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Kontexteffekte auf die Partnerpräferenzen der Frau

Im Laufe der Evolution war es notwendig, sich an verschiedene Lebensbedingungen anzupassen und Probleme bezüglich des Überlebens und der Fortpflanzung zu bewältigen.

Die daraus resultierten Präferenzen für bestimmte Eigenschaften bei einem möglichen Partner sind daher nicht starr ausgerichtet, sondern können sich je nach Lebenssituation verändern (Buss & Schmitt, 1993). Eine Präferenz, die in einer bestimmten Situation vorteilhaft ist, kann in anderen Situationen unwichtig sein oder sich sogar negativ auswirken. Im Laufe der Evolution haben sich die Menschen daher dahingehend entwickelt, dass sie hinsichtlich der Präferenzen bei der Partnerwahl flexibel sind und, je nach Lebenssituation und zu lösenden Problemen, Präferenzen für Eigenschaften bei einem möglichen Partner zeigen, die zur positiven Bewältigung einer Problemsituation beitragen können (Buss & Schmitt, 1993).

Ein wichtiger Umstand, der sich bei Frauen auf ihre Präferenzen bei der Partnerwahl auswirken kann, ist der Menstruationszyklus (Buss, 2004). Dieser Umstand ist deshalb so bedeutend, weil sich die Chance einer Frau schwanger zu werden nur auf eine kurze Zeitspanne in diesem Zyklus beschränkt. Der Menstruationszyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation und dauert im Normalfall circa 28 Tage bis zur nächsten Menstruation, wobei der Eisprung in der Mitte des Zyklus ungefähr um den 14. Tag stattfindet und zu diesem Zeitpunkt eine Befruchtung möglich ist. Die Chance einer Frau schwanger zu werden ist in der fruchtbaren Phase vor dem Eisprung, der so genannten Follikelphase, am größten und am geringsten in der nicht fruchtbaren Phase nach dem Eisprung, der so genannten Lutealphase (Buss, 2004). Daher sollten Frauen in der Phase vor dem Eisprung verstärkt Präferenzen für die besprochenen Merkmale beim Mann zeigen, die auf seine Fähigkeiten hindeuten seinen Teil der elterlichen Investitionen erfüllen zu können (Buss, 2004).

In zwei Untersuchungen von Johnston, Hagel, Franklin, Fink und Grammer (2001) und Penton-Voak und Perrett (2000) wurde untersucht, wie sich der Menstruationszyklus bei Frauen auf die Bewertung männlicher Gesichter auswirkt. Ausgangspunkt dieser

Untersuchungen war die Annahme, dass Frauen im Allgemeinen Männer bei der Partnerwahl bevorzugen, die maskuline Gesichtszüge aufweisen, die auf Dominanz hindeuten können.

Die untersuchten Frauen zeigten in der fruchtbaren Phase ihres Zyklus verglichen mit der nicht fruchtbaren Phase eine stärkere Präferenz für maskuline Gesichtszüge bei Männern.

Weiters zeigte sich, dass Frauen, die sich in der fruchtbaren Phase ihres Zyklus befanden, maskuliner aussehende Gesichter von Männern als attraktiver beurteilten im Vergleich zu

männlichen Gesichtern, wie zum Beispiel ein ausgeprägtes Kinn, die auf Dominanz und Stärke beim Mann hindeuten können, scheinen von Frauen verstärkt in der fruchtbaren Phase des Menstruationszyklus, wenn die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden am größten ist, bevorzugt zu werden. In einer Untersuchung von Pawlowski und Jasienska (2005) wurde die Auswirkung des Menstruationszyklus auf die Präferenz von Frauen für das Merkmal Größe bei Männern untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass Frauen, die sich in der fruchtbaren Phase ihres Zyklus befanden, größere Männer gegenüber kleineren Männern als attraktiver beurteilten im Vergleich zu Frauen, die sich in der nicht fruchtbaren Phase ihres Zyklus befanden.

Ein weiterer Kontext, der sich bei Frauen auf ihre Partnerwahlpräferenzen auswirken kann, ist die Elternschaft (Millar & Ostlund, 2006). Der Übergang in einen Lebensabschnitt, in dem Kinder und somit die Elternschaft eine Rolle spielen, stellt für Frauen eine bedeutende Veränderung ihrer Lebenssituation dar. Daher müssen sie noch stärker darauf achten, einen Partner auszuwählen, der Ressourcen und Schutz zur Verfügung stellen kann und dies auch will und somit seinen Teil der elterlichen Investitionen erfüllt. Die Präferenz für Merkmale bei Männern, die mit Ressourcenkontrolle und der Möglichkeit Schutz zu bieten in

Verbindung stehen, wie zum Beispiel Dominanz und Körpergröße, sollte daher verstärkt auftreten. Besonders wichtig für Frauen ist es dabei auch einen Partner zu finden, der sich langfristig binden will und sich um die Nachkommen aktiv kümmert. All diese Überlegungen von Frauen, die sich mit dem Thema Elternschaft beschäftigen, drücken sich in den

verstärkten Präferenzen für die besprochenen Merkmale aus (Millar & Ostlund 2006).

1.7.1. Der Einfluss der Elternschaftsthematik auf die Präferenzen bei der Partnerwahl

In einer Studie von Millar und Ostlund (2006), die als Ausgangsarbeit für meine empirische Untersuchung diente, wurde untersucht, wie sich der Kontext Elternschaft auf die Partnerwahlpräferenzen von Männern und Frauen auswirkt. Dieser Untersuchung liegt die Annahme zugrunde, dass Personen, die sich mit dem Thema Elternschaft auseinandersetzen, eine erhöhte Präferenz für Merkmale bei einem potentiellen Partner zeigen, die auf die

Möglichkeit elterliche Investitionen zu leisten hindeuten. In dieser Arbeit wurde das Merkmal Dominanz als Indikator für Ressourcenkontrolle und das Merkmal physische Attraktivität als Indikator für Jugendlichkeit und Gesundheit untersucht. An der Untersuchung nahmen 277 Frauen und 171 Männer, die an einer amerikanischen Universität studierten, mit einem durchschnittlichen Alter von 20 Jahren teil.

