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14. Ergebnisse anhand der Kategorien

14.4 Kontextfaktoren

Unter dieser Kategorie sind alle äußeren Umstände zusammengefasst, die den Einsatz beeinflusst haben.

Tabelle 7:

Kontextfaktoren

Kategorien Subkategorien Reduktionen

Kontextfaktoren

(1) Organisationale Schwierigkeiten - Organisationale Schwierigkeiten

(2) Konflikte mit anderen (4) Große Arbeitslast - Große Arbeitsmenge

- Belastung durch fehlende

(6) Fehlender Sichtschutz - Fehlender Sichtschutz für Verstorbene und deren Angehörige

- Dauer bis Leichnam geborgen werden kann aushalten - Intrusive Bilder

(7) Bedrückende Atmosphäre - Gruselige Stimmung (8) Sorge um Angehörige

(9) Second Hit Gefahr - Selbstgefährdung/Second Hit (10) Sanitäter als (private) Ersthelfer - Betroffenheit/Belastung von

KollegInnen

(2) Konflikte mit anderen Einsatzorganisationen

Unter dieser Subkategorie sind alle Auseinandersetzungen und Unstimmigkeiten der verschiedene Einsatzorganisationen zusammengefasst, die den Einsatz erschwert haben. Das zeigte sich in Uneinigkeit bezüglich Zuständigkeit die letztlich in Konkurrenz mündete.

Außerdem war eine Übergabe der aktuellen Lage kaum möglich. Die Unstimmigkeiten zwischen den Einsatzorganisationen hatten auch Problemen mit weiteren Einsatzorganisationen zur Folge.

(3) Kind unter den Opfern/Warten auf Freigabe

Die Tatsache, dass ein Kind unter den Opfern war machte die Betreuung seiner Angehörigen zu einer Ausnahmebetreuung. Hier konnte keine sonst übliche Form der Betreuung geleistet werden. Besonders belastend war, dass das Kind ohne ausreichenden Sichtschutz auf der Straße lag bis der Leichnam freigegeben wurde: „[...] weil der Einsatz oder die Betreuung so wie wir es in den alltagsnahen Si äh Einsätzen hat ist ist dort einfach nicht nicht nicht möglich gewesen eigentlich [...]“.

Unglücklicherweise waren in Bezug auf die Betreuung der Angehörigen des Jungen noch weitere Widrigkeiten zu bewältigen. Zum einen befand sich die Mutter des verstorbenen Jungen im Ausland. Deswegen musste überlegt werden wie man den Medien zuvorkommen und der Mutter die Todesnachricht überbringen könnte. Aufgrund der starken Emotionalität und der Ausnahmesituation der Betreuung blieb bei der betreuenden Einsatzkraft das Gefühl zurück „ja nicht wirklich viel gemacht [zu haben]“.

Weiterhin war kein Sichtschutz für den Jungen vorhanden, was unter der Subkategorie

„Fehlender Sichtschutz“ näher erläutert wird. Demzufolge war die Handlungsfähigkeit der KI-Einsatzkräfte in Bezug auf die Herstellung eines schützenden Rahmens eingeschränkt:

„Einfach vor allem ist dann hinzugekommen, dass irgendwie es hat keine Möglichkeiten

gegeben den Burschen irgendwie von der Straße oder du weißt eh die Bim und daneben halt die Fußgängerzone vor dem Bürgersteig mehr oder weniger wegzubringen, weil er einfach noch nicht freigegeben war“.

(5) Große Arbeitslast

Diese Subkategorie befasst sich mit der großen Menge an Arbeit, die bei dem Einsatz zu leisten war. Weiterhin zeigte sich die Problematik Aufgaben nicht ausreichend zu verteilen, sodass in diesem Fall die Führungskraft mehrere Tage alleine den Telefondienst bewältigte. Die Befragte meinte in diesem Bezug, dass eines was sie aus dem Einsatz gelernt hat die Notwendigkeit von Arbeitsteilung war, da diese Arbeitslast für sie sehr belastend war:Und ich habe viel gelernt also am allein am ans Telefon setzt ich mich nie wieder, das nächste Mal kommt eine Kollegin mit und wir tauschen uns ab und ich muss nicht alles alleine machen“.

