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5. Zufriedenheitserfassung

5.2. Einzelfallbeschreibungen

5.2.7. Einrichtung VII

5.2.7.7. Interpretation der Ergebnisse und

In dieser Einrichtung weisen die Durchschnittswerte der interviewten Personen eine gute subjektive Zufriedenheit auf, wodurch auch hier objektiv gute Le-bensbedingungen für die Bewohner bescheinigt werden können. Einzig im Fall von Frau Fritz (Tab. 40) zeigt sich ein größerer Interventionsbedarf, der zwei-felsohne auf ihre Blindheit und den daraus resultierenden hohen Unterstüt-zungsbedarf zurückzuführen ist.

Kategorien Fr.

Fritz

Fr.

Salzmann

Fr.

Lemp

Fr.

Breuer

Hr.

Albrecht

Hr.

Kling

Ernährung 3,00 3,00 3,00 3,00 2,50 1,50

Mobilität 1,50 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00

Körperpflege 1,50 0,50 3,00 3,00 3,00 3,00

Psychisches Erleben 3,50 3,20 3,00 2,50 3,17 3,00 Psychische

Funktio-nen und Strukturen 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 4,00

Physische

Funktio-nen und Strukturen 2,75 3,00 3,00 2,75 3,00 2,75

Interaktionen 2,00 3,00 3,00 1,67 3,00 3,00

Verhalten 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00

Soziale Kompetenz 3,00 3,00 3,00 2,25 3,50 3,25

Arbeit und

Beschäftigung 3,00 3,00 3,00 3,00 1,50 3,00

Geistige Fähigkeiten 2,00 3,00 3,00 3,75 3,00 4,33 Verstandesfähigkeit 3,00 3,00 2,50 3,00 3,00 3,00 Vorstellungsfähigkeit

und Kreativität 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00

Alltagsbewältigung 2,33 2,67 3,00 3,00 3,00 3,00

Unterkunft 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 1,67

Persönliches

Eigentum 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00

Schutz 3,00 4,50 3,00 4,50 3,00 2,50

Ø 2,68 2,93 2,97 2,97 2,92 2,94

Tab. 40: Überblick der zufriedenheitswerte und der Durchschnittswerte Einrichtung VII

Im weiteren Verlauf werden die einzelnen Kategorien eingehend diskutiert und der Interventionsbedarf für die Einrichtung formuliert.

Kategorie Ernährung

Kernbereich

Funktionalität und Gesundheit

Über das Essen, das aus der WfbM geliefert wird, urteilen beide Herren, dass es nicht gut schmecken würde. Hier sollte festgestellt werden, woran es liegen könnte, und ob es noch anderen Bewohnern so geht. Für die Mahl-zeiten könnte den Bewohnern die Möglichkeit des Nachwürzens gegeben werden, so dass das Essen der individuellen Geschmacksvorliebe ange-passt werden kann. Darüber hinaus könnte eine generelle Evaluation des Essenangebotes durchgeführt und diese mit der Küche der WfbM bespro-chen werden, um Veränderungsprozesse anstoßen zu können. Denkbar wäre auch das Angebot eines Rentnerkochens, in dem die Bewohner und Teilnehmer der Tagesstruktur ihr Essen selbst kochen.

Kategorie Mobilität

Kernbereich

Funktionalität und Gesundheit Für Frau Fritz zeigt sich großer Interventionsbedarf hinsichtlich ihrer Mobili-tät und Bewegungsfähigkeit. Besonders deutlich wurde bei ihr die Angst vor Stürzen und der daraus resultierenden mangelnden Bewegung. Für sie wäre von primärer Relevanz, dass sie lernt, sich selbstständig, sicher fortzubewe-gen (bspw. durch ein spezifisches Orientierungs- und Mobilitätstraining) und zwar bestenfalls unter Zuhilfenahme eines Hilfsmittels wie z.B. ein Blinden-Langstock40. Es wäre zu überlegen, ihr ein blindenspezifisches Orientie-rungs- und Mobilitätstraining zu ermöglichen. Im Sinne des SGB V §33 steht Frau Fritz ein Blinden-Langstock als notwendiges Hilfsmittel zu. Um diesen ordnungsgemäß gebrauchen zu können, werden für blinde und sehbehin-derte Menschen spezifische Trainings angeboten. Hierfür ist die „blista – Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.“ mit Sitz in Marburg die richtige An-sprechpartnerin. Darüber hinaus könnte zusätzlich ein SRS-Training Abhilfe schaffen und Frau Fritz die nötige Bewegungssicherheit geben, so dass sie keine Angst mehr vor dem Laufen bzw. vor Stürzen haben muss. Diese

40 Hilfsmittel und die entsprechende Ausbildung in deren Gebrauch stehen betroffenen Perso-nen im Sinne des §33 SGB V zu, um eine bestehende Behinderung auszugleichen (Abs. 1).

