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Leistungswirtschaftliche Maßnahmen

Im Dokument Wege aus der Insolvenz (Seite 123-129)

4 BEGRIFFLICHE & THEORETISCHE GRUNDLAGEN

4.8 SANIERUNGSMAßNAHMEN

4.8.2 Leistungswirtschaftliche Maßnahmen

Um ein Unternehmen nachhaltig sanieren zu können, sind in der Regel Maßnahmen im leistungswirtschaftlichen Bereich notwendig, welche sowohl innerhalb der Fortführungsphase und innerhalb einer Rechtsträgersanierung als auch nach Übertragung umgesetzt werden müssen. Die Maßnahmen lassen sich anhand der Unternehmensfunktionsbereiche gliedern und haben entweder eine kostensenkende oder umsatzsteigernde Wirkung.

a) Management- und Organisationsbereich

Das Top- und Mittelmanagement bleibt bei Unternehmenssanierungen in seiner Zusammensetzung häufig nicht unverändert, da die bisherige Unternehmens-führung sich von einer Insolvenzschuld nicht exkulpieren kann. Führungskräfte werden entweder ausgetauscht oder verlassen von selbst das Unternehmen. Rauh sieht dabei einen kritischen Erfolgsfaktor bei den mittleren Führungskräften (Abteilungsleiter und Meister), welche die Werthaltungen und das Know-how des Unternehmens tragen. Da von ihnen Multiplikatoreffekte ausgehen, ist es bedeutsam, diese in die Unternehmenssanierung einzubinden.417

Tabelle 4.17 gibt einen Überblick über potenzielle Maßnahmen im Bereich Management und Organisation:

416 Zu Förderungen für Krisenunternehmen siehe auch Abschnitt 5.4.1.

417 Vgl. Rauh (1990), S. 386.

Managementbezogene und organisatorische Maßnahmen Managementbezogene Maßnahmen

Personelle Veränderung in der Führungsstruktur

Zentralisation der Entscheidungsbefugnisse

Neuorganisation der Führungskräftevergütung

Erstellung von Führungsrichtlinien

Optimierung der Planung

Beauftragung eines Beraters/Krisenmanagers für Sanierungsmaßnahmen

Rekrutierung externer Führungskräfte mit zusätzlichem Know-how Organisatorische Maßnahmen

ZusammenlegW1g von Ressorts

Neuorganisation der Aufgabengebiete innerhalb der Führungsstruktur

Straffung des Informationssystems/Informationsmanagements

Festlegung der Informations-, Reports- und Kommunikationsstrukturen

Umgestaltung der Aufbau- und Ablauforganisation

Rechtliche Verselbstständigung von Teilbetrieben/zentralen Servicefunktionen

Änderung der Rechtsform

Änderung der Beteiligungsstruktur

Gründung von Fortführungsgesellschaften

Tabelle 4.17: Managementbezogene und organisatorische Maßnahmen

Quelle: Groß (1988), S. 156 ff., Huisgen (1998), S. 183, WP-Handbuch (1998), S. 424

b) Personalbereich

Sanierungsmaßnahmen sind in der Regel mit erheblichen Konsequenzen für die Mitarbeiter verbunden. Je nach Branche und Unternehmensstruktur liegen hier hohe Einsparpotenziale, und Entlassungen sind häufig unumgänglich.

Gleichzeitig ist bei nahezu allen Personalmaßnahmen mit einer Auswirkung auf die Mitarbeitermotivation zu rechnen. Daher sollten auch Überlegungen vorge-nommen werden, wie die Unternehmensleitung ein positives Denken und Team-Geist bei den verbleibenden Mitarbeitern kreieren kann. Sofern existent, ist bei den meisten Personalmaßnahmen eine Zustimmung oder Mitwirkung des Be-triebsrates (in größeren Unternehmen auch des Wirtschaftsausschusses) not-wendig.

5 KMU-Spezifika & Forschungsmodell 105 Im Insolvenzverfahren gelten für Kündigungen durch den Insolvenzverwalter nach§ 125 InsO folgende Einschränkungen des Kündigungsschutzes:418

Es wird vermutet, dass die Kündigung der im Interessensausgleich namentlich bezeichneten Arbeitnehmer betriebsbedingt ist.

Die soziale Auswahl wird eingeschränkt. Sie ist nur im Hinblick auf die Dauer der Betriebszugehörigkeit, das Lebensalter sowie Unterhalts-pflichten durchzuführen und wird nur auf grobe Fehlerhaftigkeit überprüft.

