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Betrachten und Beobachten als Grundlage des Experimentierens

12. Beobachten und Experimentieren

12.2 Betrachten und Beobachten als Grundlage des Experimentierens

Betrachten meint die Erschliessung eines ruhenden Objektes. Im Unterschied dazu wird durch das Beobach-ten ein dynamischer Prozess nachvollzogen. Sowohl das BetrachBeobach-ten als auch das BeobachBeobach-ten gehören zu den wichtigsten Prozessen beim Experimentieren. Durch sie treten bei den Kindern Fragen zum Vorschein, die sie zum Experimentieren anspornen und letzten Endes zu einem Erkenntnisgewinn führen.

Lehrpersonen müssen das Beobachten sorgfältig anleiten und einüben, denn es ist mehr als ein blosses Hin-sehen. Wichtig ist dabei, den Kindern aufzuzeigen, welche wesentlichen Aspekte im Fokus stehen, damit sie genau das wahrnehmen können, was von Interesse ist (vgl. Labudde, 2010, S. 136-139).

«Beobachten bedeutet exaktes, differenziertes Wahrnehmen von typischen Merkmalen und Veränderungen an einem Gegenstand, einem Lebewesen oder einem Phänomen.» (Labbude, 2010, S. 136)

Experimentieren umfasst alle Sinne und schliesst Denkvorgänge und das Beschreiben des Wahrgenommenen mit ein. Die Schüler und Schülerinnen sollen an dieser Stelle lernen, zwischen Beobachtung und Interpreta-tion zu unterscheiden. Im Zentrum von Lernanlässen stehen meist die Beobachtung und Betrachtung von Objekten, Ereignissen und Veränderungen, die je nach Intensität und Dauer in folgende Beobachtungsarten unterschieden werden:

- Spontanbeobachtungen: Sie sind nicht in den Unterricht eingeplant und ergeben sich aus dem Unterrichtsgeschehen heraus

- Kurzzeitbeobachtungen: Sie werden in den Unterricht eingeplant und geben Aufschluss über die Thematik

- Langzeitbeobachtungen: Hier wird ein Vorgang über einige Tage und Wochen hinweg in Augenschein genommen (vgl. ebd., 2010, S. 136-139).

12.3 Handlungsbezogenes Lernen im naturwissenschaftlichen Unterricht

Aktiv-entdeckende und handlungsbezogene Unterrichtssituationen sind besonders geeignete Zugänge, um das aktive Konstruieren von Wissen im Sinne des Conceptual-Change zu unterstützen. Durch das Forschen, Erkunden, Erproben und Untersuchen haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Vermutungen zu überprüfen und das Gelernte anzuwenden. Nach Labudde fördern solche Handlungsprozesse den Aufbau von Vorstellungen in vielfältiger Art und Weise.

- Handlungen unterstützen die Erkenntnis, dass bereits vorhandene Vorstellungen Grenzen haben

- Handlungen können dazu beitragen, Denkstrukturen mit Handlungsstrukturen zu verknüpfen, um neue Konzepte verständlich zu machen

- Handlungen können die Plausibilität neuer Konzepte unterstreichen

- In der Handlung können Lernende erfahren, dass sich das neu entwickelte Konzept in der Anwendung bewährt und somit fruchtbar ist.

- Handlungen haben eine aktivierende, motivierende und aufmerksamkeitssteigernde Funktion - Im sozialen Gefüge fördert die Handlung die Entwicklung von Vorstellungen und Denkprozessen, welche im gemeinsamen Diskurs ausgetauscht und geprüft werden können (vgl. Labudde, 2010, S.

106-107 und Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK, 2011, S. 7-8).

Der aktive und handlungsbezogene Wissenserwerb zeigt unter den folgenden fünf Bedingungen einen positiven Effekt auf die Lernmotivation der Kinder:

1. Das Experimentieren stellt eine kognitive Herausforderung dar.

2. Es wird ein klares Ziel verfolgt.

3. Den Kindern wird genügend Freiraum gestattet.

4. Das Experiment ist funktionstüchtig.

5. Die Ergebnisse werden diskutiert und in einen grösseren Zusammenhang gestellt.

(vgl. Labudde, 2010, S. 144)

13. Die Herstellung der drei Produkte zum Thema «Erneuerbare Energie»

13.1 Hintergrundgedanken

Die Faszination für die Naturwissenschaften beginnt bereits im frühen Kindesalter und zieht sich in manchen Fälle bis ins hohe Erwachsenenalter hinein. Die Kinder setzen sich neugierig und staunend mit Dingen aus ihrer Umwelt auseinander, während Erwachsene in Hightech-Laboren neue technische Errungenschaften untersuchen.

