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2 Literaturübersicht

2.5 Kontroll- und Prophylaxe-Maßnahmen

2.5.1 Desinfektion

COLLINS et al. (2000a) konnten mit In-vitro- und Infektionsversuchen nachweisen, dass LI unter Feldbedingungen für einen Zeitraum von mehr als 2 Wochen infektiös bleiben kann. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass Verunreinigungen mit Kot im Stall und auf Gerätschaften eine Quelle zur Neuinfektion frisch eingestallter Tiere darstellen. In In-vitro-Versuchen zeigten Desinfektionsmittel unterschiedliche Wirkungen auf LI (COLLINS et al. 2000a) (Tab. 4).

Tabelle 4: Wirkung verschiedener Desinfektionsmittel gegen LI (COLLINS et al. 2000a).

Wirkstoff Wirkungseffektivität gegen LI

Quarternäre Ammonium-Verbindung 3% hoch wirksam

Pyrovidone-Jodid 1% mäßig wirksam

Kalium-Peroxymonosulfat 1% nicht wirksam Phenolderivate 0,33% nicht wirksam

Leider gibt es keine Studie zur Wirkungsaktivität dieser oder anderer Desinfektionsmittel gegen LI unter Feldbedingungen (KROLL et al. 2005b).

2.5.2 Fütterung

BOESEN et al. (2004) haben den Einfluss der Fütterung auf eine LI-Infektion untersucht. Es wurden die Effekte des Ansäuerns mit Milchsäure und des Fermentierens des Futters auf eine Besiedlung des Darms mit LI nach

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bei Tieren, welche eine fermentierte Standardfütterung erhielten, signifikant geringer als bei Tieren, welche mit einer nicht fermentierten Standardfuttermischung gefüttert wurden. Die Autoren schlossen aus ihren Ergebnissen außerdem, dass ein fermentiertes Futter die erste Ausscheidung von LI auch verzögert. Die Tiere, deren Futter mit 2,4 % Milchsäure behandelt wurde, zeigten vier Wochen nach experimenteller Infektion weniger pathologische Veränderungen als die Kontrollgruppe, deren Futter mit 1,8 % Ameisensäure versetzt wurde (BOESEN et al.

2004).

Der Einfluss der Konfektionierung des Futters auf die Prävalenz von LI im Darm von infizierten Schweinen wurde in verschiedenen Studien getestet. STEGE et al. (2001) konnten nachweisen, dass nicht pelletiertes Futter die Prävalenz von LI im Darm infizierter Schweine senken kann.

In einem ähnlichen Versuch untersuchten MØLBAK et al. (2008), wie eine Pelletierung des Futters die Mikroflora des Darms beeinflusst. Zu diesem Zweck wurde die Mikroflora des Darms mit einer Real-time-PCR und in-situ-Hybridisation quantitativ bestimmt. Im Vergleich zur pelletierten Fütterung reduzierte die nicht pelletierte Fütterung scheinbar die Menge von LI relativ zur Gesamtmikroflora des Darms. Die Anzahl der Tiere, die LI ausschieden, blieb allerdings gleich. Inwieweit hierfür Veränderungen des intestinalen Milieus wie z.B. verringerter pH-Wert, unterschiedliche Morphologie der Darmschleimhaut und/oder ein veränderte Mikroflora verantwortlich sind, konnte hier nicht geklärt werden (MØLBAK et al.

2008).

Bei fünf Tieren mit einer schweren LI-Infektion zeigten sich andere Restriktionsfragmente als bei Tieren mit einer milden Infektion. Hieraus schlossen die Autoren, dass eine LI-Infektion einen Einfluss auf die intestinale Flora hat (MØLBAK et al. 2008).

WHITNEY et al. (2006b) untersuchten den Effekt einer Mais-Soja-Fütterung mit einem 10%igem Zusatz von getrockneter Getreideschlempe. Hierbei zeigte sich eine signifikante Verringerung der Schwere und Ausdehnung der pathologischen Veränderungen durch LI im Ileum und Colon im Vergleich zu einer herkömmlichen Mais-Soja Fütterung. Dieses Ergebnis konnte jedoch nicht reproduziert werden (WHITNEY et al. 2006a, c). Weiterhin konnte kein positiver Effekt auf durch LI verursachte pathologische Veränderungen durch die Fütterung von Sojabohnenhülsen bzw. mit einem polyklonalem Antikörper besprühte

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Sojabohnenhülsen nachgewiesen werden. Tiere, welche mit Sojabohnenhülsen mit polyklonalem Antikörper gefüttert wurden, zeigten mehr ileale Veränderungen als die mit 10%igem Zusatz getrockneter Getreideschlempe gefütterte Tierguppe (WHITNEY et al. 2006c).

2.5.3 Antibiotische Behandlung

Bei der Evaluation minimal inhibierender bzw. bakterizider Wirkstoffkonzentrationen in in-vitro-Versuchen konnte eine breite Wirksamkeit verschiedener antibiotisch wirksamer Medikamente gegen LI gezeigt werden. Diese Liste beinhaltet Makrolide, Tetracyclin, Pleuromutilin (Tiamulin), Penicillin und Fluoroquinolone. Keine Wirkung auf LI haben Aminoglykoside (Gentamicin, Neomycin und Apramycin) (MCORIST u.

GEBHART 1995; MCORIST et al. 1995c).

Unterschiede zwischen den einzelnen anzuwendenden Medikamenten bestehen in der Effizienz der intrazellulären Anreicherung des jeweiligen Arzneimittels. Wirkstoffe mit einem schmalen Wirkspektrum sind gegenüber Breitspektrumantibiotika im Grundsatz zu bevorzugen, da somit eine geringere Beeinflussung der physiologischen Keimflora und ein geringerer Selektionsdruck auf kommensale Keime erfolgt (BODE et al. 2000).

