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Institutionen-Vertrauensindex

Im Dokument Sicherheit 2013 (Seite 101-105)

Summary of the Survey «Security 2013»

5 Vertrauen in ausgewählte Institutionen und in die Politik im Allgemeinen

5.1 Institutionen-Vertrauensindex

Das Vertrauen der Bevölkerung in eine bestimmte Institution drückt einerseits deren gesellschaftliche Legitimation und Akzeptanz aus, andererseits die Zufrie-denheit mit den Leistungen dieser Institution. Kurzfristige Vertrauensschwankun-gen werden in der Regel mit der Zufriedenheit der LeistunVertrauensschwankun-gen in Zusammenhang gebracht, längerfristige Veränderungen mit der Legitimation. Seit 1995 wird das Vertrauen in ausgewählte Institutionen und Behörden erhoben. Es handelt sich bei diesen um wichtige Behörden (Bundesrat, Schweizer Parlament, Gerichte, Polizei und Armee), um die Schweizer Wirtschaft, die Medien sowie um die politischen Parteien. Die Befragten bekunden ihr Vertrauen auf einer Skala von 1 «überhaupt kein Vertrauen» bis 10 «volles Vertrauen».

Über die Bewertungen und Trends gibt Tabelle 5.1 summarisch Auskunft. Den erfassten Institutionen wird regelmässig mittleres bis hohes Vertrauen entgegen-gebracht. Fasst man das Vertrauen in die erfragten Schweizer Institutionen und Behörden zu einem Gesamtvertrauensindex zusammen, fällt auf, dass die Schwei-zerInnen diesen 1997 und 1998 besonders wenig Vertrauen aussprachen, während in den Jahren 2001, 2007, 2008 und 2012 ausgeprägt stark vertraut wurde. 2013 liegt das allgemeine Vertrauen ebenfalls signifikant über dem langjährigen Mittel (Ø: 6.2, 2013: 6.5; siehe Tabelle 5.1).1

1 Reliabilität des Vertrauensindex 2013: Cronbachs α =0.8.

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In diesem Jahr zeigt sich eine gewisse Stabilität im Vertrauen der Schweizer Bevöl-kerung in die verschiedenen erfassten Behörden und Institutionen. Wie 2012 schei-nen SchweizerInschei-nen im langjährigen Vergleich ausgesprochen zufrieden mit der Leistung und Funktionsweise ihrer Institutionen zu sein. Es kann vermutet wer-den, dass dies unter anderem mit der unverändert positiven Wahrnehmung der Entwicklung der Schweiz zusammenhängt (vgl. Abschnitt 5.2).

Diese aktuell messbare hohe allgemeine Konfidenz manifestiert sich auch im Vertrauen in die einzelnen Institutionen. Im Vergleich zum Vorjahr bleibt das Ver-trauen in die erfragten Institutionen unverändert hoch, abgesehen vom VerVer-trauen in die politischen Parteien. Diese weisen 2013 einen signifikanten Vertrauensgewinn auf (+0.2).2 Die Gründe für diesen Vertrauensanstieg wurden nicht erhoben. Der Vertrauensgewinn der politischen Parteien findet jedoch keinen Niederschlag in der Rangierung der verschiedenen Institutionen. Seit Beginn der Erhebung führt unverändert das Rechtswesen mit Polizei (7.6) und Gerichten (7.1) die Vertrau-ensrangliste an. Ebenso besetzen der Bundesrat und die Schweizer Wirtschaft die oberen mittleren Plätze wie in den Jahren zuvor. Der Bundesrat (6.7) liegt auf dem dritten, die Schweizer Wirtschaft (6.6) auf dem vierten Rang. Das Parlament hat im Vergleich zum Vorjahr einen Rang dazu gewonnen (6.3). Die Armee, welche letztes Jahr den fünften Platz im Rating erzielte, belegt dieses Jahr den sechsten (6.2). Am kritischsten ist man gegenüber den politischen Parteien (5.3) und den Medien (5.3) eingestellt. Diesen beiden Institutionen wird in diesem Jahr gleichermassen vertraut.

Diese Rangierung entspricht trotz der Veränderungen im mittleren Bereich der langjährigen Beobachtung, wonach an der Spitze jeweils das Rechtswesen (Poli-zei und Justiz) liegt, das Mittelfeld durch Bundesrat, Parlament, Armee und die Schweizer Wirtschaft belegt wird und die politischen Parteien und die Medien sich die letzten Ränge teilen.

