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Die weltweiten Ziele einer Nachhaltigen Entwicklung 15

6. Bildung für Nachhaltige Entwicklung

6.3 Die weltweiten Ziele einer Nachhaltigen Entwicklung 15

Die Vereinigten Nationen haben im Herbst 2015 Ziele für die gesamte Staatengemeinschaft im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung verabschiedet und nehmen mit diesen Zielen erstmals alle Staaten in die Pflicht.

Integraler Bestandteil dieses Meilensteins sind die sogenannten Sustainable Development Goals, kurz

«SDGs». Ein Bildungsziel innerhalb der nachhaltigen Entwicklungsagenda lautet: «Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherstellen.»

(Deutsche UNESCO-Kommission e.V., 2016, S. 8)

Mit der Verabschiedung des «Aktionsrahmens für Bildung 2016-2030» haben die Bildungsminister der ganzen Welt im November 2015 beschlossen, das globale Nachhaltigkeitsziel bis zum Jahr 2030 umzusetzen. Der Schlüssel für diese grosse Herausforderung der heutigen Zeit bildet die Erziehung.

Das Thema «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» hat auch in der Schweiz Bedeutungszuwachs gefunden.

Der Artikel Zwei der Schweizerischen Bundesverfassung erklärt die nachhaltige Entwicklung sogar zu einem Staatsziel der Schweiz. Im Artikel 73 der Nachhaltigkeit fordert er Bund und Kantone dazu auf, ein ausgewo-genes Verhältnis zwischen der Natur, ihrer Erneuerungsfähigkeit und ihrer Beanspruchung durch den Men-schen anzustreben (vgl. Deutsche UNESCO-Kommission e.V. (o.J.) und Stiftung éducation 21, 2013).

6.4 Die Verknüpfung der Bildung mit der Nachhaltigen Entwicklung

«Bildung ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung und die bessere Befähigung der Menschen, sich mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auseinanderzusetzen. Während die Grun-derziehung den Unterbau für jede Umwelt- und Entwicklungserziehung liefert, muss letztere zum wesentlichen Bestandteil allen Lernens werden.» (Agenda 21, 1992, S. 329)

Mit diesem Zitat aus der Agenda 21 wird deutlich hervorgehoben, dass die Bildung in der Primarschule im Zusammenhang mit der Nachhaltigen Entwicklung eine essentielle Rolle spielt. Das Ziel guter Bildung geht über das reine Faktenwissen hinaus. Gute Bildung vermittelt demnach die Fähigkeiten und Werte, die ein vor-ausschauendes Denken, interdisziplinares Wissen, autonomes Handeln und die Partizipation an gesellschaft-lichen Entscheidungsprozessen ermöglicht.

«Ziel ist die Förderung einer breit angelegten öffentlichen Bewusstseinsbildung als wesentlicher Bestandteil einer weltweiten Bildungsinitiative zur Stärkung von Einstellungen, Wertvorstellungen und Handlungsweisen, die mit einer nachhaltigen Entwicklung vereinbar sind.» (Agenda 21, 1992, S. 333) Anhand dieses Zitats aus der Agen-da 21 werden die Ziele der UN-Weltdekade «Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Jahre 2005 bis 2014»

nochmals eingehend erläutert (vgl. Agenda 21, 1992, S. 329-333).

Abb. 6

Das gesellschaftliche Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung hat zum Ziel, alle Akteure und Akteurinnen einzubinden, so auch die Schule. Da sie die ganze Bandbreite an Kindern erreichen kann, trägt sie in beson-derer Weise dazu bei, die Kompetenzen und das Wissen zu vermitteln, welche für eine Nachhaltige Ent-wicklung nötig sind. 2015 erklärten Bund und Kantone ihre gemeinsamen bildungspolitischen Ziele für den Bildungsraum Schweiz. Bildung ist, im Hinblick für die Entwicklung eines zukunftsverantwortlichen Denkens, eines eigenständigen sozialen, ökologischen, politischen und wirtschaftlichen Urteilsvermögens, sowie der Fähigkeit, am politischen Geschehen des demokratischen Gemeinwesens teilnehmen zu können, von beson-derer Bedeutung. Damit dies erreicht werden kann, ist die Zusammenarbeit von Bund und Kantonen auf allen Bildungsstufen nötig.

