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4 Status Quo der Forschung

For-schung zu Kapitalstrukturentscheidungen von Familienunternehmen. Dies bein-haltet sowohl Fragen zur externen Eigen- als auch Fremdkapitalfinanzierung. Die nachfolgende Abbildung 4 bietet einen zusammenfassenden Überblick über die Ab-grenzung der Forschungsfelder und die identifizierten thematischen Schwerpunkte.

Abbildung 4: Forschungsschwerpunkte der existierenden Literatur (Eigene Darstellung)

Im Kontext der Fremdkapitalfinanzierung von Familienunternehmen wurden ins-gesamt 22 Artikel analysiert. Für die zugrundeliegende Literatursuche und Selektion wurde ein Vorgehen gewählt, das sich im Wesentlichen an der Methodik aus Artikel eins orientiert. Hierbei wurden dieselben zwölf Datenbanken sowie ebenfalls die Referenzen und Zitationen der gefundenen Artikel durchsucht. Auswahlentscheidun-gen wurden weiterhin in ähnlicher Art und Weise getroffen, so dass beispielsweise Studien zu mittelständischen Unternehmen ohne Familienbezug nicht berücksichtigt wurden (z.B. Frank und Goyal, 2009; Benkraiem und Gurau, 2013). Die Suchbegrif-fe bestanden anfangs aus Kombinationen der englischen Versionen der BegrifSuchbegrif-fe Fa-milienunternehmen, Fremdkapital, Bankkredit oder Darlehen. Für eine weitere Erhö-hung der Treffer wurden weitere Kombinationen mit dem Begriff Kapitalstruktur gebildet. Obwohl dieser Begriff gleichzeitig das übergeordnete Forschungsfeld be-schreibt, hat eine Analyse der dadurch gefundenen Literatur gezeigt, dass diese Stu-dien oftmals das Verhältnis von Innenfinanzierung und Fremdkapitalnutzung be-leuchtet haben (z.B. Gottardo und Moisello, 2014; Burgstaller und Wagner, 2015;

Baek et al., 2016). Aus diesem Grund wurden die entsprechenden Artikel in den Li-teraturüberblick zur Fremdkapitalfinanzierung einbezogen.

Die 22 analysierten Artikel wurden insgesamt in 17 verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht, wobei 14 Zeitschriften jeweils einen Artikel beigesteuert haben. Zwei Mal vertreten sind hingegen das Journal of Banking & Finance und Entrepreneurship Theory & Practice. Die meisten Veröffentlichungen (vier) stammen aus dem Family Business Review. Die Qualitätseinstufung der Zeitschriften erfolgt auf Basis des VHB-Jourqual 3 Rankings. Demnach befinden sich zwei Artikel in Zeitschriften mit einem A+ Ranking, fünf Artikel mit A Ranking, zehn Artikel mit B Ranking, zwei mit C Ranking und drei Artikel in Zeitschriften ohne VHB Ranking. Aus geographi-scher Sicht dominieren Studien auf US-amerikanigeographi-scher Datenbasis (sieben), vor Australien (drei), Deutschland (zwei) und Spanien (zwei). Alle weiteren Länder, wie z.B. Kanada, Italien, Belgien oder Österreich, kommen dagegen einmal vor.

Die Studienherkunft ist vor allem vor dem Hintergrund der länderspezifischen Fi-nanzsysteme zu betrachten. Während in den USA eine starke Kapitalmarktorientie-rung in der UnternehmensfinanzieKapitalmarktorientie-rung zu finden ist, lässt sich in Ländern wie Deutschland oder Österreich beispielsweise ein stärker bankorientiertes Finanzsys-tem beobachten (Ampenberger et al., 2013; Burgstaller und Wagner, 2015). Weitere Auffälligkeiten zeigen sich bei den verwendeten Datensätzen. Es lassen sich zwei Gruppen unterscheiden. Einerseits gibt es Untersuchungen, die Stichproben von ge-listeten (großen) Unternehmen untersuchen (z.B. Anderson und Reeb, 2003; King und Santor, 2008; Croci et al., 2011; Ampenberger et al., 2013; Schmid, 2013). An-dererseits werden bei privaten Unternehmen fast ausschließlich kleine und mittlere Unternehmen analysiert (z.B. López-Garcia und Sánchez-Andújar, 2007; Molly et al., 2012; Serrasqueiro et al., 2012; González et al., 2013; Lappalainen und Niskanen, 2013). Zudem erfolgt, mit Ausnahme der Studie von Molly et al. (2012), immer ein Vergleich zwischen Familien- und Nicht-Familienunternehmen.

