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5.4 Histologische Befunde

Trotz des größtenteils subklinischen Verlaufes der LI-Infektion bei den Versuchstieren, zeigten sich bei 27 Schweinen in Abhängigkeit vom Sektionszeitpunkt deutliche mikroskopische Veränderungen der Darmschleimhaut im Sinne einer porzinen intestinalen Adenomatose. In allen Fällen waren proliferative Veränderungen des Kryptepithels bei gleichzeitiger Verminderung der Anzahl von Becherzellen zu erkennen. In Abhängigkeit der Ausprägung und der Fläche, über die sich die proliferativen Veränderungen erstreckten, kam es zu Verkürzungen der Darmzotten. In einzelnen Fällen (n=5) waren darüber hinaus ulzerative

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Veränderungen, z.T. auch mit fibrinösem Charakter, ohne Erhalt der Zottenstruktur zu beobachten (Tab. 20). Bemerkenswerterweise konnte aber trotz dieser teils ausgeprägten histologischen Veränderungen des Darmepithels nur bei einem Tier ein deutliches Durchfallgeschehen beobachtet werden. Bei diesem Tier lag allerdings eine Mischinfektion mit einem pathogenen E.-coli-Stamm vor. Die eigenen Fälle mit fibrinös-ulzerativen Schleimhautveränderungen lassen sich von PCV2-assoziierten Enteritiden, die makroskopisch ein gleiches Bild zeigen, unterscheiden, da zusätzlich eine Proliferation der Kryptenterozyten vorlag, dagegen aber keine Histiozytose (JENSEN et al. 2006b). Weitere bakterielle Infektionen (Brachyspira hyodysenteriae, Brachyspira piloscoli, Salmonella sp., Clostridium perfringens) konnten differentialdiagnostisch durch mikrobiologische Untersuchungen ausgeschlossen werden.

Als Kontrollgruppe mussten versuchsexterne gesunde Läuferschweine zum Vergleich der histologischen Befunde herangezogen werden. Im Vergleich zwischen Kontrollen und Versuchstieren zeigte sich erwartungsgemäß, dass einige der histologischen Veränderungen nicht ausschließlich auf eine LI-Infektion zurückzuführen waren. Als unspezifische Reaktionen müssen Kryptabszesse, Gefäßstauungen und Entzündungszellinfiltration gewertet werden. Diese Parameter ließen sich in dieser Studie sowohl in Fällen einer subklinischen PPE als auch vereinzelt bei den Kontrolltieren finden. In der Negativ-Kontrollgruppe wurde ein mittlerer Score-Wert für die histologischen Veränderungen von 0,28 gemessen, jedoch ein signifikanter Unterschied zu den anderen Gruppen der mit LI-infizierten Tieren festgestellt. Das einzelne LI-negative Versuchstier hatte einen Score-Wert von 6,4 (Abb. 28, Tiernummer 31, Tab. 20, 25).

Histologische Befunde im Sinne einer Muskelhypertrophie, welche auf eine chronisch verlaufende regionale Ileitis hinweisen würde, oder auch Hämorrhagien, die auf eine porzine hämorrhagische Enteropathie gedeutet hätten, wurden nicht gefunden.

Die histologische Untersuchung zeigte deutlich einen Zusammenhang zwischen der Infektionsdauer und dem Ausmaß der histologischen Veränderungen. Dabei wurde die Infektionsdauer näherungsweise als Zeitraum zwischen dem ersten direkten und/oder indirekten LI-Nachweis und dem Sektionszeitpunkt definiert. Es muss dabei berücksichtigt werden, dass aufgrund der Zeitspanne zwischen Infektionszeitpunkt und erster Ausscheidung im Kot und aufgrund des wöchentlichen

