landesarbeitsgemeinschaft Mädchen und junge Frauen | MS

Geschlechtergerechtigkeit ist in der Kinder- und Jugendhilfe noch nicht zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Mädchen und junge Frauen Sachsen-Anhalt setzt sich für die strukturelle Verankerung der Mädchenarbeit und eine geschlechtsbezogene Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe ein. Ziel der LAG ist es, aktuelle Probleme und Tendenzen im Bereich der Mädchenarbeit und Mädchenpolitik zu thematisieren sowie die partnerschaftliche, fachliche Zusammenarbeit von öffentlichen und anerkannten freien Trägern, von

Maßnahmenträgern und sonstigen Institutionen, die sich für die Belange von Mädchen und jungen Frauen einsetzen, zu unterstützen. Es geht insbesondere darum, bestehende Informationsdefizite zwischen öffentlichen Trägern und freien Trägern und Einrichtungen auf Landesebene sowie im kommunalen Bereich abzubauen, geplante Maßnahmen aufeinander abzustimmen und eine Vernetzung der Mädchenarbeit zu befördern. Darüber hinaus vertritt die LAG die Interessen in der Bundesarbeitsgemeinschaft Mädchenpolitik e. V. und bringt sich auch hier zu verschiedenen Themen ein.

Antidiskriminierungsstelle Sachsen-Anhalt | MS

Zur Bekämpfung von Diskriminierungen jeder Art wurde die Antidiskriminierungsstelle Sachsen-Anhalt mit den Standorten Magdeburg und Halle (Saale) errichtet. Der Kern deren Arbeit besteht aus Einzelfallberatungen auf der Grundlage des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) sowie sensibilisierungsorientierter Bildungs- und Informationsarbeit.

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Landesprogramm für ein geschlechtergerechtes Sachsen-Anhalt | MJ

Die Landesregierung hat in ihrem "Landesprogramm für ein geschlechtergerechtes Sachsen-Anhalt" und im "Aktionsprogramm für die Akzeptanz von LSBTTI" eine Vielzahl von Maßnahmen verankert, die insbesondere die Lebensphase junger Menschen betreffen.

Die Landesregierung bereitet derzeit ein neues Landesprogramm für ein geschlechtergerechtes Sachsen-Anhalt vor. Es wird auch ein Leitbild mit gleichstellungspolitischen Landeszielen umfassen, die alle Ressorts dabei unterstützen sollen, ihre Maßnahmen noch besser

gleichstellungsorientiert zu steuern. Für Maßnahmen und Politiken, die Kinder und Jugendliche betreffen, sind vor allem das Ziel eines umfassenden Schutzes vor Gewalt für Frauen und ihrer Kinder entsprechend der Istanbul-Konvention von Bedeutung, sowie außerdem das Ziel eines Lebens ohne geschlechterdiskriminierende Zuschreibungen und Stereotype im gesamten Bildungsverlauf und in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Girls’Day-Mädchen-Zukunftstag/ Boys’Day-Jungen-Zukunftstag | MB

Der Zukunftstag wird jährlich durchgeführt und verfolgt das Ziel, einer geschlechterstereotypen Berufswahl entgegenzuwirken. Näheres hierzu findet sich auch im Kapitel „Schulische Bildung“.

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