Sanierungsgebiet 10. Öko-soziales Dienstleistungs 6. Linke-Hof Baalsdorf
Neustädter Markt und Gewerbezentrum 7. Ökologisches Stadtgut
Quartiersentwicklung 11. Öko-sozialer Bauträger Mölkau
R eudnitz/Anger Eilenburger Bahnhof Ökologische Modellsiedlung Oberdorfstraße
Ökostation/G rü nwerkstatt
12. Regionale Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung
8. Probstheida / Östliche Rietzschke
9. Biotopverbund/ Grün
wegvernetzung
3.4 Die stadtökologischen Kernprojekte
Einen besonderen Schwerpunkt der Projektarbeit bildeten die drei im Zentrum des Projektge
bietes gelegenen sog. stadtökologischen Kemprojekte: Grünradiale Eilenburger Bahnhof, Quartiersentwicklung Reudnitz/Anger und Ökostation. Die erarbeiteten Konzepte und bishe
rigen Ergebnisse zu diesen Kernprojekten nach etwa der Hälfte der vorgesehenen dreijährigen Förderzeit sollen im folgenden vorgestellt werden.
Abb.: 3
PROJEKTBEREICH I
Die Teilprojekte, Lage im Stadtgebiet
1. Sanierungsgebiet Neustädter Markt
Besonders problembelastetes Innenstadtgebiet (83% Bau
zustandsstufe 4, Leerstand 48%, ca.40% Arbeitslosigkeit), seit Ende 1991 förmlich festgelegtes Sanierungsgebiet.
Projektziele:
• modellhafte Bewohnerselbsthilfe bei Gebäudesanierung und Wohnumfeldgestaltung
• Verkehrsberuhigung und Straßenraum gestaltung mit B ew ohnerbeteiligung
• Beschäftigungsförderung
2. Quartiersentwicklung Reudnitz/Anger
Gründerzeitquartier im Zentrum des Projektgebietes. Ein großer Teil des Gebietes ist seit Ende 1994 förmlich festge
legtes Sanierungsgebiet. Schlechter Zustand der Gebäude, emeuerungsbedürftige Infrastrukturen, Defizit an Grün- und Freiflächen.
Projektziele:
• integrierte ökologische Quartiersentwicklung (Gebäude
sanierung, Verkehr, Energie, Wasser, Freiräume, Wohn- und Lebensqualität)
• modellhafte Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit
• Vorranggebiet für ökologische W irtschaftsinitiativen (siehe Teilprojekte 10-12)
3. Eilenburger Bahnhof
Ehem aliges Bahnhofsgebiet, das von der Stadtgrenze bis dicht an das Zentrum der Stadt heranführt. Es handelt sich um die wichtigste städtebauliche Reservefläche des L eipziger O straum s mit kontroversen Nutzungsinteressen (Bebauung, Bau einer neuen Hauptverkehrsstraße, G rün
fläche).
Projektziele:
♦ Schaffung einer Stadt und Umland verbindenden Grün
radiale (Fahrrad-und Fußwegverbindungen, Biotopverbund)
• Entwicklung eines kostengünstigen und bürgerbezogenen Realisierungs-, Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzepts
4. Ökologische Modellsiedlung Oberdorfstraße
Vom „Verein für ökologisches Bauen“ initiiertes Projekt zur Realisierung einer innerstädtischen ökologischen Neu
bausiedlung für ca. 30 Wohneinheiten in der alten Orts
lage Stötteritz.
Projektziele:
• kostengünstiges ökologisches Bauen mit baulicher Selbst
hilfe im Eigenheimbau
• Erprobung dafür geeigneter Baumethoden (Brettstapel
bauweise von Prof. Natterer)
• m odellhafte M aßnahm en zum städtischen N aturschutz
PROJEKTBEREICH H 6. Linke-Hof Baalsdorf
Seit 1990 biologisch-dynamisch bewirtschafteter landwirt
schaftlicher Betrieb; Modellprojckt für angewandte Emährungsö- kologie und privatwirtschaftlich betriebenen stadtnahen ökologi
schen Landbau.
Projektziele:
• Anbau, Verarbeitung und Vermarktung qualitativ hochwertiger Lebensmittel mit integrierter Landschaftspflege, Natur- und Res
sourcenschutz
• Schaffung von Arbeitsplätzen in Verbindung mit sozial
therapeutischen und sozialpädagogischen Aufgaben
5. Ökostation/Grünwerkstatt
Eine Schlüsselrolle im Gesamtprojekt kommt der Realisie
rung der Ökostation zu. Als idealer Standort eignet sich der ehemalige Lokschuppen des Eilenburger Bahnhofs an zen
traler Stelle von Projektgebiet und geplanter Grünradiale.
