• Keine Ergebnisse gefunden

Kontakte zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Poltawa

Von Jochen Bender

Der Evangelische Kirchenbezirk Bernhausen nahm intensive Kontak-te auf. Bereits im August 1993 tra-fen 42 Christen mit deutschen Wur-zeln auf den Fildern ein. Bei einem Gottesdienst in Nellingen ließen sich fünf Bürger aus Poltawa taufen. Der Gegenbesuch von den Fildern er-schien den lutherischen Christen in Poltawa wie eine „Gebetserhörung“.

Dekan Hansgeorg Kraft betonte die Wichtigkeit von solchen Kontakten

im Geist der ökumenischen Verbun-denheit und der menschlichen Ge-meinschaft.

1994 besuchten in Poltawa etwa 30 Gemeindemitglieder den sonntäg-lichen Gottesdienst, beim Kinder-gottesdienst waren rund zehn Kin-der dabei. Das Interesse an religiösen Fragen war groß, die offi zielle Aner-kennung als Kirchengemeinde erwies sich jedoch als schwierig. Dank der

Slawa Fechtel vor der Gemeinde im Bethaus, 2010. Rechts Dekan Rainer Kiess, Bernhausen.

fi nanziellen Hilfe des Kirchenbezirks Bernhausen verfügte die Gemein-de jedoch bald über ein kleines Bet-haus, in dem deutsch und russisch gesprochen wurde. Die Sprache ihrer Vorfahren beherrschten nämlich nur noch wenige Deutschstämmige.

Die kirchlichen Kontakte intensivier-ten sich: Neben Paketaktionen von den Fildern kam es immer wieder zu

schichte der noch jungen Evange-lisch-Lutherischen Kirchengemeinde in Poltawa: Die dortigen Deutsch-stämmigen waren oftmals vertrie-bene Wolgadeutsche, Leute aus Ka-sachstan oder Sibirien, die zwangs-weise in die Ukraine verbracht worden waren. Sie hatten sich in der Perestroika-Zeit in einer Grup-pe gesammelt, die sich „Wiederge-burt“ nannte. Mit der Pfl ege deut-scher Literatur bei Heimatabenden und einem altertümlichen Deutsch-landbild erinnerten sie sich ihrer Wurzeln. Einige Mitglieder dieser Gruppe fi ngen dann an, die Bibel zu lesen – ein Geschenk von Lan-desbischof Sorg beim Besuch 1992.

Das war der Nukleus der Kirchen-gemeinde. Um das neu entstehende Gemeindeleben irgendwo anzubin-den, hat sich die Gruppe der noch jungen Deutschen Evangelisch-Lu-therischen Kirche der Ukraine ange-schlossen.

Die treibende Kraft war Johann Haag. Er gehört zu den Menschen, vor denen ich bis heute die aller-größte Hochachtung habe. Er hat in seinem Leben Unbeschreibli-ches durchmachen müssen: Vom deutschen Ostarbeiterlager im Na-tionalsozialismus, wo man in ihm den Ukrainer sah, kam er nach dem Krieg als deutschstämmiger „Verrä-ter“ in jahrelange sowjetische Haft.

Ab 1993 dann ließ sich der schon 76-jährige Johann Haag in Odessa zum ordinierten Prediger ausbilden.

gegenseitigen Delegationsbesuchen.

Der Nellinger Pfarrer Eckhard Gart-mann schrieb 1994 nach einer Reise in die Ukraine: „Wir können beraten, Illusionen abbauen, sie zu Initiativen bewegen und ihnen das Gefühl ge-ben, dass sie nicht vergessen sind.“

2004 konnte das zehnjährige Jubilä-um der nach wie vor kleinen Evan-gelisch-Lutherischen Kirchengemein-de in Poltawa gefeiert werKirchengemein-den.

Bis heute liegt dem Evangelischen Kirchenbezirk Bernhausen der Kon-takt mit Poltawa am Herzen. Der Un-terhalt des Bethauses wird genauso unterstützt wie Kinderfreizeiten und eine Suppenküche in der Advents-zeit. Zusammen mit Partnerschafts-aktivitäten in vielen anderen Kir-chengemeinden leistet der Kirchen-bezirk einen wichtigen Beitrag zu den Begegnungen zwischen Ost und West.