Die Hypothesen der Untersuchung lauteten wie folgt: Für Frauen ist bei der

Partnerwahl die Dominanz wichtiger als für Männer. Ein Priming der Elternschaftsthematik verstärkt die Präferenz von Frauen für dominantere gegenüber weniger dominanten Männern als mögliche Partner. Frauen in der Priming-Bedingung beurteilen dominantere Männer positiver als mögliche Partner als Frauen in der Non-Priming-Bedingung. Für Männer ist bei der Partnerwahl die physische Attraktivität wichtiger als für Frauen. Ein Priming der Elternschaftsthematik verstärkt die Präferenz von Männern für attraktivere gegenüber weniger attraktiven Frauen als mögliche Partnerinnen. Männer in der Priming-Bedingung beurteilen attraktivere Frauen positiver als mögliche Partnerinnen als Männer in der Non-Priming-Bedingung. Die unabhängigen Variablen dieser Untersuchung lauteten „Priming“ mit den Abstufungen „Priming der Elternschaftsthematik“ versus „kein Priming“, „Dominanz“ mit den Abstufungen „dominanter“ versus „weniger dominant“, „Attraktivität“ mit den Stufen

„überdurchschnittlich attraktiv“ versus „unterdurchschnittlich attraktiv“ und „Geschlecht“

mit den Abstufungen „männlich“ versus „weiblich“.

Bei dieser Untersuchung wurde die Methode des Primings angewendet, um das Thema Elternschaft bei den untersuchten Personen zu aktivieren. Ein typischer Untersuchungsablauf mit einem Priming hat zwei Phasen (Chartrand & Bargh, 1996). In der ersten Phase, auch Priming-Phase genannt, wird das eigentliche Priming durchgeführt indem Stimuli, die als Primes dienen, präsentiert werden. Diese Stimuli können zum Beispiel in Form von Wörtern oder Bildern dargeboten werden, die von den untersuchten Personen bearbeitet werden sollen.

Die Darbietung dieser Stimuli führt zu einer unbewussten kognitiven Aktivierung von

Gedächtnisinhalten, die mit den gezeigten Informationen assoziiert sind. In der zweiten Phase der Untersuchung sollen von den untersuchten Personen von der ersten Aufgabe angeblich unabhängige Aufgaben bearbeitet werden. Bei der Bearbeitung dieser Aufgaben werden die Personen durch die zuvor aktivierten Gedächtnisinhalte unbewusst beeinflusst (Chartrand &

Bargh, 1996). Für das Priming der Elternschaftsthematik in der vorliegenden Untersuchung wurde ein Satzbildungstest herangezogen, bei dem es darum ging, aus durcheinander gewürfelten Wörtern einen Satz zu bilden. Insgesamt wurden 20 Sätze zur Bearbeitung vorgegeben, wobei in der Priming-Bedingung 13 Sätze Wörter enthielten, die mit dem Thema Elternschaft zu tun hatten.

Bei der zweiten Aufgabe sollten Zielpersonen anhand eines Fotos und einer

Personenbeschreibung hinsichtlich ihrer Attraktivität als mögliche Partner für ein Date und hinsichtlich ihrer generellen Attraktivität als Ehepartner beurteilt werden. Das Foto diente der

Operationalisierung der Dominanz. Die dominantere Person wurde als Anführer und als dominant, durchsetzungsfähig und bestimmend beschrieben. Die weniger dominante Person wurde im Gegensatz dazu als Mitläufer und als nicht dominant, entgegenkommend und nachgiebig beschrieben.

Der Ablauf der Untersuchung ging wie folgt von statten: Zuerst wurde den teilnehmenden Personen die Satzbildungsaufgabe vorgegeben. Die Sätze mit den

durcheinander gewürfelten Wörtern, wobei in der Priming-Bedingung 13 Sätze mit dem Thema Elternschaft zu tun hatten, sollten bearbeitet werden. Anschließend an diese Aufgabe wurden die Fotos und Beschreibungen der Zielpersonen vorgegeben, die dann mithilfe einer Rating-Skala beurteilt werden sollten. Je nach Untersuchungsbedingung wurden die

Dominanz und die physische Attraktivität der Zielpersonen variiert.

Für die untersuchten Frauen stimmten die Ergebnisse mit den Hypothesen überein.

Es zeigte sich eine signifikante Wechselwirkung „Geschlecht x Dominanz“. Frauen beurteilten dominantere Männer positiver als potentielle Partner für ein Date und als Ehepartner als weniger dominante Männer. Wie erwartet zeigte sich auch eine signifikante Wechselwirkung „Priming x Geschlecht x Dominanz“. Frauen beurteilten nach einem Priming der Elternschaftsthematik dominantere Männer positiver als potentielle Partner als Frauen in der Non-Priming-Bedingung. Für Männer konnte nur eine signifikante Wechselwirkung „Geschlecht x Attraktivität“ gefunden werden. Männer beurteilten attraktivere Frauen positiver als potentielle Ehepartnerinnen als weniger attraktive Frauen.

Ein Einfluss der Elternschaftsthematik auf die Präferenzen bei der Partnerwahl konnte in dieser Untersuchung nur für Frauen gefunden werden. Die Präferenz von dominanteren Männern gegenüber weniger dominanten Männern als mögliche Partner wurde bei Frauen durch ein Priming der Elternschaftsthematik verstärkt.