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Leitbild zur Weiterentwicklung der Mobilitätsangebote im Kreis Steinfurt

Im Dokument Kreis Steinfurt (Seite 81-85)

Verfahren zur Prioritätenbildung

6.1 Leitbild zur Weiterentwicklung der Mobilitätsangebote im Kreis Steinfurt

Im Münsterland besteht eine Angebots- und Beförderungsqualität im ÖPNV, welche – im Vergleich zu anderen Regionen mit ähnlicher Struktur – grundsätzlich als überdurchschnitt-lich gut bewertet werden kann. Der Bevölkerung und den Gästen wird ein ÖPNV-Angebot geboten, das zu den verschiedenen Tageszeiten und für die verschiedenen Zielgruppen eine umfassende Nutzbarkeit gewährleistet.

In den letzten Jahren wurde ein Bedienungsmodell entwickelt, welches am Markt etabliert ist und mit seiner Produktpalette ein differenziertes Angebot für unterschiedliche Zielgrup-pen gewährleistet.

6.1.1 Allgemeine Grundsätze der Weiterentwicklung des ÖPNV

Schwerpunkt der Erstellung des Dritten Nahverkehrsplans ist die Weiterentwicklung des ÖPNV als Bindeglied der Gesamtmobilität im Raum, wobei die gemeinsame Betrachtung des sich ergänzenden Angebots durch Bus und Bahn essentieller Bestandteil ist. Der Kreis Stein-furt als Aufgabenträger für den straßengebundenen ÖPNV verfolgt dabei eine Ausgestaltung des ÖPNV mit folgenden Hauptanforderungen:

 Sicherung, Pflege und zielgerichtete Weiterentwicklung der Angebote und Qualitäten im straßengebundenen ÖPNV, insbesondere im hochwertigen SchnellBus-Netz,

 Entwicklung alternativer Mobilitätsangebote für Gebiete mit schwacher Nachfrage

 zusätzliche alternative Mobilitätsangebote bedürfen einer zusätzlichen Finanzie-rung,

 Enge Verzahnung der Siedlungs- und ÖPNV-Planung bei jeglichen Planungen – ein-schließlich der Schulentwicklungsplanung und vergleichbaren raumbedeutsamen Planungen,

 Gewährleistung einer (barrierefreien) Mobilität auch ohne verfügbares KFZ als we-sentlicher Standortfaktor,

 Mindestens Stabilisierung, angestrebt ist eine Erhöhung des Modal Split Anteils (SPNV + ÖPNV) und Steigerung weiterer umweltfreundlicher und effizienter

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Verkehrsmodi, wie bspw. dem Rad- und Fußverkehr, Erreichen einer vollständigen Barrierefreiheit im ÖPNV in Zusammenarbeit aller relevanten Akteure (u. a. Kreis, Gemeinden/ Städte, SPNV-Aufgabenträger, Verkehrsunternehmen, Behindertenver-treter) in einem langfristig angelegten Realisierungsprozess,

 Verbesserung der Mobilität unter Beachtung wirtschaftlicher Gesichtspunkte. Eine signifikante Erhöhung der Fahrgastnachfrage im straßengebundenen ÖPNV erfordert eine zusätzliche Finanzierung,

 Förderung des ÖPNV zur Reduktion des CO2-Ausstoßes und der Schadstoffbelastungen durch die technische Weiterentwicklung der Fahrzeugflotte und Verkehrsverlagerun-gen vom MIV zum ÖPNV.

6.1.2 Schwerpunkte der Weiterentwicklung des ÖPNV

Aus den dargestellten Grundsätzen der Weiterentwicklung des ÖPNV im Kreis Steinfurt lassen sich für die nächsten Jahre folgende zentralen Handlungsfelder ableiten:

 Marktgerechte Weiterentwicklung des öffentlichen Mobilitätssystems mit stärkerer Ausprägung und Etablierung von transparenten und vermarktbaren Bedienungsrelati-onen. Berücksichtigung der überkreislichen Verflechtungen,

 wirksame Maßnahmen zur Verkürzung der Reisezeiten, der Verbesserung der Pünkt-lichkeit und der Betriebsstabilität (insbesondere im Stadtgebiet Münster),

 Verbesserung und Ausbau der Umsteigeverknüpfungen zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln des ÖPNV an ausgewählten Verknüpfungspunkten im Kreis Steinfurt (SPNV, Regionalverkehr, Stadtverkehr),

 Verbesserung und Ausbau der Verknüpfungen zwischen den Verkehrsmitteln des ÖPNV und den ergänzenden Mobilitätsangeboten,