Grundstück der ehemaligen evangelischen Kir-che in Poltawa, 2010. Sie war auf Befehl Sta-lins gesprengt worden.

Hans-Joachim Schmidt erzählt Evangelischer Pfarrer in Nellingen 1998–2007

Als Nellinger Pfarrer war ich der Beauftrage des Kirchenbezirks Bern-hausen für die Kontakte nach Pol-tawa. Gleich bei meiner ersten Reise erlebte ich nicht nur die überwälti-gende ukrainische Gastfreundschaft, sondern ich erfuhr auch die

Ge-Diakon Pavel Step aus Kemnat bei einer Ansprache im Bethaus, 2010.

Kirche des Heiligen Nikolai, 2010. Das religi-öse Leben prägt die Geschichte Poltawas maß-geblich.

Er wurde zum Gemeindeleiter. Wenn es in einer Kirchengemeinde jeman-den wie einen Vater gab, dann war er das. Wir im Westen konnten das damals nur bewundern.

Wir wollten es unterstützen, eine stabile Kirchengemeinde zu for-men. Es gab dort ja keinerlei Er-fahrung und Tradition, auf die man sich stützen konnte. Unser Anliegen war es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leis-ten. Wir wollten zeigen, wie man funktionierende Strukturen aufbau-en kann. Es war ein recht mühsamer Weg, nach so vielen Jahren der So-wjetunion den Menschen die Freude am selbständigen und selbstverant-wortlichen Denken zu vermitteln.

Bis heute leistet der Evangelische Kirchenbezirk jedes Jahr einen fi -nanziellen Beitrag aus kirchlichen Spenden. So manche fi nanziellen Erwartungen aus Poltawa überstie-gen unsere Möglichkeiten jedoch bei weitem. 2004 wurde uns bei-spielsweise der Plan eines riesigen Kirchenneubaus gezeigt, der Spen-denmittel in Millionenhöhe erfor-dert hätte. Das konnten und wollten wir nicht leisten.

Es schwächte die lutherische Kir-chengemeinde in Poltawa leider immer wieder, dass so viele ihrer Mitglieder nach Deutschland über-siedelten. Auch Johann Haag ver-ließ Poltawa schweren Herzens und zog aus familiären Gründen nach

Bayreuth. Der personelle Wech-sel machte den Kontakt phasenwei-se schwierig. Zurückgeblieben sind die Alten, die nicht mehr konnten.

Uns war es aber wichtig, eine Kir-chengemeinde in Poltawa zu unter-stützen, die dort mit ihren eigenen Möglichkeiten und unter ihren eige-nen Bedingungen Bestand hat und die den Willen zeigt, für die Men-schen in Poltawa da zu sein.

„Die Sprache der Musik ist internati-onal“ - nach diesem Grundsatz wur-de seit Beginn wur-der Partnerschaft ein regelmäßiger Austausch auf musi-kalischem Gebiet gepfl egt. Im Mai 1991 startete das Jugendblasorches-ter der Musikschule Filderstadt un-ter der Leitung von Simon Kaden zu einer einwöchigen Konzertreise nach Poltawa. Mit Western-, Film- und Musicalmelodien traten sie in drei Konzerten auf, darunter auch im Gogol-Theater in Poltawa, be-sonders gelungen waren aber auch die gemeinsamen Auftritte mit Mu-sikern aus Poltawa. Im Oktober 1991 brach eine 25-köpfi ge Gruppe der Musikschule Ostfi ldern zu einer vier-tägigen Konzertreise nach Poltawa

Musikaustausch

Von Nikolaus Back

auf. In drei ausverkauften Konzer-ten spielKonzer-ten sie vor insgesamt 2.000 begeisterten Besuchern. Die Musik-schule Ostfi ldern nahm sich vor, Pol-tawa mit Instrumenten und Noten-material zu unterstützen. Im Jahr 1993 folgte ein weiterer Besuch der Musikschule.

