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Mögliche Erklärungen für unerwartete Ergebnisse

2. Zielsetzung, Fragestellung, Hypothesen

5.4. Mögliche Erklärungen für unerwartete Ergebnisse

Eine mögliche Erklärung für die unerwarteten Ergebnisse bezüglich der Dominanz könnte sein, dass der von mir als dominanter beschriebene Mann negativer von den Untersuchungsteilnehmerinnen wahrgenommen wurde als der als weniger dominant beschriebene Mann. Der dominantere Mann wurde als Führungspersönlichkeit und als jemand, der im beruflichen und privaten Bereich den Ton angibt und sowohl ehrgeizig als auch durchsetzungsfähig ist, beschrieben. Möglicherweise war dabei der Ausdruck

„Führungspersönlichkeit“ an sich zu negativ besetzt. Auch die Aussage, dass er bei Besprechungen seine Meinung meistens als Erster äußert und seine Kollegen von seinen Ideen zu überzeugen versucht, könnte negativ aufgefasst worden sein und die Zielperson als egoistisch und herrschsüchtig erscheinen lassen.

Eine weitere mögliche Erklärung für die unerwarteten Ergebnisse könnte sein, dass der als weniger dominant beschriebene Mann aufgrund der Personenbeschreibung positiver hinsichtlich seines Willens, Ressourcen für die Frau und deren Nachkommen zur Verfügung zu stellen, eingeschätzt wurde. Dieser Mann wurde als zurückhaltende Persönlichkeit und als jemand, der Rücksicht auf andere nimmt, beschrieben. Außerdem wurde er als hilfsbereit und bescheiden beschrieben. Eine erhöhte Dominanz bei Männern wird von Frauen oft in Verbindung mit Aggressivität und Egoismus gebracht (Jensen-Campbell, Graziano & West, 1995). Eine erhöhte Dominanz kann darauf hindeuten, dass Männer Ressourcen zwar kontrollieren können, aber nicht unbedingt auch bereit sind, diese mit jemandem zu teilen.

Die Frauen in meiner Untersuchung könnten daher den weniger dominanten Mann generell positiver als möglichen Ehemann und Vater beurteilt haben, wenn sie annahmen, dass dieser seine Ressourcen bereitwillig teilen würde. Dafür sprechen die gefundenen Ergebnisse, die zeigten, dass der weniger dominante Mann gegenüber dem dominanteren Mann positiver beurteilt wurde, wenn es um die Beurteilung der Versorgungsmöglichkeiten für Frau und Kinder ging.

Ein Problem bei der Konstruktion der Personenbeschreibung könnte gewesen sein, dass die beschriebenen Personen zwar wie von mir beabsichtigt als dominanter oder weniger dominant wahrgenommen wurden, sich jedoch in der wahrgenommenen prosozialen Orientierung unterschieden. Der von mir als dominanter beschriebene Mann zeigt mehr egoistische Verhaltensweisen, die sich auf den eigenen Vorteil beziehen, als der als weniger dominant beschriebene Mann. Letzterer zeigt im Gegensatz dazu mehr prosoziale

Verhaltensweisen, die sich nicht auf den eigenen Vorteil, sondern den Vorteil einer Gruppe beziehen. Laut den Ergebnissen der Studie von Jensen-Campbell et al. (1995) besteht eine Präferenz für dominantere Männer nur, wenn diese prosoziales dominantes Verhalten zeigen.

Eine Erklärung für die unerwarteten Ergebnisse bezüglich der Größe wäre, dass möglicherweise die Größe von 182 cm für den im Versuchsmaterial als größer beschriebenen Mann zu gering gewählt war. Der als größer beschriebene Mann wurde zwar als größer wahrgenommen als der als kleiner beschriebene Mann, jedoch vielleicht nicht als generell groß genug. Abhängig von der Größe der untersuchten Frauen könnte ein Mann mit einer Körpergröße von 182 cm als nicht groß genug wahrgenommen worden sein, um ihn bezüglich der Größe per se positiv als möglichen Partner zu beurteilen.

Eine weitere mögliche Erklärung für diese unerwarteten Ergebnisse könnte die bereits in der Studie von Gillis und Avis (1980) untersuchte Annahme sein, dass Männer bei der Partnerwahl in der Regel größer oder zumindest gleich groß sein sollten wie Frauen.