Projektziele:
• Öffentlichkeitsarbeit, Information und Begegnung
• Einrichtung zur Unterstützung von Selbsthilfe und neuen Kooperations- und Koproduktionsformen von Bürger, Stadtverwaltung, lokaler W irtschaft, Schulen, etc.
7. Ökologisches Stadtgut Mölkau
Ehemaliges Rittergut mit umfangreichen Bauten und 150 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, 6 km Entfernung vom Stadtzentrum im Wirtschaftsverbund mit zwei weiteren zum ABM-Stützpunkt Stadt Leipzig gehörenden Stadtgütem.
Projektziele:
• Aufbau eines regionalen N ahrungsm ittelm arktes für Pro
dukte des ökologischen Landbaus
• Schaffung von A rbeits- und Ausbildungsplätzen und Wohnraum für Langzeitarbeitslose, Behinderte, Sucht
abhängige
• ländliche Kulturraum pflege m it Bildungsaufgaben für Stadtbewohner, Schulen etc.
und im Umland
PROJEKTBEREICH IH G *8. Probstheida / Östliche Rietzschke
Stark verschm utzter und teilweise verdohlter Bachlauf, der das gesam te Projektgebiet in seinen ländlichen wie städtischen Teilen meandrierend durchfließt.
Projektziele:
• Renaturierung des Bachlaufes mit natum aher Ufer- und U ferrandgestaltung, kom biniert mit begleitenden Rad- und Fußw egen
• schrittweise Realisierung eines Landschaftsparks „Öst
liche R ietzschke“ für stadtnahe Erholung, Landschafts
und Naturraum pflege
10. Öko-soziales Dienstleistungs- und Gewerbezentrum Die Realisierung der zuvor beschriebenen Teilprojekte und der dadurch angestoßene Stadtum bau erfordern viel
fältige ökologische D ienstleistungen und andere gew erbli
che Leistungen, für die günstige Startbedingungen ge
schaffen werden sollen.
Projektziele:
• Umwandlung von zwei brachliegenden G ew erbestand
orten in jew eils m ietgünstige, genossenschaftlich organi
sierte Ö ko-soziale D ienstleistungs- und Gewerbezentren
• Zentrum 1: Ö kologischer B auhof m it Beratungsstelle für bauliche Selbsthilfe, D ienstleistungen für integriertes R es
sourcenmanagem ent
• Zentrum 2: Zentrum für N aturm edizin, Vollwertrestau
rant mit Lehrküche und cm ährungsökologischer B era
tungsstelle, Freizeit- und Aktivitätenbörse U m land und ökologischer Landbau
11. Öko-sozialer Bauträger
Gründung eines gem einnützigen Trägers zur Förderung von ökologisch-orientierten G enossenschafts- und Selbst
bauprojekten in der Altbausanierung und im W ohnungs
neubau.
Projektziele:
• K ostensenkung im Bauwesen durch Erprobung neuer K ooperationsformen von G ewerblicher W irtschaft, B e
schäftigungsmaßnahm en und baulicher Selbsthilfe
• die späteren N utzer sollen in die Planung und Erstellung der Bauten und A nlagen einbezogen werden
• Zielgruppen sind: M ieterinitiativen, Selbstbaugenossen
schaften, Hausgem einschaften und sozialbenachteiligte Gruppen (Langzeitarbeitslose, arbeitslose Jugendliche, Wohnungslose)
12. Regionale Wirtschafts- und Beschäftigungsforderung Analyse von W irtschafts- und Beschäftigungspotentialen, kurz-, mittel- und langfristig mit der Realisierung der ver
schiedenen Teilprojekte und w eiteren M aßnahm en des Ökologischen Stadtumbaus aktiviert werden können.
Projektziele:
• Untersuchung und erste M aßnahm en sollen gem einsam mit B.A.U.M. und Leipziger W irtschaftsinstitutionen durchgeführt werden
• als Sofortmaßnahm e sollen branchenbezogene Q ualifi
zierungsstrategien im Zusam m enhang m it der R ealisie
rung der Teilprojekte initiiert werden
• Einführung von Ö koaudits und ökologischen U ntem eh- mensumsteilungen, Ö kobilanzen für Produkte, Betriebe und öffentliche Einrichtungen im Projektgebiet
9. Biotopverbund / Grünwegvernetzung
W egen einseitiger A usrichtung auf das Verkehrsmittel Auto wurden Fuß- und Fahnadverbindungen zwischen Stadt und Land sowie zur Erschließung des östlichen Umlandes insgesam t völlig vernachlässigt.