In beiden Fällen denken die Forschenden über ihre Erfahrungen nach und versuchen, das Erlebte mit Wissen aus den Naturwissenschaften zu verknüpfen. Viele Erfahrungen aus der Natur lassen sich mit recht einfachen naturwissenschaftlichen Gesetzen begründen. In diesem Zusammenhang kann man sich fragen, welche konkreten naturwissenschaftlichen Erfahrungen ein Kind am Ende seiner Schulzeit eigentlich gemacht haben sollte. Unsere Kinder wachsen in einer technologisierten und automatisierten Umwelt auf. Der Zugang zu ei-ner Werkstatt bleibt den meisten verwehrt und sie können ihr Wissen nicht mehr aus dem unmittelbaren Um-feld aufbauen. Aus diesem Grund mangelt es den meisten Kindern an konkretem und praktischem Handeln.

Die drei Produkte zum Thema «Erneuerbare Energie» versuchen diesem Mangel an Erfahrungen entgegenzu-wirken und bieten den Kindern eine reiche Welt an Entdeckungsmöglichkeiten. Das Wasserrad, das Windrad, wie auch der Solarlastwagen, ermöglicht es den Kindern, praktische naturwissenschaftliche Erfahrungen zu sammeln, um die Grundprinzipien der erneuerbaren Energie so zu erleben, dass sie auch «be-greifen» können (vgl. Elschenbroich, 2001, S. 7).

«Der einfachste Versuch, den man selbst durchführt, ist besser als der schönste Versuch, den man nur sieht!»

(Michael Faraday, 1791-1867 zit. nach Broschüre zur Forscherkiste, o.J., S. 6)

Doch bevor die Kinder selbst Versuche zum Thema «Erneuerbare Energie» durchführen können, um die Grundprinzipien zu «be-greifen», ist es nötig, ein dafür bestimmtes Produkt herzustellen. Daher wird die Her-stellung der drei Werkstücke zur Wasser-, Wind- und Sonnenenergie ausführlich erläutert.

Um die Perspektive des Erfinders nicht unbeachtet zu lassen, werden die Gedanken, Erfahrungen und Er-kenntnisse in einem separatem Abschnitt beschrieben.

13.2 Wasserrad – das erste Werkstück

Zu Beginn wurden im World Wide Web Ideen für den Bau eines Wasserrades gesammelt. Fotos und Videos aus Youtube sorgten für die nötige Inspiration. Nach einiger Bedenkzeit kam die Idee zustande einen Bausatz für ein Wasserrad herzustellen. Solch ein Bausatz setzt jedoch voraus, dass die Bestandteile flexibel zusam-mengesetzt oder auseinandergenommen werden können.

Diese Bedingung erschwerte den Bau des Wasserrades enorm. Eine weitere Voraussetzung war, dass das Wasserrad allein durch die Kraft des Wassers eine kleine Glühlampe (3,5V/0,2A) auf einfache Art und Weise zum Leuchten bringt. Um diese zweite Vorgabe zu erfüllen, bot sich der Transfer des Prinzips eines Fahrrad-dynamos auf das Wasserrad an.

Auf der Webseite von „opitec“ wurde eine ausführliche Anleitung für den Bau eines Wasserrades gefunden.

Diese Bauanleitung war der Ausgangspunkt für die Herstellung des Werkstückes. Es stellte sich die Frage, welches Material über längere Zeit hinweg für den Einsatz im Wasser überhaupt geeignet ist. Holz kam dabei nicht in Frage, da es sich mit Wasser vollsaugt und ausdehnt.

Deswegen, war anzunehmen, dass ein Wasserrad aus Holz über längere Zeit instabil werden könnte. Plexig-las schien in dieser Hinsicht die bessere Lösung zu sein und die Verklebung mit Sekundenkleber wäre eben-falls wasserresistent.