In den folgenden Jahren besuchten immer wieder musiktreibende Verei-ne sowie weitere Ensembles die Part-nerstadt in der Ukraine. Dazu zähl-te beispielsweise eine Konzertreise von 18 Sängerinnen und Sängern der Liederkränze Stetten und

Un-teraichen im Juli 1993. Ein bemer-kenswerter Programmpunkt für die Sänger war der Besuch einer Elek-tromotorenfabrik, wo gemeinsam mit dem dortigen Werkschor gesun-gen wurde. Angesichts der aktuellen Not beschlossen einige Mitglieder des Liederkranzes Stetten wie z. B.

Ruth Pratzer, sich daraufhin intensiv durch die Organisation von Hilfspa-keten für Poltawa zu engagieren. Im folgenden Jahr im Mai 1994 fuhr der Musikverein „Freiweg“ Plattenhardt für fünf Tage nach Poltawa und hat-te Auftrithat-te im Gogol-Theahat-ter und in der Fachhochschule, ein

besonde-Der AHC Sielmingen mit Rolf Weinmann bei einem Konzert in Poltawa, 2002.

Bläsergruppe, bestehend aus verschiedenen Posaunenchören aus den drei Filder-Städten zu Besuch in Poltawa, 2001.

rer Höhepunkt war ein Konzert im Stadtpark von Poltawa. Im August 1996 reiste das Akkordeon-Orchester der Filderstädter Musikschule un-ter der Leitung von Rolf Weinmann für sieben Tage in der ukrainischen Partnerstadt. Ein Höhepunkt war die Teilnahme am Festkonzert anlässlich des 5. Jahrestags der Unabhängigkeit der Ukraine mit 3.000 Zuhörern. Ein weiteres Konzert fand in der Mu-sik- und Kunstschule, gemeinsam mit dem Blasorchester Poltawa, ei-nem Ensemble von Berufsmusikern, statt. Im Jahr 2000 fuhr die „Sing-volution“ Kemnat, der junge Chor der Sängervereinigung Liederkranz Kemnat, nach Poltawa, Höhepunkt war ein Open-Air-Konzert im Okto-berpark in Poltawa.

Bemerkenswert war 2001 schließ-lich die Reise von 24 Bläsern aus ver-schiedenen evangelischen Posaunen-chören der drei Städte nach Poltawa.

„Beim gemeinsamen Platzkonzert mit dem Stadtorchester Poltawa im Stadt-park ließen die Zuhörer keine Gele-genheit aus, das Tanzbein zu schwin-gen. Das Konzert an der medizini-schen Akademie hingegen wurde im Wechsel mit Folklore- und Musik-gruppen der Akademie gestaltet. Am Abschlussabend wirkte der Kosaken-chor ‚Tschumazkij Schljach‘ mit“, der ein halbes Jahr zuvor auf den Fildern gewesen war. Diese Reise stand mit dem Posaunenchor von Kemnat in Zusammenhang, der in jenen Jahren mehrfach in Poltawa zu Gast war.

Der Sängerbund Ruit in Poltawa, 2006.

Die Sängervereinigung Liederkranz Kemnat in der Weißen Rotunde in Poltawa im Jahr 2000.

Im Mai/Juni 2002 war der Akkor-deon- und Handharmonika-Club Sielmingen (AHC) unter der Lei-tung von Rolf Weinmann für sie-ben Tage in Poltawa. Im Juni 2006 gaben 30 Sängerinnen und Sänger des Sängerbunds Ruit drei Kon-zerte in Poltawa. Eines davon fand in der vollbesetzten Kunstgale-rie statt, wo der Sängerbund einen breiten Querschnitt seines Reper-toires von geistlicher Musik bis hin zum Schlager bot. Der Chor Ltawa aus Poltawa war mit ukrainischen Volksweisen ebenfalls mit von der Partie. Im September 2007 fuhr der Filderstädter Chor „Fish and more“

unter der Leitung von Stefan Grau-schopf nach Poltawa. Im Reisebe-richt des Chors war zu lesen: „Ne-ben klassischen Stücken, etwa von Mozart und Brahms, englischen und französischen Songs und auch zwei russischen Liedern trafen vor allem die Lieder der Commedian

Harmonists, allen voran der „Kak-tus“ großen Beifall. So waren die Konzerte für uns ein großer Er-folg - nicht zuletzt auch wegen der herrlichen Säle, etwa im Heimat-museum und in der Poltawaer Mu-sikschule.“

Im November 2011 fuhr das Filder-Ensemble „Fracklos“ unter der Fe-derführung des Kulturamts Leinfel-den-Echterdingen nach Poltawa. Die Auftrittsorte waren sehr unterschied-lich: Stadtbücherei, Gemäldegalerie, Museum der Schlacht von Poltawa, Kulturpalast und Künstlersalon. Die

„Fracklosen“ begeisterten mit ihrer Salonmusik Jung und Alt.

