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Kapitalgüter und langlebige Konsumgüter

Im Dokument 83/2015 (Seite 75-80)

4 Top-Down-Analyse der Materialflüsse in das und aus dem Lager (Analyseschicht 1) (Analyseschicht 1)

5.1 Materialflüsse der inländischen Produktion langlebiger Güter ermittelt auf Grundlage der Produktionsstatistik auf Grundlage der Produktionsstatistik

5.1.1 Kapitalgüter und langlebige Konsumgüter

Für die Gütergruppe der Kapital- und Konsumgüter wurden Daten für inländische Produktion, Ein-fuhr sowie AusEin-fuhr von Gütern unter Beachtung der Systematik der Statistik zur Unterscheidung von Wirtschaftszweigen in der Europäischen Gemeinschaft verwendet (NACE)21. Die dort verwendeten Gruppierungen wurden den industriellen Hauptgruppen (MIGs = Main Industrial Groupings) der

▸ „Investitionsgüterproduzenten“ (capital goods) sowie der

20 Rohmaterialien und Güter gilt für Baustoffe; Kapitalgüter und langlebige Konsumgüter sind per se Fertigwaren und ge-hen direkt in die letzte Verwendung

21 NACE (Nomenclature statistique des activités économiques dans la Communauté européenne) „ist eine vierstellige Sys-tematik und bildet den Rahmen für die Sammlung und Darstellung einer breiten Palette statistischer, nach Wirtschafts-zweigen untergliederter Daten aus dem Bereich Wirtschaft (z. B. Produktion, Beschäftigung, VGR) und aus anderen Berei-chen innerhalb des EuropäisBerei-chen StatistisBerei-chen Systems (ESS)“ (Quelle: http://epp. eurostat.ec. europa.eu/

statistics_explained/index.php/Glossary:NACE/de.

22

▸ „Gebrauchsgüterproduzenten“ (consumer goods) zugeordnet23.

Um Übereinstimmung mit den Daten aus dem Bottom-Up Ansatz zu erzielen, wurden Privat-PKW und andere Fahrzeuge (z. B. Wohnwagen) aus den Kapitalgütern herausgerechnet und den langlebigen Konsumgütern zugeschlagen. Daten für diese Güter wurden aufbereitet und z. T. von anderen metri-schen Einheiten in Gewichtseinheiten umgerechnet. Dabei wurden Konversionsfaktoren aus Eurostat (2012)22 verwendet.

Auch die Zuordnung der Güter zu Materialkategorien erfolgte nach dem Schlüssel von Euro-stat. Bei den in den Daten abgebildeten Kapital- und Konsumgütern handelt es sich um Fertigwaren, deren Materialbezug nach Eurostat die Kategorie „Güter vorwiegend aus Metallen“ ist. Nur in wenigen Ein-zelfällen konnte eine genauere Zuordnung zur Kategorie „Eisen/Stahl“ aus der Güterbezeichnung abgeleitet werden. Andere Produkte entsprechen nach Eurostat der Kategorie „other products“, die weder erkennbar noch intuitiv einer bestimmten Materialkategorie zugeordnet werden können. Hie-raus ergeben sich Unschärfen. 23

5.1.1.1 Kapitalgüter

Abbildung 10 zeigt die inländische Produktion von Kapitalgütern nach Materialgruppen. Die Produk-tionsmenge stieg von 1995 bis 2011 deutlich von ca. 36 Mio. t auf ca. 54 Mio. t an, mit einem

zwischenzeitlichen Einbruch auf ca. 48 Mio. t im Krisenjahr 2009. Kapitalgüter bestanden zwischen 1995 und 2011 mit abnehmender Tendenz zu ca. 77 % bis 52 % aus metallischen Materialien. Nicht eindeutig einer Materialkategorie zuordenbare „andere“ Produkte nahmen im selben Zeitraum einen zunehmend größeren Anteil ein – von ca. 17 % bis ca. 40 %. Der Anteil von Kunststoffen lag um 5 bis 8 %, der Anteil der Güter, die eindeutig der Kategorie von Eisen/Stahl zugeordnet werden können, nur bei ca. 1 %.

Aufgrund der Schwierigkeiten der eindeutigen Zuordnung der Güter zu Materialkategorien bleibt die Interpretierbarkeit der in Abbildung 10 dargestellten Größen begrenzt (dies gilt gleichermaßen für die nachfolgende Abbildung 14). So ist z. B. nicht auszuschließen, dass weitere Produkte aus Ei-sen/Stahl unter den Kategorien „Güter vorwiegend aus Metallen“ oder unter „Andere Produkte“ auf-summiert sind. Weitere Unschärfen ergeben sich nach dem Zuordnungskriterium „überwiegend“. Es werden jeweils nur die Materialien in Rechnung gestellt, die das jeweilige Produkt vermeintlich

do-22 Eurostat (2012): Economy-wide Material Flow Accounts (EW--MFA) – Compilation Guide 2012.