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Untersuchungsintervalls der tatsächliche Infektionszeitpunkt wahrscheinlich einige Tage früher gelegen haben dürfte. Je dichter der erste Infektionsnachweis und die Sektion zeitlich zusammen lagen, umso deutlicher waren die histologischen Veränderungen ausgeprägt (Abb. 29). Der Zeitraum, in dem sich die stärksten histologischen Veränderungen zeigten, lag zwischen einer und drei Wochen nach erstem Infektionsnachweis (Gruppe 2). Lag der erste Infektionsnachweis länger als drei Wochen zurück (Gruppe 3), zeigten sich nur noch in wenigen Fällen Anzeichen proliferativer Veränderungen, und dann mit geringradigem Ausmaß. Hier wurden als Veränderungen zumeist gestaute Gefäße und Kryptabszesse gefunden, welche auch bei den Kontrolltieren zu finden waren. In dieser Gruppe waren weiterhin auf eine Erneuerung des Darmepithels hinweisende Befunde wie Becherzellhyperplasien und apoptotische Körperchen in normalen Krypten zu finden. Insgesamt wurden die Befunde dieser Gruppe als in Abheilung befindliche oder abgeheilte Stadien bewertet (vgl. Abb. 23 und 24). Diese Histologischen Auffälligkeiten wurden in der Vorliegenden Untersuchung nicht gesondert beurteilt.

Der zeitliche Zusammenhang zwischen Infektionszeitpunkt und Ausprägung der pathologischen Veränderungen entspricht Ergebnissen aus der Literatur. GUEDES und GEBHART (2004) konnten belegen, dass 11 Tage nach experimenteller LI-Infektion erste makroskopische und histologische Veränderungen (Epithelhyperplasie, Becherzellreduktion) auftraten. Spätestens nach 5 Wochen waren keine Läsionen am Darm mehr feststellbar.

SMITH und MCORIST (1997) fanden drei Wochen nach Challenge-Infektion Befunde am Darm, die sie als abheilende Läsionen interpretierten (durch unreife Enterozyten verlängerte Krypten, Becherzellen an der Basis der Krypten). JENSEN et al. (2005) konnten bei Schweinen, die 2-6 Wochen nach letzter Erregerausscheidung geschlachtet wurden, keine für LI spezifische pathologischen Veränderungen mehr auffinden. MCORIST et al. (1996) und MCINTYRE et al. (2003) beschrieben, dass sieben bis neun Wochen nach LI-Infektion die Darmmukosa sich in einem Stadium der Regeneration befand. Die von den Autoren beschriebenen Befunde (blasse geschwollene und geschrumpfete degenerierte Epithelzellen, apoptotische Körperchen und Becherzellhyperplasie) konnten auch in den eigenen Versuchen beobachtet werden. Es handelte sich dabei um Schweine, bei denen der Infektionsbeginn schon länger zurücklag, so dass die Befunde als Hinweis auf eine Regeneration der Darmschleimhaut gewertet werden können. Inwieweit

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immunologische Reaktionen aufgetreten sind, ohne nenneswerte pathologische Veränderungen zu erzeugen konnte hier nicht geklärt werden.

Die Korrelation zwischen der Dauer der Infektion und den histologischen Veränderungen (Abb. 29) belegt das rasche Auftreten von PPE-typischen Veränderungen sowie die schnelle Regenerationsfähigkeit der Darmschleimhaut bei unkompliziertem Verlauf der Infektion.

Auch die histologischen Untersuchungen unterstreichen, dass das Infektionsgeschehen bei den Versuchstieren mit der 14. Lebenswoche weitgehend abgeschlossen war. Während vor diesem Zeitpunkt bei etwa 77 % der sezierten Tiere PPE-typische proliferative Veränderungen diagnostiziert wurden, gelang dies danach nur noch bei einem sezierten Tier. Die histologischen Befunde dieser Tiere schwankten stark in ihrer Ausprägung. Eine zum Zeitpunkt der Sektion nachgewiesene Erregerausscheidung über den Kot korrelierte stark mit typischen histologischen Befunden. Bei 19 zur Sektion PCR-positiven Tieren konnte in 17 Fällen histologisch eine Proliferation der Enterozyten festgestellt werden. In 17 der Fälle konnte auch immunhistologisch ein Infektionsnachweis geführt werden.

