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Strukturerreichungsgrads in den einzelnen Bundesländern

6 Mögliche Einsparpotenziale für das Gesundheitssystem

Aufbauend auf den Analysen zu den Betriebskosten klinischer Krebsregister sowie dem Umsetzungsaufwand wird im Folgenden

6.1 Aufwands- und Kosteneinsparungen bei den Organkrebszentren

Einsparpotenziale werden insbesondere im Bereich der Organ-krebszentren und der sie betreibenden Leistungserbringer gese-hen. Unter der Voraussetzung, dass eine systematische und in-tensive Kooperation zwischen den klinischen Krebsregistern und den Organkrebszentren erfolgt, sind deutliche Einsparungen in Bezug auf den Dokumentationsaufwand und die Dokumentations-kosten auf Seiten der Organkrebszentren zu erwarten.

Eine erfolgreiche Zertifikatserteilung durch das Institut OnkoZert setzt voraus, dass ein Organkrebszentrum, das sich zertifizieren oder rezertifizieren lassen möchte, die von der Deutschen Krebs-gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie defi-nierten fachlichen Anforderungen erfüllt.

Eine zentrale Anforderung stellt hierbei der Nachweis eines funkti-onsfähigen Systems der Tumordokumentation dar. Vorgeschrie-ben sind eine zeitnahe Erfassung der Patientendaten und regel-mäßige Datenauswertungen. Für jede bzw. jeden erfasste Patien-tin oder Patienten müssen die Organkrebszentren mindestens einmal jährlich Follow-Up-Daten ermitteln.83

Diese Follow-Up-Ermittlung ist für die Organkrebszentren jedoch mit erheblichem Aufwand verbunden. Hierfür wäre prinzipiell erfor-derlich, dass jedes einzelne Organkrebszentrum Abfragen bei Einwohnermeldeämtern, bei klinischen oder epidemiologischen Krebsregistern, bei den für die Nachsorge verantwortlichen statio-nären und ambulanten Einrichtungen, direkte Anschreiben an die Patientinnen und Patienten und/oder Nachsorgesprechstunden durchführen würde.

Das dafür erforderli-che Dokumentationssystem entspricht einem einrichtungsbezoge-nem klinischen Krebsregister, was von jedem Organkrebszentrum geführt werden muss.

„Wenn ein Zentrum jährlich etwa 100 Patienten behandelt, stehen bei Brustkrebs langfristig 1000 Patienten im Follow-Up. (…) Jährlich sind ca. 100 Sterbefälle, etwa 35 durch den Brustkrebs bedingt, zu ermitteln. Etwa 40 Progressionen und 15 Zweitmalignome sind in Erfahrung zu bringen, auch wenn Diagnosestellung und Behandlung in anderen Zentren

83 Onkozert Im Internet verfügbar unter:

beispielsweise mindestens 0,5 Stellen für die Aufgaben der Dokumentation bereitzuhalten.

gen. Fünfzig Patienten ziehen um, Adressen sind zu aktuali-sieren.“84

Sind die Organkrebszentren dazu in der Lage – wie dies bereits zahlfach erfolgt – die Follow-Up-Daten über die klinischen Krebs-register zu genieren, könnte dieser Aufwand eingespart werden bzw. würde wegfallen.

Unter den Bedingungen eines flächendeckenden Ausbaus klini-scher Krebsregister könnten die Organkrebszentren darüber hin-aus nicht nur von der Ergänzung ihrer Behandlungsdaten um die sektorenübergreifenden Verlaufs- und Follow-Up-Daten aus den klinischen Krebsregistern profitieren, sondern auch von dem dort vorhandenen Know-How bezüglich der Datenauswertung, Daten-eingabe und Datenhaltung.

Vor dem Hintergrund, dass zum Berichtszeitpunkt bereits über 280 Brustkrebszentren, über 200 Darmkrebszentren sowie mehr als 50 Prostatakarzinomzentren, 40 Gynäkologische Zentren, 25 Haut-krebszentren und 16 LungenHaut-krebszentren bestehen, ist das Ein-sparpotenzial insgesamt als hoch einzuschätzen.85

6.2 Aufwands- und Kosteneinsparungen bei der epidemiologischen Krebsregistrierung

Dies gilt gera-de mit Blick auf die steigengera-de Zahl zertifizierter Organkrebszentren in den kommenden Jahren.

Unter der Voraussetzung, dass der Meldeweg der epidemiologi-schen Datenanteile grundsätzlich und bundesweit über die klini-schen Krebsregister festgeschrieben wird, ist darüber hinaus von Einsparpotenzialen im Bereich der von den Ländern finanzierten epidemiologischen Krebsregistrierung auszugehen.