Tabelle 5.1 gibt auch Aufschluss darüber, bei welchen Institutionen das Vertrau-en 2013 über oder unter ihrem eigVertrau-enVertrau-en langjährigVertrau-en Schnitt liegt. In diesem Jahr befindet sich das Vertrauen in die erfragten Institutionen, ausser demjenigen in die Armee, über dem langjährigen Schnitt. Das Vertrauen in die Armee liegt aktuell leicht unter dem langjährigen Mittel. Inwiefern die mediale Auseinandersetzung mit der geplanten Beschaffung des Kampfflugzeuges Typs Gripen einen Einfluss hatte, kann hier nicht eruiert werden. Ferner stellt sich die Frage, ob gewisse Insti-tutionen über mehrere Jahre hinweg eher an Vertrauen gewonnen oder eingebüsst

2 Obwohl der Vertrauensgewinn der Schweizer Medien 2013 gleich gross ist wie derjenige in die politi-schen Parteien, ist dieser statistisch nicht signifikant.

Vertrauen in ausgewählte Institutionen und in die Politik im Allgemeinen

haben, was auf einen Legitimationswandel hindeuten würde. Im Allgemeinen hat das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung in die regelmässig erfassten Institutionen und Behörden im langjährigen Vergleich zugenommen. Regierung (Bundesrat und Parlament), Armee, Medien und Wirtschaft liegen seit der Jahrtausendwende, das Rechtswesen seit 2004 (Polizei und Gerichte), tendenziell über dem langjährigen Schnitt und scheinen somit an Legitimation gewonnen zu haben. Auffallend ist das Jahr 2009, in welchem mit Ausnahme der Regierung, alle erfassten Institutio-nen und Behörden an Vertrauen verloren haben. Ein Vertrauensverlust zeigt sich in den Jahren 2010 und 2011 in den Bundesrat und das Parlament. Diese kurzfris-tigen Schwankungen scheinen mehr auf eine vorübergehende Unzufriedenheit mit der Leistung als auf ein Legitimationsdefizit hinzuweisen. Seit 2009 liegt das Vertrauen in die Armee wie in den Jahren vor 2001 nicht mehr über dem Mittel.

Eine Langzeit-Betrachtung des Vertrauens in die Armee zeigt, dass dieses über alle Jahre hinweg stärker variiert als jenes in die restlichen Institutionen. Ebenso fallen beim Vertrauen in die Wirtschaft die starken Schwankungen auf, was unter Umständen daran liegen könnte, dass deren Leistungen und die Wirtschaftszyklen gut wahrnehmbar sind.

Tabelle 5.1

Index des Vertrauens in öffentliche Institutionen 1995 bis 2013

Mittelwerte auf einer Skala von 1 bis 10 (1 = «kein Vertrauen», 10 = «volles Vertrauen»

nach Vertrauensmass sortiert)

‘95 ‘97 ‘98 ‘99 ‘00 ‘01 ‘02 ‘03 ‘04 ‘05 ‘06 ‘07 ‘08 09’ 10’ 11‘ 12‘ 13‘ SD** Δ 12/13 Δ

VI# Ø 95 – 13 Polizei 6.9 6.5 6.5 6.7 6.8 7.0 7.1 7.1 7.2 7.1 7.2 7.3 7.2 6.9 7.2 7.1 7.6 7.6 1.71 1.1 7.1 Gerichte

allgemein − 6.3 − 6.4 6.7 6.6 6.7 6.9 6.7 6.8 7.0 7.0 6.7 6.9 6.6 7.0 7.1 1.86 0.1 0.6 6.8 Bundesrat 6.0 5.5 5.8 6.5 6.3 6.9 6.5 6.4 6.4 6.3 6.0 6.3 6.5 6.5 5.9 5.9 6.8 6.7 1.89 -0.1 0.2 6.3 Schweizer

Wirtschaft − 5.6 5.7 6.3 6.1 6.8 6.1 5.7 6.0 6.0 6.1 6.7 6.7 6.2 6.4 6.6 6.6 6.6 1.73 0.1 6.2 Eidg.

Parlament 5.4 5.2 5.4 5.9 5.8 6.3 6.2 6.1 6.1 6.0 5.8 6.1 6.3 6.2 5.9 5.7 6.2 6.3 1.81 0.1 -0.2 5.9 Armee 6.2 6.1 6.2 6.1 6.3 6.4 6.4 6.6 6.3 6.3 6.8 6.6 6.5 5.9 6.1 6.0 6.3 6.2 2.27 -0.1 -0.3 6.3 Politische

Parteien 4.8 − 5.1 5.2 4.9 5.1 4.9 5.1 5.3 1.81 0.2* -1.2 5.1 Medien − 4.8 4.8 4.8 4.7 5.0 4.9 5.0 4.9 4.9 4.5 5.0 4.9 4.6 4.9 4.9 5.1 5.3 1.86 0.2 -1.2 4.9