Die Mitglieder aller Ensembles waren in privaten Quartieren untergebracht und berichteten übereinstimmend von einer überwältigenden Gast-freundschaft ihrer Gastgeber. Auch das häufi g sehr umfangreiche Be-sichtigungsprogramm hinterließ bei allen Teilnehmern bleibende Eindrü-cke über Gesellschaft und Kultur von Poltawa und seiner Region.

Dank der Größe und der Mittel-punktsfunktion von Poltawa gibt es dort eine ganze Reihe professionel-ler Musik-Ensembles, die gerne die Gelegenheit wahrnahmen, um auf den Fildern aufzutreten. Aus diesem Grund traten seit den 1990er-Jahren über viele Jahre, beinahe im

jährli-Salonensemble „Fracklos“ beim Abschlusskon-zert in der Gemäldegalerie Poltawa, Novem-ber 2011.

OB Klenk begrüßt den Kammerchor „Hyläa“ aus Poltawa, Juni 2012.

chen Turnus, professionelle Ensemb-les aus Poltawa – schwerpunktmäßig mit Folklore-Repertoire – auf den Fildern auf. Die Ukraine verfügt über eine reiche musikalische Tradition, neben der Klassik zählt hier insbe-sondere auch die Volksmusik, die in-tensiv gepfl egt wird. Bei Besuchen im Rahmen des Schüleraustauschs beeindruckten die Schülerinnen und Schüler der Ukraine immer wieder durch spontane Gesangs- und Folk-lore-Auftritte.

Zu den Ensembles, die auf den Fil-dern auftraten, gehörte beispielsweise 1992 und 1997 der Chor „Kalina“ mit rund 100 Sängern und Instrumen-talisten, im Jahr 1993 waren es vier Ensembles der Regionalphilharmo-nie Poltawa und der Pädagogischen Hochschule. Sie traten außerdem auf der Internationalen Gartenbau-Aus-stellung in Stuttgart auf.

Im Jahr 1994 traten 20 Kinder ei-nes Volksmusikensembles der Kin-dermusikschule Nr. III aus Poltawa in den Filder-Städten auf. Im April 1999 sowie 2002 trat das Poltawa-er Lied- und Tanzensemble „Ltawa“

auf den Fildern auf, der Chor „Sin-gola“ 2003, sowie das Blasorchester Poltawa im Jahr 2005, und verschie-dene weitere Ensembles. Der Kam-merchor „Hyläa“ bot im Juni 2012 in der Echterdinger Zehntscheuer aka-demische Chormusik auf höchstem Niveau, ein absolutes Highligt in der Geschichte des Musikaustauschs.

Der kontinuierliche musikalische Austausch zwischen den Fildern und Poltawa kann als sehr erfolg-reich gewertet werden. Zunächst gaben zahlreiche musiktreibende Vereine der Filder in Poltawa Kon-zerte, besondere Höhepunkte war dabei ein gemeinsames Musizieren von Musikern der Filder und Musi-kern von Poltawa. Ein wichtiger Er-folg der zahlreichen Auftritte von Musik- und Tanzgruppen aus Polta-wa Polta-war schließlich, dass die Kultur der Ukraine auf den Fildern im Lau-fe der Jahre besser bekannt und po-pulärer wurde.

Auftritt von Tanz- und Musikgruppen der Regionalphilharmonie Poltawa in der Uhlberghalle Bon-landen im Juli 1993.

Tanzgruppe „Festival“ aus Poltawa zu Gast auf den Fildern mit Bürgermeister Andreas Koch, 2008.

Sowohl in Poltawa als auch in den drei Städten auf den Fildern herrscht ein reges sportliches Leben. Aus die-sem Grund lag es nahe, dass die Partnerstädte sich auch in sportli-chen Wettkämpfen näherkommen.