Da sich der epidemiologische Datensatz als eine Teilmenge des klinischen Datensatzes beschreiben lässt, bieten sich die klini-schen Krebsregister als Lieferanten bereits aufbereiteter, quali-tätsgeprüfter epidemiologischer Daten an. Dies erfolgt auch bereits in zahlreichen Bundesländern mit bevölkerungsbezogen arbeiten-den klinischen Krebsregistern. Durch die Übermittlung aggregier-ter, bereits qualitätsgeprüfter Daten könnte so Dokumentations-aufwand und damit Dokumentationspersonal in den

Vertrauens-6.3 Aufwands- und Kosteneinsparungen beim Disease Management Programm

Brustkrebs

Die Dokumentationsanforderungen im Rahmen des Disease Ma-nagement Programms Brustkrebs sowie im Rahmen der klinischen Krebsregister weisen starke Ähnlichkeiten auf. Der zentrale Unter-schied besteht darin, dass sich die Dokumentationsaktivitäten im Falle des Disease Management Programms lediglich auf eine Tu-morentität fokussieren. Mit Ausnahme einzelner Parameter lassen sich die Daten des Disease Management Programms grundsätz-lich als eine Teilmenge der im Rahmen der klinischen Krebsregis-ter erfassten Daten beschreiben.

Vorausgesetzt die Dokumentationsanforderungen werden verein-heitlicht und entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen ge-schaffen, erscheint in diesem Kontext eine Datengenierung aus den klinischen Krebsregistern naheliegend und möglich. In Folge des Abbaus von Doppelstrukturen sind deutliche Reduktionen des Dokumentationsaufwands für die Leistungserbringer sowie für die datenverarbeitenden Stellen zu erwarten.

Bei der Einschätzung des Einsparpotenzials ist zu berücksichtigen, dass aktuell rund 128.000 Patientinnen in das Disease Manage-ment Programm Brustkrebs bei einem 5-jährigen Betreuungszeit-raum eingeschrieben sind (Stand: August 2009).86 Gleichzeitig sind nach epidemiologischen Schätzungen rund 60.000 Neuer-krankungen Brustkrebs pro Jahr zu erwarten.87

Zudem verdeutlichen erste Zwischenergebnisse der

Querschnittsarbeitsgruppe Dokumentation des Nationalen Krebs-plans für die Tumorentität Mammakarzinom, wie intensiv die Mehr-facherfassung im Status Quo ausgeprägt ist. Ein Vergleich zwi-schen dem ADT-, dem BQS- und dem Disease Management Da-tensatz sowie dem Erhebungsbogen für Brustkrebszentren zeigt, dass rund 65% der Indikatoren mindestens doppelt erfasst wer-den.

88

86 Bundesversicherungsamt (2010). Im Internet verfügbar unter:

http://www.bundesversicherungsamt.de/nn_1046648/DE/DMP/dmp__node.html?__nnn=true (Stand 30.07.2010).

87 Robert Koch-Institut und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID) (2010).

88 Aufstellung von Frau Klinkhammer-Schalke, Leiterin der Querschnittsarbeitsgruppe Dokumentation.

6.4 Aufwands- und Kosteneinsparungen beim AQUA/BQS-Verfahren

Analog zu den Ausführungen zum Disease Management Pro-gramm Brustkrebs ist auch beim AQUA/BQS-Verfahren von Ein-sparpotenzialen im Zuge einer Datengenierung durch die klini-schen Krebsregister zu rechnen.

Denn auch der AQUA-Datensatz lässt sich mit Ausnahme einzel-ner abweichender Parameter als eine Teilmenge der in den klini-schen Krebsregistern dokumentierten Daten beschreiben. Die Teilmenge bezieht sich dabei nur auf eine Tumorentität (Brust-krebs) sowie nur auf Daten aus dem stationären Versorgungsbe-reich.

In diesem Kontext ist zu berücksichtigten, dass von den jährlich 18 Millionen Krankenhausfällen rund 150.000 auf die Hauptdiagnose

„Bösartige Neubildung der Brustdrüse“ entfallen (Stand 2008).89 Wie beim DMP kann sich das klinische Krebsregister lediglich als Sammelstelle der Daten bzw. Datenlieferant verstehen. Die Da-tenverarbeitung bleibt nicht zuletzt durch gesetzgeberische Vorga-ben in der Hoheit der betreffenden Institutionen.

7 Nutzenanalyse der klinischen