Der Startschuss für den Bau des Wasserrades war somit gegeben. Der Bauplan von «opitec» bewährte sich und das Wasserrad konnte innerhalb von zwei Arbeitstagen problemlos angefertigt werden. Um die Drehbe-wegung des Wasserrades von der Achse auf den Fahrraddynamo zu übertragen, musste ein grösseres Rad aus weichem Kunststoff gesucht werden. Das Ersatzrad eines Rasenmähers der «Landi» erfüllte die nötigen Anforderungen. Für die Achse des Wasserrades und auch die Halterung des Fahrraddynamos wurde aus Stabilitätsgründen bewusst Metall eingesetzt.

Damit das Wasserrad im Bauch auf unterschiedliche Weise zum Einsatz kommen kann, musste eine einfache Halterung aus Holz konstruiert werden, die es ermöglicht, das Wasserrad am Bach einfach zu fixieren. Die kleinen Bestanteile aus Kunststoff, die in die Achse eingebaut wurden, garantieren einen möglichst geringen Wiederstand des Wasserrades. Sie wurden mit Hilfe einer Drehbank angefertigt. Die einzelnen Bestandteile sind mit Schrauben versehen, sodass sie auf einfache Weise fixiert oder demontiert werden können. An-schliessend wurde die Halterung mit dem Fahrraddynamo und die Glühlampenfassung an das Wasserrad angebracht und die Glühlampe wurde mit Hilfe von Kabeln mit dem Fahrraddynamo verbunden. Zu guter Letzt wurde das Wasserrad in einem Bach erfolgreich getestet!

Abb. 9

13.3 Windrad – das zweite Werkstück

Die Recherche im Internet ergab eine interessante Idee für eine mögliche Umsetzung eines Windrades aus PET-Flaschen. In einem ersten Schritt wurde in einem Bau- und Hobbygeschäft nach brauchbaren Materiali-en gesucht. Die Inspiration kam aus der Vielfalt der GegMateriali-enstände im Handel. Ein Endverschluss eines Abwas-serrohrs, die dazugehörige Muffe, sowie einige Metallwinkel und Schraubenmuttern waren das Ergebnis des Einkaufs. Der Fahrraddynamo wurde über eine Velowerkstatt bezogen.

Für die Herstellung der Nabe wurden sechs Löcher in der Grösse handelsüblicher PET-Flaschenschraubver-schlüsse gebohrt. Der Drehverschluss der PET-Flaschen wurde direkt für deren Fixierung an der Nabe ge-nutzt, wobei die PET-Flaschen die Funktion der Rotorblätter im Windrad übernahmen. In der Mitte der Nabe wurde ein Loch gebohrt, um die Achse anhand eines Gewindes mit einer Schraubenmutter zu befestigen. Die Aufgabe der Achse bestand darin, die Rotation der Nabe direkt auf den Dynamo zu übertragen, wobei der Fahrraddynamo die nötige elektrische Energie erzeugen sollte, um eine Glühlampe zum Leuchten zu bringen.

Um der Konstruktion die nötige Stabilität zu verleihen, wurde die Achse mit Metallwinkeln auf eine Holzleis-te geschraubt. Etwas Öl verringerHolzleis-te den Reibungswiderstand zwischen Achse und Metallwinkel. Damit das Windrad dem Wind auch standhält, wurde es mit weiteren Metallwinkeln an einer langen Holzleiste und einem Holzbrett befestigt.

Die darauffolgende Testphase war nicht sehr erfolgreich. Aus diesem Grund wurde die Leistung des Windra-des von einem Elektrofachmann untersucht. Es stellte sich heraus, dass das Windrad nicht genügend me-chanische Energie erzeugte, um die Glühlampe zum Leuchten zu bringen. Der Fachmann riet, einen schwä-cheren Verbraucher, wie beispielsweise eine Anode, einzusetzen.

In der zweiten Testphase wurde das Windrad einem Windkanal ausgesetzt. Diese Testphase verlief ebenfalls erfolglos. Auch unter verbesserten Windbedingungen erzeugte das Windrad nicht genügend elektrische Ener-gie für die Anode. Es war nicht möglich, eine schwächere Lichtquelle zu finden. Aus diesem Grund musste die Energieübersetzung des Windrades überdacht werden.

