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von Jochen Bender

17. Jh. war Poltawa ein wichtiges Zentrum der Dnjepr-Kosaken. Wäh-rend des Befreiungskriegs der uk-rainischen Kosaken von der polni-schen Herrschaft in den Jahren 1648 bis1658 war Poltawa ein wichtiger Stützpunkt. Aus dieser Zeit stammt das Kreuzerhöhungskloster. Berühmt geworden ist die Schlacht von Pol-tawa 1709 mit dem Sieg Zar Peters des Großen über die Truppen des Schwedenkönigs Karl XII. im Großen Nordischen Krieg. Damit begann die Vorherrschaft Russlands in Osteuro-pa und die Öffnung des Landes ge-genüber Westeuropa. Poltawa zeigte sich im 18. und 19. Jh. als eine

be-schaulich-idyllische russische Pro-vinzstadt. 1802 wurde Poltawa zur Bezirkshauptstadt des gleichnamigen Gouvernements.

Im frühen 19. Jh. erfolgte der klas-sizistische Umbau der Innenstadt um den zehn Hektar großen Runden Platz (Krugla ploschtscha) zum Ruh-me des russischen Sieges von 1709.

Zahlreiche repräsentative Bauten bil-den einen eindrucksvollen Ring. Von dort gehen die Straßen strahlenför-mig ab, wiederum gesäumt von se-henswerten historischen Bürgerhäu-sern. Im Zentrum des Runden Plat-zes steht die Siegessäule, die 1811

Karte der Ukraine mit markierter Region und Stadt Poltawa. Unten das Schwarze Meer und die Halbinsel Krim.

Gedächtniskirche zur Schlacht von Poltawa 1709 und Grab der gefallenen Soldaten, 2008.

als „Denkmal des Ruhmes“ zur Er-innerung an die Schlacht von Pol-tawa eingeweiht wurde und heute als wichtigste Sehenswürdigkeit im Zentrum Poltawas gilt. Besucher von den Fildern vergleichen Poltawa auf-grund seiner historischen Gestaltung

„auf den Reißbrett“ oft mit Karlsruhe oder Sankt Petersburg.

An der Wende zum 20. Jh. bestan-den je 20 Prozent der Einwohner-schaft aus russischen und jüdischen Bevölkerungsgruppen. Die revoluti-onären Aktivitäten seit dem Beginn des 20. Jh. führten schließlich zur Proklamierung der Sowjetmacht im Jahr 1918. Im 20. Jh. versechsfach-te sich die Einwohnerzahl durch die sowjetischen Urbanisierungsbestre-bungen. Poltawa wurde im Zwei-ten Weltkrieg zum Umschlagplatz der deutschen Wehrmacht und zum Hauptquartier der deutschen Heeres-gruppe Süd, die Stalingrad und das Kaukasusgebiet erobern wollte. Pol-tawa wurde aber von den Deutschen

während ihres Rückzugs schließlich erheblich zerstört. 1943 erfolgte die Befreiung vom Hitler-Regime.

Poltawa entwickelte sich zu einem Industriezentrum. Neben der sozi-alistischen Maschinenbauindustrie und der Industrie zu Herstellung von synthetischen Diamanten war Pol-tawa und seine Umgebung bis zur Aufl ösung der Sowjetunion vor al-lem ein Zentrum der Landwirtschaft mit einem der größten Fleischkom-binate des Landes. Die weite Ebene rund um Poltawa wird durch riesi-ge Felder riesi-geprägt, die bis zum

Hori-zont reichen. Auch heute noch sind Maschinenbau, Metallbearbeitung, Elektrotechnik und Nahrungsmit-tel- sowie Textilindustrie bedeutende Wirtschaftsfaktoren. Poltawa ist ein Verkehrsknotenpunkt mit kleinem Flughafen und wichtigen Straßen- und Bahnverbindungen.

Die Ukraine wurde 1991 ein unab-hängiger Staat. Damals verlor die russische Sprache den Status als of-fi zielle Amtssprache. Heute leben in Poltawa fast 90 Prozent Ukrainer und rund zehn Prozent Russen bzw.

andere Nationalitäten. Die

zahlrei-Runder Platz mit Siegessäule und Korpusny Park, 1999.

Außenbezirke von Poltawa, 2004.

chen Bildungs- und Ausbildungsein-richtungen mit zwölf Hochschulen und die kulturellen Einrichtungen wie Museen, Oper, Gemäldegalerien und Theater zeugen von den Quali-täten Poltawas als einer Kulturmet-ropole. Poltawa gilt als ein wichtiges geistiges Zentrum der Ukraine.

Die aufgelockerte Bauweise mit Baumreihen und Grünfl ächen be-schert den Einwohnern großzügi-ge Erholungsfl ächen, Poltawa prä-sentiert sich als Stadt mit mehr als 8.000 begrünten Hektar. Auf dem Gelände der Schlacht von Poltawa befi ndet sich heute ein eindrucks-voller Dendro-Landschaftspark. Von

der „Weißen Rotunde“ aus, die ur-sprünglich 1909 zum 200-jährigen Jubiläum der Poltawa-Schlacht er-richtet worden war, haben Touristen einen guten Blick auf die Umgebung Poltawas. Im grünen Ring um die Stadt fi ndet man auf einer Fläche von 40.000 Hektar zahlreiche Sana-torien und Erholungszentren.

Neben dem Dichter Iwan Kotljarews-ki (1769–1838), der als Begründer der ukrainischen Literatursprache gilt, ist vor allem der Dichter Nikolai Gogol (1809–1852) international berühmt.

Er hat in Poltawa die höhere Schu-le besucht. Der Fußballverein Worskla Poltawa ist heute bekannt aus euro-päischen Pokalwettbewerben.

Gogol-Theater, 2004.

Es wurden nur die wichtigsten Ereig-nisse und beispielhafte, bemerkens-werte Einzelaktivitäten aufgenom-men. Bei regelmäßig wiederkehren-den Partnerschaftsveranstaltungen und langfristigen Projekten wird im-mer nur das jeweilige erste Mal bzw.

der Beginn erwähnt. Deshalb fi n-den Sie hier für die ersten Jahre der Städtepartnerschaft mehr Einträge als für die späteren Jahre.

März 1982: Die Friedensinitiative

„Mütter für den Frieden“ aus Filder-stadt fordert mit 2.800 Unterschriften die USA und die Sowjetunion zur Ab-rüstung auf. Beim Besuch in der sow-jetischen Botschaft am 6. April 1982 schlägt Botschafter Semjonow eine kommunale Partnerschaft mit einer Stadt in der Sowjetunion vor.

Oktober 1983: Antrag der Filder-städter SPD-Gemeinderatsfraktion, eine Partnerschaft mit einer osteuro-päischen Stadt anzubahnen.

November 1983: Bitte der Stadtver-waltung Filderstadt an die Botschaft der UdSSR, Städte in vergleichbarer Größe für eine Städtepartnerschaft zu nennen.

Dezember 1984: Anfrage von Fil-derstadts OB Dr. Bümlein an sechs