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Die vier zusammengefassten Artikel lassen sich insgesamt dem übergeordneten For-schungsfeld der Kapitalstrukturentscheidungen von Familienunternehmen zuordnen.

Allerdings ist diese Einordnung nicht abschließend, da die Artikel teilweise ebenso Berührungspunkte zu anderen Forschungsfeldern, z.B. der Corporate

Governance-ten der Außenfinanzierung, so dass etwaige Entscheidungen in diesem Kontext grundsätzlich mit der Kapitalstruktur des Unternehmens zusammenhängen.

Aus inhaltlicher Sicht lassen sich zwischen den ersten drei Artikeln weitere Zusam-menhänge aufzeigen. Beispielsweise gehen die Forschungslücken des zweiten und dritten Artikels aus der Analyse im Rahmen des Literature Reviews (Artikel eins) hervor. Im ersten Artikel werden sowohl Studien zu Buyout-Finanzierungen (Exit-markt) als auch Beteiligungsfinanzierungen (Beteiligungs(Exit-markt) betrachtet. In den daran anschließenden zwei Artikeln liegt der Fokus hingegen auf der Beteiligungsfi-nanzierung, da hierzu weiterer Forschungsbedarf identifiziert werden konnte. Ein kompletter Ausstieg der Familie wird in beiden Artikeln nur als letzter Schritt disku-tiert, wenn beispielsweise keine familieninterne Nachfolge möglich ist. Des Weiteren besteht auch ein Zusammenhang zwischen den Forschungsfragen von Artikel zwei und drei. Bei der Auswahl des passenden Investorentyps spielen nicht nur die Ziele des Investors eine Rolle, sondern auch der Zeithorizont und die Vorstellungen zum Ausstieg aus der Beteiligung. Dementsprechend kann die Auswahl eines Investors, der besser zu den Zielen der Familie passt und mit dem ein gegenseitiges Verständnis vorliegt, potenzielle Konflikte im Vorhinein abmildern. Dies deuten auch die Ergeb-nisse des dritten Artikels an.

Hinsichtlich der verwendeten Theorien zeigt sich, dass in allen vier Artikeln mehr als eine Theorie Anwendung gefunden hat, um das Entscheidungsverhalten der Fa-milienunternehmer und deren Interaktion mit externen Kapitalgebern zu erklären.

Dabei wurde sowohl auf Theorien aus der allgemeinen Managementforschung als auch aus der Familienunternehmensforschung zurückgegriffen. Die Entscheidung für den Theorie-Mix basiert auf der Komplexität der Interaktion beider Parteien und der Notwendigkeit, diese aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Im Kontext der tatsächlichen Zusammenarbeit von Familienunternehmen und Kapitalgebern (Ar-tikel drei und vier) bietet beispielsweise die Principal-Agent-Theorie mit den ver-schiedenen, definierten Agency-Problemen eine angemessene Ausgangsbasis, um die vorhandenen Beziehungen und möglichen Konflikte zu bestimmen. In beiden Arti-keln wird die Principal-Agent-Theorie um eine theoretische Perspektive ergänzt, die den Familieneinfluss durch das Zusammenspiel von Familie und Unternehmen ge-nauer beleuchtet. Im Zusammenhang mit der Anbahnung einer Zusammenarbeit zwi-schen Familienunternehmen und Kapitalgebern (Artikel zwei) bietet die Principal-Agent-Theorie dagegen weniger Anhaltspunkte, da noch keine Vertragsbeziehungen

vorliegen. In diesem Fall bot die Nutzung des SEW- und Familiness-Ansatzes einen größeren Mehrwert, um die verschiedenen Perspektiven des Familieneinflusses im Rahmen einer Beteiligungsfinanzierungsentscheidung zu berücksichtigen.

Aus methodischer Sicht zeigt die Gesamtbetrachtung der vier Artikel eine große Vielfalt. Neben zwei theoretisch-konzeptionellen Artikeln beinhaltet die vorliegende kumulative Dissertation auch zwei empirische Ansätze. Das Vorgehen der inhaltli-chen Auswertung im ersten Artikel basiert auf den empirisinhaltli-chen Studien, die dem Literaturüberblick zugrunde liegen. Im zweiten Artikel ist die Entscheidung für eine konzeptionelle Modellentwicklung auf das Fehlen einer systematischen Erarbeitung von verschiedenen Investorentypen im Kontext von Familienunternehmen zurückzu-führen. Zudem hat die Komplexität, aufgrund der Kombination von verschiedenen Investorentypen und Finanzierungsanlässen, die Erhebung einer umfangreichen, em-pirischen Datenbasis erschwert. Im Rahmen des dritten Artikels wurde ein empi-risch-qualitatives Design gewählt, da die begrenzte Anzahl von PE Investoren mit Fokus auf Minderheitsbeteiligungen für eine quantitative Erhebung nicht ausreichte.

Der letzte und gleichzeitig zweite empirische Artikel konnte hingegen auf einer gro-ßen Datenbasis aufbauen, so dass eine quantitative Studie möglich war.

Insgesamt bietet Tabelle 2 einen zusammenfassenden Überblick über die wesentli-chen Elemente aller vier Artikel. Auf die Gesamtbetrachtung der Ergebnisse und der sich daraus ergebenden Implikationen für Theorie und Praxis wird im nächsten Kapi-tel gesondert eingegangen.