 Gewährleistung der Nutzbarkeit des ÖPNV für mobilitätseingeschränkte Personen,

 Berücksichtigung der Digitalisierung insbesondere im Ticketing und der Fahrgastin-formation, nach dem sich entwickelnden „Stand der Technik“ (keine „Insellösungen“),

 Gezielte Verbesserung der Fahrzeugqualität und Haltestellenausstattung bezüglich der Nutzbarkeit, des Reisekomforts, der Fahrgastinformation und der Barrierefreiheit,

 Berücksichtigung der Belange des ÖPNV bei allen verkehrs-, regional- und stadtplane-rischen Entwicklungen und Veränderungen,

 Verbesserung der objektiven und subjektiven Sicherheit im ÖPNV durch geeignete Maßnahmen, z. B. durch Einsehbarkeit der Fahrzeuge und Haltestellen,

 Prüfung von langfristigen Entwicklungsvorhaben im Schienenpersonenverkehr und entsprechender Ausrichtung des straßengebundenen ÖPNV,

 Berücksichtigung der Belange des Fahrpersonals bspw. zu den Themenfeldern Schu-lungen, Sicherheit und Verdienst,

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 Implementierung von erweiterten Instrumenten zur Qualitätsmessung, -sicherung und -kontrolle.

Bezug nehmend auf § 8 des ÖPNVG NRW ([…]“Dieser soll die öffentlichen Verkehrsinteres-sen des Nahverkehrs konkretisieren und den mittel- bis langfristig angestrebten Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr (Modal Split) benennen.“) und den in Abbildung 6 dargestellten aktuellen Modal Split, formuliert der Kreis Steinfurt folgendes Ziel:

 Der Anteil des Öffentlichen Verkehrs (inkl. SPNV) am Gesamtverkehr soll bis 2025 im Kreis Steinfurt im heutigen Niveau von 6 % stabilisiert werden. Langfristig mit einem Planungshorizont nach 2030 wird, unter Zugrundelegung der heutigen verkehrs-, ord-nungs- und preispolitischen Rahmenbedingungen, ein Ausbau angestrebt.

Um den heutigen Anteil mindestens zu stabilisieren bzw. sogar auszubauen ist ein Ausbau des ÖV-Systems erforderlich, um zum einen eine höhere Attraktivität anbieten zu können und zum anderen das mit der Erhöhung des Modal-Split-Anteils einherge-hende Fahrgastwachstum abwickeln zu können. Das Erreichen dieses Ziels liegt nicht ausschließlich im Handlungsbereich des Kreises, sondern ist maßgeblich auch von den Planungen des NWL im SPNV und von der finanziellen Unterstützung des Bundes und des Landes abhängig.

6.1.3 Produktpolitik und ÖPNV-Angebot

Die im Münsterland bestehende Produktpalette ist zu pflegen. Der SchnellBus ist das Premi-um-Produkt im Münsterland. Der RegioBus wird als Produkt des ÖPNV-Grundnetzes im Münsterland gestärkt.

Das Rückgrat des öffentlichen Personenverkehrs im Kreisgebiet bildet der Schienenperso-nenverkehr, der in schienenfernen Räumen durch Schnell- bzw. RegioBus-Linien ergänzt wird. Weitere Buslinien nehmen die Aufgabe der flächenhaften Erschließung sowie – in wichtigen, nicht im Schienenverkehr bedienten Relationen – der Verbindung zwischen zent-ralen Orten sowie der Anbindung der Ortsteile an die Hauptorte wahr; dabei sind Erschlie-ßungs- und Verbindungsfunktionen so weit als möglich zu entflechten. Die ErschlieErschlie-ßungs- Erschließungs-funktion kann auch durch ergänzende Mobilitätsangebote wie z. B. Bike+Ride abgedeckt werden.

Schienen- und Busangebote sind so aufeinander abzustimmen, dass in den Hauptnachfra-gerelationen bzw. -zeiten zuverlässige Umsteigeverbindungen mit kurzen Gesamtreisezeiten gewährleistet werden. Das Angebot ist so zu bemessen, dass große Teile der Mobilitätsnach-frage für sämtliche Wegezwecke mit dem ÖPNV in angemessener Qualität befriedigt werden können; örtliche und teilräumliche Besonderheiten (z. B. besondere Arbeitsplatzschwer-punkte, Räume mit besonderen demographischen Herausforderungen, naturräumliche Bar-rieren etc.) sind bei der Angebots- und Infrastrukturausstattung ggf. zu berücksichtigen. Auf besonders gering nachgefragten Relationen sind ehrenamtlich initiierte Angebotsformen wie der Bürgerbus begrüßenswert. Bürgerbusverkehre sollen dabei das reguläre ÖPNV-Angebot ergänzen und nicht in Konkurrenz dazu treten.

