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Lernaufgaben mit Einbezug überfachlicher Kompetenzen

9.1 Der Einbezug überfachlicher Kompetenzen in die Lernaufgaben

Die Lernanlässe und damit auch die Konstruktion von Lernaufgaben im naturwissenschaftlichen Unterricht sollen die Aspekte des überfachlichen Fachwissens besser integrieren und somit stärker gewichten. Die Problemstellungen sollen sich auf spezifische natur- und technikbezogene Inhalte, sowie auf alltagsbezogene und gesellschaftlich relevante Themen fokussieren. Daneben sollen sie die individuelle, gesellschaftliche und globale Ebene miteinbeziehen. Somit kann das erarbeitete Wissen mit den Inhalten und Themen auf den drei Ebenen miteinander verknüpft werden. Schlussendlich gelingen der Aufbau und die flexible Anwendung von Fachwissen (vgl. Labudde, 2010, S. 128).

9.2 Was sind überfachliche Kompetenzen?

Die Schüler und Schülerinnen erwerben mit den Bildungsstandards des Lehrplans 21 in allen Fachbereichen sowohl fachliche als auch überfachliche Kompetenzen. Fachliche Kompetenzen beschreiben fachspezifi-sches Wissen und die damit verbundenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Mit überfachlichen Kompetenzen ist jenes Wissen und Können gemeint, das über alle Fachbereiche hinweg für das Lernen eine wichtige Rolle spielt.

Die überfachlichen Kompetenzen sprechen personale, soziale und methodische Kompetenzen an, die für eine erfolgreiche Bewältigung in verschiedenen Lebensbereichen zentral sind. Die einzelnen Kompetenzen lassen sich jedoch nicht immer scharf voneinander abgrenzen, sondern überschneiden sich in einzelnen Aspekten auch. Die Ausprägung der personalen und sozialen Kompetenzen wird zu einem grossen Teil vom familiären und sozialen Umfeld der Kinder bestimmt. Im schulischen Kontext können die überfachlichen Kompetenzen erweitert und ausgebildet werden. Die vertiefte Auseinandersetzung mit Fachinhalten bietet den Kinder immer wieder die Gelegenheit, an ihnen zu arbeiten, indem sie sich mit variablen Lerngegenstän-den und Problemlösungen beschäftigen. Dabei machen sie Lernerfahrungen und bauen sich Strategiewissen auf, welches sich auf neue Lernzusammenhänge und Aufgaben übertragen lässt.

Das fachliche Wissen und Können beeinflusst das überfachliche Wissen und Können in positiver Art und Weise und umgekehrt, wodurch sie sich gegenseitig bestärken. Dieses Wechselspiel funktioniert jedoch nur, wenn neben den fachlichen Kompetenzen auch überfachliche Kompetenzen einen festen Platz in der tägli-chen Unterrichtsarbeit finden. Die Bearbeitung, als auch die Förderung dieses Fachwissens, gehören zum verbindlichen Berufsauftrag jeder Lehrperson. Die überfachlichen Kompetenzen fordern die Kinder auf, im Zusammenhang mit fachlichen Inhalten über sich selbst nachzudenken, den Schulalltag und ihr Lernen zu-nehmend selbstständig zu bewältigen und eigene Ziele und Werte zu reflektieren.

Die Lernenden erarbeiten soziale und kommunikative Fähigkeiten und lernen, mit anderen Kindern zusam-menzuarbeiten, Konflikte zu lösen und mit Vielfalt und Verschiedenheit umzugehen. Sie erwerben in allen Fachbereichen umfassende sprachliche Kompetenzen, lernen mit Informationen sachgerecht umzugehen und entwickeln Problemlösefähigkeiten (vgl. Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz D-EDK, 2013, Überfachliche Kompetenzen).

9.3 Die überfachlichen Kompetenzen im Detail

Die personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen lassen sich weiter in je drei Teilbereiche unter-scheiden. Diese werden in einer Tabelle kurz und übersichtlich erläutert.