Eine antibiotische Behandlung kann durch ihre Dosierung und die zeitnahe Anwendung zum Infektionszeitpunkt die immunologische Reaktion, die Dauer und Stärke der Erregerausscheidung sowie die Ausprägung der LI-spezifischen Läsionen beeinflussen. (WALTER et al. 2001).

In Bezug auf eine Serokonversion unter Behandlung mit gegen LI wirksamen Antibiotika gibt es kontroverse Beschreibungen. Während einige Autoren ein Ausbleiben der Immunreaktion unter antibiotischer Behandlung beobachteten (COLLINS et al. 2000b; GUEDES et al. 2002b), konnten RITZMANN et al. (2004) eine Serokonversion bei einer Behandlung mit Tiamulin und NATHUES (2007) eine Serokonversion unter Behandlung mit Tylosin aufzeigen.

In Deutschland sind derzeit mehrere Medikamente mit bakteriostatischem Wirkprinzip zur Behandlung der Ileitis beim Schwein zugelassen, welche die folgenden Wirkstoffe enthalten: Acetylisovaleryltylosin, ein Kombinationspräparat mit Lincomycin und Spectinomycin, Tiamulin, Tylosin und Valnemulin (Stand 04.06.2007) (UNGEMACH et al. 2007).

Literaturübersicht

In einer aktuellen Studie wurden minimale inhibitorische Wirkstoffkonzentrationen (MIC) für LI ermittelt (WATTANAPHANSAK et al. 2007). Die MIC wurde hier definiert als die Wirkstoffmenge, mit der 99 % der proliferativen Veränderungen in einer Zellkultur im Vergleich zur wirkstofffreien Kontrolle verhindert werden konnten.

Tabelle 5: Minimale inhibitorische Wirkstoffkonzentrationen für LI (WATTANAPHANSAK et al. 2007)

Chlortetracyclin 0,25 bis 16 16 bis 64

Lincomycin 8 bis 64 32 bis 128

Tiamulin 0,125 1 bis 4

Eine effektive Vakzine muss gegen verschiedene Stämme des Erregers wirksam sein. Im Fall von LI wird derzeit angenommen, dass es sich bei diesem Erreger um einen einzelnen, monotypen Bakterienstamm ohne wesentliche genotypische Variation handelt (MCORIST et al. 2003).

Western-Blots von sechs verschiedenen antigenwirksamen äußeren Membran-proteinen von 77, 69, 54, 42, 36, und 18 kDa reagierten immer gleich auf monoklonale Antikörper und konvaleszentes Serum von Schweinen, die vorher Kontakt zu LI hatten (MCORIST et al. 1987; GUEDES u. GEBHART 2003c).

Monoklonale Antikörper gegen Oberflächen-Antigen von LI werden in histologischen Tests angewendet. Mit diesen konnten bisher erfolgreich verschiedene Feldisolate von infiziertem Darmgewebe verschiedener Tierarten nachgewiesen werden (SMITH 2001; BOESEN et al. 2005a).

Japanische Forscher konnten bei der Prüfung drei verschiedener Genfragmente eines japanischen LI-Isolates jeweils eine Homologität von mehr als 99 % mit einem Typstamm (NCTC 12656T) feststellen (KOYAMA et al. 2004). Diese Ergebnisse lassen eine sehr hohe genetische Ähnlichkeit erkennen.

Literaturübersicht

Derzeit ist ein avirulenter Lebendimpfstoff (Enterisol®Ileitis, Boehringer Ingelheim Vetmedica, Inc., Ingelheim) kommerziell verfügbar. Dieser Impfstoff dient der Anwendung bei Ferkeln, die mindestens drei Wochen alt sind, um sie gegen durch LI verursachte Krankheitserscheinungen zu schützen (KROLL et al. 2004b). Dieser Impfstoff stimuliert die zellvermittelte Immunität beim Schwein (KNITTEL u. ROOF 1999; KROLL et al. 2004b). Die Verabreichung erfolgt über das Trinkwasser oder direkte orale Gabe mittels Drenchen. Die Prävalenz und der Schweregrad von makroskopischen und mikroskopischen Veränderungen, die Besiedlung des Gewebes und die fäkale Ausscheidung von LI konnten signifikant vermindert werden.

Außerdem zeigten geimpfte Tiere im Vergleich zu ungeimpften Tieren in einem Infektionsversuch eine signifikant verbesserte tägliche Zunahme (KROLL et al.

2004b).

Der Impfschutz beginnt 3-4 Wochen nach Impfung und hält für mindestens 22 Wochen an (KROLL et al. 2004a). Nach einer aktuellen Feldstudie konnte bei Zuchttieren ein Impfschutz über die Dauer von mindestens 3,5 Jahren nachgewiesen werden (SANDFORD 2006).

Verschiedene Studien haben die Wirksamkeit des Impfstoffes und einen signifikanten Nutzen für Wachstumsleistung und Reduktion der Mortalitätsrate gegenüber einer natürlichen Infektion mit LI nachgewiesen (HAYES u. KOLB 2002; KEÏTA et al. 2004;

KOLB et al. 2004).

Die Sicherheit des Impfstoffes konnte bei tragenden Sauen (KROLL et al. 2005c), bei Mehrfach-Impfungen von Schweinen und Überdosierungen bei Ferkeln im Alter von einer Woche belegt werden (KROLL et al. 2004a).

Material und Methoden