Vertrauens-index# 6.1 5.6 5.8 6.0 6.0 6.4 6.2 6.2 6.3 6.2 6.2 6.5 6.4 6.2 6.2 6.1 6.5 6.5 1.26 6.2

* signifikanter Unterschied, t-Test, 0,5% Irrtumswahrscheinlichkeit, ** Standardabweichung, Δ Differenz, Ø Durchschnitt

# Mittleres Institutionenvertrauen (Mittelwert Vertrauen in alle Institutionen, ohne Vertrauen in politische Parteien)

Es ist anzunehmen, dass das Vertrauen aufgrund persönlicher Erfahrungen und der Sozialisierung variiert. Kommt man mit einer Institution häufig in Kontakt

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und macht positive Erfahrungen, dann dürfte sich dies im Vertrauen in diese Ins-titution niederschlagen. Ebenso könnte das Vertrauen höher ausfallen, wenn man eine Institution aufgrund der eigenen Sozialisation verstärkt legitimiert. Diese den einzelnen Institutionen zugesprochene Legitimität und die persönlichen Erfahrun-gen können je nach Geschlecht, Sprachregion, Alter, politischer Einstellung und Bildungsgrad variieren. Dieses Jahr wurde zusätzlich untersucht, ob das Vertrauen auch mit dem Einkommen oder dem Migrationshintergrund variiert.

In diesem Jahr fällt das Variationsmuster im Vertrauen in die Institutionen nach Geschlecht, Sprachregion, Alter, politischer Einstellung und Bildungsgrad ausge-prägter aus als im langjährigen Mittel (siehe Tabelle 5.2). Wie in den Vorjahren unterscheiden sich die SchweizerInnen bezüglich des Vertrauens in die Armee am stärksten (siehe auch Standardabweichung, Tabelle 5.1).

Tabelle 5.2

Korrelationen zwischen Vertrauen in öffentliche Institutionen und individuellen Merkmalen 2013 und zusammengefasst für 1997 bis 2012 (politische Parteien ab 2007)

2013

Koeffi-zient Bundesrat Parlament Politische

Parteien Gerichte Polizei Armee Medien CH-Wirtschaft

Parteien Gerichte Polizei Armee Medien CH-Wirtschaft

+ und - schwache, positive oder negative Korrelation: γ = 0.1 – 0.2 ++ und -- mässig schwache, positive oder negative Korrelation: γ = 0.2 – 0.3 +++ und --- mittlere, positive oder negative Korrelation: γ = 0.3 – 0.4

Aktuell vertrauen Frauen im Vergleich zu den Männern der Polizei, den Medien und der Schweizer Wirtschaft weniger stark. Dieses höhere Misstrauen der Frau-en in die Schweizer Wirtschaft zeigte sich schon in dFrau-en JahrFrau-en 1997 bis 2012. Im Allgemeinen variiert das Vertrauen in die einzelnen Institutionen kaum mit der

Vertrauen in ausgewählte Institutionen und in die Politik im Allgemeinen

regionalen Zugehörigkeit. 2013 zeigt sich aber ein geringeres Vertrauen der Deutsch-schweizerInnen in das Parlament. Wie in den Vorjahren misstrauen in diesem Jahr ältere Personen den Gerichten stärker und bringen der Armee grösseres Vertrauen entgegen. Diese Differenz zwischen den Generationen bezüglich Armeevertrauen hat sich jedoch in den letzten Jahren deutlich abgeschwächt. Je besser die Befragten gebildet sind, umso eher vertrauen sie dem Bundesrat und den Gerichten. Demge-genüber misstrauen sie aber eher der Armee. Es zeigt sich somit in diesem Jahr in Bezug auf das Bildungsniveau dasselbe Bild wie in den Jahren 1997 bis 2012. Die Vertrauenswerte in diese Institutionen sind bei Personen, die sich politisch rechts einstufen, gerade entgegengesetzt. Diese bringen sowohl aktuell als auch in den Vorjahren insbesondere der Armee – aber auch der Schweizer Wirtschaft – mehr Vertrauen entgegen. Umgekehrt vertrauen politisch rechts Orientierte den poli-tischen Instanzen wie Bundesrat und Parlament sowie den Gerichten im Schnitt weniger. Abgesehen vom Vertrauen in die politischen Parteien und die Armee haben ökonomisch gut Situierte aktuell mehr Vertrauen. SchweizerInnen mit oder ohne Migrationshintergrund vertrauen den Institutionen und Behörden gleichermassen.

Einzig das Vertrauen in die Schweizer Wirtschaft ist bei Personen mit Migrations-hintergrund leicht stärker ausgeprägt.

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