Aus methodischer Sicht handelt es sich bei allen Artikeln um empirisch-quantitative Studien. Die verschiedenen Analysemodelle basieren dabei häufig auf Datensätzen mit Panel oder Cross-sectional Daten (z.B. Steijvers und Voordeckers, 2009; Setia-Atamaja, 2010). Hinsichtlich des theoretischen Erklärungsrahmens zeigt sich, dass mehrheitlich Finanztheorien wie die POT und nur selten theoretische Ansätze, die spezifisch die Einbindung der Familie im Unternehmen erklären, angewandt werden (z.B. Gottardo und Moisello, 2014; Baek et al., 2016).

Aus inhaltlicher Perspektive lassen sich bei den analysierten Artikeln drei Themen-schwerpunkte ausmachen. Ein erster Schwerpunkt liegt in der Untersuchung, ob ein Familieneffekt auf die Kapitalstruktur und die Nutzung von Fremdkapital existiert.

Hierzu haben einige Studien beispielsweise die Eigentümerstrukturen von Familien- und Nicht-Familienunternehmen verglichen (Anderson et al., 2003; Anderson und Reeb, 2003; King und Santor, 2008; Serrasqueiro et al., 2012). Bei weiteren Studien wurden die Auswirkungen der Familie nicht nur anhand von Eigentumsvariablen gemessen, sondern zusätzlich eine Familienbeteiligung im Management (Mishra und McConaughy, 1999; Schulze et al., 2003; Croci et al., 2011; Baek et al., 2016) und in Aufsichtsgremien (Ampenberger et al., 2013; González et al., 2013) überprüft. Mit möglichen Folgen eines Familieneffekts haben sich dagegen nur Steijvers und Voordecker (2009) beschäftigt, die untersucht haben, ob familienkontrollierte Unter-nehmen von höheren Kosten bei Bankkrediten betroffen sind.

Ein zweiter Schwerpunkt in der Literatur lässt sich hinsichtlich der Determinanten der Fremdkapitalnutzung von Familienunternehmen identifizieren. Insbesondere Faktoren wie der Wille zum Kontrollerhalt, die Risikoaversion, mögliche Wachs-tumschancen oder interne Ressourcen wurden von mehreren Studien innerhalb dieses Themenschwerpunktes als mögliche Einflussfaktoren auf das Finanzierungs- und Entscheidungsverhalten der Eigentümer untersucht (Romano et al., 2001; Blanco-Mazagatos et al., 2007; López-Garcia und Sánchez-Andújar, 2007; Schmid, 2013;

Gottardo und Moisello, 2014; Burgstaller und Wagner, 2015). Darüber hinaus wur-den Corporate Governance-Faktoren, wie z.B. die Unabhängigkeit der Aufsichtsor-gane, (Setia-Atamaja et al., 2009; Setia-Atmaja, 2010) oder die Auswirkungen durch verschiedene Generationen in der Verantwortung (Molly et al., 2012) zusätzlich ana-lysiert.

Beim dritten Schwerpunkt innerhalb der bestehenden Literatur zur Fremdkapitalfi-nanzierung geht es um die Frage, wie sich der Familieneinfluss auf die Nutzung und Einstellung gegenüber verschiedenen Fremdfinanzierungsinstrumenten auswirkt.

Die Anzahl der verfügbaren Studien ist im Vergleich zu den ersten beiden Schwer-punkten jedoch gering. Lediglich Coleman und Carsky (1999) und Lappalainen und Niskanen (2013) haben neben dem Bankkredit auch noch andere Optionen wie Liefe-rantenkredite oder Leasing einbezogen.

Wie zu Beginn des Abschnitts erwähnt, wurde die Literatur im Kontext der externen Eigenkapitalfinanzierung von Familienunternehmen ausführlich im Rahmen des Literature Review Artikels analysiert, der auch das methodische Vorgehen präsen-tiert (Thiele, 2017). Deshalb wird an dieser Stelle direkt auf die in dem Artikel iden-tifizierten fünf Forschungsschwerpunkte eingegangen. Vor dem Hintergrund, dass es bei der externen Eigenkapitalfinanzierung, unabhängig vom Exit- oder Beteili-gungsmarkt, zu Veränderungen in der Eigentümerstruktur und weiteren Rahmenbe-dingungen kommt, sind die Forschungsfragen der analysierten Artikel vielfältiger als bei den zuvor beschriebenen Schwerpunkten der Fremdkapitalfinanzierungsliteratur.

