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5. Diskussion

9.5 Informationsblatt

Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Krefeld

Informationen über die Krankheit Paratuberkulose (Stand: 1998)

Allgemeines

Die Paratuberkulose (auch Johne`sche Krankheit genannt) ist eine chronisch verlaufende bakterielle Darmerkrankung. Sie tritt vorallem bei Rindern aber auch bei Schafen, Ziegen und Wildwiederkäuern auf. Besonders anfällig für eine Paratuberkulose-Infektion sind Kälber in den ersten Lebensmonaten. Wenn sich ein erwachsenes Tier infiziert, sind die Krankheitserscheinungen deutlich weniger ausgeprägt. Bis zum Auftreten der ersten klinischen Symptome können mehrere Jahre vergehen. In der Regel erkranken die Tiere frühestens nach der ersten Abkalbung. Die ersten Krankheitsanzeichen sind wechselnder Durchfall, wobei die Tiere zunächst eine fortbestehende Freßlust zeigen und das Allgemeinbefinden geringgradig gestört ist. Im Endstadium tritt dann wässriger, übelriechender Durchfall auf und die Tiere magern zusehends ab. Eine Behandlung der Erkrankung ist erfolglos und die Tiere verenden bzw. müssen aus tierschutzrechtlichen Gründen getötet werden.

Der Krankheitserreger und seine Eigenschaften

Der für die Paratuberkulose verantwortliche Erreger ist ein Bakterium, Name: Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis.

Nach Aufnahme des Erregers (z.B. mit verunreinigtem Futter) in den Magen-Darmtrakt, wird das Bakterium in der Darmschleimhaut und den Darmlymphknoten, zunächst lange Zeit ohne Krankheitserscheinungen, eingelagert und nur in unregelmäßigen Intervallen ausgeschieden.

Das macht die Diagnose bzw. den Nachweis dieses Erregers sehr schwierig. Die Erkrankung bleibt unerkannt, das Tier stellt aber ein Infektionsrisiko für den gesamten Bestand und bei Verkauf evtl. auch für andere Bestände dar.

Eine besondere Eigenschaft des Erregers ist die Fähigkeit, in der Umwelt sehr lange überlebensfähig zu bleiben. Die Widerstandsfähigkeit außerhalb eines tierischen Organismus wurde in zahlreichen Untersuchungen ermittelt, so konnte der Erreger in:

a) Weidekot noch nach 11 Monaten,

b) in fließendem Wasser noch nach 163 Tagen c) in Teichwasser noch nach 270 Tagen und

d) in einemGemisch aus 10 % Kot und 90 % Urin noch nach 30 Tagen nachgewiesen werden.

Begünstigend für die Überlebensfähigkeit des Erregers sind:

- Feuchtigkeit (niederschlagsreiche Gebiete) - niedrige Temperaturen und

- saure Böden ( z.B. Moorböden),

d.h., auf feuchten, schattigen Weiden mit niedrigen Boden - pH- Werten kann der Erreger noch in der nächsten Weideperiode infektiös sein.

Gegenüber den meisten handelsüblichen Desinfektionsmitteln, wie z.B. Säuren, Laugen und quartären Ammoniumverbindungen zeigt er eine hohe Resistenz.

Dies erschwert besonders die Reinigung und Desinfektion von Ställen, Transportmitteln oder sonstigen Gegenständen.

Empfindlich reagiert das Bakterium aber gegenüber längerer Trockenheit oder direkter Sonneneinstrahlung.

Der Erreger wird hauptsächlich mit dem Kot, kann aber auch mit der Milch ausgeschieden werden. Die Infektion erfolgt gewöhnlich auf oralem Weg. Hauptinfektionsquellen sind Weiden, Wasserstellen, Futtereinstreu und sonstige Gegenstände, die durch den Kot infizierter Tiere verunreinigt wurden. Jungtiere infizieren sich häufig in den erstens Lebenstagen durch das Saugen an kotverschmutzten Zitzen bzw. durch die Aufnahme kontaminierter Milch oder durch verunreinigte Einstreu. Bei trächtigen infizierten Kühen muß mit einer Übertragung des Erregers auf das Kalb im Mutterleib gerechnet werden.

Wirtschaftliche Bedeutung

Durch die Paratuberkulose entstehen in betroffenen Rinderhaltungen beachtliche wirtschaftliche Verluste. Hierbei sei nicht nur auf die Verluste die durch Erkrankung einzelner Tiere entstehen hingewiesen. Es entstehen ebenso Verluste bei subklinisch erkrankten (d.h.

schon infizierten, jedoch noch nicht sichtbar erkrankten Tieren) Tieren, wie:

Verringerung der Milchleistung (im Durchschnitt von 7 - 8 %),

Verringerung der Lebensdauer der Tiere (durchschnittlich um ca. 3 Jahre) sowie Herabsetzung der allgemeinen Abwehrlage, mit daraus resultierenden unspezifischen Bestandsproblematiken (z. B.Fruchtbarkeitsstörrungen, Euterentzündungen).

Die jährlichen Verluste werden in Dänemark auf ca. 15 Millionen dänische Kronen, in den Niederlanden auf ca. 10 Millionen Gulden und in den USA im Bundesstaat Visconsin auf 50 Millionen Dollar geschätzt.

Diagnostik:

Man unterscheidet in der Diagnostik direkte und indirekte Methoden zum Nachweis einer Infektion.