(6) Anhaltende Konfrontation durch Medien, Bekannte und Nachbesprechung

Unter dieser Subkategorie sind alle Aspekte, die ein Abschließen mit dem Einsatz deutlich erschwert haben, zusammengefasst. Besonders die Berichterstattung durch die Medien wurde als Belastung beschrieben. Dabei war nicht nur die frühe Berichterstattung, sondern auch deren Inhalt problematisch. Eine der Befragten erklärte, dass es schwer auszuhalten war, dass die Medien Unwahrheiten geschrieben haben. Vor allem da sie wusste wie der Einsatz tatsächlich verlaufen war. Außerdem meinte die Einsatzkraft, dass ihre Strategie um nach dem Einsatz runterzukommen und sich abzulenken war fernzusehen oder am Handy zu sein. Sie beschrieb, dass dies nicht entlastend war, da sie durch diese Medien weiterhin mit Geschehnissen konfrontiert wurde: [...] da habe ich selber dann auch gemerkt zuerst interessiert es dich natürlich aber irgendwann, wenn du nämlich dann abschalten willst und du was tust, wenn du abschaltest. Du tust deppert entschuldige blöd am Handy spielen oder

schaltest halt den Fernseher ein und nur mehr das [Anm.: Ereignis]. Das ist halt auch das was was was was dann eher noch so belastend [...]“.

Zusätzlich waren Nachfragen aus dem Bekanntenkreis von der Befragten enorm belastend.

Hierbei war das Wissen des Umfelds, dass die Person am Einsatz beteiligt war, zum Nachteil der Einsatzkraft. Während gehäufter Nachfragen durch Bekannte wurden auch sehr grafische und konfrontierende Fragen gestellt: [...] und wenn du dann weißt oder die wissen, dass du halt dort warst dann rennt halt das Telefon und warst du dort und hin und her und was war da und hast du viel Blut gesehen und weiß ich nicht. Also die dingen und gä das hängt dir dann halt wirklich schon zum Boden also“.

Darüber hinaus wurde auch die Nachsorge im Sinne einer Nachbesprechung des Einsatzes zur Belastung. Für eine der Befragten war die Nachbesprechung zu konfrontativ und stand im Gegensatz zu ihrem Wunsch den Einsatz abzuschließen: „Das [Anm.: die Nachbesprechung]

ist ja durchaus hat ja auch durchaus seine Berechtigung jetzt nur für mich persönlich war war ich einfach schon abschließen wollte damit, aber es hat auch nicht geschadet also wie gesagt aber nur da habe ich gemerkt das mh nicht schon wieder“.

(7) Fehlender Sichtschutz

Die zu dieser Subkategorie berichteten Erlebnissen zählten innerhalb dieser Interviews zu den größten Belastungen. Die Befragte F. (KI-Mitarbeiterin) beklagte, dass sie während der Betreuung keine Möglichkeit hatte das Kind und den Vater mit einem Sichtschutz zu schützen.

Das Kind lag auf der Straße und durfte nicht bewegt werden bis die Kriminalpolizei ihre Arbeit getan hatte und der Bestatter vor Ort war. Da es während der Betreuung auch noch zu regnen begann organisierte die Einsatzkraft einen Behelfssichtschutz aus Schirmen der Polizei, um zumindest einen gewissen Schutz gewährleisten zu können. Diese Situation war für alle

Beteiligten extrem belastend: „[...] was du angesprochen hast dieser Sichtschutz für den toten Buben gä, das war für viele eine riesengroße Belastung [...]“.

(10) Second Hit Gefahr

Diese Subkategorie umfasst die bereits erwähnten Gerüchte um weitere Anschläge und eine Bombendrohung. Durch diese Gerüchte und die Unsicherheit bezüglich eines Second Hit war sich die Führungskraft nicht sicher, ob es notwendig werden würde zu evakuieren: [...] dann ist das Gerücht so aufgetaucht da kommt jetzt noch mehr. Entweder hat er eine Bombe im Auto oder das ist jetzt eine Ablenkung und da soll noch was Größeres kommen. [...] Und das war dann ziemlich schräg für uns, weil wir nicht gewusst haben was passiert jetzt. Müssen wir evakuieren oder können wir bleiben“.

(11) Sanitäter als (private) Ersthelfer

Hierbei beschreibt die Führungskraft die enorme Belastung, die es für Einsatzkräfte bedeutet hat als Ersthelfer am Einsatzort zu sein während sie eigentlich außer Dienst, also privat in der Innenstadt unterwegs waren: Wobei ich mir denke am stärksten waren nicht die Kollegen, die einsatzmäßig rein gefahren sind sondern jene die privat drin waren. Die das teilweise wirklich als Augenzeugen mitbekommen haben. Sanitäter, Notfallsanitäter sind und dort in der Situation aber Ersthelfer waren“.

15. Kontrastierung mithilfe des axialen Kodierparadigmas: Bildung von