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Integrierte Betrachtung der Bewertung wissensbezogener Ressourcen

Im Dokument Steuerung von Wissensrisiken (Seite 62-67)

2.3 Bewertung immaterieller und wissensbezogener Ressourcen

2.3.5 Integrierte Betrachtung der Bewertung wissensbezogener Ressourcen

nissen insbesondere auch die Anzahl an Patenten und die Publikationen als Ergebnisse angeführt wer-den65.

Nach der Analyse der verschiedenen Bewertungsmöglichkeiten im Kontext der Bewertungsansätze, Rechnungslegungsstandards und der freiwilligen Berichterstattung wird in folgendem Abschnitt eine integrierte Betrachtung unter Einbezug der Kategorisierung wissensbezogener Ressourcen vorge-nommen.

den, dass in bestimmten Fällen Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten zugrunde gelegt werden. Die-se Verfahren können z.B. bei dokumentiertem WisDie-sen oder Patenten herangezogen werden, indem die erforderliche Erstellungszeit eingerechnet wird.

Ein ähnliches Vorgehen wie die in Abschnitt 2.3.2.4 kurz erläuterten Scorcard Methoden weisen auch die Ansätze zur freiwilligen Berichterstattung (siehe Abschnitt 2.3.4) auf. Aus diesem Grund werden für die nachfolgende integrierte Betrachtung insbesondere diese Ansätze herangezogen. Auf der Basis der in Abschnitt 2.2.3 entwickelten Kategorisierung von wissensbezogenen Ressourcen werden im Folgenden je Wissensträger einige relevante Kennzahlen zur Bewertung wissensbezogener Ressour-cen erläutert. Dabei erhebt diese Betrachtung nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll vielmehr aufzeigen, wie wissensbezogenen Ressourcen der drei Kategorien ein Wert zugewiesen wer-den kann, um auf dieser Basis gezielte Risikobetrachtungen vornehmen zu können. Im Projekt Ricar-dis erfolgt eine Dreiteilung der jeweiligen Kennzahlen. So werden auf der einen Seite Investitionen betrachtet, die dazu beitragen sollen, den Wert der Ressourcen zu erhöhen. Zum Zweiten wird der Wert bzw. die Anzahl der Ressourcen selbst im Sinne einer Bezugsgröße betrachtet. Zum Dritten werden die Effekte der Investitionen betrachtet, zu deren Ermittlung in der Regel die Bezugsgröße zugrunde gelegt wird (EU 2006, 88f). Diese Einteilung liegt auch Tab. 3 zugrunde, die die Basis für die nachfolgenden Erörterungen darstellt.

Personen Organisation Objekt

Investitionen Weiterbildungsaufwand Mentoring Paare Mitarbeiterbindung Rekrutierungsausgaben

Erstellungsaufwand für Lessons Learned / Best Practices Investitionen in IT

Investitionen in Konferenz- und Workshopteilnahmen

Investitionen in Forschung und Entwicklung

Anzahl beantragter Patente Anzahl beantragter Projekte Anzahl erstellter Angebote Anzahl erstellter Publikationen Ressourcen /

Bezugsgröße

Anzahl der Mitarbeiter Ausbildungsgrad (Anteil) Berufserfahrung im Unter-nehmen (Anteil)

Beziehungen zu Partnern Anzahl Lessons Learned / Best Practices

Anzahl Patente

Anzahl Zertifizierungen Anzahl Produkte Anzahl Projekte Anzahl Publikationen Effekte Mitarbeiterzufriedenheit

Fluktuationsrate Gewinn je Mitarbeiter HCROI

Wertschöpfungsbeitrag je Mitar-beiter

Anzahl angewandter Lessons Learned / Best Practices Kundenzufriedenheit Anzahl neuer Beziehungen Anzahl betrieblicher Verbesse-rungsvorschläge