Tabelle 4.18 gibt einen Überblick über potenzielle Maßnahmen im Bereich Personal:

Personalbezogene Maßnahmen

Einstellungsbeschränkungen/genereller oder qualifizierter Einstellungsstopp

Einführung von Kurzarbeit

Abbau von Mehrarbeit/Überstunden

Gezielte Urlaubsplanung/Werksurlaube

Umwandlung von Vollzeit- in Teilzeitverträge

Befristetes oder unbefristetes Ruhen von Arbeitsverträgen

Kündigung von Dienstverträgen freier Mitarbeiter oder Aushilfen

Abbau von Leistungszulagen

Betriebsbedingte Kündigungen/Massenentlassungen

Einsatz eigener Mitarbeiter bei fremden Firmen

Abbau freiwilliger Sozialleistungen oder Sondererlaubnisse

Nichtbesetzung frei werdender Stellen

Lohn- und Gehaltssteigerungsstopp

Aufhebungsverträge

Überarbeitung von Lohn- und Gehaltsstrukturen

Qualifikationsmaßnahmen

Abbau von Leiharbeit

Einstellung Pensionszahlungen (mit Zustimmung des Pensionssicherungsvereins)

Umsetzungen/Versetzungen

Altersteilzeit/vorzeitige Pensionierungen Tabelle 4.18: Personalbezogene Maßnahmen

Quelle: Huisgen (1998), S. 183, WP-Handbuch (1998), S. 415 ff.

418 Vgl. WP-Handbuch (1998), S. 422.

c) Materialwirtschaft

Die betriebliche Aufgabe der Materialwirtschaft liegt darin, die für die operative Tätigkeit des Unternehmens benötigten Materialien in der richtigen Menge, der richtigen Qualität, zum richtigen Preis und zum richtigen Zeitpunkt bereitzu-stellen. Geschieht dies nicht, so arbeitet das Unternehmen nicht in seinem Optimum und es existieren V erbesserungspotenziale. Bei Krisenunternehmen zeigt sich häufig, dass diese ihre Materialkosten erheblich senken können und gleichzeitig ihr Vorratsvermögen abbauen.419 In der Insolvenz ist von besonderer Bedeutung, dass Lieferanten in aller Regel auch Gläubiger sind und weitere Lieferungen nur gegen Vorkasse durchführen.

Tabelle 4.19 gibt einen Überblick über potenzielle Maßnahmen im Bereich Materialwirtschaft:

Materialwirtschaftsbezogene Maßnahmen

Suche nach günstigeren Lieferanten

Standardisierung von verwendeten Bauteilen und -materialien

Veränderung der Bestellmenge (Einkaufsbündelung)

Kleinere Losgrößen mit geringeren Lieferabständen (geringes gebundenes Kapital)

Größere Losgrößen mit größeren Lieferabständen (Mengenrabatte)

Einholung von Vergleichsangeboten

Senkung von Transport- und Lagerkosten

Abwälzung der Lagerung bestellter Ware auf Lieferanten

Einkaufsstopp

Kündigung von Lieferverträgen

Rücküberführung von Waren an Zulieferer

Abbau von ,Work-in-Progress'-Beständen

Abbau von Lager und Lagerbeständen

Abstimmung mit anderen Funktionsbereichen

Optimierung von Make-or-Buy-Entscheidungen

Verwendung von Substitutionsgütern

Überprüfung von Vertragsbedingungen (Erfüllung, Gewährleistung, Schadensersatz)

Gegengeschäfte (Kompensationsgeschäfte) Tabelle 4.19: Materialwirtschaftsbezogene Maßnahmen Quelle: Huisgen (1998), S. 185, WP-Handbuch (1998), S. 406 ff.

419 Vgl. WP-Handbuch (1998), S. 406.

5 KMU-Spezijika & Forschungsmodell d) Produktionsbereich

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Die Aufgabe der Produktion ist die Erstellung von Produkten und Dienst-leistungen, welche in Kosten und Preis wettbewerbsfähig sind. Dies beinhaltet sowohl eine technologische als auch eine organisatorische Kompetenz und Leis-tungsfähigkeit des Unternehmens. 420

Tabelle 4.20 gibt einen Überblick über potenzielle Maßnahmen im Bereich Produktion:

Produktionsbezogene Maßnahmen

Übergang zum Einschichtbetrieb

Durchführung von Reparaturen mit eigenen Kräften

Standardisierung von Produkten und Verpackungen

Eingrenzung der Sortimentsbreite

Verzicht auf Ersatzinvestitionen

Kürzung von Fertigungskosten

Eliminierung von Problemprodukten

Einsparungen in den Bereichen Material- und Energieverbrauch

Annahme von Großaufträgen

Streichung von Produktinnovationen, Produktüberarbeitungen

Verbesserung der Termintreue

Restriktive Fertigungsplanung

Konzentration der Fertigung (evtl. durch Schließung von Fertigungsstätten)

Reduktion der Fertigungstiefe (Outsourcing von Produktionsschritten)

Lohnfertigung für andere Unternehmen

Erhöhung der Durchlaufzeiten (Optimierung der Ablauforganisation der Fertigung)

Kapazitäts- und intensitätsmäßige Anpassung des Produktionsprozesses

Reduktion der Ausschussprodukte

Optimierung von Losgrößen (Losgrößendegression)

Typung und Normierung von Produkten und Produktteilen

Erhöhung des Automatisierungsgrades

Einführung/Optimierung von CIM Konzepten

Beseitigung von Produktivitätsengpässen Tabelle 4.20: Produktionsbezogene Maßnahmen

Quelle: Groß (1988), S. 175 ff., Huisgen (1998), S. 185, WP-Handbuch (1998), S. 397 ff.

420 Vgl. WP-Handbuch ( 1998), S. 397 f.

e) Absatz und Vertrieb

Ausgangspunkt einer Betrachtung des Bereiches Absatz und Vertrieb soll die bisherige Umsatzentwicklung, gegliedert nach Produkten und Märkten, sein, so dass eine Positionsbestimmung des Unternehmens mit seinen Produkten statt-finden kann. Maßnahmen in diesem Bereich haben Umsatzsteigerungen zum Ergebnis und sollten daher eine hohe Priorität genießen.

Tabelle 4.21 gibt einen Überblick über potenzielle Maßnahmen im Bereich Absatz und Vertrieb:

Absatz- und vertriebsbezogene Maßnahmen

Preis- und Rabattänderungen (Preisdifferenzierung, preispsycholog. Maßnahmen)

Konditionspolitik (Liefer- und Zahlungsbedingungen)

Sortimentsbereinigung

Sonderverkaufsaktionen, Liquidationsverkäufe

Übernahme von Distributionsaufgaben für Drittfirmen

Überarbeitung der Distributionswege

Vergabe von Vertriebslizenzen

Reduktion der Fehler bei der Auftragsabwicklung

Prüfung/Auflösung von Verträgen mit Absatzmittlern

Erhöhung/Verringerung von Serviceleistungen/Kundendienst

Prämienaussetzung für Verkäufer

Durchführung von Werbeaktionen

Beschränkung von Werbeaktivitäten und Sponsorentätigkeit

Verringerung der Versandzeiten

Ausarbeitung/Straffung des Vertriebssortimentes

Ausbau der Marktanteile zukunftsträchtiger Produkte in angestammten Märkten

Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit

Durchführung von Markterweiterungsstrategien

Fokussierung auf Kundengruppen mit hohen Margen

Erhebung der Preisbereitschaft von Kunden & Marktsegmenten

Key-Account-Management

Tabelle 4.21: Absatz- und vertriebsbezogene Maßnahmen

Quelle: Groß (1988), S. 172 ff., Huisgen (1998), S. 185, WP-Handbuch (1998), S. 386 ff.

t) Forschung und Entwicklung

Forschung und Entwicklung (F&E) können für Unternehmen extreme Chancen, gleichzeitig aber auch unabschätzbare Risiken beinhalten. Je nach Unternehmen kann der Aufwand für F&E-Aktivitäten sehr hoch sein.

5 KMU-Spezifika & Forschungsmodell 109 Tabelle 4.22 gibt einen Überblick über potenzielle Maßnahmen 1m Bereich Forschung und Entwicklung:

Forschungs- und entwicklungsbezogene Maßnahmen

Überprüfung des Entwicklungsbudgets

Stopp von Produktentwicklungen

Überwachung von Zeitplänen

Überprüfung von Menge, Qualität, Finanzbedarf von laufenden Projekten

Überprüfung von Projektvorschlägen

Entwicklung neuer Produkte

Überprüfung der Aktualität von Entwicklungszielen

Projektbeschleunigungen

Outsourcing von Entwicklungsschritten

Anträge auf staatliche Förderungen

Qualitätsoffensive

Tabelle 4.22: Forschungs- und entwicklungsbezogene Maßnahmen Quelle: WP-Handbuch (1998), S. 411 ff.

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