Personale Kompetenzen

Selbstreflexion

Selbstständigkeit

Eigenständigkeit

- Eigene Gefühle wahrnehmen und sich der Situation angemessen ausdrücken

- Interessen wahrnehmen und formulieren

- Stärken und Schwächen des Lern- und Sozialverhaltens einschätzen

- Auf Stärken zugreifen und diese gezielt einsetzen

- Fehler analysieren und über alternative Lösungen nachdenken - Auf Lernwege zurückschauen, diese beschreiben und beurteilen

- Eigene Einschätzung mit der Einschätzung von aussen abgleichen und Schlüsse ziehen

- Aus der Einschätzung gewonnene Schlüsse umsetzen

- Sich in neuen, ungewohnen Situationen zurechtfinden - Herausforderungen annehmen und konstruktiv damit umgehen

- Sich Unterstützung und Hilfe holen, wenn sie benötigt wird - Das eigene Lernen organisieren und sich und anderen einen geeigneten Arbeitsplatz einrichten oder bei Bedarf Pausen einschalten

- Auf eine Aufgabe konzentrieren und ausdauernd daran arbeiten - Eigenverantwortlich Hausaufgaben erledigen und auf

Lernkontrollen vorbereiten

- Übertragene Arbeiten zuverlässig und pünktlich erledigen - Strategien einsetzen, um eine Aufgabe auch bei Widerstän- den und Hindernissen zu Ende führen

- Eigene Meinungen und Überzeugungen entwickeln und diese mitteilen

- Argumente abwägen und einen eigenen Standpunkt nehmen

- Argumente zu einem eigenen Standpunkt verständlich und glaubwürdig vortragen

- Aufgrund neuer Einsichten einen bisherigen Standpunkt ändern und somit nach Alternativen und neuen Wegen suchen - Eigener Standpunkt vertreten, auch wenn dieser im Gegensatz zu vorherrschenden Meinungen oder Erwartungen steht

Soziale Kompetenzen

Kooperationsfähigkeit

Konfliktfähigkeit

Umgang mit Vielfalt

- Sich aktiv an der Zusammenarbeit mt anderen beteiligen - In der Gruppe und in der Klassenversammlung Abmachungen aushandeln und Regeln einhalten

- Auf Meinungen und Standpunkte anderer achten und darauf eingehen

- Je nach Situation eigene Interessen zu Gunsten der

Zielerreichung in der Gruppe zurückstellen oder durchsetzen - Gruppenarbeiten planen

- Verschiedene Formen von Gruppenarbeiten anwenden

- Sachlich und zielorientiert kommunizieren, Gesprächsregeln einhalten und Konflikte direkt ansprechen

- Sich in die Lage einer anderen Person versetzen und sich darüber klar werden, was diese Person denkt und fühlt - Kritik angemessen, klar und anständig mitteilen und mit konstruktiven Vorschlägen verbinden

- Kritik annehmen und die eigene Position kritisch hinterfragen - Formen und Verfahren konstruktiver Konfliktvearbeitung anwenden

- In der Konfliktsituationen, die sich nicht lösen lassen, aushalten und nach neuen Konfliktlösungen suchen, wenn nötig eine Drittperson hinzuziehen

- Die von der Schule bereitgestellten Hilfen nutzen und Instrumente zur gewaltfreien Konfliklösung akzeptieren

- Menschen in ihrem Anders-Sein wahrnehmen und akzeptieren - Respektvoll mit Menschen umgehen, die unterschiedliche Lernvoraussetzungen mitbringen

- Auf die Sprache achten und die Wirkung von Sprache reflektieren

- Diskriminierungen erkennen und diese nicht hinnehmen

Methodische Kompetenzen

Sprachfährigkeit

Informationen nutzen

Aufgaben / Probleme lösen

- Sprachliche Ausdrucksformen erkennen und deren Bedeutung verstehen

- Unterschiedliche Sachverhalte sprachlich ausdrücken und sich dabei anderen gegenüber verständlich machen