Tabelle 2: Zusammenfassung der Inhalte je Artikel (Eigene Darstellung)

Artikel 1 Artikel 2 Artikel 3 Artikel 4

Titel Family Businesses and Non-Family Equity: Literature Review and Avenues for Future Research

Do Family Investors differ from other Investors?

Similarity, Experience, and Professionalism in the Light of Family Investee Firm Challenges

Private Equity Investors and Family Firms: The Role of Exit Intentions and Conflicts

Family Firm Identity and Capital Structure Decisions

Ziel des Artikels

Überblick bisheriger Forschung und Ausblick für zukünftige Entwicklungen

Erkenntnisse über die Heterogenität von Investoren und die Investorenauswahl durch

Familienunternehmen

Erkenntnisse zum Investorenausstieg und den Auswirkungen auf die Gesellschafterstellung der Familie

Erkenntnisse über die Auswirkungen des Familien-einflusses und der Identität als Familienunternehmen auf Kapitalstrukturentscheidungen

Forschungs-frage

1) Welche Aspekte der Interaktion von

Familienunternehmen und Beteiligungskapitalgebern wurden bisher untersucht und zu welchen Schwerpunkten lassen sie sich zusammenfassen?

2) Welche Themen sollten zukünftig erforscht und wie sollten entsprechende Forschungsaktivitäten gestaltet werden?

1) Unterscheidet sich das Investmentverhalten eines Familieninvestors von dem eines PE Investors?

2) Passt ein Investorentyp besser zu den Herausforderungen kapitalsuchender Familienunternehmen?

1) Führt der Investorenausstieg zu Konflikten zwischen dem Familienunternehmen und dem Investor als Minderheitsgesellschafter?

2) Welche Auswirkungen hat der Ausstieg des Investors auf die Gesellschafterstellung der Familie?

1) In welchem Umfang nutzen Familienunternehmen Fremdkapital?

2) Beeinflusst die Identität als ein Familien-unternehmen die Beziehungen zu Stakeholdern, wie z.B. Banken?

Theoretischer Rahmen

> Principal-Agent- & Stewardship-Theorie

> RBV / Familiness

> SEW

> RBV / Familiness

> SEW

> Principal-Agent-Theorie

> SEW

> Principal-Agent-Theorie

> RBV / Familiness

Methodischer Ansatz / Daten

> Literature Review

> Systematische Herangehensweise mit 3-Stufen Ansatz

> 42 Studien analysiert

> Konzeptionelle Modellentwicklung

> Ableitung zentraler Herausforderungen von Familienunternehmen und Abgleich mit wesentlichen Charakteristika beider Investorentypen

> Semi-strukturierte Interviews mit 6 PE Investment Managern

> Analyse von 14 Beispielfällen aus Deutschland

> Finanz- und Strukturdaten von 691 großen und privaten Kapitalgesellschaften in Deutschland

> Datenpunkte für die Jahre 2010-2014

> Panel Regressionen mit Random-Effekt und Tobit Modellen

Ergebnisse Forschungsschwerpunkte:

> Finanzierungsentscheidungen

> Vertragsgestaltung / Zusammenarbeit

> Nachfolge / Ausstiegsszenarien

> Strategie / Performance

> Corporate Governance Forschungslücken:

> Verschiedene Investorentypen

> Ausstieg von PE als Minderheitsgesellschafter

> Einfluss von Investoren auf Aufsichtsgremien

Präferenz Familieninvestor:

> Innovationsgetriebene, organische Wachstumsstrategien

> Familieninterne Nachfolge Präferenz PE Investor:

> Restrukturierungen

> Wachstum durch Internationalisierung / M&A

> Familieninterne Eigentums- und familienexterne Managementnachfolge

> Familienexterne Eigentums- und Managementnachfolge

> Interessenskonflikte zwischen PE Investoren und Familienunternehmen existieren selten

> Wechsel des Ausstiegsszenarios mehr auf veränderte Rahmenbedingungen und weniger auf Konflikte zurückzuführen

> Wechsel des Ausstiegsszenarios oftmals auch mit veränderten Präferenzen der Eigentümerfamilie verbunden

> Familienunternehmen haben eine signifikant höhere Verschuldung

> Ebenfalls mehr langfristiges Fremdkapital

> Für materielles Anlagevermögen und Lieferantenkredite hingegen keine signifikanten Zusammenhänge

Beitrag / Relevanz

> Strukturierung und Zusammenfassung bisheriger Literatur

> Orientierungshilfe für die zukünftige Entwicklung des Forschungsfeldes

> Ergebnisse fördern Erklärung eines Teils der Kapitalstrukturentscheidungen von Familienunternehmen

> Vergleich verschiedener Investorentypen im Kontext familienkontrollierter Unternehmen

> Charakterisierung Familieninvestoren

> Förderung des Diskurses über die Gültigkeit zentraler Annahmen der POT

> PE Minderheitsgesellschafter in

Familienunternehmen mit besonderem Fokus auf mögliche Konfliktepotenziale

> Untersuchung Investorenausstieg

> Erstmalig große und private Unternehmen und verschiedene abhängige Variablen untersucht

> Verwendung familienunternehmens-spezifischer Theorie zur Erklärung des Familieneinflusses

6 Zusammenfassende Implikationen