Das Generalsekretariat der Erziehungsdirektorinnen und Erziehungsdirektoren erstellte 2007 zusammen mit sechs Bundesämtern der Schweizerischen Koordinationskonferenz den «Massnahmenplan 2007-2014 Bil-dung für Nachhaltige Entwicklung», als Beitrag an die UNO-Dekade für BNE von 2005 bis 2014 zusammen.

Im Plan ist die Bildung für Nachhaltige Entwicklung in den Lehrplänen der Volksschule verankert. Ebenso wird die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen in diesem Bereich gefördert. Im Westschweizer Lehrplan ist BNE bereits berücksichtigt, ebenso wie im Lehrplan des Kantons Tessin.

Im Lehrplan 21 für die Deutsche Schweiz sind fächerübergreifende Themen unter der Leitidee einer « Nach-haltigen Entwicklung» ebenfalls integriert und die dafür relevanten Kompetenzen bereits in die Fachbereichs-lehrpläne eingearbeitet. «BNE ist kein neues Fach, sondern eine inhaltliche Ausrichtung, welche allen Disziplinen als Orientierung dient und auch die Schulen als Ganzes prägt. Sie muss deshalb fächerübergreifend angegangen werden.» (Stiftung éducation 21, 2013)

Das nationale Kompetenzzentrum für Bildung für nachhaltige Entwicklung bildet die Stiftung «éducation 21».

Sie unterstützt, im Fokus auf die Volksschule, die Verankerung und Umsetzung einer BNE mit ihren Dienst-leistungen. Lehrpersonen finden bei «éducation 21» pädagogisch geprüfte Unterrichtsmedien und noch vieles mehr für die Förderung von BNE in der Schule (vgl. Stiftung éducation 21, 2013).

6.5 Die Leitidee einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Lehrplan 21

«Bildung soll den Menschen helfen, den eigenen Platz in der Welt zu reflektieren und darüber nachzudenken, was eine Nachhaltige Entwicklung für die eigene Lebensgestaltung und das Leben in der Gesellschaft bedeutet. Es geht darum, Wissen und Können aufzubauen, das die Menschen befähigt, sich als eigenständige Personen in der Welt zurecht zu finden, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv an gesellschaftlichen Aushandlungs- und Gestaltungsprozessen in Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung zu beteiligen.» (Deutschschweizer Erziehungsdi-rektoren-Konferenz D-EDK, 2013, Leitidee Nachhaltige Entwicklung)

Damit Kinder dieses Ziel des Lehrplan 21 erreichen können, ist es wichtig, sich informieren zu können, eine Meinung zu haben und diese im Gespräch auch einbringen zu können, sodass sich auch Kinder an einer Nachhaltigen Entwicklung beteiligen und diese mitgestalten können. Zu Bildung für eine Nachhaltige Ent-wicklung tragen die Kompetenzen der Fachbereichslehrpläne, die überfachlichen Kompetenzen und die fächerübergreifenden Themen bei. Im Lehrplan 21 sind folgende fächerübergreifenden Themen in diesem Zusammenhang aufgelistet:

- Kulturelle Identitäten und interkulturelle Verständigung - Wirtschaft und Konsum

Die Auswahl basiert auf bestehenden Konzepten wie der Gesundheitsförderung, dem globalen Lernen, der Umweltbildung, der politischen Bildung, inklusive des Menschenrechtslernens, sowie der ökonomischen Bil-dung. Diese thematischen Zugänge zu BNE stammen allesamt aus der Stiftung «éducation 21», welche unter anderem den Schlüsselthemen der UNO-Dekade und dem Massnahmenkatalog des Bundesrates folgen.

Im Lehrplan wurden die sieben fächerübergreifenden Themen in die Fachbereichslehrpläne eingearbeitet.