Da die Durchschnittsgröße der hier untersuchten Frauen bei 167,3 cm lag, war der als kleiner beschriebene Mann mit einer Körpergröße von 167 cm nicht bedeutend kleiner beziehungsweise fast gleich groß wie die untersuchten Frauen. Er wurde von diesen daher möglicherweise positiver als potentieller Partner beurteilt als der größere Mann mit 182 cm, da sobald die Männer mindestens gleich groß sind wie die Frauen, die Größe per se bei der Partnerwahl nicht mehr so wichtig zu sein scheint.

Mögliche Gründe für die unerwarteten Ergebnisse bezüglich des Einflusses der Elternschaftsthematik könnten in der Länge des Versuchsmaterials und der Abfolge der Vorgabe liegen. Nach einigen Überlegungen habe ich mich dazu entschlossen, das Versuchsmaterial in folgender Reihenfolge vorzugeben: Zuerst wurde der angebliche Satzbildungstest vorgegeben, der als Priming der Elternschaftsthematik diente. Darauf folgte die Vorgabe des angeblichen Wortergänzungstests, der als Manipulation-Check für die Überprüfung der Wirksamkeit des Primings diente. Im Anschluss daran wurden die Personenbeschreibungen zur Beurteilung vorgegeben.

Während der Vorgabe des Fragebogens ist mir aufgefallen, dass die meisten Untersuchungsteilnehmerinnen den ersten Teil, in dem zwanzig Sätze aus durcheinander gewürfelten Wörtern zu bilden waren, als zu lang empfanden und nach zehn Sätzen, wenn sie beim Umblättern die nächste Seite mit weiteren zehn zu bildenden Sätzen sahen, diese sehr oft nur noch widerwillig bearbeiteten. Diese Abschwächung der Motivation über die Zeit hinweg könnte ein Grund dafür sein, dass das Priming nicht wie erwartet funktioniert hat,

Die Vorgabe des Wortergänzungstests an zweiter Stelle war meiner Meinung nach im Nachhinein betrachtet ein Fehler und ein möglicher Grund für die unerwarteten Ergebnisse bezüglich des Primings. Beim Ergänzen der zwanzig Wortfragmente hatte der Großteil der teilnehmenden Studentinnen Probleme, Wörter für gewisse Wortfragmente zu finden und sie brauchten mehr Zeit als erwartet um diese Aufgabe zu bearbeiten. Bei vielen Teilnehmerinnen machte sich Frustration breit, wenn sie bei gewissen Wortfragmenten länger brauchten, um ein passendes Wort zu finden. Die Verzögerungen bei der Bearbeitung dieser Aufgabe haben sich meiner Meinung nach negativ auf die anschließende Personenbeurteilung ausgewirkt, da sowohl die Bearbeitung der zwanzig Sätze im ersten Teil als auch die Bearbeitung der zwanzig Wortfragmente im zweiten Teil des Fragebogens zu lange dauerte und viele

Teilnehmerinnen im dritten Teil bei der Personenbeurteilung schon frustriert und unmotiviert waren. Das könnte dazu geführt haben, dass die beschriebenen Personen, vor allem die als dominanter beschriebenen Personen, negativer als potentielle Partner beurteilt wurden als das normalerweise der Fall gewesen wäre.

Ursprünglich war meine Überlegung bezüglich der Reihenfolge der Vorgabe des Untersuchungsmaterials, dass der Manipulation-Check für das Priming direkt auf die Priming-Aufgabe folgen sollte, um sicherzugehen, dass die Wirksamkeit des Primings noch nicht nachgelassen hat, wie es bei der Vorgabe des Manipulation-Check am Ende des gesamten Fragebogens möglich gewesen wäre. Außerdem hätte es meiner Meinung nach im besten Fall zu einer Verstärkung des Primings durch diese Reihenfolge der Vorgabe kommen können.

So jedoch ist wahrscheinlich der Fall des Nachlassens der Wirksamkeit des Primings bei der dritten Aufgabe, der Personenbeurteilung, eingetreten, da die Bearbeitung der zweiten Aufgabe zu lange gedauert hat. Die Vorgabe des Wortergänzungstests an zweiter Stelle des Fragebogens hat die Wirksamkeit des Primings aufgrund der langen Bearbeitungszeit eher abgeschwächt als verstärkt. Vorteilhafter wäre die Vorgabe der Personenbeurteilung an zweiter Stelle gewesen, da diese von den drei Aufgaben auch am schnellsten zu bearbeiten war. Die Wirksamkeit des Primings wäre daher möglicherweise bei der Bearbeitung des Wortergänzungstests an dritter Stelle noch nicht abgeschwächt gewesen.