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Ökologische Quartiersentwicklung R eudnitz/A nger Zielplan 1

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Hauptverkehrsstraßen mit attrakti­

ven Fuß- und Radwegen

Grünradiale und Fahrradwege

beruhigtes Nebenstraßennetz Regenwassersystem

Ökostation in räumlichem Zusammenhang stehende Modellquartiere für einen solchen ökologi­

schen Umbau beantragt und mit der Unter­

stützung der Europäischen Kommission bewilligt. Eine Sonderstellung hat das in der Mitte des Projektgebietes beidseitig der neu entstehenden „Grünradiale“ gelegene Quar­

tier Reudnitz/Anger (Teilprojekt 2). Bei dem Quartier handelt es sich um ein stark ver­

dichtetes typisches Gründerzeitquartier mit gemischter Wohn- und Gewerbenutzung.

Die Gebäudesubstanz befand sich bei Pro­

jektbeginn ähnlich wie die technischen Infrastrukturen größtenteils in einem kata­

strophal schlechten Zustand. Weiterhin ist das Gebiet durch ein großes Defizit an Grün- und Freiflächen gekennzeichnet.

(4) Ziel der Quartiersentwicklung Reud­

nitz/Anger ist insbesondere die planerische Entwicklung und praktische Erprobung der Synergieeffekte, die sich aus den unmittel­

baren Integrationschancen mit dem stadt­

ökologisch übergeordneten Konzept der Grünradiale ergeben, wie: zusätzliche Iden- tifikations- und Beteiligungsanreize für die Bewohner durch Aufwertung von Wohn- und Lebensqualität. Bei Wirtschaft und Gewerbe stehen Standort- und Ansiedlungs­

anreize mit Ansatzpunkten für neue ökolo- gisch-orientierte Wirtschafts- und Beschäfti­

gungsaktivitäten im Vordergrund.

(5) In Zusammenarbeit aller Beteiligten in den monatlichen Projektgruppensitzungen und dem Internationalen Planungsseminar als wichtigem Impulsgeber wurden folgende städtebaulichen Leitziele entwickelt und Schritt für Schritt durch Inhalte und Maß­

nahmenkonzepte konkretisiert:

• Schaffung einer neuen Stadtqualität durch die Integration von „urbaner

Erlebnisviel-Abb. 12 : Die Nordseite des zukünftigen Stadtteilparks, Reichpietschstraße

falt“ und „Naturerfahrung“. Ersteres durch urbane Qualifizierungsvorschläge für die nördlich und südlich gelegenen Stadtstraßen mit Handel, Gewerbe, Einkäufen etc. und Qualifizierung der Naturerfahrung durch die Grünradiale mit Landschafts- und Umland­

bezug mit ergänzend zu entwickelnden Erholungs-, Gesundheits- und Freizeitange­

boten.

• „Mischung von Wohnen und Arbeiten“ mit Vorrangzonen für verdichtetes Gewerbe ent­

lang der Stadtstraßen sowie am „urbanen Pol“ und im städtebaulichen Entwicklungs­

gebiet „Tor zum Umland“. Neue Wohnqua­

litäten in Verbindung mit der Förderung auch neuer experimenteller Wohnformen sind vor allem in den Gebieten zwischen Grünradiale und Stadtstraßen zu fördern.

• , flö h e Aufenthaltsqualität in den öffentli­

chen Räum en“ durch Straßenrückbau und Straßenraumgestaltung insbesondere in den Gebieten zwischen Grünradiale und den urbanen Stadtstraßen aber auch in den Stadt­

straßen selbst.

• „Stadt der kurzen Wege“ mit kurzen und attraktiven Fuß- und Fahrradverbindungen zu allen wichtigen Zielpunkten des täglichen Lebens sowie zum Stadtzentrum und ins Umland.

• Schrittweise Entwicklung „eifahrbarer Stoffkreisläufe und integriertes Ressour­

cenmanagement“, insbesondere in den Bereichen Energie, Wasser und Abfall.

• Entwicklung eines modellhaften Konzep­

tes zum städtischen Naturschutz in engem Bezug mit der städtebaulichen Gesamtkon­

zeption des Gebietes.

Bis zur Halbzeit der dreijährigen Erstför­

derung des Leipziger Ostraum-Projektes gelang es, zwischen allen beteiligten Akteu­

ren Konsens über diese städtebaulich-stadtö­

kologischen Leitziele herzustellen und auf dieser Grundlage einen städtebaulichen Rah­

menplan für die Gesamtentwicklung des Gebietes zu erstellen. Wichtiger Impulsge­

ber war auch hier die Internationale Pla­

nungswerkstatt, in deren Verlauf die Not­

wendigkeit einer integrierten Entwicklungs­

konzeption von Grünradiale und Quartiers­

entwicklung in eindrücklicher Weise heraus­

gearbeitet worden war. Der Rahmenplan war die wichtigste Entscheidungsgrundlage für die bereits genannten Stadtratsentscheidun­

gen zur Realisierung des Konzepts der Grünradialen.