Die Literatur innerhalb des ersten Schwerpunktes beschäftigt sich mit Finanzie-rungsentscheidungen. Hierzu gehören die Situationen und Rahmenbedingungen, in denen eine Finanzierung durch externes Eigenkapital sowohl aus Sicht der Eigentü-merfamilie (Reimers, 2004; Achleitner et al., 2008; Möbius und Darge, 2014; Mon-delli und Klein, 2014; Croce und Martí, 2016), als auch aus der Perspektive der PE Investoren (Upton und Petty, 2000; Dawson, 2011; Stubner et al., 2013) relevant wird. Daran anknüpfend untersuchten weitere Studien die Nutzungsintentionen von Familienunternehmern sowie mögliche Vorurteile, Konfliktpotenziale oder Hinder-nisse in der Interaktion beider Parteien (Poech et al., 2005; Espel, 2008). Ebenfalls wurden mögliche Alternativen wie Minderheitsbeteiligungen (Achleitner et al., 2008;

Tappeiner et al., 2012) oder Familieninvestoren als alternativer Investorentyp, (Trai-chel, 2011; Wulf et al., 2011) in einigen Studien analysiert.

Der zweite Schwerpunkt fokussiert sich auf die Vertragsgestaltung und Zusam-menarbeit zwischen Familienunternehmen und Investoren. Im Zusammenhang mit der Vertragsgestaltung wurden beispielsweise rechtliche Aspekte, wie Einflussrechte und Ausstiegsoptionen, (Achleitner et al., 2008; Niethammer, 2008; Söding, 2012) sowie die Verhandlungsmacht beider Parteien (Ahlers, 2014) untersucht. Weiterhin wurden Vertrauen und Transparenz als wichtige Faktoren der Zusammenarbeit bei-der Parteien von einigen Studien näher beleuchtet (Littek, 2010; Poech und Peisl, 2012; Ahlers, 2014).

Beim dritten Schwerpunkt handelt es sich um Forschungsfragen entlang der Themen Nachfolge und Ausstiegsszenarien. Hierzu wurden beispielsweise Faktoren er-forscht, die die Entscheidung, einen Buyout als Möglichkeit für einen freiwilligen Ausstieg der Eigentümerfamilie aus dem Unternehmen zu nutzen, beeinflussen

(Kre-er, 2013). Für den Fall, dass ein PE Investor im Rahmen des Exitmarkts in das Fami-lienunternehmen einsteigt, haben Howorth et al. (2004) zudem mögliche Erfolgsfak-toren analysiert. Des Weiteren haben sich einige Studien mit dem MBO als familien-externe Nachfolgelösung beschäftigt (Scholes et al. 2007; Scholes et al. 2008; Di Toma und Montanari 2012).

Der vierte Schwerpunkt umfasst existierende Studien zu Strategie und Perfor-mance von Familienunternehmen, die mit externem Eigenkapital finanziert wurden.

Hierbei wurden beispielsweise die Einflussfaktoren und Auswirkungen strategischer Veränderungen, die durch den Investor initiiert werden, genauer beleuchtet (Scholes et al. 2009; Klöckner, 2009; Scholes et al. 2010; Götzen, 2013; Götzen, 2014). Wei-terhin sind die Auswirkungen von PE Investoren auf die Performance des Portfolio-Unternehmens ein häufiges Untersuchungsobjekt (Goosens et al., 2008; Wennberg et al., 2011; Martí et al., 2013; Croce und Martí, 2016). In diesem Zusammenhang ha-ben sich verschiedene Autoren auch mit den eingesetzten Maßnahmen zur Unter-nehmenssteigerung auseinandergesetzt (Prym, 2011; Chrisman et al., 2012b; Stubner et al., 2013; Ahlers et al., 2014).

Der letzte Forschungsschwerpunkt der Literatur zur externen Eigenkapitalfinanzie-rung konnte hinsichtlich des Themas Corporate Governance identifiziert werden.

Die Anzahl der verfügbaren Studien ist im Vergleich zu den anderen Schwerpunkten geringer. Die berücksichtigten Studien haben beispielsweise die Auswirkungen des Investoreneinstiegs auf Corporate Governance Instrumente, wie Anreizsysteme oder Aufsichtsgremien, untersucht (Brunninge und Nordqvist, 2004; Achleitner et al., 2008; Hehn, 2010; Götzen, 2014).

Insgesamt hat die Analyse der Literatur zur Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung von Familienunternehmen gezeigt, dass sich die bestehende Literatur bereits mit ver-schiedenen Themenfeldern und Forschungsfragen auseinandergesetzt hat. Diese rei-chen von der Analyse des Familieneinflusses auf Finanzierungsentscheidungen bis zu Auswirkungen gewählter Finanzierungsinstrumente auf die Leistung des Unter-nehmens.