Abb. 10 Abb. 11

Damit der Fahrraddynamo mehr elektrische Energie für die Lichtquelle erzeugen konnte, war es zwingend nö-tig, die Drehzahl des Dynamos zu erhöhen. Dafür wurde ein Vergleich zum Wasserrad hergestellt. Je grösser das Antriebsrad, desto mehr Drehbewegung kann erzeugt werden. Diese Erkenntnis wurde jetzt genutzt, um den Antrieb des Windrades zu überdenken. Der Endverschluss und die darauf gesteckte Muffe stellten ein solch vergrössertes Antriebsrad dar. Und so kam die Idee, den Fahrraddynamo direkt über die Nabe anzutrei-ben, was zusätzlich den Vorteil einer direkteren Energieübertragung brachte.

Zwischen Endverschluss und Muffe befand sich eine kleine Kerbe. Diese Kerbe wurde genutzt, um darin eine Gummidichtung anzubringen, denn mit der glatten Kunststoffoberfläche der Nabe konnte der Fahrraddynamo nicht angetrieben werden. Sowohl die Nabe als auch die PET-Flaschenverschlüsse wurden mit einer Gum-midichtung versehen, damit möglichst wenig Energieverlust entsteht. Der Dynamo wurde umgebaut und das Windrad sah nun erfolgsversprechend aus. Der vermutete Erfolg wiederspiegelte sich in der anschliessenden Testphase. Aus der Sicht des Erfinders herrschte riesengrosse Erleichterung und enorme Freude!

Abb. 12

13.4 Solarlastwagen – das dritte Werkstück

Studienkolleginnen führten in der Raiffeisenwoche ein Atelier unter dem Motto „Mini-Solarauto“durch. In dieser Projektwoche stellten sie mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam ein Solarauto her. Die Erinne-rung an diese Atelierwoche war der UrspErinne-rung der Idee, ein Solarauto als drittes Produkt zum Thema « Erneu-erbare Energie» in die Bachelorarbeit zu integrieren. Die Studentinnen stellten zur Erprobung einen Bausatz eines Solarautos zur Verfügung.

Anhand des Bauplans wurde ein Prototyp angefertigt. Dabei wurde sehr schnell klar, dass das Prinzip zwar funktionstüchtig ist, aber für Forscherzwecke erweitert werden musste. Um diesem Problem entgegenzuwir-ken, wurden Photovoltaikzellen mit unterschiedlicher Leistung angeschafft. Für Forscherzwecke war vorge-sehen, mehrere Zellen für die Experimente einzusetzen. Leider war auf dem Solarauto lediglich Platz für eine einzige Photovoltaikzelle. Aus diesem Grund musste ein Anhänger für das Auto angefertigt werden. Allerdings fehlten dazu die nötigen Kleinbestandteile, wie Räder und Achsen. Auf der Webseite von «opitec» konnten die nötigen Bestandteile bestellt werden. Die Achsen mit den Rädern wurden anhand kleiner Metallwinkel an der Ladefläche des Anhängers befestigt. Nach zahlreichen Handwerkerarbeiten wie Messen, Einzeichnen, Hämmern, Bohren, Schleifen, Leimen und Schrauben war der Anhänger für das Solarauto fertiggestellt. Um dem Solarauto die nötige Stabilität und ästhetische Wirkung zu verleihen, wurden die Bestandteile des Proto-typs umgebaut.

Anschliessend war vorgesehen, den Solarlastwagen zu testen. Die dafür nötigen Sonnentage blieben jedoch für längere Zeit aus. Damit die Funktion wenigstens ansatzweise überprüft werden konnte, kamen Glühbirnen als Lichtquellen zum Einsatz. Trotzdem war es nötig, den Solarlastwagen unter natürlichen Bedingungen zu testen. Mit viel Geduld wurde auf sonniges Wetter gewartet. Endlich war es soweit und das Warten hatte ein Ende! Während der spärlich vorhandenen Sonnenstunden wurden verschiedene Experimente und Einstellun-gen erprobt. Unter anderem wurde mit der Leistung der Photovoltaikzellen und unterschiedlichen Schaltun-gen experimentiert. Die jahreszeitlichen BedingunSchaltun-gen erschwerten die Erprobung jedoch massiv. Die Photo-voltaikzellen und die Rennstrecke mussten präzise zur Sonne ausgerichtete werden, sonst funktionierte das Solarauto unter der schwachen winterlichen Sonneneinstrahlung nicht. Die frostigen Temperaturen erschwer-ten auch die Bedingungen der Testperson. Trotzdem wurde weiter geforscht und experimentiert. Aufgrund der erschwerten Bedingungen wurden nur Experimente in das Forscherheft übernommen, welche mit Sicher-heit zu einem Ergebnis führten und selbst unter winterlichen Bedingungen überprüft werden konnten.