Mit der Sport- und Jugendleiter-schule Nellingen/Ruit besitzt Ostfi l-dern eine Einrichtung mit bundes-weiter bzw. sogar internationaler Ausstrahlung. Auch zahlreiche aus-ländische Fußballmannschaften, wie z. B. auch die Nationalmannschaft der ehemaligen Sowjetunion bzw.

Dynamo Kiew waren zu Trainings-zwecken schon zu Gast in Ruit.

So traf Poltawas OB Onoprijenko, der im Januar 1989 zur Vertragsun-terzeichnung die Filder-Städte be-suchte, in der Sportschule Ruit die Mannschaft von Dynamo Kiew, die zu einem beträchtlichen Teil mit der sowjetischen Nationalmannschaft identisch war.

Einige Jahre später, Anfang 1998, kam auch die Profi -Mannschaft Worskla Poltawa mit insgesamt 29 Personen und ihrem Trainer Victor Pezhetschevskij in die Sport- und Jugendleiterschule nach Ruit. Der 1955 gegründete Verein nennt sich nach dem Fluss, der durch Poltawa fl ießt. Seit 1996 spielt die

Mann-Sportaustausch

Von Nikolaus Back

schaft in der höchsten Liga (Pre-myer Liga) der Ukraine, 2009 er-rang sie sogar den Pokal der Ukra-ine, 2009 und 2011 konnte sich die Mannschaft für den UEFA-Cup qua-lifi zieren.

Im Juni 1992 kam mit der Fußball-Abteilung des TSV Musberg erst-mals ein Sportverein der Filder nach Poltawa, die Sportler waren Gäste von Worskla Poltawa. Dieser Club schickte 1994 eine seiner

Ju-Jugendmannschaft von Worskla Poltawa zu Gast in Filderstadt, hier vor dem Fildorado Juni 1994.

Erinnerungen von Dieter Vogel, Stellvertretender Leiter Jugendfuß-ball, SV Bonlanden

Seit vielen Jahrzehnten sind der SV Bonlanden und der TSV Platten-hardt Veranstalter eines Jugend-Pfi ngstturniers. Im Jahr 2003 betei-ligte sich erstmals die A-Jugend des Fußballclubs Worskla Poltawa am Plattenhardter Pfi ngstturnier – und errang auf Anhieb den Pokal nach Elfmeterschießen.

Auf Anregung von Johannes Jauch fuhr zwei Jahre später die B-Jugend des Worskla Poltawa nach Filder-stadt – diesmal zum Pfi ngstturnier nach Bonlanden. Die Gruppe um-fasste 17 junge Fußballer im Al-ter von 15 bzw. 16 Jahren, für die Übernachtung wurden Feldbetten

des DRK im Alfons-Fügel-Saal be-reitgestellt, Frühstück und Abend-essen gab es in der Sportgaststät-te, das Mittagessen im Festzelt. Und auch diesmal gelang es den Gästen aus Poltawa, unter den zehn Mann-schaften der B-Jugend den Pokal zu erringen. Im Finale besiegten sie den ASV Aichwald nach Elfmeter-schießen mit 4:3. Sie kamen in Be-gleitung ihres Trainers Igor Kiz-lov, er war selbst ehemaliger Pro-fi -Fußballer bei Shakhtjor Donezk und später in Bulgarien. Das Team der Turnier-Organisatoren um Erna Hauser und Dieter Vogel bemühten sich aber auch intensiv um die Ge-staltung eines Rahmenprogramms.

Dazu gehörte eine Führung durch das Daimler-Benz-Museum, Kart-fahren in Bernhausen und eine Shoppingtour im Neckar-Center.

Jugendmannschaft von Worskla Poltawa nach ihrem Sieg beim Bonländer Pfi ngstturnier 2005.

gendmannschaften zum Gegenbe-such nach Musberg.

1995 gab es eine Zusammenarbeit mit der LG Filder (Leichtathletik-Gemeinschaft Filder), der insgesamt neun Sportvereine, darunter der TSV Bernhausen, der SV Bonlanden, der TV Echterdingen, der TV Nellingen und der TB Ruit angehören, d.h. alle drei Große Kreisstädte sind in die-ser Institution vertreten. Diese LG Filder veranstaltet regelmäßig nati-onale, teilweise auch internationa-le Wettkämpfe. Im September 1995 waren 25 junge Leichtathleten aus Poltawa zu Gast auf den Fildern, um sich beim traditionellen LG-Fil-der-Vergleichskampf mit Sportlern und Sportlerinnen der LG Filder im Fleinsbach-Stadion in Bernhausen zu messen.