23 Die Vorgehensweise zur Ermittlung von Kapitalgütern und langlebigen Konsumgüter basiert auf fachlichem Austausch mit Eurostat und VERORDNUNG (EG) Nr. 586/2001 DER KOMMISSION vom 26. März 2001 zur Durchführung der Verord-nung (EG) Nr. 1165/98 des Rates über Konjunkturstatistiken: Definition der industriellen Hauptgruppen (MIGS). In den MIGS werden die NACE Rev. 1.1 Gruppen auf 2- und 3-steller Ebene u. a. den Aggregaten „Investitionsgüterproduzenten“

(Capital goods) und „Gebrauchsgüterproduzenten“ (Consumer durables) zugeordnet.

Die entsprechenden (Roh-)Daten für inländische Produktion, Einfuhr sowie Ausfuhr stehen online bei Eurostat zur Verfügung (sogenannte „Europroms“). Die Klassifikation ist NACE Rev. 1.1 und umfasst auf 8-steller Ebene 1743 Positio-nen „capital goods“ und 461 PositioPositio-nen „consumer durables“. Die Daten werden in gemischten Einheiten berichtet (z. B.

kg, Stückzahl). Von diesen insgesamt 2201 Gütern müssen 1607 von anderen physischen Einheiten in metrische Tonnen umgerechnet werden. Hierzu wird die Korrespondenz der NACE Rev.1.1 Klassifikation mit der CN 8-steller Klassifikation (nach Eurostat Ramon correspondence table) ermittelt, um so die Anknüpfung an die Konversionsfaktoren von Eurostat zur Umrechnung sogenannter „supplementary units“ in Masse (kg) zu erreichen. Diese Konversionsfaktoren sind Teil des

„economy-wide MFA Questionnaire 2012“ von Eurostat. Dabei wird im Einzelfall die Korrespondenz anhand der Katego-rienbezeichnung sichergestellt, so dass in beiden Datensätzen dieselben Güter adressiert werden. Offen blieben einige Posi-tionen, für die es bei Euro-stat keine Konversionsfaktoren gibt und für die eigene Faktoren ermittelt werden mussten. Die (Roh-)Daten für inländische Produktion, Einfuhr sowie Ausfuhr umfassen generell den Zeitraum 1995 bis 2011, und nur diesen Zeitraum. Die Datenabdeckung für die Gütergruppen über diesen Zeitraum war zu beurteilen und eigene Schätzun-gen anhand von Inter- und Extrapolation oder Trendanalyse wurden zum Füllen der gravierendsten Datenlücken verwen-det.

23 minieren. De facto bestehen Produkte oftmals aber aus einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien aus den dargestellten Hauptgruppen. Konkretere Informationen können aus den vorhandenen Kate-gorien nach der Eurostat Prodcom Statistik jedoch nicht gezogen werden. Hier könnte eine Daten-bank für Materialkoeffizienten für Güter (z. B. Anteile Eisen in Maschinen) Abhilfe schaffen.

Abbildung 10: Produktion von Kapitalgütern in Deutschland 1995-2011 [Mio. t]

Quelle: eigene Darstellung

5.1.1.2 Langlebige Konsumgüter

Die vorgenommene Zuordnung von Gütern zur Kategorie langlebiger Konsumgüter ist von der Defini-tion nach MIG24 abhängig und basiert auf der Europäischen Systematik von Wirtschaftsbereichen. Sie ist daher nicht notwendigerweise vergleichbar mit anderen methodischen Herangehensweisen bei ähnlicher Fragestellung. So sind bei der hier gewählten Methode z. B. Privat-PKW nicht enthalten (sondern unter „Kapitalgütern“), während z. B. Fahrräder enthalten sind. Das ist letztlich eine Frage der Interpretierbarkeit der Ergebnisse und mögliche Vergleichbarkeit mit anderen Studien. Um Ver-gleichbarkeit mit den Bottom-Up-Analysen herzustellen, wurden in der vorliegenden Studie PKW von Kapitalgütern zu Konsumgütern umgruppiert.

Im Zeitraum 1995 bis 2007 stieg die inländische Produktion langlebiger Konsumgüter von 14,5 auf 20,5 Mio. t an (Abbildung 11). Sie fiel danach bis 2009 auf 16,2 Mio. t deutlich ab und erholte sich anschließend wieder mit einem Anstieg bis auf 19,5 Mio. t in 2011. Güter aus überwiegend aus Bio-masse (Möbel aus Holz) machten rückläufige Anteile von 40 % auf 32 % aus. Überwiegend metalli-sche Güter machten den größten und ansteigenden Anteil von 57 - 66 % aus. Auffallend ist der

ge-24 Kommission der EU (2001): VERORDNUNG (EG) Nr. 586/2001 DER KOMMISSION vom 26. März 2001 zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 1165/98 des Rates über Konjunkturstatistiken: Definition der industriellen Hauptgruppen (MIGS).

Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 86/11.

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Andere Produkte

Güter vorwiegend aus Kunststoffen Güter vorwiegend aus Metallen Güter vorwiegend aus Eisen/Stahl

24 ringe Anteil der Güter, die der Sammelkategorie „nicht eindeutig zuordenbaren Materialien“ zuge-wiesen sind. Dieser liegt lediglich bei 2 - 3 %. Sehr niedrig sind fallen auch die Massen aus, die für

„Güter vorwiegend aus Kunststoffen“ ausgewiesen sind. Diese liegen in der Größenordnung von le-diglich einem Prozent.

Abbildung 11: Produktion von langlebigen Konsumgütern in Deutschland 1995-2011 [Mio. t]

Quelle: eigene Darstellung

5.1.2 Baustoffe

Für die Gütergruppe der Baustoffe lassen sich mit dem für die Kapital- und Konsumgüter gewählten Vorgehen aufgrund von Zuordnungsproblemen keine zufriedenstellenden Aussagen generieren25. Deshalb wurde für diese Gruppe ein abweichendes Vorgehen gewählt. Auf Basis der Güterprodukti-onsstatistik des Statistischen Bundesamtes wurde deren Produktion auf GüterproduktiGüterprodukti-onsstatistik 9steller Ebene (GP 9) ermittelt. Im Hinblick auf Anschlussfähigkeit zur Bottom-Up Analyse wurden die angegebenen Baumaterialien nach abgestimmten Materialkategorien26 gruppiert und anschlie-ßend den Hauptmaterialgruppen Mineralisch, Metalle, Kunststoffe, Holz zugeordnet.

Den Hauptanteil der inländisch produzierten Baustoffe machen die mineralischen Baustoffe aus (sie-he auch inländisc(sie-he Extraktion lagerrelevanter Materialien, Abschnitt 4.1), vor allem Sande und Kie-se, Zement und Kalk (Abbildung 12 und Abbildung 13). Darüber hinaus treten auch Baumaterialien aus Bitumen und Eisen/Stahl in Erscheinung. Insgesamt machen mineralische Baustoffe nach Dar-stellung in der GP 9 im Zeitraum 2009 bis 2011 zwischen 400 und 440 Mio. t aus, metallische

Bau-25 Baumaterialien wurden eindeutig von Kapitalgütern abgegrenzt. Es gibt keine Überlappungen.

26 mineralische Baustoffe (Naturstein, Kiese/Sande/Splitt/Gesteinsmehle/Aschen, Zement, Kalk, Gips, Ton/Keramik/Ziegel, Glas, Dämmstoffe, Fasern); Faserverbundbaustoffe (mineralische Matrix, Kunststoffmatrix); organische Baustoffe (Kunst-stoffe, Holz, Bitumen); metallische Baustoffe (Stahl, Aluminium, Kupfer/Zink).

25 stoffe 65 - 83 Mio. t, organisch-chemische Baustoffe 24 - 28 Mio. t, biotische Baustoffe 5 - 6 Mio. t und Faserverbundbaustoffe ca. 0,2 Mio. t.

Abbildung 12: Produktion von Baumaterialien in Deutschland 2009-2011 nach Materialgruppen

Quelle: eigene Darstellung

Abbildung 13: Produktion von Baumaterialien in Deutschland 2010 nach einzelnen Materialien

Quelle: eigene Darstellung

Auch für Baumaterialien unterliegt die Interpretierbarkeit der dargestellten Ergebnisse der Top-Down Analysen, die unter Verwendung von Daten der Basis der Produktionsstatistik ermittelt wurden,

26 deutlichen Grenzen. Festzustellen ist eine enorme Bandbreite an Detaillierungsgraden, die sich zwi-schen einzelnen Gütern und Materialgruppen sehr stark unterscheiden. So werden beispielsweise Güter aus überwiegend metallischen Materialien bis hin zu einzelnen Schließzylindern in Türen dif-ferenziert. Güter überwiegend aus Holz werden dagegen in einer Sammelkategorie „Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln aus Nadelholz“ zusammengefasst. Als weiterer Punkt sind bestehende Abschneidekriterien bezüglich der Betriebsgrößen zu nennen, die die Produktionsstatistik bei der Datenerfassung anwendet und die zum Teil zu erheblichen Verfälschungen bzw. Fehlerfassungen führen. Drittens treten Doppelzählungen, die darauf zurückzuführen sind, dass sowohl Zwischen-produkte wie auch EndZwischen-produkte geführt werden. Insgesamt grenzt dies die Interpretierbarkeit der Daten erheblich ein (weitere Ausführungen s. Anhang 1.4).

5.1.3 Zusammenfassende Darstellung der Materialflüsse der inländischen Produktion

Im Dokument 83/2015 (Seite 75-80)