(6) Weiterhin wurden als stadtökologische

"Quartiersbausteine" die Themen Verkehr, Energie und Wasser m it folgenden Schwer­

punkten bearbeitet:

Verkehrskonzept: Die Entwicklung eines überzeugenden Altemativkonzepts zum geplanten Neubau der Hauptverkehrsstraße auf dem Bahnhofsgelände war Hauptaufga­

be zum Thema Verkehr. Dieses war unver­

zichtbare Voraussetzung für das städtebauli­

che Gesamtkonzept und die Konfliktlösung mit dem Verkehrsamt. Es wurde in enger Abstimmung mit dem Verkehrsamt und im Kontext der städtebaulichen Gesamtplanung erarbeitet. So entstand schließlich eine kon­

sensfähige Verkehrskonzeption mit folgen­

den Einzelkomponenten:

• Konzeption für die Hauptverkehrs­

straßen, den Individualverkehr und den öffentlichen Nahverkehr,

• verkehrstechnisch modellhafte Kon­

zepte zur Gestaltung der Stadtstraßen und der verkehrsberuhigten Zonen sowie der geplanten Parkraumbewirtschaftung,

• Konkretisierung der Fahrrad- und Grünwegkonzeption,

• verkehrstechnische Konzeption zum ÖPNV - Knoten am „Tor zum Umland“

(mit „Park and Ride“,,,Bike and Ride“, Anbindung an die Haltestellen von S-Bahn, Straßenbahn und Bus),

• Vorschläge für eine Mobilitätszentrale in der geplanten Ökostation.

Energiekonzept: Ziel des Energiekonzepts war der Nachweis, wie im Rahmen inte­

grierter Quartierskonzepte die

Rio-Beschlüsse zur CC>2-Reduzierung und Ener­

gieeinsparung erfüllt werden können. Die Konzepte wurden mit zusätzlicher Förde­

rung des Bundesbauministeriums erarbeitet.

Die erforderlichen Gebietsanalysen und Rahmenkonzepte liegen inzwischen vor.

Wichtige Einzelmaßnahmen sind u.a.:

Die Realisierung von drei für das Gebiet typischen M usterhäusern zum energieeffi­

zienten und ökologischen Bauen, Altbau­

modernisierung und Baulückenschließung.

Diese Maßnahmen werden aus dem THER- MIE-Programm der Europäischen Kom­

mission gefördert. Sie dienen als Demon­

strations- und Lemprojekte für die Gebäu­

desanierungen des gesamten Quartiers und wurden dementsprechend als Bausteine systematischer Qualifizierungsmaßnahmen, Bewohner- und Eigentümerinformation und Öffentlichkeitsarbeit konzipiert.

Ein anderer Schwerpunkt des Energiekon­

zepts war die Einführung von lokaler Kraft- Wärme-Kopplung und die Nutzbarmachung vorhandener Prozeß- und Abwärme in Ver­

bindung mit einem Nahwärmesystem. Allein mit der Abwärme einer im Quartier gelege­

nen Brauerei können, bei deutlicher Kosten­

senkung, mehr als 2.000 Wohnungen über ein Nahwärmesystem mit Wärme und Warmwasser versorgt werden. Weiterer Schwerpunkt war der Aufbau einer Energie­

beratungsstelle mit angeschlossener Solar- Selbsthilfewerkstatt in der Ökostation.

Abb.: 13

Wasserkonzept: Für die schrittweise Reali­

sierung eines integrierten quartiersbezoge­

nen Wasser- und Regenwasserkonzepts waren folgende Maßnahmen vorgesehen:

• Wasserspartechniken und teilweise Was­

serkreisläufe in Haushalten und bei gewerblichen Nutzem, Einführung der ver­

brauchsbezogenen, wohnungsweisen Ab­

rechnung im Rahmen der Gebäudesanie­

rung,

Als Besonderheit wurde eine offene Regenwasserführung in den verkehrsberu­

higten Straßenräumen mit Ableitung in die Grünradiale vorgesehen. Dort erfolgt eine naturnahe biologische Reinigung und Sammlung in Regenwasserteichen, die mit Bürgerbeteiligung künstlerisch gestaltet werden. Geplant sind insbesondere Wasser­

spiel-Lernplätze für Kinder. Am „Urbanen Pol“ sind Wasserkaskaden gegen den Ver­

kehrslärm und eine Wasserwiederverwen­

dung in dem geplanten Neubauten für