Aus den verschiedenen Aktivitäten sollen hier exemplarisch zwei per-sönliche Berichte über einen sport-lichen Austausch zwischen den Fil-dern und Poltawa stehen.

Erinnerungen von Horst Alber Vorsitzender des TSV Sielmingen Nach dem Besuch von Worskla Pol-tawa auf den Fildern hielt man den Austausch einer deutschen Fußball-mannschaft mit Poltawa für ange-bracht. Im Sommer 2007 fuhr die A-Jugend der Fußballmannschaft des TSV Sielmingen für fünf Tage nach Poltawa.

Wir starteten mit elf Spielern im Alter von 17 und 18 Jahren sowie vier Betreuern, darunter auch Ste-fan Theiler als Abteilungsleiter für

Fußball und Tamara Postnikova als Dolmetscherin. Wir fl ogen bis Kiew und wurden am Flughafen mit dem Bus für die Fahrt nach Poltawa ab-geholt. Als geradezu sensationell haben wir empfunden, dass wir im hochmodernen Bus der Profi mann-schaft des Worskla Poltawa fahren durften.

Insgesamt hatten wir vier Spiele in Poltawa. Die gegnerischen Mann-schaften waren meistens Auswahl-mannschaften, ein Spiel fand so-gar im Stadion des Worskla Poltawa statt. Einmal besuchten wir ein

Fe-Die A-Jugend des TSV Sielmingen bei einem Spiel in Poltawa, 2007.

Bald kam die Idee auf, dass die Mannschaft im darauf folgenden Jahr wiederum zum Bonländer Tur-nier kommen sollte. Dazu äußerte sich Trainer Igor Kizlov: „Wir sind hier mit so viel Herzlichkeit aufge-nommen worden, dafür setzten wir uns gerne wieder ein paar Tage in den Bus.“ Immerhin hatte die Fahrt über 32 Stunden gedauert.

Tatsächlich fuhr im Jahr 2006 die B-Jugend des Worskla Poltawa als Titelverteidiger wieder nach Bon-landen. Die Anfahrt erwies sich als schwierig, denn der ukrainische Bus-fahrer hatte kein Visum bekommen.

Birgitta Wallrauch von der damals geschäftsführenden Stadt Ostfi l-dern musste für das komplette Team kurzfristig Plätze im Fernlinien-Bus von Kiew nach Stuttgart organisie-ren. Die Filder-Zeitung berichtete:

„Die Mannschaft aus der ukraini-schen Partnerstadt, die eine 36-stün-dige Busreise hinter sich hatte, hat-te in der Vorrunde durch eine große kämpferische Leistung überzeugt. Zu-letzt waren die Poltawaer nahe dran, den Pokal erneut mit auf den weiten Heimweg zu nehmen.“ Im Spiel ge-gen den KSC Gerlinge-gen stellten sie die feldüberlegene Mannschaft - fi n-gen sich aber zwei Konter zum 0:2 Endstand ein. Die Enttäuschung bei den Gästen aus Poltawa über die knappe Niederlage war überaus groß.

Leider endete damit auch die Teil-nahme der Partnerstadt bei einem Pfi ngstturnier in Filderstadt.

rienlager von Jugendlichen in der Nähe von Poltawa, dort fand dann ebenfalls ein Fußballspiel auf dem dazugehörigen Sportplatz statt. Al-lerdings waren unsere Spieler nicht in Familien untergebracht, sondern im Studentenwohnheim der Genos-senschafts-Universität, wo wir auch verpfl egt wurden. Trotzdem hatten wir regelmäßig Kontakt zu den uk-rainischen Fußballspielern, gegen die wir gespielt hatten, häufi g ha-ben sie uns auf dem Campus der Genossenschafts-Universität be-sucht. Am letzten Abend kam auch die für Sport zuständige Bürger-meisterin Larissa Semeniaga zu Be-such, dazu gab es üppiges Buffet.

Unsere Gastgeber in Poltawa –

Unsere Gastgeber in Poltawa –