Aus den histologischen Befunden kann geschlossen werden, dass auch im Falle eines subklinischen Infektionsverlaufes in der Regel eine Schädigung der Darmschleimhaut vorliegt. Es war jedoch nicht möglich, einen Zusammenhang zwischen der serologisch ermittelten Titerhöhe und den histologischen Befunden herzustellen.

GUEDES u. GEBHART (2004) beschreiben nach einer experimentellen Infektion eine Ausbreitung des Erregers vom Ileum als Prädilektionsstelle zu den kaudaler gelegenen Darmabschnitten bis ins Rektum. Während 29 Tage p.i. noch histologische Veränderungen im Dickdarm vorlagen, waren im Dünndarm keine Läsionen mehr vorhanden. Eine solche Ausbreitung konnte anhand der eigenen Untersuchungen nicht nachvollzogen werden. Häufig waren schon kurz nach erstem positivem PCR Nachweis wie auch zu späteren Untersuchungszeitpunkten unterschiedliche Dünn- und Dickdarmabschnitte gleichzeitig betroffen (Tab. 20, Abb.

30 und 33).

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5.5 Immunhistologische Untersuchung

Durch die Immunhistologie war es möglich, in fünf Fällen, in welchen weder PCR noch ELISA einen positiven Nachweis erbrachten, eine LI-Infektion zu bestätigen (Tab. 15). Aufgrund des fehlenden Infektionsnachweises am lebenden Tier konnte allerdings der Infektionszeitpunkt nicht näher bestimmt werden (Gruppe 1).

Parallel zu den histologischen Veränderungen zeigte es sich, dass der Erreger in den ersten 3 Wochen nach Infektionsnachweis bei dem Großteil der Tiere (82 %) in der Darmschleimhaut des Ileums und der untersuchten Dickdarmabschnitte immunhistologisch zu finden war, und zwar im apikalen Zytoplasma des Kryptepithels und in mononukleären Zellen. Häufig wurde der Erreger auch gleichzeitig in den Darmlymphknoten beobachtet (Gruppe 2) (Abb. 32). Zu späteren Untersuchungszeitpunkten war LI trotz der weitgehend abgeklungenen histologischen Veränderungen immerhin noch bei 48 % der Schweine detektierbar, befand sich jedoch nur noch selten in der Darmschleimhaut, sondern zumeist in mononukleären Zellen der regionalen Darmlymphknoten (Gruppe 3) (Abb. 32 und 32).

In Gruppe 2 war eine gleichmäßige Verteilung der Lawsonien über die untersuchten Darmabschnitte zu erkennen. Die Schwere der histologischen Veränderungen war eng mit der dort vorgefundenen, semiquantitativ ermittelten Erregermenge (IH-Score) korreliert. In der Gruppe 3 war eine solche Korrelation nicht mehr zu ermitteln (Tab. 22, 23). Während die Darmschleimhaut wieder weitgehend frei von LI-spezifischem Antigen war, fanden sich immer noch Lawsonien, jedoch bevorzugt in den Lymphknoten (Abb. 32, 33).

Rekonvaleszenzstadien, in welchen LI ausschließlich in mononukleären Zellen im Darmepithel zu finden ist, wie von GUEDES et. al. (2002) beschrieben, zeigten sich nur in wenigen Fällen (n = 3).

Anhand der IH-Befunde zu den Sektionszeitpunkten konnte gezeigt werden, dass der Anteil LI-positiver Tiere nach der 14. Lebenswoche kontinuierlich abnahm, zum letzten Untersuchungszeitpunkt kurz vor der Schlachtung (27. LW) konnte bei keinem der fünf untersuchten Schweine noch LI mittels der IH nachgewiesen werden.

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