Projektziele:
• Schaffung eines attraktiven Rad- und Fußw egnetzes, das die städtischen Quartiere m it dem Kultur- und Land
schaftsraum des östlichen Umlandes verbindet
• Intensivierung des Biotopverbundes in Verbindung mit M aßnahm en zum städtischen N aturschutz
• kostengünstige Realisierungskonzepte
(Die Teilgebiete 9, 11 und 12 sind standortübergreifend)
3.4.1 Grünradiale Eilenburger Bahnhof
(1) Ziel dieses Kemprojektes ist die Umge
staltung des ehemaligen Eilenburger Bahn
hofsgeländes in eine Stadt und Umland ver
bindende Grün-, Funktions- und Aktions
radiale. Die Idee war, mit der Schaffung die
ses neuen städtebaulichen Strukturelementes der angestrebten Revitalisierung von Stadt- Umland-Beziehungen eine identifikations
stiftende städtebauliche Form zu geben.
Dieser Zielstellung liegt die Überzeugung zugrunde, daß es nicht reicht, die Wiederbe
lebung von Stoffkreisläufen, von sozialen, ökologischen und kulturellen Beziehungen zwischen Stadt und Umland nur funktionell und organisatorisch neu definieren zu wol
len. Parallel zu konkreten Problemlösungen muß der Ökologische Stadtumbau auch visionäre Veränderungsbilder liefern, die bei den verschiedenen Beteiligten Neugierde, Experimentierlust und Engagement wecken, die Geschmack machen und den Möglich
keitssinn schärfen. Die städtebauliche Neu
definition des ehemaligen Bahnhofsgebietes ist insofern integrierender und symbolhafter Fokus des Gesamtprojektes, zu dem letztlich alle anderen Teilprojekte in Beziehung zu bringen sind.
(2) Die Ausgangssituation stellt sich wie folgt dar: Das Gelände des ehemaligen Eilenburger Bahnhofs erstreckt sich in einer Länge von gut 2 Kilometern von der Innenstadt bis an den östlichen Stadtrand.
Der Bahn verkehr wurde bereits am Anfang des Jahrhunderts mit dem Bau des neuen Hauptbahnhofs stark eingeschränkt und in den 50er Jahren endgültig eingestellt.
Während der DDR-Zeit fand teilweise eine extensive gewerbliche Nutzung mit Über
gangsbauten statt, teilweise entstand unge
nutztes Brachland.
Nach der „Wende“ (Vereinigung Deutsch
lands im Jahre 1990) entbrannte ein heftiger Interessenkonflikt über die zukünftige Nut
zung dieser wichtigsten städtebaulichen Reservefläche im Leipziger Ostraum: Das Stadtplanungs- und Wirtschaftsressort favo
risierte die Ausweisung als Bauland, das Verkehrsamt den Bau einer neuen Stadt und Umland verbindenden Hauptverkehrsstraße mit Autobahnzubringer, Bürgerinitiativen und Grünflächenamt hingegen forderten Grün- und Freiflächen für das dichtbebaute Stadtgebiet. Schließlich wurde im Flächen
nutzungsplan ein für alle Beteiligten unbe
friedigender Kompromiß festgeschrieben:
Bau der Hauptverkehrsstraße, ergänzende Baugebiete, Restflächen für Grün- und Freiflächennutzung. Keiner wollte sich mit dieser Lösung zufrieden geben. So ging der Streit mit teilweise gesteigerter Heftigkeit weiter. Diese Situation wurde zu einer großen Herausforderung für die Integrati
onsfähigkeit und Machbarkeit stadtökologi
scher Gesamtkonzepte.
(3) M it Beginn der Projektarbeit im Ostraum-Projekt (November 1994) wurde ein umfassender Mediationsprozeß unter Beteiligung aller betroffenen städtischen Ämter, der Bürgerinitiativen, Eigentümer, städtischen Planer und anderer gesellschaft
lichen Kräfte eingeleitet. Es wurden halbtä
gige monatliche Arbeitstreffen verabredet und zusätzliche Bürger- und Eigentümer
hearings durchgeführt. Gemeinsam wurde eine dreitägige internationale Planungs
werkstatt vorbereitet und durchgeführt, zu
Abb. 4