Besonders im Fachbereich Natur, Mensch und Gesellschaft sind die Themen umfassend beschrieben. Die Schule leistet in diesem Sinne einen grundlegenden Beitrag zu einer «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» (vgl. Stiftung éducation 21, 2013 und Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz D-EDK, 2013, Lei-tidee Nachhaltige Entwicklung).

6.6 Ausschnitte der fächerübergreifenden Themen aus dem Lehrplan 21

Aus inhaltlichen Gründen werden nur die beiden Themen «Natürliche Umwelt und Ressourcen» sowie « Wirt-schaft und Konsum» näher beschrieben, da sie einen Bezug zur praktischen Arbeit des Themas dieser Ba-chelorarbeit aufweisen. Damit klar wird, was hinter diesen Themen steckt, folgt nun ein Ausschnitt der beiden Themen aus dem Lehrplan 21.

Natürliche Umwelt und Ressourcen

«Die natürlichen Lebensgrundlagen, ihre Begrenztheit und ihre Bedeutung für den Menschen stehen im Zentrum dieses Themas. Wesentliche Grundlagen bilden das Wissen über die Funktionen und Wirkungsweise natürlicher Systeme sowie das Verstehen der vielfältigen Wechselwirkungen

und der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Menschen und natürlicher Umwelt. Schülerinnen und Schüler, welche die Natur ganzheitlich erfahren und sich mit den aktuellen und konkreten Um

weltproblemstellungen aus dem Alltag auseinandersetzen können, erleben die gegenseitigen Abhängig keiten und Wechselwirkungen von Mensch, Gesellschaft und natürlicher Umwelt aus erster Hand. Sie erhalten einen persönlichen Bezugsrahmen und die Gelegenheit, die eigene Haltung gegenüber der Um welt zu reflektieren. Nicht zuletzt bieten lokale und globale Umweltfragen die Chance, Zielkonflikte zu untersuchen, individuelle und gesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und im Hinblick auf eine tragbare Zukunft zu reflektieren.» (Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz D-EDK, 2013, Leitidee Nachhaltige Entwicklung)

Wirtschaft und Konsum

«Mit Konsumententhemen sind Schüler und Schülerinnen selber täglich direkt konfrontiert: Freizeit, Mode, Mobilität und Kommunikation. Dabei stellen sich einerseits Fragen nach dem Unterschied zwischen Lebensstandard und Lebensqualität und dem Einfluss von Werbung und Gruppendruck auf Konsument schiede. Andererseits stellen sich der Wirtschaft neue Probleme: Zunehmende Knappheit wichtiger na türlicher Ressourcen, zunehmende Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern, Versorgungsunsicherhei ten, Überschreitung der Belastungsgrenzen natürlicher Systeme und drohende gesellschaftliche Konflikte.

Solche Problemkomplexe bieten sich zur fächerübergreifenden Bearbeitung an. An einem einzelnen Pro dukt können die Schüler und Schülerinnen verschiedene Aspekte der Wirtschaftens erfahren (z.B. Han delsbeziehungen, Produktgestaltung, regionale Entwicklung, Abfallproblematik) und Zusammenhänge erkennen» (Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz D-EDK, 2013, Leitidee Nachhaltige Entwicklung).

7. Mit Lernaufgaben grundlegende Kompetenzen fördern

7.1 Das Grundgerüst guter Lernaufgaben

Aufgabenstellungen geben abhängig von ihrer Ausrichtung und Form Impulse für den Lernprozess. Sie eröffnen Lernmöglichkeiten, gewähren Einblicke in Lernprozesse und Lernergebnisse und geben Aufschluss über die Kompetenzentwicklung jedes einzelnen Lernenden. Anhand der sichtbaren Kompetenzentwicklung können weitere Massnahmen zur Lernunterstützung der Kinder im Unterricht herausgearbeitet werden. Die Konstruktion qualitativ guter Lernaufgaben ist das Kernstück eines guten naturwissenschaftlichen Unter-richts. Aus diesem Grund gehört die Entwicklung solcher Aufgabenstellungen zu den wichtigsten Schritten bei der Planung von Unterrichtsarrangements (vgl. Labudde, 2010, S. 117-127).