Im Falle eines blinden oder sehr stark sehbeeinträchtigten Menschen wären dies zur Orien-tierung im Haus und außerhalb des Hauses Blindenlangstöcke.

(GKV-Hilfsmittelverzeichnis, Produktgruppe 07 Blindenhilfsmittel (http://www.rehadat.de/gkv3/Gkv.KHS)).

Angst hat generell negative Auswirkungen auf das Lauf- und Bewegungs-verhalten älterer Menschen (vgl. PIEROBON & FUNK 2007, 6), wie sich bei Frau Fritz zeigt.

Kategorie Körperpflege

Kernbereich

Funktionalität und Gesundheit

Im Bereich der Körperpflege haben der hohe Unterstützungsbedarf von Frau Fritz und Frau Salzmann Auswirkungen auf ihre Zufriedenheitswerte. In die-sem Zusammenhang sollte mit den beiden Damen eruiert werden, was ihnen fehlt und was eventuell verbessert werden könnte.

Kategorie

Psychisches Erleben

Kernbereich

Menschenwürde und Akzeptanz In ihrem psychischen Erleben zeigt sich nur für Frau Breuer Interventions-bedarf, der darauf zurückzuführen ist, dass sie in manchen Bereichen Schwierigkeiten hat, emotionale Empfindungen zu zeigen und zu deuten.

Hier sollte im Gespräch mit ihr festgestellt werden, welche Hilfsangebote für sie von Vorteil sein könnten.

Kategorie

Physische Funktionen und Strukturen

Kernbereich

Funktionalität und Gesundheit In dieser Kategorie nehmen wieder altersbedingte Veränderungen der Seh- und Hörfähigkeit Einfluss vor allem auf die Zufriedenheitswerte von Frau Breuer und Herrn Kling. Frau Breuer leidet auf einem Auge an grünem Star, lässt ihn jedoch nicht behandeln, da sie Angst vor der medizinischen Unter-suchung hat. Da grüner Star unbehandelt jedoch zur Erblindung führt, sollte diesbezüglich dringend mit ihr gesprochen und sie über mögliche medizini-sche Eingriffe aufgeklärt werden. Auch sollten ihr Hilfestellungen angeboten werden, damit sie ihre Angst vor medizinischen Untersuchungen überwin-den kann. Herr Kling klagt über Schwerhörigkeit auf dem linken Ohr, benutzt aber keine Hörgeräte mehr. Hier sollte erneut das Gespräch gesucht wer-den, um ihm die Vorteile eines Hörgerätes nahezubringen.

Obwohl Frau Fritz schon seit ihrer Geburt blind ist, wirkt sie sehr unsicher und ängstlich. Aufgrund ihres späten Umzugs in das Wohnheim (im Jahr

2012) wird vermutet, dass sie sich noch nicht gänzlich mit der neuen Woh-numgebung vertraut gemacht und eingewöhnt hat. Mit dem bereits oben an-gesprochenen Mobilitätstraining für Frau Fritz könnte ein spezielles Orien-tierungsleitsystem für die Einrichtung entwickelt und verknüpft werden.

Kategorie Interaktionen

Kernbereich

Menschenwürde und Akzeptanz Für Frau Fritz und Frau Breuer scheint das Engagement und sich für etwas einzusetzen wichtig zu sein. Es bleibt zu ermitteln, was die Gründe dafür sind, dass sie es nicht tun. Im Fall von Frau Fritz könnte vermutet werden, dass es mit ihrer mangelnden, selbstständigen Mobilität zusammenhängt.

Es sollte mit beiden individuell überlegt werden, in welchen Bereichen sie sich vorstellen könnten, Engagement zu zeigen (bspw. Heimbeirat o.ä.) und wie es umzusetzen wäre.