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6.1.4 Information, Beratung und Orientierung an Kundenbedürfnis-sen

Das öffentliche Verkehrsangebot soll die wesentlichen Mobilitätsbedürfnisse zur Zufrieden-heit der Bürger erfüllen können. Hierfür sind Informationen über das Angebot und den Zu-gang essenziell. Folgende Aktivitätsfelder im Bereich Information, Beratung und Orientie-rung an Kundenbedürfnissen (mit teilweise zeitlich unterschiedlichem Entwicklungshori-zont) sind von zentraler Bedeutung:

 Stärkung und Weiterentwicklung der Fahrgastinformationen, insbesondere an Halte-stellen, in öffentlichen Einrichtungen mit starkem ÖPNV-Bezug sowie in den Fahrzeu-gen, zur aktuellen Betriebslage (Ist-Daten zu Abfahrtszeiten, Verspätungen usw.), zu geplanten und ungeplanten Störungen und alternativen Fahrtmöglichkeiten, zu Son-derverkehren sowie zur Orientierung im Haltestellenumfeld. Als Informationsmedien sind alle Kanäle (Aushänge, Ansagen, dynamische Anzeigen und persönliche Informa-tionen an Haltestellen sowie Printmedien, mobiles und stationäres Internet) zu nut-zen. Ziel ist es, ein möglichst einheitliches Informationsdesign auf der Basis einer In-formationsplattform für das gesamte Münsterland weiter auszubauen.

 Stärkung des zielgruppenorientierten Marketings durch leicht zugängliche Mobilitäts-informationen sowie die gezielte Ansprache, Beratung und Unterstützung großer Ver-kehrserzeuger wie Schulen, Unternehmen und Freizeiteinrichtungen (Mobilitätsma-nagement) in Abstimmung mit dem ZVM.

 Forcierung der Nutzung der Nahverkehrsangebote im Freizeitverkehr unter besonde-rer Berücksichtigung der Verknüpfung verschiedener Mobilitätsangebote und Zusatz-nutzen.

6.1.5 Zusammenarbeit der Akteure im öffentlichen Verkehr im Müns-terland

Um die Qualität und Attraktivität des Produktes ÖPNV zu sichern und zu verbessern, müssen alle Akteure im ÖPNV – Aufgabenträger, Verkehrsunternehmen, Städte und Gemeinden, Straßenbaulastträger, Straßenverkehrsbehörden und weitere Beteiligte wie z. B. Tourismus-verbände, Bürgerbusvereine und Anbieter ergänzender Mobilitätsangebote – kooperativ und in effizienten Strukturen zusammenarbeiten. Über ÖPNV-relevante Veränderungen im Kreis Steinfurt (z. B. zu Straßenbauarbeiten, Ausweisung und Erschließung neuer Wohn- und Arbeitsplatzstandorte, Angebotsveränderungen, Einführung neuer Mobilitätsangebote) sol-len alle betroffenen Akteure rechtzeitig informiert und beteiligt werden.

Die traditionell enge Zusammenarbeit der Aufgabenträger im Verkehrsraum Münsterland basiert auf den intensiven verkehrlichen Verflechtungen und der gemeinsamen Verantwor-tung für das kommunale Verkehrsunternehmen Regionalverkehr Münsterland GmbH (RVM).

Zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben als Aufgabenträger für den Öffentlichen Personennah-verkehr auf der Straße haben die Kreise Borken, Coesfeld und Warendorf im Jahr 2006 als

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gemeinsame Regie- und Bestelleinheit die ÖPNV-Facheinheit „Regionale Nahverkehrsge-meinschaft“ (RNVG) gegründet. Daraus entstand im Jahr 2012 den ZVM Fachbereich Bus im Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Münsterland (ZVM). Mit dem Kreis Steinfurt bestehen intensive Abstimmungsprozesse zu den Fragen der Ausgestaltung des ÖPNV.

Die wesentlichen künftigen Zielsetzungen bleiben unabhängig von der Organisationsstruk-tur die gegenseitigen Abstimmungen in den Bereichen

 Angebots- und Tarifgestaltung,

 Entwicklung einer einheitlichen, münsterlandweiten Produktpalette und

 Definition einheitlicher verkehrsunternehmensunabhängiger Qualitätsmerkmale.

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