Neuproduktrate

Umsatzanteil neuer Produkte / Projekte

erfolgreiche Patentierungen erfolgreiche Projektakquisitio-nen

erfolgreiche Auftragsakquisitio-nen

Tab. 3 Indikatoren zur Bewertung wissensbezogener Ressourcen

Wissensbezogene Ressourcen der Kategorie Person: Unter der Kategorie Personen werden die Mit-arbeiter des Unternehmens subsumiert, die in verschiedenen Themengebieten Kompetenzen und Er-fahrungen aufweisen sowie mit anderen Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Partnern in Beziehung stehen. Zur Bewertung der Investitionen können exemplarisch folgende Kennzahlen herangezogen

werden. Investitionen in die Weiterbildung der Mitarbeiter haben zum Ziel, den Wert des Humankapi-tals zu erhöhen und die Produktivität der Mitarbeiter zu verbessern. Zur Bestimmung des Investitions-aufwands können auf der einen Seite Zeitbedarf der Weiterbildung und auf der anderen Seite die Kos-ten der Weiterbildung selbst veranschlagt werden (Sveiby 1996; Arbeitskreis 2003, 1233ff; EU 2006, 89). Beide Größen lassen sich monetär bewerten. Als spezielle Form der Weiterbildung, die primär auf die Übertragung von Erfahrungswissen abstellt, können Mentoring-Paare im Unternehmen einge-setzt werden, bei denen einem neu rekrutierten Mitarbeiter ein erfahrener Mitarbeiter zur Seite gestellt wird (Liebowitz, Suen 2000, 63). Zusätzlich zu Weiterbildungsaufwendungen sind auch Investitionen in die Mitarbeiterbindung von Relevanz und fokussieren primär darauf, den Bestand des Humankapi-tals zu erhalten. Das Ziel besteht darin, durch verschiedene Maßnahmen, wie z.B. komparative Vergü-tung oder Anreizsysteme, das akquisitorische Potential des Unternehmens zu erhöhen und somit die Wahrscheinlichkeit der Abwanderung von Mitarbeitern zu reduzieren. Neben Investitionen in die Weiterbildung entstehen auch Aufwendungen im Kontext der Beschaffung neuer Mitarbeiter, die möglicherweise über knappe Qualifikationen verfügen (EU 2006, 89).

Als generelle Bezugsgröße im Kontext wissensbezogener Ressourcen der Kategorie Personen kann die Anzahl der Mitarbeiter herangezogen werden, auf deren Basis verschiedene Anteile errechnet werden können. So kann ein Anteil das Qualifikationsniveau der Mitarbeiter einbeziehen, da es maß-geblich den Wert für das Unternehmen beeinflusst66. Das Qualifikationsniveau kann z.B. eine Ausbil-dung, ein Studium, eine Promotion sowie Zertifizierungen betreffen. Dabei wird der Wert entschei-dend durch die Verfügbarkeit der entsprechenden Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst.

Verfügen die Mitarbeiter beispielsweise über knappe Qualifikationen, wie z.B. spezifisches Ingeni-eurwissen, so nimmt deren Wert zu. Auf Basis der Bezugsgröße lässt sich der Anteil hoch qualifizier-ter Mitarbeiqualifizier-ter bestimmen, wobei sich eine derartige Relation auch auf spezifische Qualifikationen beziehen kann (Sveiby 1996). Neben dem Ausbildungsgrad stellt die Berufserfahrung im Unterneh-men eine Kennzahl dar, die den Wert der Mitarbeiter im Kontext des Humankapitals beeinflusst. Die-ser Wert kann daran festgemacht werden, dass Mitarbeiter mit ansteigender Unternehmenszugehörig-keit mit den Strukturen vertrauter sind, über Beziehungsnetzwerke verfügen und somit Effizienzvor-teile gegenüber unerfahrenen Mitarbeitern aufweisen (Sveiby 1996).