- Fachausdrücke und Textsorten aus den verschiedenen Fachbereichen verstehen und anwenden

- Informationen aus Beobachtungen und Experimenten, aus dem Internet, aus Büchern und Zeitungen, aus Texten, Tabellen und Statistiken, aus Grafiken und Bildern, aus Befragungen und Interviews suchen, sammeln und zusammenstellen

- Gesammelte Informationen strukturieren und zusammenfassen und dabei Wesentliches von Nebensächlichem unterscheiden - Informationen vergleichen und Zusammenhänge mittels vernetztem Denken herstellen

- Die Qualität und Bedeutung der gesammelten und strukturierten Informationen abschätzen und beurteilen - Ergebnisse in unterschiedlichen Darstellungsformen wie Mind Map, Bericht, Plakat oder Referat aufbereiten und anderen näherbringen

- Allgemeine und fachspezifische Lernstrategien kennen und nutzen können

- Die Aufgaben- und Problemstellungen sichten, verstehen und bei Bedarf nachfragen

- Einschätzen, wie schwer oder leicht eine Aufgabe- oder Problemlösung fallen wird

- Bekannte Muster hinter den Aufgaben/Problemstellungen erkennen und daraus einen Lösungsweg ableiten

- Neue Herausforderungen erkennen und kreative Lösungen entwerfen

- Ziele für die Aufgaben und Problemlösung setzen und Umsetzungsschritte planen

- Lern- und Arbeitsprozesse durchführen, dokumentieren und reflektieren

(vgl. ebd., 2013, Überfachliche Kompetenzen)

9.4 Überfachliche Kompetenzen im NMG Unterricht

Vom Fachbereich NMG bestehen Verbindungen zu allen überfachlichen Kompetenzen. Aus diesem Grund eignet sich dieser Fachbereich ausserordentlich gut, überfachliche Kompetenzen zu integrieren und weiterzu-entwickeln.

In der Auseinandersetzung mit der Welt sind personale, soziale und methodische Kompetenzen stets mitein-bezogen. Im Rahmen des Unterrichts tauschen sich die Kinder aus, vergleichen, reflektieren, denken nach und entwickeln gemeinsam Lösungen für eine Aufgabestellung sowie bei der Umsetzung ihrer eigenen Vorha-ben. Dies fördert unter anderem die Einschätzung und Weiterentwicklung eigener Interessen und Möglichkei-ten. Die Kinder steigern ihre Beziehungsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit und Konfliktfähigkeit und lernen den Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt. Bei der Bearbeitung von Fragen und Aufgaben entwickeln die Lernen-den Lernstrategien, die ihnen dabei helfen, zunehmend eigenständig zu werLernen-den. So sind sie imstande, eigene Vorhaben zu realisieren und bei Projekten in der Klasse oder auch in der Schule mitzuwirken, zu planen, umzusetzen und sich insgesamt in der Welt besser zu orientieren.

Die Sache und die Sprache stehen im NMG-Unterricht in einem engen Verhältnis. Die Schüler und Schü-lerinnen drücken Wahrnehmungen und Erfahrungen, innere Bilder, Eindrücke, Erwartungen und Meinungen sowie Einstellungen sowohl mündlich als auch schriftlich aus. Die Begegnung der Menschen mit der Welt ist sprachbasiert, da wir uns vor allem mit unserer Sprache austauschen und verständigen. Die richtigen Begriffe bilden dabei die Bausteine des Wissens, denn durch sie lernen die Kinder, sich konkret auszudrücken. Der NMG-Unterricht knüpft an den Sprachunterricht an und bietet vielfältige Gelegenheiten sowohl die Lesekom-petenz als auch die Ausdrucksfähigkeit auszubauen und zu vertiefen (vgl. Deutschschweizer Erziehungsdi-rektoren-Konferenz D-EDK, 2013, Natur, Mensch, Gesellschaft).