Abb. 13

13.5 Meine persönliche Erfahrung

Zu Beginn stellten sich mir unzählige Hürden in den Weg und ich musste einige Überlegungen anstellen. Ob-wohl ich die gängigsten erneuerbaren Energieformen kannte, war mein Fachwissen in diesem Bereich noch zu klein. Ich recherchierte ausgiebig, um meine Wissenslücken zu füllen.

In der Folge entschied ich mich für drei nachhaltige Energieformen, welche auch in der Schweiz recht verbrei-tet sind. Meine Absicht bestand darin, drei Produkte zu entwerfen, um die Wasser-, Wind- und Sonnenenergie für Kinder «be-greifbar» zu machen. Aus der handwerklichen Perspektive brachte ich von zu Hause einige Erfahrungen mit. Mein grosses Glück bestand darin, dass sowohl mein Bruder als auch mein Grossvater eine sehr gut ausgestattete Werkstatt besitzen. Zudem standen mir Beide für technische Ratschläge zur Seite.

Dennoch stiess ich während meiner Arbeit auf vielerlei Herausforderungen.

Beim Wasserrad beispielsweise hatte ich eine klare Vorstellung des Produktes im Kopf. Während der Arbeit stiess ich jedoch wiederholt auf das Problem, in welcher Art und Weise ich die kleineren Dinge genau umset-zen sollte. Die Stunden in der Werkstatt flogen dahin und mein Wasserrad nahm nur langsam Gestalt an. Im Grossen und Ganzen verlief die Herstellung des Wasserrades jedoch problemlos.

Im Gegensatz dazu bereitete mir das Windrad mehr Sorgen. Zu Beginn experimentierte ich mit einem sehr kleinen Modell aus dem RDZ. Zuerst hatte ich die Vorstellung, ich könne die Rotation des Windrades mit einem Elektromotor in elektrische Energie umwandeln, um damit eine Glühbirne zu betreiben. Weit gefehlt, denn nach zahlreichen gescheiterten Versuchen musste ich mir fachmännischen Rat holen. Ich setzte mich mit meinem Bruder in Verbindung. Er belehrte mich und erklärte mir, dass ein Elektromotor lediglich elekt-rische Energie in kinetische Energie umwandeln könne aber nicht umgekehrt. Für mein Vorhaben mit dem Windrad war also ein Generator nötig. Ich begab mich deshalb auf die Suche nach einem winzigen Generator.

Selbst ein Fachmann fand aber kein passendes Produkt und ich war so gezwungen umzudisponieren. Also griff ich auf das Prinzip des alt bekannten Fahrraddynamos zurück. Der Dynamo zwang mich jedoch dazu, die Dimension des Windrades entsprechend zu vergrössern. Ich begab mich erneut auf die Suche nach einer möglichen Lösung und stiess im Internet auf zahlreiche Bilder mit Windrädern aus PET-Flaschen.

Im weiteren Verlauf stellten sich mir noch weitere Hürden in den Weg. Ich suchte daher weiter nach Lösungen, experimentierte, tüftelte, erprobte und dachte nach. Als ich einmal innehielt, um die bisherigen Geschehnisse zu reflektieren, wurde ich mir der Rolle eines Forschers sehr bewusst, denn mit meinem Projekt begab ich mich selbst in dessen Lage. Somit konnte ich hautnah erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man auf der Suche nach einer Lösung für ein Problem ist.

Mein Projekt mit dem Windrad wollte mir zunächst nicht gelingen, dennoch erreichte ich mit meiner Faszi-nation für die Arbeit, der nötigen Willenskraft und einer Portion Inspiration das Ziel. Die Erfahrungen, die ich auf dem bisherigen Weg gesammelt hatte, machten mich stark für die letzte Etappe mit dem Solarauto. Ich wendete mein bisher Gelerntes an und sammelte neue Erfahrung in der Kunst des «Geduldig-Seins».