Neben diesen Kennzahlen sind insbesondere auch die Effekte zu beachten, die aufzeigen, inwiefern sich die Investitionen positiv auswirken. So können derartige positive Auswirkungen der in Human-kapital getätigten Investitionen u.a. an der Mitarbeiterzufriedenheit festgemacht werden. Im konkreten Fall betrifft dies Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung und zur Weiterbildung. Die Effekte können an der Entwicklung dieses Index über einen längeren Zeitraum hinweg identifiziert werden (Mouritsen et al. 2004, 52; EU 2006, 89). Weiterhin können positive Effekte der Investitionen auch an der

Fluktua-66 Siehe hierzu auch die Analyse der Wissensintensität in Abschnitt 2.2.6.

tionsrate festgemacht werden. Dabei kann eine zweiseitige Betrachtung vorgenommen werden und sowohl die Stabilität der bestehenden Mitarbeiter als auch der Zuwachs an neuen Mitarbeitern einbe-zogen werden. Im Hinblick auf die bestehenden Mitarbeiter kann Erfolg dann konstatiert werden, wenn nur eine geringe Anzahl der Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, da dies ein Indiz für eine hohe Zufriedenheit ist. Zum anderen spricht eine hohe Erfolgsquote bei hoch qualifizierten Mitarbei-tern für die Attraktivität des UnMitarbei-ternehmens auf dem Arbeitsmarkt (Sveiby 1996; EU 2006, 89)67. Dar-über hinaus bestehen verschiedene Ansätze, die Anzahl der Mitarbeiter oder die Humankapitalkosten mit finanziellen Größen wie Gewinn oder Umsatz in Beziehung zu setzen (Fitz-Enz 2003, 53; EU 2006, 89). Sveiby schlägt vor den Wertschöpfungsbeitrag anstelle des Umsatzes oder Gewinns heran-zuziehen, da diese Größe vergleichsweise geringer extern beeinflusst wird (Sveiby 1996). Darüber hinaus kann auch der Erfolg der Mentoring-Paare an der Entwicklung der Mitarbeiter gemessen wer-den (Liebowitz, Suen 2000, 63)68.

Wissensbezogene Ressourcen der Kategorie Organisation: Wissensbezogene Ressourcen dieser Kategorie betreffen vorwiegend Gruppenwissen und Wissen, das in Strukturen, Routinen und Prozes-sen inkorporiert ist. Zur Bewertung dieser Ressourcen können exemplarisch die nachfolgenden Kenn-zahlen herangezogen werden, die analog zur vorherigen Betrachtung in die drei Kategorien Investitio-nen, Bezugsgröße und Effekte unterteilt und in Tab. 3 abgetragen sind.

Im Hinblick auf die Investitionen kann der Aufwand für die Erstellung von Lessons Learned und Best Practices veranschlagt werden. So werden z.B. im Rahmen von Projekt-Debriefings, Lessons Learned dokumentiert oder Best Practices zur verbesserten Durchführung spezifischer Routinen oder Prozesse entwickelt (Liebowitz, Suen 2000, 63). Darüber hinaus kann die Durchführung von Prozessen und die Anwendung von Wissen entscheidend durch IT-Systeme oder weitere Investitionen unterstützt wer-den, da sie die Erfüllung spezifischer Aufgaben erleichtern können. In diesem Kontext werden ver-schiedene Kennzahlen wie IT-Investitionen je Mitarbeiter etc. angegeben (Sveiby 1996; DLR 2001, 22f; ARC 2005, 42). Weitere zeitliche und finanzielle Aufwendungen treten in Zusammenhang mit der Teilnahme bzw. Durchführung von Workshops und Konferenzen auf. Diese Aufwendungen stel-len bezogen auf den Ansatz des intellektuelstel-len Kapitals69 Investitionen in Beziehungskapital dar (Liebowitz, Suen 2000, 63).

Als Bezugsgröße für wissensbezogene Ressourcen der Kategorie Organisation können die Anzahl der verfügbaren Lessons Learned und Best Practices herangezogen werden. Weiterhin kann als Bezugs-größe die Anzahl der Beziehungen zu Partnern zugrunde gelegt werden (Liebowitz, Suen 2000, 63).

67 Bei der Bewertung der Fluktuation sollte das Ausbildungsniveau und die Berufserfahrung durch die Errechnung spezi-fischer Teilquoten berücksichtigt werden.