Kategorie

Soziale Kompetenz

Kernbereich

Entwicklung und Dasein

In sozialen Beziehungsgefügen zeigt sich bei Frau Breuer, dass sie nicht gut mit fremden Menschen umgehen kann. Hier sollte ergründet werden, worauf das zurückzuführen ist und wie sie diesbezüglich unterstützt werden kann.

Generell wäre das ein Aspekt, den die Einrichtung aufgreifen sollte. Herr Albrecht sagte im Interview ebenfalls, dass er Probleme mit fremden Men-schen hat, was sich zwar nicht in entsprechendem Zufriedenheitswert nie-derschlägt, trotzdem an dieser Stelle nicht unberücksichtigt bleiben sollte.

Kategorie

Arbeit und Beschäftigung

Kernbereich

Entwicklung und Dasein

Herr Albrecht zeigt sich generell zufrieden mit den Beschäftigungen, denen er nachgeht. Jedoch wird deutlich, dass es ihm wichtig ist, ein greifbares Ergebnis seiner Beschäftigung zu erreichen. Es wäre speziell für ihn zu überlegen, was für Tätigkeitsfelder ihm angeboten werden könnten, mit de-nen er hinterher ein Ergebnis vorliegen hat (z.B. handwerkliche Betätigun-gen). Hier sollten gemeinsam mit ihm seine Interessen und Fähigkeiten er-arbeitet werden, um ihm bedürfnisgerechte Angebote machen zu können.

Kategorie

Geistige Fähigkeiten

Kernbereich

Entwicklung und Dasein

Durch das Interview mit Frau Fritz wird deutlich, dass ihre Merkfähigkeit nicht sehr ausgeprägt ist und sie sich nicht gut an ihre Vergangenheit erinnern kann. Interventionsmöglichkeiten wären zum einen in gezielten Gedächtnis-trainings zur Verbesserung ihrer Merkfähigkeit zu finden. Zum anderen könnte mit Frau Fritz Biografiearbeit durchgeführt werden, um ihr die Mög-lichkeit zu geben, ihre Vergangenheit wieder ins Bewusstsein zu rufen und aufzuarbeiten.

Kategorie

Verstandesfähigkeit

Kernbereich

Entwicklung und Dasein

In dieser Kategorie ergibt sich für Frau Lemp Interventionsbedarf, da sie an-gibt, nicht lesen und nur ein bisschen schreiben zu können. Wenn es dem Bedürfnis von Frau Lemp entspricht, könnten das Erlernen (zumindest Grundfähigkeiten) und die Förderung von lesen und schreiben eine mögli-che Option sein.

Kategorie

Alltagsbewältigung

Kernbereich

Entwicklung und Dasein

Durch den vorliegenden hohen Unterstützungsbedarf der beiden Damen Fritz und Salzmann zeichnet sich Interventionsbedarf hinsichtlich alltäglicher Verrichtungen ab. Dennoch unterscheiden sich die Bedürfnislagen: Frau Fritz benötigt in erster Linie Förderung ihrer Selbstständigkeit. Hier könnten auch Strategien der Hilfe zur Selbsthilfe günstig sein. Für Frau Salzmann ist die Partizipation an alltagspraktischen Tätigkeiten von Belang. Es könnten ihr einfache Arbeiten wie Besteck sortieren, Tische decken etc. zugetraut werden.

Kategorie Unterkunft

Kernbereich

Anerkennung und Sicherheit

Betreffend seiner Unterkunft zeigt sich Herr Kling mit einigen Dingen unzu-frieden. Zum einen empfindet er sein Zimmer als zu klein, und die Umge-bung gefällt ihm nach eigenen Aussagen nicht. Zum anderen scheint er mit einigen Betreuern der Einrichtung nicht gut klar zu kommen, was hin und wieder Konfliktpotenzial mit sich bringt. Hier sollten zunächst die genauen Bedürfnislagen von Herrn Kling geklärt werden. Darüber hinaus wäre zu überlegen, ob eine Supervision mit Herrn Kling und den betroffenen Betreu-ungspersonen angebracht und hilfreich sein könnte.

Kategorie Schutz

Kernbereich

Anerkennung und Sicherheit

Herr Kling kommuniziert im Interview, dass er sich nicht immer sicher fühlt.

Die genauen Gründe hierfür bleiben zu ermitteln, um anschließend adäquat darauf reagieren zu können. Es sollte mit ihm geklärt werden, auf welche Bereiche er das zurückführt, und was getan werden kann, damit er sich nicht mehr unwohl und sicher fühlt.