Der direkte Nachweis des Erregers muß durch eine spezielle Anzüchtung auf speziellen Nährböden erfolgen. Eine Besonderheit hierbei ist, daß die Kultivierung in der Regel 3 Monate evtl. noch länger dauert. Dieses Verfahren ist die derzeit sicherste Methode zum Nachweis der Paratuberkulose, führt aber nur dann zu einem positiven Ergebnis, wenn zum Zeitpunkt der Probennahme das betroffene Tier den Erreger ausscheidet (unregelmäßige Ausscheidungsintervalle, s.o.).

Untersuchungen von Kotprobenausstrichen, unter Verwendung spezieller Färbemethoden durchgeführt werden. Dieses Verfahren ist jedoch unsicher, da nur bei sehr hoher Erregerausscheidung ein positives Ergebnis zu erwarten ist.

Neben den direkten Nachweismethoden gibt es die schon erwähnte indirekte Methodik zur Erkennung der Paratuberkulose. Bei dieser Methodik handelt es sich um die Untersuchung einer Blutprobe auf spezielle Antikörper. Antikörper sind Reaktionsprodukte des Körpers, die gebildet werden, wenn der Körper mit dem Bakterium infiziert wird. Vorteil dieser Untersuchungs- methodik ist eine kürzere Bearbeitungszeit (wenige Tage). Es besteht somit die Möglichkeit infizierte Tiere schon vor bzw. zwischen den Ausscheidungsintervallen zu erkennen und sofort aus dem Betrieb zu entfernen. Das Infektionsrisiko für die übrigen Rinder wird verringert.

Diese Nachweismethodik wird derzeit hinsichtlich ihrer Qualität im Rahmen einer Feldstudie getestet. Bei guten Testergebnissen wird eine Erweiterung des bisherigen Sanierungsverfahrens erwogen.

Bekämpfung und Sanierung

Bei der Bekämpfung der Paratuberkulose bzw. der Sanierung infizierter Tierbestände ist es von besonderer Wichtigkeit, potentielle Ausscheider und/oder infizierte Tiere so früh als möglich zu erkennen und aus dem Betrieb zu entfernen. Darüberhinaus haben begleitende hygienische Maßnahmen einen erheblichen Einfluß auf den Sanierungserfolg.

Hierbei sollte auf folgendes geachtet werden:

1. Sofortige Trennung des Kalbes nach der Geburt vom Muttertier, damit die Ansteckung des Jungtieres über kotverschmutzte Zitzen oder über erregerhaltige Milch ausgeschlossen werden kann.

2. Nachkommen von an Paratuberkulose infizierten Kühen sollten nicht zur Zucht eingesetzt werden.

3. Eine Fütterung der Kälber mit Vollmilch soll vermieden bzw. nur eingeschränkt zum Einsatz kommen. Es darf nur Vollmilch von Kühen verfüttert werden, die mehrmals mit negativem Ergebnis auf Paratuberkulose untersucht wurden. Ein Kochen der Milch vor der Tränkung ist eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme, die empfohlen wird.

während oder direkt nach der Geburt des Kalbes mit kotverschmutzten Gegenständen ausgeschlossen werden kann.

5. Neben der regelmäßigen Reinigung und Desinfektion von Ställen mit geeigneten Mitteln sollten diese jährlich gekalkt werden.

6. Zukauf von Tieren nur aus paratuberkulosefreien Beständen bzw. sofortige Blut- und Kotprobenuntersuchung dieser Tiere.

7. Strikte Trennung von Jung- und Alttieren auch auf den Weideflächen.

8. Keine Düngung der Weiden mit Gülle oder Festmist. Sollte dies aus betrieblichen Gründen nicht dürchführbar sein, so müssen zumindest die Jungviehweiden von einer Gülle- bzw.

Festmistdüngung ausgenommen werden.

9. Einhaltung der Untersuchungsintervalle (im derzeitigen Sanierungsverfahren halbjährlich).

Sollte ein Tier klinisch auffällig werden, ist nach Rücksprache mit dem Hoftierarzt bzw.

mit dem zuständigen Veterinäramt eine Untersuchung des Tieres auch außerhalb der Untersuchungsintervalle durchzuführen.

Nur durch möglichst konsequente Einhaltung der oben beschriebenen Hygienemaßnahmen und regelmäßige Bestandsuntersuchungen ist eine Sanierung einer an Paratuberkulose infizierten Herde möglich.

Das Staatliche Veterinäruntersuchungsamt Krefeld führt derzeit eine Feldstudie durch, mit dem Ziel, durch Einsatz neuer diagnostischer Verfahren (Untersuchung von Blutproben) und durch kürzere Untersuchungsintervalle (3 mal pro Jahr) die Sanierungsdauer zu verkürzen und damit schneller einen Sanierungserfolg zu erreichen.

Eine gute Zusammenarbeit unsererseits mit den Veterinärämtern und Landwirten ist von besonderer Bedeutung um das gemeinsame Ziel, die Sanierung von an Paratuberkulose infizierten Beständen, zu erreichen.

Für weitere Auskünfte, Informationen und Anregungen stehen Ihnen Frau Dr. Luyven (Tel.:

849-233) und Frau vom Schloß (Tel.: 849-273) zur Verfügung.

Die Information wurde von Frau vom Schloß zusammengestellt