Für ein Grundgerüst guter Lernaufgaben sollten mehrere Aspekte beachtet werden. Die Aufgaben orientieren sich an grundlegenden Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Durch sie werden grundlegende Vorstel-lungen und thematisch-inhaltliche Konzepte, sowie EinstelVorstel-lungen zur Thematik, umstrukturiert, neu aufgebaut und erweitert. Die Lernenden sammeln neue Erkenntnisse, bauen Handlungsbereitschaft auf und tauschen sich über ihre Erfahrungen aus.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Kontextbezug. Die Problemstellung soll bedeutsames Wissen, Tätigkei-ten und Techniken aufbauen und einen deutlichen Bezug zur Lebenswelt der Kinder aufzeigen. Der Inhalt und auch die Materialien sollen durch ihren hohen Anregungsgehalt die Kinder zu einem handelnden Umgang mit den Dingen motivieren. Es ist ebenso wichtig, ihnen zu verdeutlichen, welchen Sinn oder welche Bedeutung sich hinter dem Wissen verbirgt.

Die Voraussetzungen und das Vorwissen der Kinder sind von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grund sollten sie vorgängig abgeklärt werden, damit die Kinder später an ihren Vorerfahrungen anknüpfen können.

Der Lehrperson gelingt es anhand der Vorabklärung die Voraussetzungen, der Lernenden an eine Aufgaben-stellung anzupassen, die Interessen miteinzubeziehen und somit ihre Erwartungen bezüglich der Anforderung transparent zu machen. Die Vielfalt an möglichen Zugangsweisen, Lösungswegen oder Möglichkeiten der Lösungsdarstellung bringen so Abwechslung in den Unterricht. Anhand verschiedener Aufgabenformate und unterschiedlicher Materialien haben die Kinder die Möglichkeit, ein Repertoire an Strategien für die Bewälti-gung der Aufgaben zu schaffen. Wichtig ist, die Aufgaben in die Phasen des Unterrichts einzubauen. Dadurch können die Lernenden beim Einstieg an ihr Vorwissen anknüpfen, Inhalte erarbeiten, einüben und schlus-sendlich das erarbeitete Wissen auf andere Situationen transferieren. In der Gesamtheit des Lernarrange-ments vernetzen die Kinder die Inhalte miteinander (vgl. ebd., S. 117-127).

Während des Unterrichts lohnt es sich, die Kinder in Lernpartnerschaften arbeiten zu lassen, denn so lernen sie sich selbst zu organisieren und entwickeln nebenbei die nötige Selbstständigkeit dafür. Die Lernenden können sich als selbstwirksam wahrnehmen, was zusätzlich motivierend sein kann. Im Team konstruieren sie gemeinsam Lösungen und tauschen sich untereinander aus. Im Dialog lernen sie andere Methoden der Erkenntnisgewinnung kennen und haben somit die Möglichkeit, gemeinsam Inhalte zu erschliessen.

Damit eine Aufgabe für jedes Kind zugänglich ist, müssen innerhalb der Aufgabe Differenzierungsmöglich-keiten geschaffen werden. Für Aufgabentypen im naturwissenschaftlichen Bereich lassen sich die Diffe-renzierungsangebote der allgemeinen Didaktik sehr gut übertragen. Am Ende jedes Lernprozesses stehen Aufgaben zur Selbst- und Fremdeinschätzung des Lernprozesses zur Verfügung. Die Kinder haben somit die Chance, mit dieser Einschätzung ihr Lernen zu reflektieren, und die Lehrperson kann mittels der Selbst-einschätzung der Lernenden und deren Beurteilung den Lernstand der einzelnen Kinder ermitteln. Daraus können dann weitere Schritte und Ziele für den Unterricht getroffen werden (vgl. ebd., S. 117-127).