Abb. 15

Wenn ich auf die Entstehung meiner drei Produkte zurückblicke, trifft das Zitat von Michael Faraday voll ins Schwarze. Der Lapsus, der mir im Zusammenhang mit dem Windrad und dem Elektromotor passierte, ist ein treffendes Beispiel dafür. Mit dem Versuch von damals habe ich die unterschiedliche Funktionsweise eines Generators und eines Elektromotors für immer verinnerlicht.

Zu Beginn meiner Arbeit war mir nicht bewusst, dass ein solches Projekt auch ein gewisses Risiko des Schei-terns mit sich bringen kann. Doch im Grunde genommen wird es erst dann interessant, wenn man an die Grenzen stösst und den Nervenkitzel spürt. Genau dieser Nervenkitzel macht die Rolle des Forschers hoch-spannend. Schafft er es, am Ende doch noch eine Lösung zu finden?

Dank meiner Erfahrungen als Forscherin, habe ich jetzt selbst erlebt, welche Charaktereigenschaften im Zu-sammenhang mit dieser Frage zum Tragen kommen. Der Wille, das Durchhaltevermögen, die Faszination und Inspiration bringen meiner Ansicht nach jeden Forscher früher oder später an das gewünschte Ziel!

14. Zusammenfassendes Fazit

1. Unterfrage: Welche spezifischen Kompetenzen für eine Nachhaltige Entwicklung können den Kindern mit dem Thema vermittelt werden?

Aus der Perspektive der Literatur: Die Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz zeigt deutlich auf, dass die Energienachfrage weiter anwächst. Der Grund dafür liegt einerseits im Bevölkerungswachstum und andererseits in der wirtschaftlichen Entwicklung. Damit sich die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt nachhaltig weiterentwickeln können, muss der Energieverbrauch gesenkt werden und in erneuerbare Energi-en investiert werdEnergi-en. Dies allein reicht jedoch nicht aus. Ein UmdEnergi-enkEnergi-en der MEnergi-enschEnergi-en auf globaler EbEnergi-ene ist zwingend notwendig. Der Schlüssel für die Bildung eines nachhaltigen Bewusstseins liegt in der Erziehung und Bildung der Menschen, denn die Bildung für Nachhaltige Entwicklung ermöglicht es, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt besser zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Um dieses Ziel zu verwirklichen ist die Schule der beste Ausgangspunkt. Hier kann eine grosse Bandbreite an Kindern erreicht werden, um Einstellungen, Wertvorstellungen und Handlungsweisen einer «Nachhaltigen Entwicklung» zu vermitteln. Im Bildungsraum Schweiz ist aus diesem Grund die «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» neu fest im Lehrplan 21 verankert. Anhand der Kompetenzen des Fachbereichs NMG und der überfachlichen Kompetenzen bauen die Kinder Wissen und Fertigkeiten auf, um sich an der nachhaltigen Entwicklung zu beteiligen und diese mitgestalten zu können. Das Kernstück dafür bilden gute Lernaufgaben, in denen die Kinder ihre Kompetenzen entwickeln können.

2. Unterfrage: Welche Anforderung müssen NMG - spezifische Lernumgebungen/ Lernaufgaben erfüllen?

Aus der Perspektive der Literatur: Für gute Aufträge müssen einige wichtige Aspekte beachtet werden. Gute Aufgabenstellungen müssen einen deutlichen Bezug zur Lebenswelt der Kinder aufzeigen. Somit gelingt es, eine Beziehung zu der Aufgabe aufzubauen. Die dabei verwendeten Materialien sollen das Interesse der Kinder anregen und sie motivieren, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen. Der Auftrag soll eine angemessene und sinnvolle Herausforderung darstellen und offen entworfen sein. Dies fördert die Kreativität und die Ent-wicklung eigener Lösungsideen. Die Formulierung soll klar, einfach und verständlich sein, sodass der Auftrag selbsterklärend und selbstständig lösbar ist. Für die Kinder ist somit transparent, was von ihnen am Ende der Bearbeitung erwartet wird.

Im Zentrum des NMG Unterrichts steht die Auseinandersetzung der Lernenden mit der Welt. Dadurch können

Im Zentrum des NMG Unterrichts steht die Auseinandersetzung der Lernenden mit der Welt. Dadurch können