68 Als Vergleichsmaßstab kann hierbei die durchschnittliche Entwicklung von Mitarbeitern ohne Mentoring herangezo-gen werden.

69 Siehe hierzu auch Abschnitt 2.3.1.

Im Hinblick auf die Effekte, die widerspiegeln, inwiefern sich die Investitionen auszahlen, stellt die Anzahl erfolgreich angewandter Lessons Learned eine Kennzahl dar (Liebowitz, Suen 2000, 63).

Darüber hinaus kann der Effekt der Investitionen an der Kundenzufriedenheit und speziell an deren Entwicklung festgemacht werden. Auch die Rate der Wiederholungskäufe kann in diesem Zusam-menhang als Kennzahl herangezogen werden (Sveiby 1996). Zudem zeigt sich der Effekt der Investi-tionen in Bezug auf den Aufbau des Beziehungskapitals, der im konkreten Fall mit Konferenz- und Workshopteilnahmen korrespondiert, in der Anzahl neuer Beziehungen. Diese können zur verbesser-ten Durchführung von Aufgaben, Projekverbesser-ten und Prozessen beitragen (Simonin 1999, 597, 621; Lie-bowitz, Suen 2000, 62; Mouritsen et al. 2004, 52).

Wissensbezogene Ressourcen der Kategorie Objekt: In Objekten inkorporiertes Wissen als dritte Kategorie wissensbezogener Ressourcen umfasst beispielsweise Produkte, Konzepte oder Patente, die unter Einsatz von Wissen entwickelt wurden. Zu deren Bewertung können unter Zugrundelegung der Dreiteilung exemplarisch folgende Kennzahlen herangezogen werden.

Um Wissen in Objekte zu inkorporieren, werden in Unternehmen Investitionen in Forschung und Entwicklung getätigt, die von der Errichtung neuer Produktionsanlagen und die Implementierung neu-er Vneu-erfahren bis zur Einstellung neuneu-er Mitarbeitneu-er reichen (Sveiby 1996; EU 2006, 89). Diese Auf-wände schlagen sich auch in Anträgen zur Patentierung nieder, wobei der personelle Zeitaufwand einzurechnen ist (EU 2006, 89). Weitere Aktivitäten, die als Investitionen gesehen werden können, sind Anträge für Projekte oder erstellte Angebote für Kunden. Zu dieser Kategorie zählen auch Publi-kationen (Know-Center 2006, 38).

Als Bezugsgröße kann die Gesamtanzahl der Patente, Zertifizierungen, Produkte, Projekte und Publi-kationen herangezogen werden (Liebowitz, Suen 2000, 63). Die Entwicklung dieser Größen ist rele-vant, wenn der Effekt der Investitionen bestimmt werden soll. Die Auswirkungen können exempla-risch auf Basis der Neuproduktrate ermittelt werden, die den Erfolg der Investitionen in Forschung und Entwicklung widerspiegelt, indem sie angibt wie viele Produktentwicklungen tatsächlich zu ei-nem Produkt gereift sind (Sveiby 1996). Darüber hinaus kann der Umsatzanteil neuer Produkte z.B. in Bezug auf Produkte, die in den letzten drei Jahren eingeführt wurden, herangezogen werden. Auch dieser Indikator gibt den Erfolg der Investitionen in Forschung und Entwicklung an (Sveiby 1996; EU 2006, 89). Weiterhin kann die Erfolgsrate der Patentierungen, die sich aus der Anzahl der Patentanträ-ge und der Anzahl der Patentanträ-genehmigten Patente errechnet, über die AuswirkunPatentanträ-gen der Investitionen Auf-schluss geben. Speziell zur Ermittlung des Wertes des Patentes kann neben den Bewertungsmethoden auch die Anzahl der Patentzitationen einbezogen werden (Hall et al. 2000a, 4ff). Analoges gilt für die Erfolgsrate von Projektanträgen oder Angebotserstellungen.

Im Dokument Steuerung von Wissensrisiken (Seite 62-67)